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Neun Kinder sterben jedes Jahr im Straßenverkehr Familienministerium und Kuratorium für Verkehrssicherheit wollen Änderungen in der Straßenverkehrsordnung und bessere Bildung für Kinder und Eltern Wien – 2.900 Kinder im Alter zwischen null und 14 Jahren verunglücken durchschnittlich jedes Jahr im österreichischen Straßenverkehr. Mehr als 300 werden dabei schwer verletzt, neun sterben an den Folgen dieser Unfälle: Diese Daten präsentierte das Kuratorium für Verkehrssicherheit am Montag. Wenn alle drei Minuten ein Kind in Österreich verunglückt, sind das alarmierende Zahlen, die wir verringern müssen, sagte Familienministerin Sophie Karmasin. Jedes Kind, das verunglückt, ist eines zu viel. EU-weit liegt Österreich in der Statistik zur geringsten Zahl toter Kinder im Straßenverkehr nur auf Platz acht. Schweden ist hier eindeutig Vorreiter, im Gegensatz zu Österreich, sagt Karmasin. Jetzt sollen neue Schritte erfolgen, um die Zahl der Unfälle von Kindern zu senken. In Kindergärten und Kinderkrippen soll die Entwicklung motorischer Fähigkeiten besser gefördert werden. Bewegungskompetenzen sind für Kinder eine wichtige Möglichkeit, um Unfälle zu vermeiden oder die Schwere der Verletzungen so klein wie möglich zu halten, so Karmasin. So sollen Kinder früher lernen, wie sie sich im Fall eines Sturzes abstützen und abfangen können, und ebenso die Konsequenzen bestimmter Bewegungsabläufe. Aber nicht nur bei den Kindern will Karmasin ansetzen. Wichtig sei, dass auch die Eltern Bildung in Verkehrserziehung und Unfallprävention bekommen. Gemeinsam mit dem Infrastrukturministerium soll zudem ein Plan erarbeitet werden, welche Regelungen in der Straßenverkehrsordnung veraltet sind und ausgetauscht werden sollen. Denn derzeit dürfen rein rechtlich Roller und Kinderfahrräder nicht auf dem Gehsteig benutzt werden. Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit, hält das für nicht sinnvoll. Wir müssen es ermöglichen, dass Kinder auch legal zur Schule oder ähnliche Wege auf dem Gehsteig fahren können. Die Straßenverkehrsordnung aus dem Jahr 1959 würde neue Fahrzeuge nicht genügend berücksichtigen, hier gebe es eine Überreglementierung. Thann wünscht sich daher die Abschaffung der Regelung. Denn Kinder würden ob der geringen Geschwindigkeit auf Laufrädern und Rollern keine Gefahrenquelle darstellen. Sie sind keine Täter oder Verursacher eines Unfalls, sondern zumeist nur die Opfer. Drei Prozent der verunfallten Kinder werden als Benutzer von Skateboards, Rollern oder Rollerskates verletzt, weitere 27 Prozent als Radfahrer und 36 Prozent als Fußgänger. Der Großteil der Kinder wird jedoch Unfallopfer als Beifahrer mit Eltern oder anderen Verwandten, wie Thann betont. Viele überschätzen Kinder im Straßenverkehr, sie werden als kleine Erwachsene angesehen, sind es aber nicht. Gleichzeitig würden sich auch Autofahrer selbst überschätzen. Wir glauben, dass wir rechtzeitig anhalten können und daher entsprechende Geschwindigkeiten auch fahren. Eine Untersuchung des Kuratoriums zeige, dass in Tempo-30-Zonen vor Schulen 74 Prozent der Lenker die Geschwindigkeit überschreiten. Bei Tempo-50-Zonen würden das 58 Prozent tun. Das ist keine Bagatelle, sagt Thann. Bei einer Kollision zwischen Kind und Auto, das mit 50 km/h unterwegs ist, bestehe eine 70-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass das Kind stirbt. Ab 60 km/h sei ein Zusammenstoß fast immer tödlich.
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Panorama
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Einheitliche Budgetregeln für Länder ab 2019 Die Verordnung von Finanzminister Hans Jörg Schelling ist fertig – Gemeinden unter 10.000 Einwohner haben bis 2020 Zeit Wien – Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) hat die lange angekündigten einheitlichen Budgetregeln erlassen. Länder und Gemeinden über 10.000 Einwohner müssen die neuen Vorgaben ab dem Budget 2019 anwenden, alle anderen Gemeinden ab 2020. Spätestens bis dahin müssen sie ihre Budgets auf doppelte Buchführung umstellen und vergleichbare Angaben über Landes- und Gemeindefinanzen liefern. Die derzeitige Voranschlags- und Rechnungsabschlussverordnung stammt aus 1997. Zeitgemäß sind die darin festgelegten Regeln nicht mehr: Die EU schreibt längst eine mehrjährige Finanzplanung vor und das veraltete System der kameralistischen Einnahmen-Ausgaben-Rechnung wurde vom Bund bereits vor Jahren durch eine doppelte Buchführung (Doppik) ersetzt. Einige Länder sind hier mittlerweile nachgezogen. Kritik gibt es auch an der mangelnden Transparenz und Vergleichbarkeit der Länderbudgets. So stellte der Rechnungshof wiederholt fest, dass die Länder die eigentlich zur Vereinheitlichung gedachten Budgetregeln unterschiedlich auslegen. So werden zentrale Begriffe (wie Finanzschulden oder Rücklagen) unterschiedlich definiert, auch eine einheitliche Darstellung der Vermögenswerte fehlt. Ein genauer Vergleich der Budgets und Schulden von Ländern und Gemeinden ist damit nicht möglich. Die neue Verordnung soll die meisten dieser Kritikpunkte nun beheben: Ländern und Gemeinden wird die Umstellung von der Kameralistik auf eine Ergebnis-, Finanzierungs- und Vermögensrechnung vorgeschrieben. Bestandteil wird laut Entwurf daher auch eine Eröffnungsbilanz über das Landesvermögen zum 1.1.2019 sein. Zentrale Begriffe wie Finanzschulden, Haftungen, Rückstellungen etc. werden genau definiert. Nicht vorgeschrieben wird Ländern und Gemeinden allerdings eine mehrjährige Budgetplanung. Außerdem gilt die Verordnung zwar für Länder, Gemeinden sowie deren Tochterfirmen, nicht aber für Gemeindeverbände. Dies deshalb, weil zur Regelung dieser Punkte eine Änderung der Finanzverfassung nötig wäre. Die Verordnung ist der mittlerweile zumindest fünfte Anlauf in Richtung einheitlicher Budgetregeln, seit der Bund sein eigenes Haushaltsrecht 2007 modernisiert hat. Eine verpflichtende Übernahme der neuen Bundesregeln durch die Länder scheiterte damals. 2010 versuchte das Finanzministerium eine Vereinheitlichung mittels 15a-Vereinbarung, ein Jahr später sollten die neuen Regeln gemeinsam mit der Schuldenbremse erlassen werden. Beide Male ohne Erfolg. Erst in Gefolge des Salzburger Spekulationsskandals kam wieder Bewegung in die Sache: Gemeinsam mit dem Spekulationsverbot 2013 vereinbarten Bund und Länder, bis Juni 2014 ein neues Haushaltsrecht zu verhandeln. Zwar ließ Finanzminister Michael Spindelegger (ÖVP) diese (auch im Regierungsprogramm verankerte) Frist verstreichen, sein Nachfolger Hans Jörg Schelling (ÖVP) hat die Reform nun aber auf Schiene gebracht. Gemeinsam mit Rechnungshofpräsident Josef Moser, dessen Zustimmung für die Verordnung nötig war und der jahrelang dafür geworben hatte. Dass der Finanzminister den Ländern Vorschriften für eine einheitliche Darstellung ihrer Finanzlage machen darf, ist im Finanzverfassungsgesetz geregelt. Wie weit er dabei gehen darf, ist jedoch seit Erlass der Bestimmung 1948 strittig. Unter Finanzminister Hannes Androsch (SPÖ) vereinbarten Bund, Länder und Gemeinden daher 1974, die Regeln gemeinsam auszuhandeln (Heiligenbluter Vereinbarung). Diese Verhandlungspflicht hätten die Länder gerne in einen Bund-Länder-Vertrag über einheitliche Budgetregeln übernommen. Nun wurde die Verordnung aber ohne eine solche 15a-Vereinbarung erlassen. Für Finanzminister Hans-Jörg Schelling (ÖVP) ist mit der Verordnung, die er am Freitag unterzeichnet hat, das Thema einheitliches Haushaltsrecht für Bund, Länder und Gemeinden nach 41 Jahren Diskussion abgearbeitet. Den Vorwurf, dass Bund und Länder bei diesem heiklen Thema zerstritten wären, wies der Minister bei einem Mediengespräch am Montag zurück. Die nun erlassene Verordnung sei kein Diktat des Bundes, sondern unter Einbindung der Länder und Gemeinden entstanden. Dass die Länder am morgigen Dienstag zusätzlich noch unter sich eine 15a-Vereinbarung beschließen wollen, ist für Schelling auch kein Widerspruch. Mit dieser würden sich die Länder untereinander zu den neuen Haushaltsregeln verpflichten. Der Inhalt der Länder-Vereinbarung sei aber deckungsgleich mit der Verordnung des Bundes. Grüne pochen auf Änderung Anders sieht das der Budgetsprecher der Grünen, Bruno Rossmann. Er warnte eindringlich davor, dass die Länder die noch offenen Punkte untereinander regeln. Mit diesen 15a-Vereinbarungen droht nicht nur eine Verwässerung, sondern auch ein uneinheitliches Flickwerk. Das haben die Erfahrungen vieler 15a-Vereinbarungen gezeigt. Die Haftungsobergrenzen und das Spekulationsverbot sind ein Lehrstücke in dieser Hinsicht. In diesen Bereichen gibt es zwar einheitliche 15a-Vereinbarungen, aber das Spekulationsverbot wurde in drei Bundesländern gar nicht umgesetzt und die Qualität der Umsetzung ist völlig unterschiedlich. Bei Haftungsobergrenzen agierten die Bundesländer völlig uneinheitlich und vielfach sogar gegen die geschlossenen Vereinbarungen. Die Grünen haben die Verordnung begrüßt, fordern aber weiterhin eine Änderung der Finanzverfassung. Die Verordnung sei ein erster Meilenstein, sie lasse aber einige zentrale Punkte, die durch eine Änderung der Finanzverfassung geregelt werden sollten, offen, so Rossmann in einer Aussendung am Montag. Zu diesen offen Punkten gehören neben einem Spekulationsverbot etwa die mittelfristige Budgetplanung, einheitliche Haftungsobergrenzen, Regelungen für Gemeindeverbände und die wirkungsorientierte Budgetierung. Von einer Abarbeitung, wie Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) behaupte, kann daher keine Rede sein, so Rossmann.
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Inland
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Drogenfund: Verfahren gegen Grünen-Politiker Beck eingestellt Die Polizei hatte bei dem deutschen Politiker Anfang März vermutlich Crystal Meth gefunden – Strafzahlung von 7.000 Euro Die Staatsanwaltschaft Berlin hat das Verfahren gegen den grünen deutschen Bundestagsabgeordneten Volker Beck wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Suchtmittelgesetz eingestellt. Das berichtete Spiegel Online am Mittwoch. Beck muss allerdings eine Geldstrafe von 7.000 Euro zahlen. Beck war im März bei einer Polizeikontrolle mit 0,6 Gramm einer betäubungsmittelsuspekten Substanz erwischt worden. Dabei soll es sich um Crystal Meth gehandelt haben. Beck hatte danach seine Ämter als innen- und religionspolitischer Sprecher der Grünen abgegeben, behielt aber sein Bundestagsmandat.
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International
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Hypo-Ausschuss: Raketen und Nebelmaschine Wien/Klagenfurt - Der Grüne Rolf Holub hat am Mittwoch im U-Ausschuss betont, dass die vom Landtag beschlossene Haftungsmöglichkeit von der Hypo damals verbrecherisch ausgenutzt worden sei. Wir haben den Rahmen vorgegeben, der von Verbrechern missbraucht wurde. Von Seiten der FPÖ und der ÖVP wurde dem Grünen vorgeworfen, er habe damals zugestimmt und würde sich jetzt aus der Verantwortung stehlen. Eine konkrete Obergrenze für die Haftungen hatte der Landtag damals nicht beschlossen, sondern ein Ende für die Haftungen 2007. Die Höhe der Haftungen, die die Bank ausnützen dürfe, ergebe sich aus einem normalen Rechtsverstand, argumentierte Holub, nämlich dass ich nicht mehr ausgeben darf als ich habe. Ich wusste nicht, dass es Menschen gibt, die das zwanzigfache von dem ausgeben was sie haben. ÖVP, FPÖ und Neos wollten die Rolle der Grünen beim einstimmigen Landtagsbeschluss 2004 zu den Landeshaftungen näher beleuchten. Wir hatten keine Unterlagen, wir hatten nur einen Gesetzestext, sagte Holub im U-Ausschuss auf Fragen des ÖVP-Vertreters Gabriel Obernosterer. Danach wurde der frühere Kärntner Abgeordnete und heutige SPÖ-Landtagsklubchef Herwig Seiser zum einstimmigen Landtags-Beschluss zu den Landeshaftungen für die Bank vom Jahr 2004 befragt. Er rechtfertigte sich damit, dass der Landtag keine Informationen über die Haftungsrisiken erhalten habe: Die Nebelmaschine hat eigentlich sehr gut funktioniert.
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Wirtschaft
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Indonesien hält an "Jungfräulichkeitstests" bei Polizei und Militär fest Menschenrechtler kämpfen gegen "diskriminierende" und "menschenverachtende" Praxis Nur einmal führte sie den Jungfräulichkeitstest selbst durch. In einem Militärkrankenhaus in der indonesischen Hauptstadt Jakarta. Die Ärztin, die von Human Rights Watch (HRW) interviewt wurde, beschreibt den Vorgang als Folter. Unter Zwang mussten der Militäranwärterin in dem Spital die Beine gespreizt werden, damit mit zwei Fingern überprüft werden konnte, ob ihr Jungfernhäutchen noch intakt ist. Diese Prozedur ist in Indonesien Voraussetzung für alle weiblichen Bewerberinnen für die Armee, die Marine, die Luftwaffe und den Polizeidienst. Bei letzterem seit dem Jahr 1965, das Militär verpflichtet zu den Tests noch länger. Verheiratete Frauen sind von diesen Berufen prinzipiell ausgeschlossen. Auch wenn eine Frau einen Angehörigen der Streitkräfte heiraten möchte, muss sie sich der Untersuchung unterziehen. Bereits seit vergangenem Jahr versucht HRW die indonesische Regierung dazu zu bewegen, die ihrer Meinung nach diskriminierende und menschenverachtende Praxis aufzugeben. Hoffnung setzte die NGO in den Weltgipfel der Internationalen Organisation für Militärmedizin, der im Mai auf Bali stattgefunden hatte. Es hat sich nichts geändert, zeigt sich Andreas Harsono von HRW Indonesien enttäuscht. Die Gespräche mit dem Präsidentenpalast und der Militärführung würden zwar weitergehen, doch im Moment ist das Lager, das für die Tests ist, viel stärker als die Gegner. Gerechtfertigt wird der Test mit der Überprüfung der Moral der Anwärterinnen. So sagte der Kommandeur der Streitkräfte, General Moeldoko, im Gespräch mit dem Jakarta Globe, dass es keine andere Möglichkeit zum Test der Moral gebe. In vorherigen Interviews mit Medien ließ der General durchklingen, dass man eben keine Prostituierten in den Streitkräften und der Polizei haben wolle. Für Harsono zählt das Argument nicht: Es gibt keine wissenschaftliche Grundlage, dass mit dem Zwei-Finger-Test die Jungfräulichkeit einer Frau festgestellt werden kann. Die Weltgesundheitsorganisation hatte im November 2014 eben das in ihren Richtlinien festgehalten und angemerkt: Es gibt keinen Platz für einen Jungräulichkeits- oder Zwei-Finger-Test. Das Jungfernhäutchen kann auch vor dem ersten Mal beim Sport oder großer körperlicher Anstrengung reißen, manche Frauen werden ohne das Häutchen geboren. Diskriminierend ist die Untersuchung für indonesische Frauenorganisationen vor allem deshalb, weil es keinen dementsprechenden Test für männliche Bewerber gebe. Dem fügt Harsono hinzu, dass es manchmal in der Praxis sehr wohl zu absurden Untersuchungen kommen würde: Manche Ärzte überprüfen die Knie der Bewerber, um ihre Jungfräulichkeit festzustellen. Sind sie hart, dann ist der Mann keine Jungfrau mehr. Was aber weit weniger traumatisierend sein dürfte als der Test bei Frauen. Betroffene gaben im Interview für den HRW-Report an, dass sie teilweise von Männern bei offener Tür untersucht worden waren. Eine Frau gab an, dass sie selbst vier Jahre nach dem Test noch nicht fähig war, mit ihrem Mann zu schlafen, weil sie ihre Beine nicht spreizen konnte. Ähnliche Praktiken waren bereits in anderen Ländern mit dem Verweis auf die Verletzung von Menschenrechten abgeschafft. So anerkannten etwa Ägypten, Indien und Afghanistan, dass es sich dabei um einen Verstoß gegen die Verbote gegen Grausamkeit, unmenschliche oder degradierende Behandlung unter dem Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte und die Folterkonvention handelt. Indonesien hat beide Verträge ratifiziert. Verantwortlich für die Anerkennung des Tests in Indonesien ist laut Harsono unter anderem die konservative Moralvorstellung im Land, wo die Hausfrau und Mutter noch immer als Idealbild gilt. Doch selbst die höchste islamische Behörde des Landes, der Indonesische Ulema-Rat, spricht von einer Verletzung der islamischen Rechtslehre, wenn es um die Untersuchungen geht. Ein Vertreter des Rates schlug in einem Zeitungsinterview vor, doch lieber einen religiösen Test für die Überprüfung der Moralvorstellung durchzuführen. Präsident Joko Widodo hat sich zu dem Thema öffentlich noch nicht geäußert.
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Panorama
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Hollywood droht US-Staat Georgia mit Boykott Offener Brief gegen umstrittenen Gesetzesentwurf zu gleichgeschlechtlichen Trauungen – Warnung vor Diskriminierung Homosexueller Los Angeles – Zahlreiche Filmstudios, darunter Disney und Time Warner, und mehr als 30 Filmschaffende drohen dem US-Staat Georgia mit einem Boykott, falls dort ein aus ihrer Sicht homophobes Gesetz in Kraft tritt. Es sieht unter anderem vor, dass Kirchenvertreter gleichgeschlechtliche Trauungen abweisen können, wenn dies ihren religiösen Überzeugungen widerspricht. Kritiker warnen vor Diskriminierung Homosexueller auch am Arbeitsplatz und in sozialen Einrichtungen. Verfechter des Entwurfs Free Exercise Protection Act sprechen hingegen von einem Schutz der Glaubensfreiheit. Der Gesetzesentwurf liegt dem Südstaaten-Gouverneur Nathan Deal zur Unterschrift vor. Bis zum 3. Mai muss der Republikaner über die Annahme oder Ablehnung des Entwurfs entscheiden. Schauspieler, Regisseure und Produzenten, darunter Anne Hathaway, Julianne Moore, Rob Reiner, Lee Daniels, Gus Van Sant und Bob und Harvey Weinstein, forderten Deal am Donnerstag in einem Brief auf, sein Veto einzulegen. Andernfalls wollten sie künftig nicht mehr in Georgia arbeiten. Ihr Schreiben wurde am Donnerstag von der Bürgerrechtsgruppe Human Rights Campaign veröffentlicht. In Georgia werden zahlreiche TV-Serien und Filme gedreht, darunter Blockbuster wie The First Avenger: Civil War und Die Bestimmung – Allegiant. Der Staat räumt Produktionsfirmen Steuervorteile ein.
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Panorama
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Ablinger ist bei SPÖ-Rebellen nicht dabei Ehemalige Abgeordnete ist aus Partei ausgetreten und wird auch nicht Mitglied der Initiative "Kompass" Wien/Linz – Sonja Ablinger, die frühere SPÖ-Abgeordnete und heutige Frauenring-Vorsitzende, begrüßt die SPÖ-interne Initiative Kompass. Diese habe sehr vernünftige Vorschläge, selbst mit dabei ist sie aber nicht, erklärte Ablinger, die wegen der rot-blauen Koalition im Burgenland schließlich ganz aus der Partei ausgetreten ist. Nicht überrascht hat sie das oberösterreichische Wahlergebnis. Richtig überraschend war das Wahlergebnis leider nicht, in der Deutlichkeit natürlich schon, meinte Ablinger zum dritten Platz ihrer ehemaligen Partei bei der oberösterreichischen Landtagswahl am vergangenen Sonntag. Die starken Verluste von SPÖ und ÖVP seien aber nicht allein mit dem Flüchtlingsthema zu erklären: Das ist eine Ausrede. Die SPÖ sei seit der Wahlniederlage 2009 nicht mehr auf die Füße gekommen. Es ist ein Wahlergebnis, das Parteien bekommen, wenn sie das Gefühl vermitteln, die dringend anstehenden Probleme nicht zu lösen, verwies sie etwa auf die Rekordarbeitslosigkeit, Reallohnverluste und soziale Unsicherheit. Die Regierung jedoch antworte mit den falschen Konzepten: Sparen und Budgets runterschreiben, damit verschärfen sie nur die Krise, das sieht man in ganz Europa. Dort, wo soziale Unsicherheit wächst und die Themen nicht angesprochen werden, das ist das Feld, wo Rechtspopulismus wächst. Dass die ÖVP nun den Fehler wiederhole und sich rechts der FPÖ positioniere: Das ist eigentlich unpackbar. In Linz hält der Oberösterreich-Ableger der Initiative Kompass am Freitag seinen ersten Kongress im Bundesland ab. Ablinger begrüßt dies, auch wenn sie als aus der Partei Ausgetretene selbst nicht mitmacht. Die Partei brauche eine wirklich ernsthafte Analyse der Ursachen und eine Belebung der innerparteilichen Demokratie. Kompass biete sehr vernünftige Vorschläge und habe bereits großes Interesse ausgelöst. Ihr Parteiaustritt sei nicht leichtfertig passiert und somit kann sie sich in nächster Zeit auch keine Rückkehr vorstellen: Wenn die SPÖ wieder eine kämpferische Bewegung wird und versucht, eine wirkliche Alternative zu sein zum neoliberalen Mainstream, dann würde sie vielleicht wieder mitkämpfen, so Ablinger. Dass sich Kompass von der Partei abspalten könnte, das erwartet sie nicht. Die Initiative bemühe sich viel eher, die SPÖ wieder auf Kurs zu bringen. Mit einer Neuausrichtung gehe auch eine personelle Neuerung einher, räumte sie ein. Grundsätzlich sei jedoch die inhaltliche Neupositionierung die notwendigere Aufgabe. Durch das Schönreden des derzeitigen Parteivorsitzenden Werner Faymann fühle sich die Bevölkerung nicht ernst genommen und: Da verliert man natürlich auch als Sozialdemokrat jede Glaubwürdigkeit. Noch keinen Termin kennt sie für das Bundesschiedsgericht zur Nachfolge auf dem Mandat der verstorbenen Barbara Prammer. Das oberösterreichische Schiedsgericht hatte die Entscheidung der Parteigremien bestätigt, dass der nachgereihte Gewerkschafter Walter Schopf, und nicht Ablinger aufgrund der Quotenregelung, nachrücken soll. Ablinger zog sich daraufhin als Frauenvorsitzende in Oberösterreich zurück. Das sagt viel über die innerparteiliche Demokratie aus, wie mit Statuten umgegangen wird.
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Inland
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Apple kooperiert meist mit Sicherheitsbehörden Global mehr als 31.000 Anfragen in zweiter Jahreshälfte 2015 – 82 Anfragen aus Österreich Der US-Techkonzern Apple gibt bei Anfragen von Sicherheitsbehörden meist die verlangten Daten heraus. Von Juli bis Dezember 2015 erhielt Apple weltweit knapp 31.000 Anfragen, wie aus dem aktuellen Transparenzbericht des Unternehmens hervorgeht. Globaler Spitzenreiter bei Behördenanfragen ist Deutschland, mit mehr als 11.000 Fällen. Die US-Behörden fragten rund 4.000 Mal bei Apple um Konto- oder Gerätedaten an. Der US-Konzern gab den deutschen Behörden rund in der Hälfte der Fälle Daten heraus, den US-Behörden in vier Fünftel der Fälle. Aus Österreich gab es 82 Anfragen der Behörden, mit insgesamt 100 betroffenen Geräten und 12 betroffenen Nutzerkonten. In 63 Prozent der österreichischen Fälle lieferte Apple zumindest teilweise Daten heraus. Apple betonte, sobald die Anfrage einer Sicherheitsbehörde nach Offenlegung persönlicher Daten eintreffe, werde der betroffene Kunde im Allgemeinen informiert – es sei denn, das wird uns verboten. Ausnahmen mache Apple zudem in extremen Situationen, etwa, wenn diese Information ein Kind oder einen anderen Menschen in ernste Gefahr bringen könnte. Jede Regierungsstelle müsse für die Datenfreigabe einen Durchsuchungsbefehl vorlegen, den die Justiziare des Unternehmens sorgfältig prüften. Wir geben nur Daten heraus, wenn wir uns vergewissert haben, dass die Anfrage angemessen ist, und wir geben nur das Allernötigste heraus. Apple hatte sich vor kurzem einen wochenlangen Streit mit den US-Strafverfolgungsbehörden um das iPhone des Attentäters Sayed Farook gegeben. Der Konzern weigerte sich trotz einer gerichtlichen Anordnung beharrlich, die Entschlüsselung des Smartphones zu ermöglichen. Farook hatte im Dezember mit seiner Frau bei einem islamistischen Anschlag im kalifornischen San Bernardino 14 Menschen erschossen, ehe das Paar von der Polizei bei einem Schusswechsel getötet wurde. Der Streit in diesem Fall erledigte sich schließlich dadurch, dass es der Bundespolizei FBI gelang, das Smartphone des Attentäters ohne Hilfe von Apple zu knacken. Die US-Regierung verzichtete auf weitere gerichtliche Schritte gegen das Unternehmen.
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Web
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Bildungsforscher: "Kinder brauchen einen Freiraum" Ermunterung, Lob und klare Bildungsziele – das zeichnet laut Wilfried Smidt gute Kindergartenbetreuung aus STANDARD: In der Bildungsdebatte ist immer vom lebenslangen Lernen die Rede – welche Etappe unserer Bildungsbiografie ist aus Ihrer Sicht die wichtigste? Smidt: Aus meiner Sicht sind die ersten Lebensjahre ganz besonders wichtig, weil in diesem Alter elementare Grundlagen für die weitere Bildungsbiografie gelegt werden. Das gilt sowohl für die Familie als auch für Kindergärten oder Kinderkrippen. Studien zeigen, dass insbesondere die Qualität der Erziehung, Bildung und Betreuung wichtig ist für den späteren Bildungserfolg der Kinder. STANDARD: Die Forschung bestätigt den alten Satz Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr? Smidt: In Ansätzen schon. Die ersten Jahre markieren eine entscheidende Weichenstellung. Natürlich kann man später Rückstände durch entsprechende Förderung aufholen, aber es ist viel schwieriger. STANDARD: Wodurch zeichnet sich gute pädagogische Betreuung aus? Smidt: Was den Kindergarten betrifft, gab es in Österreich einen wichtigen Schritt: 2009 wurde ein bundesländerübergreifender Bildungsrahmenplan eingeführt. Dieser Plan sieht Bildungsziele beispielsweise in den Bereichen Mathematik, Sprache und Naturwissenschaft vor. Und er bestimmt auch die Rollen des pädagogischen Personals näher. STANDARD: Inwiefern? Smidt: Es geht darum, dass die Pädagogen und Pädagoginnen die Kinder aktiv bei ihren Bildungsprozessen unterstützen. STANDARD: Nun gibt es auch pädagogische Konzepte, die stark auf die Autonomie und die natürliche Neugierde der Kinder setzen. Ist das ein Widerspruch zu diesen Empfehlungen? Smidt: Nein, keineswegs. Es geht nicht darum, alles vorwegzunehmen oder den Kindern alles zu oktroyieren. Sondern darum, das Interesse des Kindes zu wecken – zum Beispiel indem man dialogisch mit ihm liest. So wie ich den Bildungsrahmenplan lese, sind die Bildungsziele als Empfehlungen zu verstehen. Wie der Plan tatsächlich umgesetzt wird, wurde allerdings meines Wissens bisher noch nicht in größerem Umfang untersucht. STANDARD: Montessori-Pädagogik wäre mit dem Plan kompatibel? Smidt: Ja, durchaus. STANDARD: Wie beurteilen Sie die pädagogische Ausbildung insgesamt in Österreich? Smidt: Es fällt auf, dass das pädagogische Personal im europäischen Vergleich formal eher niedrig qualifiziert ist. Die Ausbildung an den Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik beginnt auch relativ früh, nämlich mit 14 Jahren. Mir ist eine ältere Studie aus dem Jahr 2000 bekannt, der zufolge ein großer Teil der ausgebildeten Kindergärtnerinnen gar nicht in den erlernten Beruf einmündet. Allerdings sind mir keine Studien bekannt, die die Kompetenzen des pädagogischen Personals genauer untersucht hätten. Dazu gibt es keine gesicherten Befunde. STANDARD: Und die Bezahlung? Smidt: Sie ist im Vergleich zu Lehrerinnen und Lehrern in Volksschulen relativ niedrig. STANDARD: Sollte die Ausbildung auf Hochschulniveau angehoben werden? Smidt: Ich würde empfehlen, zunächst zu untersuchen, wie leistungsfähig die Ausbildung überhaupt ist. Eine Akademisierung muss noch keine Verbesserung bringen, es kommt auch hier auf die Ausbildungsqualität und auf die persönlichen Voraussetzungen der Studierenden an. STANDARD: In welchen Ländern funktioniert die Frühbildung sehr gut? Smidt: Auch diese Frage lässt sich nicht einfach beantworten. Eventuell kann man die Niederlande als positives Beispiel nennen. Dort gibt es eine verpflichtende Basisschule für Kinder ab vier Jahren, die elementarpädagogische und primarpädagogische Konzepte integriert und Übergänge vom Elementar- in den Primarbereich erleichtert. In Österreich gibt es hingegen traditionell eine deutliche Trennung zwischen dem Elementar- und dem Primarbereich. STANDARD: Kommen wir nochmals zurück zur Familie. Was macht aus Ihrer Sicht eine gute Mutter oder einen guten Vater aus? Smidt: Hier gelten ähnliche Maßstäbe wie für den außerfamilialen Bereich. Kinder brauchen Freiraum, die Angebote sollten entwicklungsangemessen sein. STANDARD: Das bedeutet konkret? Smidt: Man sollte Kinder ermuntern, sich für etwas zu interessieren, sie loben, wenn sie sich einbringen, und auf ihre Fragen eingehen. Eltern sollten Begriffe, die sie verwenden, auch erklären: Vorlesen ist zum Beispiel gut, aber noch besser wäre es, mit dem Kind auch über die Bilder zu reden, die man gemeinsam in einem Buch betrachtet. Und natürlich brauchen Kinder emotionale Zuwendung. Eine vertrauensvolle Beziehung zu den Eltern ist ungemein wichtig. STANDARD: Kann man Kinder überfördern? Smidt: Wenn Eltern den Alltag ihrer Kinder mit Bildungsangeboten überladen, kann das kontraproduktiv sein. Vor allem dann, wenn sie nicht den Bedürfnissen der Kinder entsprechen. (Robert Czepel, 8.12.2015)
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Wissenschaft
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Admira verliert gegen Rapid und fixiert Platz vier Südstädter müssen sich dem Vizemeister zu Hause 1:3 geschlagen geben, spielen dennoch kommende Saison international Maria Enzersdorf – Die Admira hat am Sonntag das letzte Spiel der Fußball-Bundesliga-Saison verloren und darf sich trotzdem als Gewinner fühlen. Trotz der 1:3-Heimniederlage gegen Rapid stehen die Südstädter fix im Europacup, weil sie durch das 0:3 von Sturm Graz bei der Austria auf Endrang vier landeten und obendrein noch im Cupfinale am 19. Mai in Klagenfurt gegen Red Bull Salzburg engagiert sind. Für Vizemeister Rapid endete durch Treffer von Louis Schaub (12.), Stefan Schwab (62.) und Mario Sonnleitner (85.) beziehungsweise Lukas Grozurek (87.) eine durchwachsene Spielzeit mit einem versöhnlichen Resultat. Der Sieg in Maria Enzersdorf bedeutete den ersten vollen Erfolg gegen die Niederösterreicher nach fünf erfolglosen Versuchen und zuletzt drei Pflichtspiel-Niederlagen in Folge. Dass es für die ohne Kapitän Steffen Hofmann (Knieblessur) angetretenen Hütteldorfer diesmal zu drei Punkten gegen den Angstgegner reichte, zeichnete sich schon früh ab. Rapid dominierte von Beginn an und wurde in der 4. MInute erstmals gefährlich, als Schaub aus guter Position verschoss. Vier Minuten später rettete Thomas Ebner nach Querpass von Schaub gerade noch vor Florian Kainz, in der 12. Minute aber gingen die Gäste in Führung – eine Hereingabe von Kainz verwertete Schaub ohne Mühe. Auch danach blieb Rapid am Drücker, agierte jedoch nicht mehr so zwingend wie in der Anfangsphase. Von der Admira war mit Ausnahme eines Schlenzers von Maximilian Sax neben das Kreuzeck (14.) wenig bis gar nichts zu sehen. In der zweiten Hälfte verstärkten die Hausherren vorerst ihre Offensivbemühungen, allerdings ohne zählbaren Erfolg. Rapid blieb gefährlicher und sorgte in der 62. Minute für die Vorentscheidung, als Ex-Admiraner Schwab einen Eckball von Kainz per Kopf versenkte. Praktisch eine Kopie dieses Tores war das 3:0 für Rapid – diesmal war Sonnleitner nach Corner von Kainz erfolgreich. Rapid-Goalie Tobias Knoflach hatte in Abwesenheit des angeschlagenen Stammkeepers Richard Strebinger einen gemütlichen Arbeitstag, musste kaum einmal eingreifen. Beim Ehrentor durch einen sehenswerten Weitschuss von Grozurek in der 87. Minute war der Schlussmann machtlos. Aufgrund der fixierten Europacup-Teilnahme ließ sich für die Admiraner die Niederlage im letzten Liga-Match mit Ernst Baumeister als offiziellen Cheftrainer leichter verschmerzen, zumal auch noch die Chance auf den Cuptitel lebt. Die bisher letzte Trophäe holte der Klub 1966, als man das Double gewann. Einige Spieler von damals, darunter Anton Herzog, Vater von Andreas Herzog, wurden schon vor dem Anpfiff der Rapid-Partie gefeiert. Applaus gab es auch für Christoph Schößwendter und Rene Schicker, die den Klub mit Saisonende verlassen. Schößwendter unterschrieb bereits bei Rapid. (APA, 15.5.2016) Fußball-Bundesliga (36. Runde):FC Admira Wacker Mödling – SK Rapid Wien 1:3 (0:1)Maria Enzersdorf, BSFZ-Arena, 5.487, SR Ouschan. Tore: 0:1 (12.) Schaub0:2 (62.) Schwab0:3 (85.) Sonnleitner1:3 (87.) Grozurek Admira: Siebenhandl – Ebner (46. Zwierschitz), Lackner, Wostry, Pavic – Knasmüllner (81. Malicsek), Toth – Bajrami, Spiridonovic, Sax (46. Grozurek) – Monschein Rapid: Knoflach – Pavelic, Sonnleitner, Grahovac, Schrammel – Nutz, Schwab – Schaub (87. Kovacec), Tomi (63. Alar), F. Kainz – Jelic (74. Kuen) Gelbe Karten: Lackner bzw. keine
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Sport
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Angeklagter Ex-BND-Mitarbeiter: Bereue Spitzeldienste für die USA 32-Jähriger legte bei Prozess in München umfangreiches Geständnis ab München/Washington/Moskau – Ein wegen Landesverrats angeklagter früherer Mitarbeiter des deutschen Auslandsgeheimdienstes BND hat ein umfangreiches Geständnis abgelegt und Bedauern über seine Spitzeldienste für die USA geäußert. Zu allererst möchte ich sagen, dass mir mein Handeln leidtut, sagte der 32-jährige Markus R. am Mittwoch vor dem Oberlandesgericht München. Er wolle versuchen, zur Aufklärung des Falls beizutragen, kündigte der Bürokaufmann zu Beginn seines ausführlichen Geständnisses an. Geld sei nicht sein ausschlaggebendes Motiv gewesen, sagte R., der in bescheidenen Verhältnissen in München lebte. Getrieben hätten ihn vielmehr die Unzufriedenheit mit seiner eintönigen Tätigkeit in der Verwaltung des Bundesnachrichtendienstes (BND) in Pullach und Abenteuerlust. Markus R. ist unter anderem wegen Landesverrats und Bestechlichkeit in besonders schweren Fällen angeklagt. Ihm droht im äußersten Fall eine lebenslange Freiheitsstrafe. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm vor, er habe von 2008 bis 2014 Hunderte vertrauliche Dokumente des BND an den US-Geheimdienst CIA geliefert und dafür mindestens 95.000 Euro bekommen. Kurz vor seiner Festnahme im Sommer 2014 soll R. auch dem russischen Geheimdienst SWR Unterlagen zugespielt haben. Der Fall hat das Verhältnis zwischen den USA und Deutschland zusätzlich belastet, das bereits wegen der Aktivität des US-Geheimdienstes NSA (National Security Agency) getrübt war. Der 32-Jährige räumte am Mittwoch detailliert ein, über die Jahre hinweg rund 300 bis 350 Dokumente an die CIA weitergegeben zu haben. Darunter sei auch eine umfangreiche Personaldatenbank gewesen – diese soll Decknamen und echte Identitäten deutscher Agenten im Ausland enthalten haben. Der Mann war im Juli 2014 festgenommen worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.
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International
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"Rise of the Tomb Raider": Trailer zeigt Bergsteigerin Lara Croft Spiel soll Mitte Juni ausführlich vorgestellt werden Square Enix hat einen ersten Teaser-Trailer zu Rise of the Tomb Raider veröffentlicht, der die junge Lara Croft bei einem ihrer ersten Abenteuer zeigt. Viel ist in dem CGI-Video allerdings nicht zu sehen, außer dass Frau Croft mit Steigeisen ausgerüstet einen eisigen Berg erklimmt. Gespielt wird die Grabräuberin erneut von Camilla Luddington. Das Spiel soll noch Ende dieses Jahres für Xbox One erscheinen, Microsoft konnte sich einen zeitlich exklusive Distribution des Titels sichern. Nach 2015 könnte Rise of the Tomb Raider auf anderen Systemen wie PC und PS4 in den Handel kommen. Erste Bilder zu dem Spiel gaben Anfang des Jahres bereits mehr Einblick. Die offizielle Vorstellung soll am 15. Juni im Zuge der Branchemesse E3 stattfinden.
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Web
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Gerald Melzer gewinnt in Mendoza zweiten ATP-Challenger Österreicher verzichtet auf die Qualifikation bei den Australian Open Mendoza – Gerald Melzer hat am Sonntag mit einem 4:6,6:4,6:0-Finalerfolg über den Franzosen Axel Michon (ATP-Nr. 221) den zweiten ATP-Challenger-Titel seiner Karriere gewonnen. Der 25-jährige Bruder von Jürgen hatte auf ein Antreten in der Qualifikation für die Australian Open in Melbourne verzichtet und stattdessen seine Südamerika-Tournee beim 50.000-Dollar-Turnier im argentinischen Mendoza begonnen. Der Lohn für die Mühen: 90 Punkte und 7.200 US-Dollar Preisgeld. Melzer kletterte um 22 Plätze im ATP-Ranking auf Rang 144. Es fehlen ihm damit nur noch vier Positionen zu seinem bisherigen Karriere-Hoch. Gerald Melzer spielt diese Woche in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires.
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Sport
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Remix OS 2.0: Desktop-Android jetzt auch für Tablets Bringt Mehrfensterunterstützung für Nexus 9 und Nexus 10 – Erste Testversion zum Download Eigentlich ist es das Ziel von Remix OS Android für den Desktop-Einsatz fit zu machen. Nun fließen die dafür vorgenommenen Änderungen aber wieder in den mobilen Bereich zurück. Softwarehersteller Jide hat eine erste Version von Remix OS 2.0 für Nexus 9 und Nexus 10 veröffentlicht. Damit bekommen die beiden Tablets eine Desktop-ähnliche Oberfläche samt Mehrfensterunterstützung. Es können also mehrere Programme parallel genutzt werden, die Fenster lassen sich frei vergrößern oder verkleinern und können auch überlappend dargestellt werden. Einen Taskbar sowie einen Desktop-ähnlichen Dateimanager bietet Remix OS ebenso. Remix OS basiert auf Android 5.1.1, es lassen sich also beliebige Apps aus der Android-Welt nutzen. Zu diesem Zweck ist auf den Images für die beiden Tablets auch von Haus aus der Play Store von Google vorinstalliert. Die Testversionen von Remix OS 2.0 für Nexus 9 und Nexus 10 können von der Seite des Softwareherstellers heruntergeladen werden. Wer diese ausprobieren will, sollte gewisse Grundkenntnisse für Tools wie Fastboot und ADB mitbringen, auch wenn die Anleitung den Ablauf recht einfach erklärt. Darauf hingewiesen sei, dass die aktuellen Releases von Remix OS noch nicht den Status stabil tragen, insofern also mit diversen Problemen zu rechnen ist.
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Web
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Britisches Parlament will IS-Verbrechen als Völkermord einstufen Eine entsprechende einstimmige Entschließung wurde an die Regierung gerichtet London – Das britische Parlament hat die Regierung aufgefordert, die Verbrechen der Jihadistenmiliz Islamischer Staat gegen Christen, Jesiden und Schiiten in Syrien und im Irak als Völkermord einzustufen. Die Abgeordneten verabschiedeten am Mittwochabend einstimmig eine Entschließung, die allerdings nicht bindend ist. Das US-Repräsentantenhaus hatte im März in einer ebenfalls einstimmig verabschiedeten Resolution die US-Regierung ebenfalls aufgefordert, die IS-Gräueltaten als Völkermord zu bezeichnen. Die Regierung kam dem nach. Der IS sei völkermörderisch in seinem Selbstverständnis, in seiner Ideologie und in seinem Handeln, sagte Außenminister John Kerry. Die Jihadisten würden außerdem Verbrechen gegen die Menschlichkeit begehen. Zugleich forderte Kerry, die Taten des IS von einem internationalen Gericht aufarbeiten zu lassen. Die Jihadisten kontrollieren große Teile des Irak und Syriens und haben in den von ihnen beherrschten Gebieten einen islamischen Gottesstaat ausgerufen. Die USA fliegen seit dem Sommer 2014 gemeinsam mit Verbündeten, darunter auch Großbritannien, Luftangriffe auf IS-Stellungen. Für den Kampf am Boden setzt Washington auf die irakischen Streitkräfte, kurdische Verbände sowie die Opposition gegen den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad. Sie werden von US-Spezialkräften unterstützt.
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International
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Lopatka nimmt neuen Anlauf zu Bargeld in der Verfassung Sieht sich durch Notenbank-Chef Nowotny bestätigt Wien – Über Sinn und Unsinn, Bargeld in der Verfassung als Staatszielbestimmung zu verankern, wurde hierzulande bereits heftig diskutiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) will bekanntlich den 500-Euro-Schein abschaffen. Eine angestrebte Verfassungsänderung wäre hinfällig, wenn die EZB anders entscheidet. Denn Österreich hat keine eigene Währung mehr, die national kontrolliert wird. VP-Klubobmann Reinhold Lopatka lässt sich von der Idee jedenfalls nicht abbringen und unternimmt einen neuen Versuch. Unterstützt sieht er sich durch ein Schreiben von Notenbank-Chef Ewald Nowotny, dem zufolge das Bargeld in der EU nur dann abgeschafft werden könnte, wenn dem alle Staaten der Union zustimmen. Einschätzung Lopatka hatte den Gouverneur um eine Einschätzung gebeten. Der Klubchef folgert nun, mit der von ihm gewünschten Verfassungsbestimmung könnten Bundesregierungsmitglieder gebunden werden, einer Abschaffung des Bargelds nicht zuzustimmen. Damit wäre klargestellt, dass in der Eurozone das Bargeld erhalten bleibe, da ein österreichischer Minister niemals einer entsprechenden Änderung auf EU-Ebene seine Zustimmung geben dürfte. Gescheitert ist der ÖVP-Wunsch nach Bargeld in der Verfassung bisher am Koalitionspartner, der zwar für den Erhalt des Bargelds ist, eine weitere Verankerung aber für unnötig hält. SPÖ-Klubchef Andreas Schieder meinte zuletzt, eine Verfassungsbestimmung hätte weder Sinn noch irgendeine Bedeutung, denn Unionsrecht stehe über der österreichischen Verfassung. Der Wunsch Lopatkas, bereits in der heutigen Sitzung eine Initiative für eine Verankerung des Bargelds in der Verfassung zu starten, dürfte daher kaum erfüllt werden.
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Wirtschaft
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Manor 2016 mit Mercedes-Power Neue Partnerschaft soll für ein höheres Wettbewerbsniveau sorgen London – Mercedes hat am Donnerstag die von Niki Lauda schon beim Formel-1-GP von Japan angekündigte Ausrüstung des Manor-Rennstalls mit Motoren ab 2016 bestätigt. Die neue Partnerschaft werde im gesamten Feld für ein höheres Wettbewerbsniveau sorgen, erklärte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff in einer Aussendung. Manor ist heuer mit dem Vorjahresmotor von Ferrari der Konkurrenz deutlich unterlegen. Mercedes rüstet aktuell neben dem eigenen Werksteam auch Force India, Williams und Lotus mit Triebwerken aus. Lotus könnte jedoch – auch nach Meinung von Wolff – im kommenden Jahr als Renault-Werksrennstall antreten.
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Sport
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Abfallfirmen kontrollieren sich selbst, illegales Handeln bleibt unbemerkt Der Abfallskandal bei Häusle Lustenau war Thema im Kontrollausschuss des Landtags. Die politische Verantwortung blieb ungeklärt Bregenz – Eine Mülldeponie im Ried, rundherum geschützte Gebiete, zum Teil sogar mit dem europäischen Siegel Natura 2000. Deponieabwässer, die das Grundwasser und benachbarte Gewässer tangieren und in die öffentliche Kläranlage gepumpt werden. Die Abfallentsorgung im Müllmusterländle scheint nicht auf der Höhe der Zeit zu sein, wie ein Umweltskandal nun aufzeigt. Tausende Tonnen Abfall wurden in Lustenau illegal vergraben. Der Häusle-Müllberg, wie Vorarlbergs größte Deponie genannt wird, beschäftigt neben Staatsanwaltschaft und Sachverständige nun auch den Vorarlberger Landtag. Am Mittwoch tagte erstmals der Kontrollausschuss hinsichtlich des größten Umweltskandals in Vorarlberg. Das einzige Ergebnis des Kontrollausschusses: Es wird einen weiteren Ausschuss geben. Und der wird, wie der erste, unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Ein Antrag der SPÖ auf Öffentlichkeit wurde von ÖVP und Grünen abgelehnt. Die Causa sei ein Kriminalfall und damit Sache der Staatsanwaltschaft, lautet die Begründung der Regierungsparteien. Im Ausschuss traf mit Illwerke/VKW-Vorstand Christof Germann ein Vertreter der früheren Häusle-Besitzer auf den aktuellen Geschäftsführer Thomas Habermann. Beide Herren haben ein klares Ziel: so viel Verantwortung wie möglich abzuwälzen, schließlich geht es um Haftungsfragen in Millionenhöhe. Eine Mitverantwortung der Landesfirma VKW und damit auch der Landesregierung auszuschließen ist ganz im Interesse der Volkspartei. 1998 hatte die VKW den Abfallentsorger Häusle von der Lobbe MTU um 18 Millionen Euro gekauft, um das Deponievolumen für das Land zu sichern. 2007 verkaufte die VKW Häusle an ein Vorarlberger Firmenkonsortium um 36 Millionen Euro. Die erhofften Synergien zwischen Energieversorgung und Abfallentsorgung hätten sich nicht realisieren lassen. Außerdem seien Unternehmenskultur und Geschäftspraktiken stark unterschiedlich, sagte der damalige Landeshauptmann Herbert Sausgruber (VP) in einer Anfragebeantwortung an die Grünen. Die Geschäftspraktiken sind auch aktuell ein Thema. Wer wie lange auf dem Areal Kunststoffmüll und gefährliche Abfälle vergraben hat, ist noch ungeklärt. Sie SPÖ spricht von einem Foto, das illegale Machenschaften im Jahr 2005 zeigt. SPÖ-Umweltsprecher Reinhold Einwallner: Sollte sich die Datierung des Fotos bestätigen, müssen wir die Rolle der VKW in diesem Kriminalfall neu bewerten. Für die Grünen stehen die politisch Verantwortlichen für das Desaster bereits fest. Grünen-Klubobmann Adi Gross: 2004 wurde das Abfallwirtschaftsgesetz von der schwarz-blauen Bundesregierung liberalisiert. Mit dieser Novelle wurde weitgehend die Selbstkontrolle zum Standard in der Abfallwirtschaft. Umweltlandesrat Johannes Rauch (Grüne): Das Gesetz wurde zugunsten der Abfallwirtschaft gezimmert, man muss über eine Nachschärfung nachdenken. Die Lizenz zur Selbstkontrolle treibt man bei Häusle auf die Spitze: Jenes Unternehmen, das die routinemäßigen Proben bei Häusle analysiert, ist auch Gesellschafter. Adi Gross spricht von einem fast undurchschaubaren, in sich verschachtelten Firmengeflecht. Sehr kompliziert ist die Konstruktion jedoch nicht: Eigentümer von Häusle sind alle großen Firmen, die in der Vorarlberger Abfallwirtschaft mitmischen. Darunter auch Gesellschafter, die der FPÖ nahestehen. Grund für Befangenheit sieht Daniel Allgäuer, Obmann des Kontrollausschusses nicht: Es geht um einen früheren FPÖ-Stadtrat in Feldkirch, der ist ja längst bei der ÖVP. Und auch sein Parteichef Dieter Egger, einst als Landesrat für die Abfallwirtschaft zuständig, sei politisch nicht verantwortlich. Die Kontrollen seien immer engmaschig gewesen. Sehr zur Empörung der Ausschussmitglieder verweigerten die beiden Exgeschäftsführer von Häusle, die mit ihrer Firma WBH Hofer 26 Prozent an der Firma halten, die Teilnahme am Kontrollausschuss. Sie verweisen auf laufende Ermittlungen. In einem Brief wehren sich Wieland Hofer und Martin Bösch gegen Vorverurteilungen. Das Vergraben von Gärresten aus der Biomüllverarbeitung hätte ihnen weder als Geschäftsführer noch Gesellschafter Profit gebracht. 1.000 Tonnen zu vergraben brächte dem Unternehmen nur 63.000 Euro Ersparnis, rechnen sie in ihrem Schreiben vor. In einem anonymen Brief an Medien und Landesregierung wird über illegale Müllgeschäfte von Mitarbeitern, die vermutlich an der Geschäftsführung vorbeigingen, berichtet. So sollen an Wochenenden Sondermüll und flüssige Stoffe in die legale Deponie eingebracht worden sein. Der Brief wurde der Staatsanwaltschaft übergeben.
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Panorama
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Single-Männer demonstrieren in Tokio gegen Kommerzweihnacht "Loser" kritisieren Diskriminierung "ungeliebter Männer" Tokio – Eine Gruppe wütender Single-Männer hat in Tokio gegen die Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes demonstriert. Mit der kapitalistischen Veranstaltung würden Alleinstehende diskriminiert, erklärten die etwa 20 Japaner am Samstag, die sich selbst Loser (Verlierer) bei Frauen nennen. In dieser Welt wird Geld aus verliebten Menschen gesaugt, und glückliche Menschen fördern den Kapitalismus, sagte der Chef der Gruppe, die sich früher Revolutionäre Verlierer-Liga nannte und vom Kommunismus inspiriert ist. Weihnachten sei das symbolischste Ereignis für dieses Phänomen. Die Demonstranten zogen durch das belebte Tokioter Einkaufsviertel Shibuya, wo am Samstag zahlreiche Familien und Paare Weihnachtsgeschenke kauften. Zerschmettert Weihnachten, stand auf Plakaten der Gruppe. Mit der Kundgebung sollten auch ungeliebte Männer unterstützt werden, sagte ein Teilnehmer, der sich MarkWater nannte. Männer, die keine Freundin hätten oder unverheiratet seien, würden in Japan diskriminiert. In Japan gibt es zu Weihnachten keine offiziellen Feiertage. In dem mehrheitlich buddhistischen und shintoistischen Land gibt es nur wenige Christen. Weihnachten wird vor allem als romantisches Ereignis für Paare zelebriert, die Straßen von Tokio sind schon Wochen zuvor dekoriert. Die Männer-Gruppe demonstriert immer wieder gegen westliche Festtage, die nach Japan importiert wurden, so auch gegen den Valentinstag.
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Panorama
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IWF geht Reform der Ukraine zu langsam Sorge über Korruption und ausbleibende Reformen Kiew – Die Ukraine riskiert wegen ausbleibender Reformen die Unterstützung des Internationalen Währungsfonds (IWF). Ich bin besorgt über die langsamen Fortschritte bei der Verbesserung der Regierungsführung und im Kampf gegen Korruption, sagte IWF-Chefin Christine Lagarde am Mittwoch. Ohne substanzielle neue Bemühungen könne der Fonds seine Hilfen für das Land kaum fortsetzen. In der vergangenen Woche hatte der ukrainische Wirtschaftsminister Aivaras Abromavicius überraschend seinen Rücktritt erklärt. Er begründete das mit grassierender Korruption und Freunderlwirtschaft in seinem Land. Der gebürtige Litauer hatte sich für einen Umbau der von Oligarchen dominierten Wirtschaft der Ex-Sowjetrepublik stark gemacht. Ein Gesetzesentwurf von Abromavicius zu Privatisierungen war mehrfach im Parlament gescheitert. Die von einer schweren Wirtschaftskrise und dem Krieg gegen prorussische Aufständische im Donbass ausgezehrte Ukraine benötigt dringend Hilfe vom IWF. Die Ukraine steht finanziell am Abgrund und hält sich nur mit internationalen Krediten über Wasser, für die im Gegenzug aber Gegenleistungen fällig sind. Derzeit wartet die Ukraine auf die Auszahlung einer Kredittranche von 1,7 Mrd. Dollar (1,5 Mrd. Euro). Die neue Kredittranche ist eigentlich schon seit Oktober fällig, wird aber noch zurückgehalten. Die Ukraine laufe Gefahr, eine verfehlte Wirtschaftspolitik zu machen, meinte Lagarde. Der Reformkurs sei dringend nötig.
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Wirtschaft
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Staatsanwaltschaft fordert Rückzahlung von steirischer ÖVP Verdacht der Untreue rund um den Grazer Gemeinderatswahlkampf 2008 Wien – Nächste Anklage in der Causa Telekom. Diesmal geht es (indirekt) um den Vorwurf der ÖVP-Finanzierung. Die einstige Telekomtochter Etel soll via Einschaltung einer Werbeagentur 2008 den Wahlkampf der Grazer ÖVP mit 119.760 Euro gesponsert haben. Die mit dem VP-Wahlkampf beschäftigte Agenturchefin soll die Ausstellung einer Scheinrechnung veranlasst und das Geld auf Rechnung der Grazer VP genommen haben, heißt es in der nicht rechtskräftigen Anklage. Leistung: angeblich keine. Die Staatsanwaltschaft fordert auch die Verurteilung der Steirischen Volkspartei. Sie soll 119.760 Euro zahlen. Untreue und Beihilfe dazu Juristisch geht es um den Vorwurf der Untreue bzw. Beihilfe dazu. Angeklagt sind sechs Personen – darunter der ÖVP-Nationalratsabgeordnete und Geschäftsführer der Grazer VP, Bernd Schönegger. Er ist Mitglied des parlamentarischen Justizausschusses. Weiters auf der Angeklagtenliste: Michael Fischer, vormaliger ÖVP-Direktor, der zuletzt Public-Affairs-Chef bei der Telekom (TA) war und derzeit in Väterkarenz ist. Der damalige TA-Festnetz-Chef Rudolf Fischer, die Chefin der CB Consult und zwei Ex-Etel-Mitarbeiter. Mandat behalten Sie alle bestreiten die Vorwürfe, und es gilt die Unschuldsvermutung. Schönegger will sein Mandat behalten. Kurz der Rahmen für die Handlung: Anfang 2008 wurde in Graz gewählt. Die ÖVP, die mit Siegfried Nagl den Bürgermeister stellte (und stellt), gewann mit 38,4 Prozent der Stimmen. Schönegger war Wahlkampfleiter. Gegen Nagl wurde nicht ermittelt. 100.000 Euro Unterstützung Laut der neunseitigen Anklage spielte sich die Sache so ab: Rudolf Fischer habe unbekannten Verantwortlichen der ÖVP-Bundespartei zugesagt, die Telekom werde den Wahlkampf der Grazer VP mit rund 100.000 Euro unterstützen. Mit der Umsetzung dieses Vorhabens habe er Public-Affairs-Mann Michael Fischer beauftragt, in Graz sei Schönegger als Kontaktmann genannt worden. Die Modalitäten des Sponsorings habe Gernot Schieszler (heute Telekom-Kronzeuge) M. Fischer kommuniziert, den Inhalt der Scheinrechnung der Agentur soll ebenfalls er vorgegeben haben. Am 9. Jänner mailte M. Fischer die benötigten Informationen an Schönegger. Er teilte dem ÖVP-Mann u. a. mit, welche Leistung zu verrechnen sei: Beratung der Integration der Markenarchitektur der Etel in die Telekom ... , Leistungszeitraum: 1. bis 3. März 2008 ... 99.800 Euro plus USt. (Kronzeuge Schieszler hat laut Anklage gestanden und andere belastet.) Verdacht auf Scheinrechnung Die Etel-Chefs hätten verärgert aber doch bezahlt. Schönegger, so der Staatsanwalt, bewegte die Agenturchefin, die Scheinrechnung zu legen und das Geld für den Gemeinderatswahlkampf zu verwenden. So sei es geschehen, am 14. Jänner legte die Agentur die Rechnung, Etel zahlte. Am 20. Jänner wurde in Graz gewählt. Ende 2008 allerdings prüfte die KPMG die Beratungsleistungen in der Telekom. Auf der Suche nach einem passenden Leistungsnachweis für die Etel-Rechnung habe einer der Etel-Chefs die Präsentation einer Werbeagentur gefunden, von Herbst 2007 (Kostenpunkt: 4200 Euro). Mit dem Vermerk nur deutlich adaptiert verwendbar ... schickte er die Unterlage laut Anklage zu M. Fischer, der skeptisch fragte: ... gibts da noch mehr? Sind nur 7 Folien, die eher sehr ,dünn sind ... Nur Allgemeinplätze Auch die interne Revision der TA fand bei der Vergangenheitsaufarbeitung des Unternehmens keine Leistungsnachweise. Die Agenturchefin habe nachträglich zwar Unterlagen zum Auftrag gefunden, die aber hauptsächlich Allgemeinplätze beinhalteten. Die Angeklagte beteuert, sehr wohl gearbeitet zu haben: eben an der Implementierung der Marke Etel in die Telekom. (Etel ging quasi in der TA auf.) Michael Fischer erklärte im Verfahren, er glaube sich zu erinnern, dass ihm Rudolf Fischer den Auftrag erteilt habe, die Sponsoringzusage, die er der ÖVP-Bundespartei gemacht hätte, auf Wunsch der ÖVP der VP Graz zugutekommen zu lassen. In strafrechtlicher Hinsicht fühlt er sich nicht verantwortlich. Ebenso Rudolf Fischer; er sprach davon, damals sei nur eine legale Anzeigenschaltung geplant gewesen.
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Wirtschaft
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Fabasoft steigerte Umsatz und Gewinn im ersten Quartal Operativer Quartalsgewinn von 0,4 Mio. Euro Die Linzer IT-Firma Fabasoft hat im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2015/16 Umsatz und Gewinn gesteigert. Die Umsatzerlöse stiegen im Jahresvergleich von 6,0 auf 7,2 Mio. Euro, das Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) verdoppelte sich vorläufigen Zahlen zufolge von 0,4 auf 0,8 Mio. Euro, teilte der in Frankfurt börsennotierte Softwareanbieter am Freitagabend mit. Der operative Gewinn (Ebit) machte im Zeitraum April bis Juni 2015 rund 0,4 Mio. Euro aus. Im Vorjahr stand hier lediglich eine schwarze Null. Der Cash Flow aus betrieblicher Tätigkeit war mit minus 1,1 Mio. Euro negativ, während er im ersten Quartal 2014 mit 0,3 Mio. Euro positiv war. Fabasoft hatte zum Stichtag 30. Juni 2015 liquide Mittel von 13,1 Mio. Euro, nach 13,4 Mio. Euro ein Jahr zuvor.
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Web
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Davutoğlu lädt Kurden von Gesprächen über Verfassungsreform aus Türkischer Regierungschef reagiert auf Autonomieforderung Ankara – Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu hat die Kurden von den anstehenden Gesprächen über eine Verfassungsänderung ausgeladen. Nach deren nahezu unverfrorenen Autonomieforderungen sei es nicht länger angebracht, die Kurden als Gesprächspartner zu akzeptieren, sagte der islamisch-konservative Politiker am Montag vor Journalisten. Er richtete sich damit an die prokurdische Partei der Völker (HDP), die viertstärkste Fraktion im türkischen Parlament. Eine Dachorganisation der kurdischen Bewegungen in der Türkei, zu der die HDP gehört, hatte am Sonntag die Autonomie für die Kurdenregionen im Südosten gefordert. Für Davutoğlus AKP-Regierung ist dies eine Provokation ersten Ranges. Die türkischen Sicherheitskräfte führen derzeit in den Kurdengebieten eine harte Offensive gegen Rebellen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die schon mehr als 200 Menschen das Leben gekostet hat. Davutoğlu will im Laufe der Woche mit den anderen Fraktionen erste Gespräche über die von der AKP anvisierte Verfassungsänderung führen. Die Regierungspartei will durch die Reform die Macht von Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan stärken. Zwar hat Erdoğans AKP bei der vorgezogenen Wahl im November 49,5 Prozent der Stimmen gewonnen und kann damit weiterhin allein regieren. Die verfassunggebende Mehrheit von 367 Mandaten verfehlte sie aber deutlich und braucht nun für die Reform deswegen die Unterstützung der Opposition. Die Oppositionsparteien im Parlament lehnen die von der AKP angestrebte Machtausweitung für das Präsidentenamt bisher geschlossen ab.
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International
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Libor-Skandal: Ex-Händler kommt mit geringerer Haft davon Gefängnisstrafe von 14 auf elf Jahre gesenkt London – Der in die Affäre um manipulierte Zinsen verwickelte Händler Tom Hayes muss nicht so lang ins Gefängnis wie zunächst angenommen. Ein Berufungsgericht in London senkte die Haftstrafe für den Ex-Angestellten von UBS und Citigroup am Montag von 14 auf elf Jahre. Dabei habe das Gericht mildernde Umstände wie etwa das bei Hayes diagnostizierte Asperger-Syndrom – eine Form von Autismus – berücksichtigt. Hayes wurde in dem seit dem Frühjahr laufenden Prozess verdächtigt, einer der Drahtzieher im weltweiten Skandal um Tricksereien beim Referenzzinssatz Libor zu sein. Im August verurteilte ihn ein Geschworenengericht zu 14 Jahren Haft. Der Skandal hatte Großbanken rund um den Globus Milliardenstrafen gekostet. An Zinssätzen wie dem Libor oder dem Euribor hängen Geschäfte in einem Volumen von vielen hundert Billionen Dollar, wodurch sich schon durch kleine Bewegungen hohe Gewinne erzielen lassen.
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Wirtschaft
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"Daesh" begann 2006 im Irak Das Akronym bedeutet das Gleiche wie Isis oder Isil Das jüngste Wort, an das sich die Welt gerade gewöhnt, ist Daesh: Es ist nichts anderes als das Akronym (ein Wort aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter) von Islamischer Staat im Irak und in Syrien auf Arabisch: Ad-Dawla al-Islamiya fi l-Iraq wa-sh-Sham (das e in Daesh ergibt sich aus der Aussprache. Daesh heißt also nichts anderes als Isis oder Isil, es wird aber vermehrt auch in nichtarabischsprachiger Umgebung verwendet, weil es das von vielen Muslimen zurückgewiesene islamisch verschwinden lässt. Es heißt zwar das Gleiche, klingt jedoch neutraler. Auf Arabisch hat es eine – erwünschte – pejorative Note. Mit dem s oder l am Ende von Isis/Isil hat es folgende Bewandtnis: Im Arabischen steht, siehe oben, für das, was wir meist mit Syrien übersetzen, ash-Sham. Das ist die historische Region des frühen Kalifats, ein Großsyrien, also – heute ein eher veralteter Begriff – die Levante. Eigentlich stimmen ja alle diese Begriffe – Daesh, Isis, Isil – nicht mehr: Die Organisation hat im Sommer 2014 die geografischen Spezifizierungen Irak und Sham als Zeichen der Universalität ihres Kalifats eliminiert. Deshalb schreiben wir im STANDARD nur IS. Das erste Mal taucht der IS als Isi auf: Islamischer Staat im Irak. So nannte sich ab Oktober 2006 die Organisation, die 2004 als Al-Kaida in Mesopotamien gegründet worden war. Deren gängige Abkürzung war Aqi (Al-Qaida in Iraq). 2010, als der jetzige selbsternannte Kalif Ibrahim – alias Abu Bakr al-Baghdadi – die Gruppe übernahm, war sie sehr schwach. Der Krieg in Syrien wurde für sie zum Jungbrunnen, von dort schwappte sie ab 2013 wieder in den Irak zurück.
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International
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Neue Burg: "Haus der Geschichte"-Projekt dürfte viel teurer werden Museums-Experten rechnen mit 25 bis 60 Millionen Euro ohne Tiefspeicher - KHM wittert Chance für Realisierung großer Lösungen - Zweifel am zeitlichen Fahrplan Wien - Mit seiner Ankündigung, in der Neuen Burg ein Haus der Geschichte einrichten zu wollen, hat Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) vor einem halben Jahr alle Beteiligten überrascht. Die räumliche wie budgetäre Redimensionierung des Weltmuseum Wien eröffne die Chance, quasi zwei Museen zum Preis von einem zu bekommen, lautete die Botschaft. Das Projekt dürfte jedoch erheblich teurer werden. Dass man mit jenen 11 Millionen Euro, die bei der Errichtung des Weltmuseum Wien im Corps de Logis eingespart werden, auskommen könnte, glaubt niemand mehr. Die Bandbreite der Schätzungen der von der APA befragten Experten ist jedoch enorm - sie reicht vom Doppelten bis zum Vielfachen, von 25 bis 60 Millionen Euro. Teurer Tiefenspeicher Dazu kommt noch der von der Österreichischen Nationalbibliothek angestrebte Tiefspeicher, der Eingang in das Regierungsübereinkommen gefunden hatte und nun laut Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) möglicherweise auch den Bedürfnissen der Universität Wien Rechnung tragen könnte. Dessen Errichtung könnte nach Schätzungen mit weiteren 30 bis 60 Millionen zu Buche schlagen. Im Kunsthistorischen Museum (KHM) wittert man aber auch die Chance, alte Projekte in diesem Zusammenhang neu zu beleben: die Unterkellerung des Maria-Theresien-Platzes sowie einen Besuchertunnel zwischen KHM-Hauptgebäude und dem Weltmuseum Wien unter dem Burgring. Auch auf die Notwendigkeit von Generalsanierungen des Hauptgebäudes und der Neuen Burg weist die KHM-Spitze in diesem Zusammenhang hin. Pi mal Daumen Im KHM soll Stefan Fleck, der für den allseits als vorbildlich und kostengünstig angesehenen Depotbau in Himberg mitverantwortlich war, erste Kalkulationen angestellt haben. Die Existenz dieses Papiers will der kaufmännische Geschäftsführer Paul Frey nicht bestätigen. Und eine Daumen mal Pi-Schätzung sei unseriös, ehe man das wissenschaftliche Konzept und das Raumkonzept des Haus der Geschichte und die sich daraus ergebenden Konsequenzen kenne: Ich weiß zwar genau, wie groß die Zahl Pi ist, wie lange der Daumen ist, wissen wir aber im Moment nicht annähernd. Dennoch wagen sich manche aus der Deckung: Inklusive Tiefspeicher mindestens 90 bis 120 Millionen Euro, nennt ein hochrangiger Museumsexperte eine geschätzte Gesamtzahl. Mit zumindest 50 Millionen exklusive Tiefspeicher rechnet der ehemalige KHM-Generaldirektor Wilfried Seipel. Auf 20 bis 25 Millionen (ohne Tiefspeicher) kommt ein anderer, konservativ kalkulierender Fachmann, der für die bereitliegenden 11 Millionen Euro nur ein müdes Lächeln übrig hat: Damit wird sich das wohl nicht ausgehen. Barrierefreiheit, Klimakonzept Größter Kostenfaktor ist wohl die bauliche Adaptierung der Neuen Burg, samt Herstellung von Barrierefreiheit und Umsetzung eines zeitgemäßen Klimakonzepts. Denn die klimatischen Bedingungen in der Neuen Burg stellen die Verantwortlichen vor große Herausforderungen: Einmal die Balkontüre aufmachen, und die Luftfeuchtigkeit verändert sich dramatisch, weiß Renate Goebl, Mitarbeiterin am Haus der Geschichte-Konzept von Claudia Haas. Für die Neuaufstellung einer Sammlung kalkulieren die Fachleute zwischen 1.000 und 4.000 Euro pro Quadratmeter, bei der Kunstkammer sollen die Kosten zwischen 6.000 und 7.000 Euro (alles inklusive) gelegen sein. Allein dies zeigt schon die große Bandbreite der möglichen Kosten - zumal auch die für das Haus der Geschichte mehrfach genannten 3.000 Quadratmeter keine reinen Ausstellungsflächen sein dürften. Diese in der Neuen Burg freizumachen dürfte auch problematisch werden. Absiedeln, verpacken, wieder aufstellen Höchstwahrscheinlich wird die Sammlung Alter Musikinstrumente weichen müssen. Derzeit sind auf 1.700 Quadratmetern rund 750 teilweise hoch fragile Objekte ausgestellt. Eine Neuaufstellung auf rund 1.000 Quadratmetern könnte im Mezzanin der Neuen Burg oder im obersten Geschoß des Kunsthistorischen Museums erfolgen, erklärte Ostermayer im gestrigen Kulturausschuss. Zumindest ersteres stößt auf wenig Gegenliebe im KHM, wo man für die durch Streichung des Korridor des Staunens des Weltmuseums wieder disponiblen Flächen lieber dem Ephesos Museum zuschlagen möchte. Klar ist jedoch: Auch die Absiedelung, Verpackung, vorübergehende Lagerung und Neuaufstellung der alten Instrumente sind ein nicht geringer Kostenfaktor. Ostermayer, meint ein hochrangiger Museumsexperte, sei beim Haus der Geschichte schlecht beraten worden, die finanziellen Konsequenzen schätzt er als enorm. Wie die meisten Befragten glaubt auch er nicht daran, dass sich das Museum tatsächlich 2018 bereits eröffnen lasse. Bis Sommer soll eine international zusammengesetzte Expertengruppe unter Leitung des Historikers Oliver Rathkolb die inhaltliche Konzeption vorbereiten, erläuterte der Kulturminister gestern den Parlamentariern den weiteren Fahrplan: Auf diesem Grundgerüst aufbauend würde der Kostenrahmen errechnet und die Aufteilung der Räumlichkeiten erfolgen. Dann werde man das Projekt ausschreiben. All das, was Professor Rathkolb jetzt ankündigt, ist nie finanzierbar, glaubt Renate Goebl. Hinzu komme das Zerstören der einen Sache mit Folgekosten und ein Kaputtsparen einer anderen Sache. Die geschätzten Kosten belaufen sich ihrer Meinung nach jedenfalls fast auf jene eines Neubaus für das Haus der Geschichte. Nahezu parallel müssten dann die Stellen für Kuratoren, Museums- und Sammlungsleiter sowie die großen baulichen Maßnahmen ausgeschrieben und vergeben werden. Für den reinen Ausstellungsaufbau wird dann ein Vorlauf von ein bis eineinhalb Jahren benötigt. Eine Eröffnung im Jahr 2018 hält Goebl daher für völlig unrealistisch.
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Inland
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Zuckerberg wird Vater – Netz feiert Hund von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg wird Vater, die Facebook-Community interessierte sich allerdings viel mehr für seinen Hund Facebook-Gründer Mark Zuckerberg (31) wird Vater. Seine Frau Priscilla erwartet eine Tochter, wie das Paar am Freitag bei Facebook mitteilte. Sie nannten zunächst keinen Termin für die Geburt. Es wird ein neues Kapitel in unseren Leben, schrieb Zuckerberg. Sie wollten die Welt nun zu einem besseren Ort für ihr Kind und die nächste Generation machen. Zugleich enthüllte Zuckerberg, dass seine Frau in den vergangenen Jahren drei Fehlgeburten gehabt habe. Man fühlt sich so hoffnungsvoll, wenn man ein Kind erwartet, schrieb Zuckerberg dazu. Man beginnt, Pläne zu schmieden – und dann sind sie weg. Die meisten Menschen sprächen nicht über Fehlgeburten. Ihnen habe es aber geholfen, mit Freunden darüber zu reden. Diesmal sei die Schwangerschaft so weit fortgeschritten, dass das Risiko gering sei. UMMMMMMM can we just talk about mark zuckerbergs dog for a goddamn second 😱 pic.twitter.com/5Bv4PYGnH7 Mehr als 1,3 Millionen Facebook-Nutzer gaben ein Like für das Foto. Einen Großteil der Aufmerksamkeit erhielt jedoch Beast – der Hund von Zuckerberg und seiner Frau. Dabei handelt es sich um einen Puli, dessen Rassen-Hauptmerkmal die bodenlange Schnüren-Behaarung ist. Schnell verbreitete sich das Foto von Beast im Internet. Allerdings ist der Hund bereits eine Berühmtheit auf Facebook. Mehr als zwei Millionen Likes zählt die Seite des Schäferhunds – für die Tochter von Zuckerberg und Chan wurde bis dato keine eigene Facebook-Seite eingerichtet.
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Web
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Nowotny erwartet humanitäre Hilfe für Griechen OeNB-Gouverneur: Ein Grexit würde die Wirtschaftslage im Land "massiv verschlechtern" Wien – Gut gewappnet sieht die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) die Eurozone bei einem Ausscheren Griechenlands aus der Gemeinschaftswährung. Die Renditen Österreichs und vor allem der Euroland-Peripherie zeigten trotz der Verschärfung der Krise keine nennenswerten Ausschläge nach oben. Die Diskussion um Griechenland hat nur sehr geringe Auswirkungen auf die Finanzstabilität im Rest Europas, folgert OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny. Auch eine Ansteckung einiger Balkanländer durch einen Grexit befürchtet er nicht, seiner Ansicht nach besteht kurzfristig keine Gefahr. Allerdings räumte Nowotny ein, dass es auf lange Sicht über Umwege doch zu negativen Auswirkungen kommen könnte. Und zwar über eine massive Verschlechterung der Wirtschaftslage in Griechenland, die auf die Konjunktur der Balkanländer durchschlagen könnte. Genau dies prophezeit Nowotny den Hellenen nämlich für den Fall eines Grexit. Er hofft, dass sich das Land für diesen Fall gut vorbereitet habe, allerdings lassen uns die bisherigen Erfahrungen skeptisch sein. Für den EU-Gipfel am Sonntag erwartet der OeNB-Chef, dass bei einer ausbleibenden Einigung im Schuldenstreit über humanitäre Hilfen nachgedacht werde, um etwa die katastrophale Lage im Gesundheitswesen zu lindern. Die EU dürfe nicht mitleids- und teilnahmslos zusehen, es gebe eigene Fonds dafür, mit denen den Griechen geholfen werden könne. Im Dialog mit den Geldgebern sieht Nowotny die Griechen gefordert, mit tragfähigen Vorschlägen in den Gipfel zu gehen. Auch für eine von ihm selbst ins Spiel gebrachte Brückenfinanzierung sei dies Voraussetzung: Geld hergeben, ohne zu wissen wofür, ist völlig ausgeschlossen. An Österreichs Banken adressierte Nowotny die Empfehlung, Kostenstrukturen zu verbessern, faule Kredite in Osteuropa zu verringern und weiteres Kapital aufzubauen. Die Systemrisikopuffer, die Klumpenrisiken in Osteuropa entgegenstehen sollen, brächten eine höhere Stabilität und eine Verbesserung der Kreditversorgung der Realwirtschaft. Diese wächst nämlich weiterhin nur auf bescheidenem Niveau, was jedoch auch an der moderaten Nachfrage der Unternehmen liegt.
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Wirtschaft
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Übliches Prozedere trotz Klagsdrohung Kunstrückgabebeirat vertagt Beratung zur Causa Fritz Grünbaum Wien – Anfang Juni kündigte Herbert Gruber namens der Grünbaum-Erben eine Klage gegen die Republik Österreich vor einem US-Gericht an. Insofern war die Empfehlung des Kunstrückgabebeirats zu zwei im Bestand der Albertina befindlichen Schiele-Arbeiten dieser Provenienz mit Spannung erwartet worden. Allein, die Beratung in dieser als kompliziert geltenden Causa wurde in der gestrigen Sitzung in den Herbst vertagt. Es geht um Kunstwerke, die einst dem Kabarettisten Fritz Grünbaum gehörten, der 1938 nach Dachau deportiert und dort 1941 ermordet worden war. Seine Schwägerin Mathilde Lukacs soll – obwohl nicht erbberechtigt – von 1952 an Teile der Sammlung verkauft haben, darunter 72 Schieles. Die zeitliche Lücke zwischen 1938 und 1956 wurde in den vergangenen Jahren erforscht. Das vorläufige Ergebnis: eine Beschlagnahme oder Verwertung war nicht nachweisbar, die Kollektion dürfte im Verfügungsbereich der Familie geblieben sein. Kunstwerke aus dem Besitz Grünbaums befinden sich etwa auch im Art Institute in Chicago, dem Museum of Modern Art und der Neuen Galerie (beide New York). Auch das Leopold-Museum (LM) besitzt mehrerer Werke, die dieser Provenienz zuordenbar sind: drei davon nachweislich (u. a. das Gemälde Tote Stadt III), fünf mutmaßlich. Zu diesem Bestand kam das Gremium unter Nikolaus Michalek 2010 zu dem Schluss, dass ein Tatbestand im Sinne des Kunstrückgabegesetzes nicht feststellbar sei. Ob sich die Empfehlung des Beirats daran orientieren wird, ist ungewiss. Das in der Albertina erarbeitete Dossier wurde der Kommission vor einigen Wochen übergeben. Das läge doch seit Jahren in der Schublade, mokiert sich Genealoge Gruber auf Nachfrage und bestätigt Vorbereitungen zur Klage in den USA. Im Mittelpunkt stünde der LM-Bestand, und derzeit sei er etwa damit beschäftigt, jene Dokumente zusammenzutragen, die belegen, dass es hier um Eigentum der Republik geht, das dem Kunstrückgabegesetz unterliege. Für ihn weiters ein eindeutiger Fall von Raubkunst. Dem widersprach das Leopold-Museum mit Verweis auf die Michalek-Entscheidung. Sollten neue Dokumente auftauchen, werde man sich damit befassen.
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Kultur
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Mazedonien beugt sich: Hunderte Flüchtlinge überqueren Grenze Sperranlagen zu Griechenland niedergerissen – Polizei wendet keine Gewalt mehr an Gevgelija – Mazedonien hat vor dem Ansturm von Flüchtlingen kapituliert und die Blockade an der Grenze zu Griechenland beendet. Hunderte Migranten, viele von ihnen aus Syrien, überquerten am Sonntag weitgehend ungehindert die Grenze. Die Sicherheitskräfte Mazedoniens, die an den beiden vorangegangenen Tagen Blendgranaten und Tränengas gegen Flüchtlinge eingesetzt hatten, hielten die Menschen nicht mehr auf, wie das Internetportal Vesti.mk berichtete. Ein mazedonischer Innenministeriumssprecher sagte, die Polizei wolle keine Gewalt gegen die Flüchtlinge anwenden, werde die Grenze aber weiter kontrollieren. Den Kapazitäten entsprechend würden in den kommenden Tagen weitere Flüchtlinge ins Land gelassen. Am Samstag hatten Hunderte Flüchtlinge am Grenzübergang Gevgelija den Stacheldraht niedergerissen, um nach Mazedonien und von dort weiter nach Serbien zu gelangen. Die mazedonischen Einsatzkräfte hatten zunächst erneut mit Gewalt versucht, die Menschen aufzuhalten. Am Sonntag überquerten rund 500 weitere Flüchtlinge die Grenze nach Gevgelija, während in dem Niemandsland an der Grenze noch 400 Menschen auf die Erlaubnis zur Einreise nach Mazedonien warteten. Mehrere Tausend Menschen kamen serbischen Medien zufolge in Presevo im Süden Serbiens an, wo schon in der Nacht auf Sonntag mit der Registrierung der Neuankömmlinge begonnen wurde. Etwa 1.000 Menschen befänden sich in dem Aufnahmezentrum, während 4.000 weitere Flüchtlinge in dem nahe gelegenen Lager Miratovac warteten, berichtete das serbische Staatsfernsehen RTS. Das UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) errichtete in Miratovac acht große Zelte, um die erschöpften Ankömmlinge medizinisch zu versorgen und ihnen Schutz vor dem kalten Wetter zu bieten. Wir haben die ganze Nacht gearbeitet, um sie zu empfangen. Der Strom der Flüchtlinge reißt nicht ab, sagte ein Rot-Kreuz-Vertreter. Mazedonien hatte am Donnerstag den Notstand an seinen Grenzen erklärt und den Übergang an einer Hauptroute blockiert. Am Samstag wurde eine zweite Begrenzung aus Stacheldraht errichtet. Im Laufe des Nachmittags wurde diese jedoch von Hunderten Flüchtlingen überrannt, um nach Mazedonien und von dort weiter nach Serbien zu gelangen. Dabei soll die mazedonische Polizei erneut Blendgranaten und Tränengas eingesetzt haben. Die meisten Flüchtlinge wollen auf der Balkan-Route über Ungarn weiter Richtung Deutschland, Schweden, Norwegen oder in die Niederlande, wo sie sich bessere Lebenschancen ausrechnen. Ungarn errichtet derzeit allerdings einen vier Meter hohen Zaun entlang der 175 Kilometer langen Grenze zu Serbien, um die Flüchtlinge zu stoppen. Ich will nach Deutschland zum Arbeiten. Ich will in Sicherheit wie ein Mensch leben. Deshalb habe ich entschieden, nach Europa zu kommen, sagte der Iraker Rostom Mohammed, der mit seiner Frau und ihren drei Kindern an der mazedonischen Grenze wartete. Sie hätten für 4.000 Euro mit einem Boot von der Türkei nach Griechenland übergesetzt, sagte Mohammed. Auf der Fahrt seien drei Menschen gestorben. Nach dem Durchbruch der Flüchtlinge an der griechisch-mazedonischen Grenze zwischen Idomeni und Gevgelija hatte der mazedonische Innenminister Mitko Cavkov an Athen appelliert, den Transfer neuer Ankömmlinge aus der Türkei zu verlangsamen, um zu einer Beruhigung der Lage zu kommen. Die in Skopje ansässige Menschenrechtsorganisation CIVIL kritisierte das Vorgehen der mazedonischen Behörden. Angesichts einer Lage, in der Menschen vor einem Krieg in ihrem Land fliehen, haben sich die staatlichen Institutionen als ineffizient, diskriminierend und schikanös entpuppt, teilte CIVIL auf seiner Webseite mit. Die Behörden müssten ihren Umgang mit den Flüchtlingen ändern und endlich internationales Recht respektieren, hieß es in Bezug auf die gewalttätigen Polizeieinsätze gegen die Flüchtlinge bei Gevgelija. Das benachbarte EU-Land Bulgarien verschärfte mit zusätzlichen Helikoptern und Grenzpolizisten die Bewachung seiner Grenzen. Um die illegale Einreise von Flüchtlingen über die türkische Grenze zu stoppen, baut Bulgarien einen bereits existierenden, etwa 30 Kilometer langen Grenzzaun zur Türkei weiter aus. Die griechische Fähre Eleftherios Venizelos brachte am Sonntag fast 2.500 Migranten im Hafen von Piräus an Land. Die Fähre lief anschließend erneut zur Insel Lesbos aus, um weitere Flüchtlinge abzuholen. Auf den Inseln in der Ostägäis harren Medienschätzungen zufolge mehr als 10.000 Migranten aus. Täglich kommen auf jeder der Inseln Hunderte hinzu. Bei einem Großeinsatz im Mittelmeer wurden nach Angaben der italienischen Küstenwache binnen 24 Stunden rund 4.400 Flüchtlinge gerettet. Dies war die höchste Zahl seit Jahren. Sie stammten von 22 Schiffen und Schlauchbooten, die Notsignale gesendet hatten. Die Rettungseinsätze verliefen bei weitgehend ruhiger See ohne dramatische Zwischenfälle. Am Sonntag gingen Notrufe von drei weiteren Flüchtlingsbooten mit einer zunächst unbekannten Zahl von Migranten ein. Mehr als eine Viertelmillion Menschen sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) seit Jahresbeginn über das Mittelmeer nach Europa geflohen. Fast 150.000 seien in Griechenland angelandet. Mehr als 100.000 Bootsflüchtlinge habe Italien aufgenommen. In dieser Zeit seien 2.365 Flüchtlinge ertrunken und damit fast 600 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
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Panorama
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Schwedische Eisenbahn stellt Personenverkehr von Dänemark ein Identität der Reisenden kann nicht lückenlos festgestellt werden Stockholm – Die staatliche schwedische Eisenbahn hat einen Stopp des Personenverkehr von Dänemark in das Land angekündigt. Als Grund gab das Unternehmen SJ am Montag an, es sei nicht in der Lage – wie von der Regierung in Stockholm gefordert –, die Identität aller nach Schweden einreisenden Fahrgäste zu überprüfen. Die Kontrollen sollen den Zuzug von Migranten eindämmen. In diesem Jahr sind in Schweden 150.000 Asylbewerber angekommen. Die Regierung hat sich deshalb aus dem Schengenabkommen über den freien Personenverkehr vorübergehend ausgeklinkt und ein Gesetz verabschiedet, das Personenkontrollen in allen öffentlichen Verkehrsmitteln vorschreibt. Ab dem 4. Jänner müssen alle Transportunternehmen mit Strafen rechnen, wenn sie Passagiere ohne einen Identitätsnachweis mit Foto ins Land bringen. Die Bahn erklärte, sie habe nicht die Kapazitäten für solche Kontrollen. Daher stelle sie den Personenverkehr ein, bis eine praktikable Lösung gefunden sei. Das Unternehmen Öresundstag, das einen Pendlerdienst zwischen Schweden und Dänemark anbietet, erklärte zudem, es werde ab dem 4. Jänner den Verkehr im Berufsverkehr reduzieren, um ausreichend Zeit für die Personenkontrollen zu haben.
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International
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Sturz stoppt Walkner: Oberschenkelbruch Österreichischer KTM-Fahrer musste auf der siebten Etappe des Rennens verletzt aufgeben Uyuni – Auch die zweite Teilnahme von Motorrad-Pilot Matthias Walkner an der Rallye Dakar hat vorzeitig geendet. Nach seiner im Vorjahr auf der zehnten Etappe des Südamerika-Abenteuers durch eine Lebensmittelvergiftung notwendig gewordene Aufgabe, kam diesmal das Out am Samstag zu Beginn der siebenten Etappe nach einem Sturz mit seiner KTM. Walkner zog sich dabei einen Oberschenkelbruch zu. Im Gegensatz zu 2015 gewann der Salzburger beim Motorsport-Klassiker keine Etappe, die Aussichten auf eine Top-Platzierung oder sogar den Gesamtsieg waren aber bis zuletzt größer. Der 29-Jährige hatte aus seinem Debüt gelernt und war in der ersten Bewerbwoche mehrheitlich taktisch und Material schonend gefahren, erst in der zweiten Hälfte nach dem für Sonntag angesetzten Ruhetag sollte der Angriff auf die Spitze kommen. Walkner ist am Samstag als Gesamt-Dritter mit lediglich 2:50 Minuten Rückstand auf den portugiesischen Honda-Piloten Paulo Goncalves in das Rennen gegangen. Mit den Etappenplätzen drei und zwei hatte der Werkspilot an den beiden Tagen zuvor sein Potenzial bereits angedeutet. Walkner galt als aktueller Cross-Country-Weltmeister als einer der Sieganwärter. Doch die Tücken der Dakar machten ihm nun doch einen Strich durch die Rechnung. Schon am Sonntag davor war er bei einem Sturz auf einem Verbindungsteilstück noch relativ glimpflich davongekommen. Am Dreikönigstag konnte Österreichs Motorsportler des Jahres eine Kollision mit zwei Lamas gerade noch vermeiden. Am Samstag erwischte es ihn schon rund 15 km nach dem Start der von Uyuni in Bolivien nach Salta in Argentinien führenden Etappe. Der kurz danach an der Unfallstelle vorbeikommende Goncalves stoppte und meldete den Unfall per Leuchtrakete. Der Iberer blieb einige Minuten bei Walkner, fasste dadurch einen Malus von rund elf Minuten aus. Später wurden Goncalves aber 10:53 Minuten wieder gutgeschrieben. Nach der Bergung wurde Walkner mit einem Hubschrauber in das Krankenhaus von Uyuni gebracht. Dort wird er gerade durchgecheckt und geröntgt. Matthias ist bei Bewusstsein, vermeldete seine Schwester Eva Walkner, Freeride-Weltmeisterin und für die Medienarbeit ihres Bruders mitverantwortlich, nach einem Gespräch mit KTM-Team-Manager Alex Doringer.
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Sport
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Autoverkäufe in Österreich weiter rückläufig In den ersten sechs Monaten 2015 wurden genauso viele Lada wie Ferrari neu zugelassen Wien – In den ersten sechs Monaten des heurigen Jahres wurden 161.633 Pkw neu zugelassen, im Jahresvergleich ein Rückgang von drei Prozent. Tageszulassungen, also die Anmeldung eines Autos durch den Händler nur für einen Tag, um die Verkaufsstatistik zu schönen, gingen um 15,1 Prozent zurück. Insgesamt waren 11.695 Autos im ersten Halbjahr Tagezulassungen. Gut verkauft haben sich neue Wohnmobile, sie verzeichneten ein Plus von 18,9 Prozent. Bei den Motorrädern gab es hingegen ein Minus von 4,5 Prozent. Bei Benzinern gab es einen Rückgang von 6,7 Prozent, bei Diesel von 0,9 Prozent, teilte die Statistik Austria am Montag in einer Aussendung mit. Bei den Neuwagen von 55 bis 105 PS sowie 126 bis 143 PS und über 171 PS gab es weniger Neuzulassungen, hingegen gab es bei den Autos von 106 bis 125 PS und 144 bis 170 ein deutliches Plus. Der große Gewinner unter den Marken war Nissan mit einem Zuwachs von 20,7 Prozent, knapp gefolgt von Suzuki mit 19,2 Prozent. Der große Verlierer war Toyota mit minus 12,9 Prozent. Detail am Rande: In den ersten sechs Monaten 2015 wurden genauso viele Lada wie Ferrari neu zugelassen – jeweils vier Stück. Bei Pkw-Neuzulassungen mit einer Zulassungsdauer von bis zu sieben Tagen ergab sich von Jänner bis Juni 2015 eine Abnahme um 15 Prozent. Weniger stark waren die Rückgänge bei jenen mit einer Anmeldedauer von bis zu 30 Tagen (minus 6 Prozent), bis zu 60 Tagen (minus 3,8 Prozent), bis zu 90 Tagen (minus 4,8 Prozent) und bis zu 120 Tagen (minus 4,9 Prozent).
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Wirtschaft
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Als Frankreichs Sonnenkönig unterging Frankreich pflegt sein revolutionäres Erbe. 300 Jahre nach dem Tod von Ludwig XIV. steht es ganz im Bann des absolutistischen Herrschers Es war ein gewaltiger Leichenzug, der sich an jenem Herbstabend 1715 vor Schloss Versailles langsam in Bewegung setzte. Die 2.500 Menschen in Schwarz nahmen sich in der einbrechenden Dunkelheit bald nur noch als Silhouetten aus. 400 Arme gingen mit rauchenden Fackeln voraus, wie es das mittelalterliche Protokoll wollte. Es folgte das livrierte Schlosspersonal, dann die Pagen, die Musketiere, die Höflinge. In der Mitte die Karosse mit der sterblichen Hülle des Königs, des Sonnenkönigs; danach der Klerus, ein Kardinal, die Grands-Maîtres, Herzöge. Zu den langsamen, hohlen Schlägen einer Totentrommel, jeder so schwer wie ein Stein, bewegte sich der Zug durch die Nacht, den Bois de Boulogne, vorbei am Hügel von Montmartre, bis er am frühen Morgen bei der Kathedrale von Saint-Denis anlangte, wo die Herrscher Frankreichs seit Jahrhunderten in den Sarkophagen der Königsgruft ruhten. Der zehnstündige Trauermarsch ist einer der eindrücklichsten Teile der Ausstellung, die Schloss Versailles dem Ende von Ludwig XIV. widmet. Totenschädel umrahmen den Eingang, und zum Tambourschlag des Sensenmannes steigt man die Stufen einer Ehrentreppe empor, die der absolutistische, eigentlich absolute, Monarch selbst benutzt haben musste. Mit etwas klammem Gefühl betritt man die völlig verdunkelten Räume und verfolgt Station um Station mit, wie der 77-jährige König vom Wundbrand in seinem linken Bein zerfressen wurde und sein Leben so beschloss, wie er gelebt hatte – würdig, die strenge Etikette des Hofes wahrend. Ich werde gehen, aber der Staat wird bleiben, waren seine letzten Worte, zutreffender wohl als das Bonmot LEtat cest moi, das man ihm fälschlicherweise in den Mund gelegt hatte. Man liest Ludwigs handschriftliches Testament, man folgt den Berichten der Autopsie, der Einbalsamierung, der öffentlichen Aufbahrung und den bourbonischen Trauerregeln, die alles überleben und bis zum spanischen König Juan Carlos Anwendung finden werden. In Versailles gab es je nach Rang die kleine, die große und die Halbtrauer, für wenige in Violett, für die meisten in Schwarz – an allen Leuchtern, allen Kutschen und Pferden. Ludwigs Zeitgenosse Mathieu Marais, ein damals bekannter Jurist, berichtete allerdings von spontanen Festen und Trinkgelagen entlang der Trauerroute. Laut Marais war das einfache Volk jedenfalls nicht vom Schmerz beseelt, den der Tod eines so großen Königs eigentlich bewirken sollte. Ludwig XIV. war der größte, langlebigste aller französischen Monarchen. Er erweiterte das Territorium seines Reiches bis an den Rhein und die Pyrenäen; er baute neben Versailles und den Champs-Élysées auch den Invalidendom und die große Pariser Plätze Vendôme oder Victoires; er förderte Autoren wie Molière, Komponisten wie Lully. Aber Ludwig war auch ein Prasser, der das Volk mit seinen Steuern drangsalierte, um im Luxus schwelgen zu können. Und wenn er nicht Menuett tanzte, führte er teure Angriffskriege, die Frankreich ausbluteten und ruinierten. Missernten dezimierten die Bevölkerung in einem Jahr um zwei Millionen Menschen, ohne dass der König sein Mitgefühl zeigte. Vor seinem Tod tauchten bitterböse Pamphlete auf, und Voltaire sagte: Ohne das Plazet des Königs ist es nicht erlaubt zu denken. Da scheint es plausibel, dass die Pariser Ludwigs Tod zumindest mit Erleichterung aufnahmen. Der alte König selbst erklärte seinem gerade einmal fünfjährigen Urenkel und Nachfolger, Ludwig XV., in einem späten Anflug von Selbstkritik: Ich habe den Krieg zu sehr geliebt, imitieren Sie mich darin nicht, auch nicht in den zu hohen Ausgaben, die ich vorgenommen habe. Die gleiche Finanzpolitik, die der große Ludwig betrieben hatte, fegte 70 Jahre später das Ancien Régime mithilfe der Guillotine hinweg. Die Versailler Ausstellung zeigt Gemälde von der Schändung der Königsgräber 1793, im vierten Jahr der Revolution. Auch Ludwigs erstaunlich gut erhaltenen Überreste warfen die Sansculotten in ein Massengrab in Saint-Denis, heute noch eine der brenzligsten Zonen der Banlieue, der Bannmeile vor der Stadt. So kehrt in Frankreich der Wind der Geschichte: In der monarchischen Restauration von 1815 wurden die erlauchtesten Ahnherren wie Ludwig XIV. wieder mit größtem Pomp geehrt. Dem guillotinierten Königspaar Ludwig XVI. und Marie-Antoinette wurde sogar ein Staatsbegräbnis zuteil. Es erschallten Rufe, die Bourbonen würden so lange herrschen, wie Frankreich existiere. Das wechselhafte Schicksal der französischen Könige gibt eine Ahnung von dem inneren Widerspruch, mit dem Frankreich bis heute lebt. Es ist der vollkommene Gegensatz zwischen absoluter Monarchie und egalitärer Revolution. Dieser tiefe Bruch, der sich nach wie vor durch die französische Gesellschaft zieht, erklärt die Gewalt der politischen und sozialpartnerschaftlichen Beziehungen – zuletzt, als Air-France-Gewerkschafter den Direktoren die weißen Hemden vom Leib rissen. Die Revolution ist heute Allgemeingut der Franzosen. Sogar die Konservativen nennen sich heute unter Nicolas Sarkozy Les Républicains, das heißt Erben der Revolution. Offene Royalisten gibt es in Frankreich kaum mehr. Ludwig XIV. rührt aber auch in den republikanischen Franzosen etwas an, das sie selbst nicht erklären können. In der Versailler Ausstellung kommt es zum Ausdruck. Der ergreifende Schlag der Totentrommel, der die Ausstellung wie ein Motiv durchzieht, die schwarzen Samttapeten in den fensterlosen Gemächern und das erloschene Weiß der Königslilien wirken so tief empfunden, als würde die Nation noch heute, 300 Jahre später, um ihren König trauern. Allerdings gilt es zu präzisieren: Die Trauer gilt nicht der Person des Königs, der Gichtfüße und eine Analfistel hatte, dazu Geschlechtskrankheiten, ständig Bauchschmerzen, Blatternnarben und im linken Oberkiefer keine Zähne mehr, weshalb ihm das Wasser beim Trinken aus der Nase lief. Wenn schon Trauer, so gilt sie der symbolischen Figur des Monarchen. Louis Quatorze ist für die Franzosen in erster Linie die Verkörperung des Großen, Grandiosen, der Grandeur. Er steht für jene Idee Frankreichs, laut der die französische Nation nur im ersten Rang sich selbst ist, wie Charles de Gaulle noch im 20. Jahrhundert sagte. Der Historiker Joël Cornette weist in einem neuen Buch über den Tod des größten französischen Königs nach, dass seine Allmacht nicht nur real, sondern auch vorgestellt war: Ludwig XIV. war zweifellos der Souverän, der sich am stärksten dem Spiel der Inszenierung verschrieb. Seine Herrschaft bestand im Wesentlichen im Fabrizieren von Bildern, Symbolen, Emblemen und Allegorien. Als der Sonnenkönig 1715 starb, begann folgerichtig der langsame Niedergang der weltweit führenden Nation. Schon Ludwig hatte auf Louisiana, seine nach ihm benannte Amerikabesitzung, verzichtet; das war der Anfang vom Ende der französischen Kolonien in Nordamerika und erklärt, warum die USA und das Internet heute nicht Französisch, sondern Englisch sprechen. Danach ging es mit Frankreich nur noch bergab. In dem pyramidal organisierten Staat, den Ludwig XIV. gezimmert hatte, fehlt heute etwas, das damals selbstverständlich war: die Hierarchiespitze, das heißt, der König selbst. Ludwigs Hauptleistung war, dass er die Grundlage für den modernen, rationalen und hierarchischen Zentralstaat schuf, der Frankreich bis heute sicher durch die Jahrhunderte geleitet hat. So wie Deutschland durch die Sprache und Kultur geeint wurde, England durch den Freiheitsgedanken und den Liberalismus, hält Frankreich dank Zentralstaat zusammen. Dass es 300 Jahre später immer noch existiert und sich im globalen Konzert trotz Dauerkrise erstaunlich gut hält, darf der verblichene Ludwig für sich in Anspruch nehmen. Was er mithilfe seiner Minister wie Colbert schuf, prägte Frankreich umfassender, als man meinen würde. Das flächenmäßig größte Land Europas bleibt etatistisch und zentralistisch, bürokratisch und merkantilistisch; es pflegt den Esprit, den Gaumen und die Mätressen, es liebt das Schauspiel in allen Formen und beansprucht für seine Ideen universelle Geltung. Vor allem aber wahrt es bis heute höfische Machtstrukturen und eine sehr persönliche Auffassung von politischer Macht. Noch heute setzt sich der Staatspräsident über sein Parlament hinweg, wenn ihm der Sinn danach steht; allein bestimmt er über die Höhe der Steuern oder den Bau neuer Atomkraftwerke, allein befehligt er die Armee, die Staatsanwaltschaft und die TV-Direktoren. François Hollande mag kein Sonnenkönig sein, nur ein geringer Ersatz für die fehlende Pyramidenspitze; aber was Frankreichs Kurs in Syrien oder der Flüchtlingspolitik anbelangt, bestimmt er in Eigenregie.Der König ist tot, es lebe der Wahlmonarch.
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International
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Frauen sprechen im Schnitt mit tieferer Stimme als angenommen Stimmlich liegen Frauen nicht eine ganze, sondern nur eine halbe Oktave über den Männern Leipzig – Eine bisher in der Fachwelt anerkannte Annahme über die Stimmlage von Frauen muss wohl revidiert werden. Ein Studie des Leipziger Forschungszentrums für Zivilisationserkrankungen (LIFE) konnte nachweisen, dass Frauen durchschnittlich tiefer sprechen als gedacht. In der eingängigen Fachliteratur ist bisher ausgewiesen, dass Frauen etwa ein Oktave höher sprechen als Männer, sagte Christoph Engel vom Leipziger Institut für medizinische Informatik und Statistik. Es hätte sich herausgestellt, dass Frauen ihre Stimme deutlich tiefer einsetzen. Sie liege nur ungefähr eine halbe Oktave über der von Männern. Innerhalb der LIFE-Studie mit 10.000 Teilnehmern hätte es phoniatrische Untersuchungen von 2.500 Probanden gegeben. Wir konnten damit weltweit erstmals bei einer so großen Gruppe die Normwerte von Stimmen ermitteln, sagte Engel.
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Wissenschaft
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Südsudan weist UN-Hilfskoordinator aus Toby Lanzer ohne Begründung zur Persona non grata erklärt New York/Juba – Die Regierung des Südsudan hat nach Angaben der Vereinten Nationen den Vize-Chef der UN-Mission ausgewiesen. Toby Lanzer sei zur Persona non grata erklärt worden und dürfe nicht wieder einreisen, sagte ein UN-Sprecher am Montag in New York. Ein Grund für die Entscheidung war nicht bekannt. Offenbar hat die Regierung in Juba den Vereinten Nationen die Ausweisung nicht mitgeteilt. Lanzer hatte demnach versucht, wieder einzureisen, wurde jedoch abgewiesen. Die Vereinten Nationen teilten die Ausweisung mit, nachdem nun klargeworden ist, dass die Regierung ihre Entscheidung nicht zurücknimmt, sagte der UN-Sprecher. Lanzers Dienstzeit wäre Ende dieses Monats ohnehin abgelaufen. Der Nachfolger des Briten, der Ghanaer Eugene Owusu, stehe bereits fest. Lanzer soll künftig den Posten des Regionalkoordinators für die Sahel-Zone übernehmen. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon verurteilte die Ausweisung und forderte von der südsudanesischen Regierung volle Zusammenarbeit. Der Südsudan ist das jüngste der 193 UNO-Mitglieder und erst seit Juli 2011 ein Staat. Seit Dezember 2013 erschüttert ein Bürgerkrieg zwischen den Anhängern von Präsident Salva Kiir und seinem früheren Stellvertreter Riek Machar das Land. Dabei kamen schon Tausende Menschen ums Leben, etwa ein Viertel der acht Millionen Südsudanesen sind Flüchtlinge im eigenen Land.
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International
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Fiebernde Kleinkinder obdachlos in Traiskirchen Rund um das Lager müssen Flüchtlinge auf dem Gehsteig tagelang auf Erstaufnahme warten Traiskirchen – Es gebe seit vergangener Woche keine obdachlosen Flüchtlinge mehr in Traiskirchen, sagte am Dienstag der von der Regierung eingesetzte Flüchtlingskoordinator Christian Konrad. Das Innenministerium bestätigte diese Information. Ein Lokalaugenschein des STANDARD zeigte am Mittwoch ein anderes Bild. Auf dem an das Flüchtlingslager angrenzende Gelände der Polizeisicherheitsakademie (Siak), wo neu ankommende Schutzsuchende seit dem Aufnahmestopp in großen weißen Rot-Kreuz-Zelten untergebracht werden, standen am Mittwoch auch mindestens 20 kleine Campingzelte. Einsehbar waren sie erst bei einem Blick über die Mauer, die das Siak-Areal umgibt. Karl-Heinz Grundböck bestätigt dem STANDARD, dass rund 100 Personen in Campingzelten schlafen würden. Es sei aber niemand mehr unter freiem Himmel. Für einige gibt es nicht einmal ein Campingzelt. Sie haben sich außerhalb des Lagers auf der Straße niedergelassen und schlafen tagelang auf dem Asphalt. Rula, eine junge Frau aus Syrien, erzählt, dass sie vor zwei Tagen mit ihrer mehrköpfigen Familie nach Traiskirchen geschickt wurde. Dort wurde aber nur die halbe Familie aufgenommen. Sie blieb mit drei ihrer Kinder auf der Straße zurück; zwei von ihnen liegen fiebernd neben ihr am Gehsteig. Die ärztliche Versorgung sei nur für im Lager aufgenommene Flüchtlinge, habe man ihr gesagt. Wie es nun weitergehe, wisse sie nicht. Einheimische hätten ihr Essen und Wasserflaschen gebracht. Radi H., ein junger Syrer, wartet mit seiner Familie ebenfalls auf der Straße. Die Familie wurde aus dem Erstaufnahmezentrum im oberösterreichischen Thalham von den Behörden vor drei Tagen zur Registrierung nach Traiskirchen geschickt. Dort würden sie aber nicht hineingelassen, erklärte eine für die Familie zuständige Mitarbeiterin der Volkshilfe. Sie hätte in Oberösterreich Schlafplätze für die Familie, doch dorthin könnten sie erst gebracht werden, wenn sie in Traiskirchen registriert wurden. Radi H. schätzt, dass etwa 200 Flüchtlinge auf dem Gehsteig vor dem Lager übernachten. Laut Grundböck bleiben derzeit Flüchtlinge, die direkt in Traiskirchen Asylantrag stellen, auf der Straße. Helfer würden immer wieder Schutzsuchenden in ihren Autos vorbeibringen. Während des Erstaufnahmeprozedere dürften sie sich nicht entfernen, würden aber gleichzeitig wegen Platzmangels und Aufnahmestopps nicht im Lager untergebracht. Es gebe keine Kapazitäten, um die Menschen nachts in Notquartiere zu bringen. Man habe behelfsmäßig Stühle im Feldspital auf dem Lagergelände für die Wartenden aufgestellt. (Text: Christa Minkin, Video: Maria von Usslar, 17.9.2015)
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Panorama
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Rumblr: "Tinder für Straßenkämpfe" entpuppt sich als PR-Gag Agenturgründern gelingt Marketing-Stunt – Kontroverse App versprach einfache Organisation von Schlägereien Dating-Apps wie Tinder haben es vorgemacht. Auch soziale Aspekte des Lebens lassen sich bis zu einem gewissen Grad vereinfachen. Was bei Flirts funktioniert, könnte auch bei gemeinsamer Aggressionsbewältigung klappen – das suggeriert die Website der App Rumblr vor, die als Tinder für Straßenkämpfe beschrieben wird. Zahlreiche Medien berichteten über die Software, die laut Ankündigung bald im iTunes Store abrufbar sein solle. Doch in Wahrheit handelt es sich um einen PR-Gag Rumblr ist eine App für Freizeitkämpfer um andere Kampfenthusiasten aus der Gegend zu finden, zu treffen und mit ihnen zu kämpfen, wird Rumblr auf seine Website beschrieben. Wie auf Tinder sollten Nutzer durch eine Liste an kampfbereiten Gegnern aus der Umgebung blättern und diese bei Gefallen markieren können. Bei gegenseitigem Interesse, so das Konzept, öffnet sich ein Chat, um Zeit und Ort des Gerangels auszumachen. Per öffentlicher Ankündigung wäre auch Publikum zu finden gewesen. Die App war allerdings nur ein Portfolio-Projekt, um uns beim Start unsere Werbeagentur ‘von Hughes‘ zu helfen, schreiben die Köpfe hinter Rumblr. Beim Bekenntnis landet man allerdings nur, wenn man sich ein wenig mit der rudimentären Web-Ausgabe der fiktiven Kampfvermittlung beschäftigt, die vor kurzem online gestellt wurde. Es war zuerst eine lustige Idee, die schneller zu etwas Größerem wurde, so die Agenturgründer weiter. Schon nach ein oder zwei Tagen sei Rumblr von einer wichtigen Tech-Seite aufgegriffen worden und hätte sich von dort global über dutzende andere Seiten verbreitet. Man habe hunderte Tweets beantwortet, Presseauskünfte gegeben und die Pseudo-Marke immer größer werden lassen. Bei einer Google-Suche tauchen aktuell rund 1,8 Millionen Ergebnisse für den Suchbegriff Rumblr auf. Berichtet hatten im deutschen Sprachraum etwa Vice oder Wired – freilich mit Verweis auf einen möglichen Fake. Man entschuldige sich bei allen, die ernsthaftes Interesse an einer solchen App gehabt hätten. Solltet ihr wirklich aufgestaute Angst abbauen wollen, überlegt, ob ihr euch nicht mit wichtigeren Probleme wie Gangkriminalität, häusliche Gewalt oder jugendlichen Risikogruppen anlegen woll, so das abschließende Statement. Dazu verlinkt man zu den entsprechenden Initiativen Future without Violence, CWLA und Homeboy Industries.
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Web
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"Stardew Valley" für Mac, Linux und Konsolen in Arbeit Entwickler hat auch einen Multiplayer-Modus und neue Spielinhalte angekündigt Das populäre Windows-Spiel Stardew Valley soll bald auch für Mac, Linux und Konsolen zur Verfügung stehen. Das kündigte Entwickler Eric Barone alias ConcernedApe kürzlich an. Außerdem soll Version 1.1 einen Multiplayer-Modus bringen. Für die Weiterentwicklung hat sich der Entwickler nun externe Hilfe geholt. Publisher Chucklefish hilft bei der Portierung des Spiels auf andere Plattformen, bei Übersetzung in mehrere Sprachen sowie bei der technischen Umsetzung des Multiplayer-Modus. Auch neue Spielinhalte sind geplant, daran will Barone aber weiterhin alleine arbeiten. Unter anderem soll es neue Events und Inhalte bei weiter fortgeschrittenem Spielstand und neue Rätsel geben. Einen Zeitplan hat der Entwickler noch nicht genannt. Durch die externe Unterstützung sollte die Entwicklung aber schneller vorangehen, als bisher, Das Spiel hatte nach seiner Veröffentlichung im Februar für Aufsehen gesorgt, da es sich schnell zu den am besten verkauften PC-Spielen aufgeschwungen hatte, obwohl dahinter kein großes Studio sondern nur eine einzelne Person steht.
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Web
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Janko stellt sich vorerst auf Reservistenrolle ein ÖFB-Teamstürmer sieht bei sich selbst zu Saisonbeginn mit dem FC Basel noch Aufholbedarf. Talent Breel Embolo als Konkurrent im Sturm ÖFB-Teamstürmer Marc Janko geht mit hohen Erwartungen in seine erste Saison beim FC Basel. Der Schweizer Fußball-Meistertitel ist für den Serienchampion fast schon Pflicht. Dazu will Janko auch international reüssieren. Zu Saisonstart am Sonntag (13.45 Uhr) gegen den FC Vaduz stellt sich der 32-jährige Niederösterreicher aber noch auf eine Reservistenrolle ein. Gemeinsam mit Mittelfeld-Neuzugang Zdravko Kuzmanovic von Inter Mailand wird Janko langsam an die volle Belastung herangeführt. Wir haben noch ein bisschen Aufholbedarf. Ziel ist es, bei den ersten Champions-League-Qualispielen bei 100 Prozent zu sein, erklärte der Angreifer im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur. Wie sein Ex-Club Salzburg steigt auch Basel Ende Juli in den Bewerb ein. Das abschließende Testspiel am Mittwoch gegen Bayer Leverkusen (2:1) ließ Janko wegen einer leichten Muskelverhärtung aus. Am Wochenende dürfte er auf der Bank Platz nehmen. Sein Vertreter im Sturmzentrum ist Supertalent Breel Embolo. Dem 18-Jährigen, der bereits im Schweizer Nationalteam gespielt hat, wird eine große Karriere vorausgesagt. Er ist extrem schnell und robust. Er könnte ein Großer werden, sagte Janko. Der Österreicher rechnet daher als Nachfolger von Clublegende Marco Streller, der seine Karriere beendet hat, nicht mit einem unumstrittenen Stammleiberl. Er ist 18 und hat viel Potenzial. Ich gehe davon aus, dass er gefördert wird. Ich habe aber das Selbstvertrauen, dass ich sicher auch auf meine Spiele kommen werde, betonte Janko. Konkurrenz sei im Profifußball immer da. Ich muss arbeiten, aber ich will auch gar nichts geschenkt. Mit dem Spielsystem hat sich Janko bereits angefreundet. Basels 4-2-3-1 scheint wie auf ihn zugeschnitten. Ich glaube, ich passe hier sehr, sehr gut hin. Selten habe ich mich bei einem Club so schnell wohlgefühlt, erklärte der Globetrotter, für den die Schweiz nach einem Jahr in Sydney bereits die fünfte Auslandsstation darstellt. Janko: Ich will meine Fußstapfen hinterlassen. Hier habe ich alle Voraussetzungen dafür. Die Erwartungen sind allerdings hoch. Alles andere als der siebente Meistertitel in Folge wäre für Basel eine Enttäuschung. Das ist ähnlich wie bei den Bayern, meinte Janko. Wenn wir das nicht werden, ist es eine verlorene Saison. Das ist schon eine gewisse Drucksituation, für mich aber nichts Neues. Ich spiele lieber um den Meistertitel als gegen den Abstieg. Als Hauptkonkurrenten sieht Janko die beiden Zürcher Clubs sowie die Young Boys Bern. Aber der Titel führt immer über Basel, meinte der neue Goalgetter. Wir sind der große Favorit – trotz der Abgänge. Einmal mehr haben die Bebbi im Sommer mehrere Stützen verloren. In den vergangenen Jahren ist es dem Club aber immer wieder gelungen, das zu kompensieren. Ich hoffe, dass die Serie heuer nicht reißt. Dann könnte Janko nächsten Sommer möglicherweise mit dem fünften Meistertitel seiner Karriere zur EM nach Frankreich reisen. Das Nationalteam hatte er auch bei seinem Wechsel im Hinterkopf. Woche für Woche auf höchstmöglichem Niveau gefordert zu werden, war einer der Gründe, warum ich unbedingt zum FC Basel wollte. Zwar hat Janko auch als Australien-Legionär im Teamtrikot seine Leistung gebracht (in den drei bisherigen Länderspielen des Jahres 2015 hat er immer getroffen), Tempo und Trainingsbelastung seien beim Schweizer Meister aber höher. Das wird zwangsläufig auch die Fitness steigern, meinte Janko. Dann muss ich nicht mehr in der 75. oder 80. Minute mit Krämpfen vom Platz. Auch nicht im ÖFB-Team. (APA/red. 16.7.2015)
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Sport
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Traumdebüt für Hütter, Goal für Janko Ex-Salzburg-Trainer coacht Young Boys Bern zu 4:0-Sieg über Vaduz – Janko netzt bei Basel-Heimerfolg Basel/Bern – Adi Hütter durfte am Samstag über einen erfolgreichen Einstand in seinen neuen Job jubeln. Der frühere Salzburg-Meistermacher holte in der Schweizer Fußball-Super-League mit den Young Boys Bern einen 4:0-Heimsieg. Danach zeigte sich Hütter erfreut darüber, was er auf dem Rasen gesehen hatte. So eine Balleroberung, wie wir sie heute hatten, haben wir in den sechs Tagen trainiert. Und jetzt haben wir sie umgesetzt. Unsere Tore sind durch viele Ballgewinne entstanden. Die Mannschaft war über 90 Minuten konzentriert und hoch aktiv. Sie hat immer wieder versucht, nach vorne zu spielen. Für den Vorarlberger soll die gelungene Premiere nur der Anfang auf dem Weg zum Erfolg in Bern sein. Es gibt natürlich noch einiges zu tun, sagte Hütter. Wir müssen zum Beispiel lernen, den Ball besser zirkulieren zu lassen. Der 45-Jährige wirkte besonders in der ersten Hälfte sehr engagiert. Er war immer wieder in der Coaching-Zone und trieb seine Spieler lautstark an. Aber ich mache das nicht über 90 Minuten und künftig sicher auch nicht in jedem Spiel. Ich bin kein Hampelmann. Überlegener Spitzenreiter ist der FC Basel, der mit dem 2:1-Heimerfolg über St. Gallen (Sandro Gotal ab 66.) den achten Sieg im achten Liga-Saisonmatch feierte. Marc Janko spielte beim Tabellenersten durch und erzielte in der 82. Minute das zweite Tor für Basel. Der ÖFB-Teamstürmer hält damit beim Schweizer Meister bei sechs Toren in acht Bewerbspartien.
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Sport
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Mit der Braut nicht einverstanden: Prügelei in Mannheimer Standesamt Angehörige des Bräutigams schlugen zu – Paar gab sich dennoch das Ja-Wort Mannheim – Bei einer Trauung im Mannheimer Standesamt ist es zu einer Prügelei gekommen. Die Standesbeamtin wurde leicht verletzt. Wie die Polizei berichtete, waren Angehörige des Bräutigams mit der Wahl der Braut nicht einverstanden. Deshalb kam es am Samstagnachmittag im Trausaal zu einer Schlägerei, auch Inventar wurde beschädigt. Dennoch gab sich die Paar danach das Ja-Wort und feierte in einem Gartenverein – ohne weitere Zwischenfälle, wie die Polizei berichtete. Gegen vier Verdächtige im Alter zwischen 15 und 47 Jahren wurden Ermittlungen wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und Beleidigung eingeleitet.
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Panorama
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Pädophile verstecken Kinderpornografie auf legalen Erotikseiten Die Internet Watch Foundation warnt in einem Bericht davor, dass unschuldige Nutzer ins Netz der Behörden gelangen könnten Pädophile nutzen vermehrt eine gefinkelte Methode, um Fotos und Videos von Kindesmissbrauch ins Netz zu stellen. Sie verstecken sich hinter legalen, kommerziellen Pornoseiten, die wie reguläre Portale wirken. Unter bestimmten Endungen der Internetadressen, die nicht direkt verlinkt werden, können Eingeweihte jedoch auf kinderpornografische Inhalte zugreifen. Das könnte bedeuten, dass auch unschuldige Nutzer ins Visier der Behörden gelangen, warnt nun die Internet Watch Foundation (IWF). Es ist ein bisschen so, als ob man ein ‚geheimes Passwort‘ besitzt, erklärt die IWF in ihrem Bericht. Dies sei ein signifikantes Problem, da es das Aufspüren und Analysieren der illegalen Inhalte erschwere. In den vergangenen zwei Jahren hätten sich solche Angebote vervierfacht, wobei 21 Prozent der untersuchten Bilder oder Videos zu kommerziellen Zwecken aufgenommen worden waren. Fred Langford, Chef der IWF, warnt im Guardian, dass normale Nutzer unabsichtlich auf solche Seiten gelangen und sich strafbar machen könnten. Manche Menschen denken vielleicht, sie würden legale Pornografie mit erwachsenen Darstellen sehen, sammeln dabei aber Spuren der Kinderpornografie in ihren Browsern, sagt Langford. Wenn die Polizei nun die Besucher einer als Speicherort für Kinderpornos bekannten Webseite untersucht, könnte sie auch unschuldige Nutzer verfolgen. Es wird bei einem solchen Verdacht dann viel schwieriger, die Unschuld des Angeklagten zu beweisen – umgekehrt wird es aber auch schwieriger, stichfeste Beweise zu sammeln, sagt Langford weiter. Die gemeinnützige Organisation darf seit zwei Jahren selbst aktiv nach Kinderpornografie suchen. Sie wird von mehreren großen IT-Konzernen wie Apple, Google und Microsoft unterstützt.
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Web
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Referendum über Änderung des Wahlrechts in Polen gescheitert Quorum nicht erreicht Warschau – In Polen ist eine Volksabstimmung über die Einführung des Mehrheitswahlrechts gescheitert. Wie die Wahlleitung am Montag mitteilte, nahmen am Sonntag lediglich 7,8 Prozent der mehr als 30 Millionen Wahlberechtigten an dem Referendum teil. Für eine gültige Abstimmung wäre eine Wahlbeteiligung von mehr als 50 Prozent erforderlich gewesen. Bei dem Votum sollten die Wähler entscheiden, ob künftig jene Kandidaten ins Parlament einziehen, die in ihren Wahlkreisen die meisten Stimmen erhalten. Bisher wird in Polen nach einer Mischung aus Mehrheits- und Verhältniswahlrecht, bei dem Parteien Wahllisten aufstellen, über die Verteilung von Abgeordnetenmandaten entschieden. Unter den Wählern, die sich an der Volksabstimmung beteiligten, fand eine Wahlrechtsänderung allerdings Zustimmung: Rund 79 Prozent plädierten für das Mehrheitswahlrecht. Das Referendum ging auf eine Initiative von Ex-Präsident Bronislaw Komorowski zurück. Die Polen sollten zudem ihr Votum über die Parteienfinanzierung aus öffentlichen Mitteln und das Steuerrecht abgeben.
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International
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Wiener SPÖ will FPÖ nicht in die Hände spielen Stadtroten sehen sich nach den Wahlniederlagen in ihrem Kurs bestätigt Michael Häupl schweigt noch hinsichtlich der Wahlergebnisse in der Steiermark und im Burgenland. Der Wiener Bürgermeister möchte sich erst bei seiner wöchentlichen Pressekonferenz am Dienstag zu den enormen Zugewinnen der FPÖ und den Verlusten von SPÖ und ÖVP äußern. In der Zwischenzeit muss sein Sprecher Martin Ritzmaier mit Erklärungsversuchen aushelfen. Man werde nicht den Fehler machen, ins allgemeine Gejammere einzustimmen, sagt er, aber man nehme das Ergebnis in beiden Bundesländern sehr ernst. Man könne nicht die Augen davor verschließen, dass die Emotion bei vielen dazu führe, das Kreuz bei der FPÖ zu machen. In Wien hätten jedoch bereits bei der letzten Wahl fast 26 Prozent der Wählerinnen und Wähler der FPÖ ihre Stimme gegeben, der Wähleraustausch sei somit schon abgeschlossen. Zum Vergleich: Die SPÖ kam 2010 auf 44,3 Prozent. Das Wichtigste sei nun, die Wahlbeteiligung zu erhöhen. Jene, die mit Rot-Grün zufrieden seien, aber dazu tendieren, am Wahlsonntag zu Hause zu bleiben, müssten mobilisiert werden. In Wien sind bei den vergangenen Gemeinderatswahlen 67,6 Prozent der Wahlberechtigten wählen gegangen. Auch SPÖ-Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler verfolgt das Ziel, die Beteiligung zu erhöhen. Er sieht sich nach den Wahlen in der Steiermark und im Burgenland in seinem Kurs bestätigt. Man werde Themen, die den Menschen wichtig sind, in den Vordergrund rücken, Wohnen, Arbeit und Bildung, und nicht den Fehler machen, der FPÖ mit dem Ausländerthema in die Hände zu spielen. Dass die Wahl nach langem Hin und Her im Oktober stattfinde, sieht Niedermühlbichler positiv. Häupl habe das richtige Gespür gehabt, die Wahl nicht aus taktischen Gründen vorzuverlegen. Auch die FPÖ signalisierte am Montag, für den Wahlkampf startklar zu sein. Dass die Blauen den Rückenwind der Bundesländerergebnisse nutzen wollen, zeigte sich beim Sonderlandtag zum Thema Betteln. Die FPÖ forderte ein sektorales Verbot, während die SPÖ darauf hinwies, dass es ausreichende Regelungen gebe. Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer sagte am Montag, er erwarte ganz heftige politische Reaktion nach der Wien-Wahl. Wenn die SPÖ so einbreche wie in der Steiermark, werde Häupl Geschichte sein, und er werde nicht allein gehen und jemand anderen mitnehmen, so Bachmayer in Richtung Werner Faymann.
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Inland
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Slowenischer Premier warnt vor Zerfall der EU Miro Cerar: "Wenn nicht sofort was geschieht, zerfällt Europa in wenigen Wochen"– Orban verhöhnt Merkels Politik der offenen Grenzen Brüssel – Leader‘s Meeting Western Balkans Route – Spitzentreffen zur Westbalkanroute – so lautete, etwas ungelenk formuliert, der Titel des Treffens von 13 Regierungschefs mit den Spitzen der drei wichtigsten EU-Institutionen und des UN-Hochkommissars für Flüchtlinge. Sie hatten sich Sonntagsnachmittag auf Einladung von Präsident Jean-Claude Juncker in den Räumlichkeiten der EU-Kommission in Brüssel zu einer Dringlichkeitssitzung versammelt. Das Ganze wirkte nicht nur wegen des überhastet hergestellten Plakatslogans stark improvisiert. Auf den Gängen wurden notdürftig Presseräume eingerichtet. Es trafen sich zehn Premiers von EU-Staaten mit drei aus Nicht-EU-Staaten. Dieses Format existiert in den europäischen Verträgen nicht, Frankreich, Italien, Großbritannien etwa fehlten, sodass von Anfang an eines feststand: Um die Durchsetzung der vor Wochen beschlossenen Aufteilungsquoten auf die EU-Länder konnte es hier nicht gehen. Auch wenn zum Beispiel EU-Parlamentspräsident Martin Schulz zu Protokoll gab, das nur das eine Lösung bringen könnte. Vielmehr war von Anfang an klar: Hier finden ein Nottreffen statt, weil mit einem der höchsten Güter, der Stabilität in Europa gespielt wird (Schulz). Einziges Thema: Wie kann man eine humanitäre Katastrophe durch den anwachsenden Zustrom an Flüchtlingen auf der Balkanroute durch besseren Schutz der EU-Außengrenzen verhindern? Welche praktischen Lösungen und konkrete Kooperation der Staaten sind nötig? Es blieb dem slowenischen Premierminister Miro Cerar vorbehalten, mit drastischen Worten zu sagen, was auf dem Spiel stehe: Die Lage ist sehr, sehr ernst. Wenn wir nichts konkretes zusammenbringen in den kommenden Tagen und Wochen, dann wird Europa zerfallen. Cerar berichtete in der Sitzung, dass in Slowenien diese Woche an einem einzigen Tag 15.000 Flüchtlinge angekommen seien. Das übersteige in seinem kleinen Land mit zwei Millionen Einwohnern alle Möglichkeiten bei weitem, das sei wie wenn in Deutschland (80 Millionen Einwohner) an einem Tag eine halbe Million Migranten ins Land kämen. Allein können wir das nicht schaffen, wir brauchen eine europäische Lösung, sehr rasch, resümierte der slowenische Premier, und wirkte dabei eher verzagt. Vor der deutschen Kanzlerin Angela Merkel, die auf dieses Treffen gedrängt hatte und dafür Juncker auffallend herzlich dankte (EU-Ratspräsident Donald Tusk hatte den EU-Flüchtlingsgipfel vergangene Woche erfolglos in den Sand gesetzt), konnte Cerar Unterstützung erwarten: In einer außergewöhnlichen Lage sind außergewöhnliche Maßnahmen gefragt, erklärte sie. Es sei wichtig, dass die Flüchtlinge menschenwürdige Bedingungen bekämen, Warte- und Ruhezonen auch auf dem Balkan. Vor allem aber müssten die EU-Außengrenzen besser geschützt werden, sagte die Deutsche, die Bemühungen mit der Türkei vor allem müssten weitergehen, um eine Lastenaufteilung besser hinzubekommen. Darauf drängte auch der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras: Er bedauerte sogar, dass die Türkei nicht eingeladen sei. Wie die meisten Teilnehmer, so auch der serbische Premier Aleksandar Vukic, beteuerte er, dass nur eine gemeinsame Lösung die einzelnen Länder weiterbringe. Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn (sein Land führt gerade den EU-Ratsvorsitz) wies auf die globale Bedeutung der Flüchtlingskrise und einer Lösung hin. Er habe gestern UN-Generalsekretär Ban ki-Moon in New York getroffen, und dieser habe ihm gesagt: Wenn ihr Europäer das nicht zusammenbringt, wer sonst? Mit der Debatte über neue Grenzen und Zäune gebe man in der Welt ein Bild ab, das für Europa unwürdig, meinte Asselborn, der auch darauf hoffte, dass bei den Staaten der Groschen bald fällt: Wenn man auf nationale Lösungen setzt, dann gibt es keine Lösung. Vor allem Griechenland müsse rasch geholfen werden. Vergangene Wochen seien allein auf der Insel Lesbos 50.000 Flüchtlinge angekommen, das kann das Land allein nicht schaffen, so Asselborn. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) sieht im Schutz der EU-Außengrenze den entscheidenden Punkt. Es gelte zu verhindern, dass jeder eine Mauer baut und auch ein Eingangstor für Menschen mit Asylrecht zu bauen, dies schaffe Ordnung und Menschlichkeit. Ganz aus der Rolle fiel wieder einmal der ungarische Premier Viktor Orban. Lachend traf er ein, um den Journalisten zu erklären, dass er nur als Beobachter da sei, denn Ungarn sei inzwischen nicht mehr auf der Flüchtlingsroute, nachdem er Grenzzäune zu Serbien und Kroatien errichtet hatte. Aus der Sicht des einfachen Beobachters werde er in der Sitzung darauf drängen, dass die Europäer ihre internationalen Regeln einhalten sollten, wie die Überwachung der Außengrenzen gemäß dem Schengen-Vertrag. Und in Anspielung auf die Politik Merkels höhnte er: Einige Schengen-Mitgliedsländer sind nicht fähig, ihren Aufgaben nachzukommen. Ich hoffe, dass wir die Politik der offenen Grenzen und der Einladungspolitik heute beenden können.
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Panorama
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Hollande in Kairo: Milliardengeschäfte und ein verstimmtes Orchester Militärkapelle hat Probleme mit der "Marseillaise" Kairo – Frankreichs Präsident François Hollande bringt von seinem Besuch in Ägyptens Hauptstadt Kairo Geschäftsabschlüsse in Höhe von zwei Milliarden Euro heim. Airbus Space Systems wird Ägypten einen hochmodernen Kommunikationsatelliten verkaufen, der Energiekonzern Engie erhält einen Großauftrag für eine Flüssiggasanlage und den Ausbau erneuerbarer Energien. Beim feierlichen Empfang durch Präsident Abdel Fattah al-Sisi sorgte die Militärkapelle für Aufsehen: Die Musiker haben offenbar die französische Hymne noch nicht besonders oft gespielt und hatten Probleme, den richtigen Ton zu treffen. (bed, 19.4.2016)
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International
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Tsipras will EU-Beschlüsse blockieren Wiener Westbalkankonferenz sei "Schande" – Androhung im Parlament am Mittwoch Athen – Griechenland will in der Europäischen Union solange politische Beschlüsse blockieren, bis die vereinbarte gleichmäßigere Verteilung von Flüchtlingen auf die Mitgliedstaaten in die Tat umgesetzt wird. Dies sagte der linke Regierungschef Alexis Tsipras am Mittwoch im Parlament in Athen. Griechenland fordere die sofortige Einhaltung der Vereinbarungen zur Flüchtlingspolitik, sagte er weiter. Athen werde nicht akzeptieren, dass es Staaten gebe, die einerseits keinen einzigen Migranten aufnehmen, aber andererseits Zäune bauten. Ein Regierungssprecher in Athen konnte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur zunächst nicht sagen, ob sich Tsipras Blockadedrohung nur auf Fragen der Flüchtlingspolitik bezieht oder auf sämtliche EU-Politikbereiche. Tsipras nannte es zudem eine Schande, dass Österreich und Länder des Westbalkans am Mittwoch in Wien eine Konferenz zur Asylpolitik abgehalten haben – außerhalb des EU-Rahmens und ohne griechische Beteiligung. Zuvor hatte sich Tsipras telefonisch bei der deutschen Kanzlerin Angela Merkel über die Teilschließung der Balkanroute beschwert, die zu einem Rückstau tausender Migranten in Griechenland führt.
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Panorama
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Konsumenten treiben deutsche Wirtschaft an Die deutsche Industrie schwächelt, die Baukonjunktur kommt nicht in Schwung. Gleichzeitig lassen die Deutschen aber immer mehr im Kaufhaus liegen Frankfurt – Die Kauflust der Verbraucher hält die deutsche Wirtschaft nach Überzeugung der Bundesbank auf Wachstumskurs, während die Baukonjunktur an Schwung verloren hat und die Industrie weiterhin nicht in Fahrt kommt. Die Aufwärtsbewegung sei im dritten Quartal 2015 vorübergehend wohl etwas weniger dynamisch als zuvor, schreiben die Experten der Deutschen Bundesbank in ihrem am Montag in Frankfurt vorgelegten Monatsbericht Oktober. Trotzdem halten die Notenbanker fest: Die konjunkturelle Grundtendenz ist nach wie vor recht kräftig. Ausschlaggebend dafür sei die anhaltend gute Konsumkonjunktur: Der Beschäftigungsaufbau hat sich verstärkt, und die realen Einkommen der privaten Haushalte profitieren zusätzlich von höheren Verdiensten und niedrigeren Energiepreisen. Dass die Verbraucher dies für zusätzliche Ausgaben nutzen, zeige sich an den steigenden Umsätzen in einigen konsumnahen Dienstleistungsbereichen wie dem Einzel- und dem Kfz-Handel sowie dem Gastgewerbe. Hingegen tritt die Industrieproduktion nach den Angaben auf der Stelle, und die Exportgeschäfte konnten das sehr hohe Niveau nicht halten: Damit haben sich die zuvor geweckten Erwartungen einer Belebung der Industriekonjunktur nicht erfüllt; es ist aber auch nicht von einer Verschlechterung auszugehen. Im Frühjahr hatte die deutsche Wirtschaft ihren Wachstumskurs leicht beschleunigt: Getrieben vom starken Außenhandel kletterte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes im zweiten Vierteljahr 2015 im Vergleich zum Vorquartal um 0,4 Prozent. Zu Jahresbeginn war das Plus mit 0,3 Prozent etwas moderater ausgefallen. Ökonomen der Commerzbank erwarten, dass das deutsche BIP auch im dritten Quartal um 0,4 Prozent gewachsen sein dürfte. Wachstumstreiber seien auch in den kommenden Monaten der schwächere Euro und der niedrige Ölpreis. Zudem facht die für Deutschland viel zu lockere Geldpolitik der EZB die zinssensitive Nachfrage an, erklärte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Auch die derzeit starke Zuwanderung werde einen kleinen Beitrag zum Wirtschaftswachstum leisten. Dass keine höheren Zuwachsraten zu erwarten sind, führt Krämer auf die Flaute in Schwellenländern und den mageren Aufschwung im Euroraum zurück.
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Wirtschaft
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Länder im Nahost fordern Unterstützung Bei Flüchtlingslagern sei man am Ende der Kräfte angelangt, sagten Vertreter bei einer Konferenz in Wien Wien – Wenn die Bürgermeister der Städte Amman in Jordanien oder Sahel El Zahrani im Libanon von den Problemen erzählen, mit welchen sie wegen der hohen Flüchtlingszahlen täglich konfrontiert sind, dann klingt das ganz anders als das, was von hiesigen Stadtchefs zu hören ist: Sie sprechen von Wasser- und Lebensmittelknappheit, von einer kollabierenden Kanalisation oder von Flüchtlingen, die durch den Morast waten müssten, um ihre fragilen Zelte zu erreichen. Jordanien, mit etwa sieben Millionen Einwohnern, zählt derzeit rund 635.000 Flüchtlinge. Im Fünf-Millionen-Einwohner-Land Libanon sind fast zwei Millionen syrische und palästinensische Flüchtlinge registriert. Die zwei Staaten sind am Ende ihrer Kräfte angelangt. Bei einer Konferenz in Wien appellierten die Bürgermeister an die Staatengemeinschaft: Helft uns, die Flüchtlinge zu versorgen. Wir können das nicht mehr allein tragen, hieß es unisono. Laut Udo Janz, dem ehemaligen Direktor des UNHCR-Büros in New York, reichten die finanziellen Hilfen in Jordanien und dem Libanon gerade einmal für die Lebensrettung; für die Schaffung menschenwürdiger Lebensumstände sei das Geld zu knapp. Es gelte in die Wirtschaft und Infrastruktur der syrischen Nachbarländer zu investieren, sagte er zum STANDARD. Zu den von SPÖ und ÖVP beschlossenen Obergrenzen sagte Janz: Menschen, die vor Fassbomben fliehen, lassen sich Obergrenzen nicht erklären. Neben Jordanien und dem Libanon sind bei der zweitägigen Asylkonferenz etwa auch Bürgermeister aus der Türkei, Griechenland, Italien und Schweden vertreten. Laut Mitinitiator und Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler (SPÖ) gibt es zwei Fragen, die alle Ortschefs in der Flüchtlingskrise einen würden: Wie können sie die Lebensbedingungen von Flüchtlingen verbessern? Und wie sind sie dabei von politischen Entscheidungen abhängig, auf die sie keinen Einfluss haben? Obergrenzen, sagte Babler, würden den Eindruck erwecken, dass man sich vor Flüchtlingen schützen müsse. Seine Parteikollegin, Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely, forderte von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) zu klären, was mit jenen Asylsuchenden passieren soll, die das Limit von 37.500 überschreiten. Wer Zahlen nennt, soll auch den Satz nach dem Beistrich aussprechen, sagte Wehsely.
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Panorama
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Mindestlohn in Deutschland: Die befürchtete Katastrophe blieb aus Seit 2015 darf mit kleinen Ausnahmen niemand weniger als 8,50 Euro brutto in der Stunde verdienen. Eine erste Bilanz Es war eine der umstrittensten Fragen, die die deutsche Politik in den vergangenen Jahren beschäftigte: Wie viel ist eine Stunde menschliche Arbeit wert? Und wer legt das fest? Die schwarz-rote Bundesregierung hat auf beides eine Antwort gefunden, der deutsche Staat gibt seit Jänner 2015 vor, dass mit kleinen Ausnahmen niemand weniger als 8,50 Euro brutto pro Stunde verdienen darf. Die Gewerkschaften jubelten, konservative Ökonomen schrien auf. Der lautstärkste Gegner des Mindestlohns, der streitbare Ökonom Hans-Werner Sinn, warnte vor 900.000 Jobs, die verlorengehen würden. Aber wie fällt die erste Bilanz nach einem Jahr Mindestlohn aus? Das angekündigte Desaster hat jedenfalls nicht stattgefunden. Die Arbeitslosigkeit ist in Deutschland derzeit so niedrig wie seit 25 Jahren nicht mehr und ist mit dem Mindestlohn weiter gefallen, von 7,5 auf 7,1 Prozent. Unklar bleibt: Wäre sie ohne Lohnuntergrenze noch stärker gefallen? Darüber können Ökonomen aber nicht mehr als mutmaßen. Ein Rundruf des STANDARD bei deutschen Instituten ergibt ein recht positives Bild: Beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sieht man keine negativen Effekte auf die Beschäftigung. Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sieht geringe negative Effekte, auch wenn die Datenlage noch keine endgültigen Schlüsse zulasse. Was für den Mindestlohn spricht: In Ostdeutschland, das wegen niedriger Löhne deutlich stärker betroffen ist, ist die Zahl der Arbeitslosen um sechs Prozent gesunken, in Westdeutschland nur um drei Prozent. Die Arbeitslosenrate sinkt dort aber auch schon länger stärker als im Westen, auch das muss also noch nichts heißen. Fest steht: Die negativen Effekte sind bisher entweder nicht eingetreten oder wesentlich kleiner, als zuvor gewarnt wurde. Bei den in Deutschland weitverbreiteten Minijobs, bei denen für bis zu 450 Euro im Monat keine Steuern fällig werden, sind aber wohl Arbeitsplätze wegen des Mindestlohns verlorengegangen. Immerhin fast zwei Drittel der geringfügig Beschäftigten verdienten 2013 weniger als 8,50 Euro pro Stunde. Karl Brenke vom DIW geht davon aus, dass etwa 100.000 Menschen wegen des Mindestlohns nicht mehr ihrer Mini-Arbeit nachgehen. Hans-Werner Sinn sieht sich deshalb in seinen Befürchtungen bestätigt. Oft verdienen sich so Studenten, Hausfrauen oder Rentner etwas dazu. Ein Teil der Minijobs sei laut Brenke aber auch in eine bessere Anstellung umgewandelt worden. Der Großteil der Menschen in Minijobs verdient jetzt mehr als zuvor, insgesamt gibt es in Deutschland fast acht Millionen solche Arbeitsplätze. Die deutsche Regierung habe Glück gehabt, sagt Brenke, weil der Arbeitsmarkt zum Zeitpunkt der Einführung des Mindestlohns ohnehin sehr gut gelaufen sei. Auch die Teuerung sei zuvor sehr niedrig gewesen. Dadurch konnten Unternehmen die höheren Kosten für ihre Mitarbeiter leichter an die Konsumenten weitergeben. Vor allem in Ostdeutschland seien vom Mindestlohn betroffene Dienstleistungen deutlich teurer geworden, sagt Brenke, etwa Taxis, Friseure oder Hotels. Für Ökonomen ist das eine gute Nachricht: Steigen die Preise nicht, sinkt durch die höheren Kosten die Gewinnmarge, meistens werden dann Jobs abgebaut. Langfristig erwartet Brenke keine großen Effekte mehr durch den Mindestlohn. Oliver Stettes vom von Arbeitgeberverbänden finanzierten IW Köln hingegen sieht den Lackmustest für den Mindestlohn hingegen erst in der nächsten Rezession, wenn Unternehmen einsparen müssen. Wenn sich die Wirtschaft dann wieder erholt, stellen sich die Firmen die Frage, ob es sich lohnt, jemanden einzustellen, sagt der Ökonom. Würden dann weniger Jobs geschaffen als bei früheren Wirtschaftsaufschwüngen, dann seien das die Schattenseiten des Mindestlohns. In der jetzigen guten Konjunktur könne man wenig über mögliche Nachteile herausfinden, so Stettes. Kritiker fürchten, dass vor allem Menschen ohne Ausbildung schwer für über 8,50 Euro pro Stunde vermittelbar sind. Unter Arbeitsmarktökonomen ist es eine ungeklärte und hitzig geführte Debatte, ob moderate Mindestlöhne es Niedrigqualifizierten erschweren, eine Arbeit zu finden. Während die kurzfristigen negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt wohl gering bis nicht vorhanden sind und sich die langfristigen erst zeigen müssen, ist eines schon jetzt klar: Knapp vier Millionen Deutsche verdienen seit dem Vorjahr mehr.
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Wirtschaft
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Glasfaserkabel soll Europa und Lateinamerika vernetzen EU stellt 26,5 Millionen Euro zur Verfügung Zwischen Europa und Lateinamerika soll erstmals ein Glasfaserkabel für direkte Internet- und Telefonverbindungen verlegt werden. Die EU stellt 26,5 Mio. Euro für das Projekt bereit, sagte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker beim EU-Lateinamerika-Gipfel am Mittwoch in Brüssel. Geplant ist ein Breitband-Anschluss zwischen Lissabon in Portugal und Fortaleza in Brasilien. Bisher läuft die Kommunikation zwischen den Kontinenten stets über Nordamerika. Einige Leute haben dabei ein ungutes Gefühl, sagte ein EU-Diplomat. Im Zuge des NSA-Skandals war bekannt geworden, dass der US-Geheimdienst Glasfaserkabel anzapft, um Internetdaten auszuspähen. Das neue Kabel, von dem alle lateinamerikanischen Länder profitieren sollen, kann für Internet- und Gesprächsdaten genutzt werden. Die Arbeiten sollen sobald wie möglich beginnen und bis 2017 abgeschlossen sein. Die Pläne hatte ein privates brasilianisch-spanisches Konsortium entwickelt. Bei dem zweitägigen EU-Lateinamerika-Gipfel treffen sich 42 Staats- und Regierungschefs, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel.
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Web
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Mit Faszination, Flieger und Fonds in die Hofburg Der UNISTANDARD hat sich die Bildungspolitik hinter den Menschen im Rennen um die Hofburg angesehen Wien – Die großen im Nationalrat vertretenen Parteien haben ihre Kandidaturen für die Bundespräsidentschaftswahl bekannt gegeben. Es-Sozialminister Rudolf Hundstorfer geht für die SPÖ ins Rennen, die ÖVP schickt Seniorenbund-Obmann Andreas Kohl und die FPÖ fährt mit dem dritten Nationalratspräsidenten Norbert Hofer auf. Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen will als unabhängiger Kandidat zum Bundespräsidenten gewählt werden. Ebenso Irmgard Griss, ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofes. Ob und wieso es die Kandidaten an eine Hochschule verschlagen hat, mit welchen Hürden sie zu kämpfen hatten und mit welchen Arbeiten sie die Uni wieder verlassen haben, hat der UNISTANDARD erfragt. Ein Hochschulstudium hat der Sozialdemokrat Rudolf Hundstorfer nicht gemacht. Aus einfachen Verhältnissen stammend, sei es nicht leicht gewesen, eine gute Ausbildung zu erlangen. Dennoch habe ich den sogenannten sozialen Aufstieg geschafft, darauf bin ich stolz, sagt er. Aus der Ausbildung als Bürokaufmann habe er aber mitgenommen, strukturiert zu arbeiten. Im Bildungsbereich will sich Hundstorfer für eine bessere Grundausbildung einsetzen. Als Arbeits- und Sozialminister hat er die Ausbildungspflicht bis 18 Jahre auf den Weg gebracht. Das war mir sehr wichtig, sagt er. Ein Anliegen ist ihm die Chancengleichheit für alle: Jeder und jedem sollte der Zugang zur Hochschule möglich sein. Der Mensch stehe im Staat im Mittelpunkt und habe seine Lehren aus den Gräueln des Nationalsozialismus und Kolonialismus gezogen – eine Erkenntnis, die Andreas Khol (ÖVP) in seinem Studium gewonnen hat. In seiner Habilitationsschrift befasste sich Khol mit dem internationalen Menschenrechtsschutz. Für das Amt als Bundespräsident habe er aber auch Sprachkenntnisse in Englisch und Französisch, Wissen in puncto Völkerrecht und Verfassungsrecht aus dem Studium mitgenommen: Das sind essenzielle Grundlagen für die Aufgaben des Bundespräsidenten, sagt Khol. Gewinnt er das Rennen um die Hofburg, will er sich für einen möglichst individualisierten und personalisierten Studienablauf starkmachen. Die HTL für Flugtechnik beendete der Freiheitliche Norbert Hofer mit einer Arbeit über die Konstruktion und die aerodynamische Berechnung eines Motorflugzeugs und der thermodynamischen Berechnung eines vierzylindrigen Kolbentriebwerks. Ich habe mich schon immer für das Fliegen begeistert, sagt Hofer. Die Ausbildung stelle ein starkes Fundament für das gesamte Leben dar. Wesentlichster Punkt ist für Hofer die Durchlässigkeit des gesamten Bildungssystems und die Sicherung von Ausbildungs- und Studienplätzen in Österreich. Es sei nicht hinzunehmen, dass durch Numerus-clausus-Opfer talentierte Menschen in Österreich keinen Studienplatz zur Verfügung gestellt bekommen. Seine Diplomarbeit schrieb Alexander Van der Bellen (Grüne) über staatliche Fonds, es folgte die Dissertation und die Habilitation in mathematischer Auswahlfunktionen und gesellschaftlichen Entscheidungen. Vereinfacht gesagt, geht es dar um, wie eine Gesellschaft zu Entscheidungen kommt, so Van der Bellen. Gelernt hat er daraus nicht nur für den Wahlkampf, sondern auch, dass das Zusammenwirken von Staat und Wirtschaft sehr komplex und wichtig ist für eine Gesellschaft. Ab dem dritten Studienjahr musste er sich das Studium selbst finanzieren. Eine Hürde war zudem, dass er für die Habilitation spezifische Gebiete der Mathematik nachholen musste. Ohne die hätte ich die Fachliteratur nicht lesen können. Als Juristin musste Irmgard Griss erst keine Abschlussarbeit schreiben. Sie hängte aber einen Master an der Harvard Law School an das Studium der Rechtswissenschaften an und beendete es mit einer Arbeit über internationales Privatrecht. Ihr Fokus lag dabei auf Rechtsvergleichung. Das hat mich schon immer sehr interessiert, da man dadurch auch das eigene Recht besser versteht, sagt Griss. Dadurch habe sie auch gelernt, ein Rechtsgebiet neu zu denken. Diese Offenheit könne sie auch für das Amt der Bundespräsidentin nutzen. Sollte Griss in der Bildungspolitik künftig mitmischen, würde sie sich an erster Stelle für Chancengleichheit einsetzen – mit einem fairen und großzügigen Stipendiensystem etwa.
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Inland
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Gerhard Moser bleibt ORF-Zentralbetriebsratschef Berti wieder Mosers Stellvertreter – Zentralbetriebsräte wollen "radikalen Wechsel" in ORF-Personalpolitik: "Schluss" mit Einschnitten – Stindl als neue Stiftungsrätin im Gespräch Wien – ORF-Radio-Betriebsrat Gerhard Moser wurde am Freitag in der Konstituierenden Sitzung des ORF-Zentralbetriebsrats wieder zum Zentralbetriebsratsvorsitzenden des öffentlich-rechtlichen Senders gewählt. Mosers Stellvertreter ist wie bisher Technik-Betriebsrat Gerhard Berti. Mosers links stehende Liste Unabhängige erreichte bei der jüngsten Zentralbetriebsratswahl im ORF eine knappe Stimmenmehrheit vor der SPÖ-nahen Liste Miteinander Bertis. Beide Gruppierungen holten je vier Mandate und halten acht von elf Mandaten im Zentralbetriebsrat. Die ÖVP-nahe Gruppierung Unser ORF von Marianne Schüttner legte bei der Wahl im Februar stark zu, landete nur knapp hinter Moser und Berti und hat nun drei Mandate. Nur eine von acht Zentralbetriebsratsfunktionen ging an eine Frau. Links liegen gelassen wurde der Antrag, Schüttner mit einer von drei Stellvertreterfunktionen zu betrauen und sie zu Mosers Vize zu machen. Moser und Berti sehen den ORF und seine Belegschaft in den kommenden vier Jahren vor großen Herausforderungen. Die geplante Zusammenlegung der Standorte in Wien, neue Strukturen und Arbeitsbilder, die sich die Geschäftsführung vorstellt, werden von uns kritisch hinterfragt werden, erklärten Moser und Berti nach der Konstituierenden Sitzung in einer Aussendung. Als Hauptziel ihrer betriebsrätlichen Zusammenarbeit nannten die beiden Belegschaftsvertreter einen radikalen Wechsel in der bisherigen ORF-Personalpolitik. Personal wurde jetzt lange genug abgebaut. Einschnitte in Vertragsverhältnisse und sogenannte Sparpakete haben wir ebenfalls ertragen müssen. Damit ist jetzt Schluss. Das Unternehmen ist finanziell gut aufgestellt, was wir jetzt brauchen sind neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie konkrete Perspektiven und Fördermaßnahmen für die Belegschaft. Der bürgerlichen Liste Schüttners boten Moser und Berti die Kooperation an: Zur konstruktiven Zusammenarbeit in Sachfragen sind wir immer bereit, wir sind gespannt auf ihre Ideen. Mitte März will die neu konstituierte Belegschaftsvertretung des ORF ihr Arbeitsprogramm für die kommenden Jahre besprechen und auch die internen Strukturen des Gremiums wie etwa die Entsendungen in den ORF-Stiftungsrat festlegen. Änderungen dürfte es dabei kaum geben. Moser und Christiana Jankovis werden wieder für die linke Liste Unabhängige in den Stiftungsrat einziehen, Berti und Stefan Jung wieder für die SP-nahe Liste Miteinander. Bei der VP-nahen Unser ORF scheidet unterdessen Monika Wittmann aus dem obersten ORF-Gremium aus. Für ihren Platz ist Radio-Betriebsrätin Grudrun Stindl im Gespräch, wie es im ORF heißt.
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Etat
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Nach dem heißen Wochenende folgt eine Kaltfront Prognose verheißt ab Dienstag eine deutliche Abkühlung mit Temperaturen unter 20 Grad – Gewitterrisiko steigt ab Samstag Wien – Am Wochenende wird das sommerliche Wetter seinen vorläufigen Höhepunkt erreichen und ab Montag von einer Kaltfront, die deutliche Abkühlung mit sich bringt, ersetzt werden. Ab Dienstag sollen dann die Temperaturen nicht einmal mehr 20 Grad Celsius überschreiten, lautet die Prognose der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) vom Donnerstag. Am Freitag dominiert mit Hochdruckeinfluss noch erneut sommerlich warmes und vor allem sonniges Wetter. Lediglich über dem Berg- und Hügelland entstehen während der Nachmittagsstunden lokale Quellwolken. Das Schauer- und Gewitterrisiko bleibt mit auffrischendem Südföhn an der Alpennordseite nur gering. Entlang der Tauern und am Alpenostrand weht mäßiger Wind aus Südost bis Südwest, sonst ist es nur schwach windig. Die Temperaturen liegen in der Früh zwischen 13 und 19 Grad, tagsüber wird es mit 28 bis 33 Grad wieder sehr warm. Auch am Samstag gibt es verbreitet Sonnenschein, oft sogar ungestört. Vor allem über dem westlichen Bergland bilden sich aber während der Vormittagsstunden erste Quellwolken, die in der Folge in teils kräftigen Regenschauern und Gewittern enden. Auch weiter im Osten steigt während der Nachmittagsstunden die Schauer- und Gewitterneigung deutlich. Bis zum Abend erreichen lokale Gewitter sogar das östliche Flachland. Der Wind weht meist schwach, im Süden auch mäßig aus Süd bis West. Am Morgen liegen die Temperaturen zwischen 14 und 21 Grad. Im Tagesverlauf werden sommerliche 28 bis 34 Grad erreicht. Vor allem im östlichen Flachland und im Südosten wird es am Sonntag nochmals für viele Stunden sonnig und sehr heiß. Nur der zeitweise auffrischende Südost- bis Südwind kann die Nachmittagshitze ein wenig lindern. In Westösterreich lockert die Restbewölkung von Nachtgewittern auf, und zumindest zeitweise scheint ebenfalls die Sonne. Nach und nach entstehen regional erneut mächtige Quellwolken, sowohl von Südtirol als auch von Bayern her steigt die Gewittergefahr beträchtlich an. Einzelne Gewitterzellen können schließlich auch das Flachland erreichen. Nach Frühtemperaturen zwischen 15 bis 22 Grad steigen die Tageshöchsttemperaturen auf 26 bis 35 Grad. Am Montag werden die Wetterverhältnisse entlang der Alpennordseite und im Norden im Vorfeld einer Kaltfront sehr labil. Wiederholt ist es zu Wochenbeginn stark bewölkt, und auch teils mächtige Quellwolken entstehen. Immer häufiger gehen Regenschauer und örtlich auch Gewitterregen nieder. Etwas länger kann die Sonne noch im östlichen Flachland mitmischen. Überwiegend sonnig und bis zum Abend weitgehend trocken bleibt es im Südosten Österreichs. Der Wind dreht auf West bis Nordwest und frischt mitunter lebhaft auf. Die Frühtemperaturen liegen zwischen 15 bis 23 Grad und erreichen von Nordwest nach Südost 21 bis 31 Grad. Eine ausgeprägte Tiefdruckrinne beeinträchtigt am Dienstag das Wetter im Großteil von Österreich, die Temperaturen gehen verbreitet und markant zurück. Es regnet wiederholt, am meisten voraussichtlich in Nähe des Alpenhauptkamms und im Süden. Stellenweise sind auch Gewitterzellen eingebettet. Am ehesten kann es ganz im Norden kurze Aufhellungen geben, dort fällt voraussichtlich nur wenig Niederschlag. In den Alpen sinkt hingegen die Schneefallgrenze bis gegen 1.700 Meter Seehöhe. Der Nordwestwind frischt auf und bläst besonders im Wiener Becken und im nördlichen Burgenland oft lebhaft bis stark. Nach zehn bis 17 Grad am Morgen erreichen die Tageshöchsttemperaturen nur noch Werte zwischen elf bis 19 Grad.
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Panorama
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"Lulu": Bedächtig und bildmächtig geht es in den Abgrund Die Amsterdamer Oper präsentiert erstmals Alban Bergs Stück in vollständiger Fassung. William Kentridge hat die Koproduktion mit der New Yorker Met und der Londoner National Opera inszeniert Das blutig-brutale Finale kann man im Amsterdamer Muziektheater nicht sehen, sondern nur hören. Aus dem Off ertönen Lulus Entsetzensschreie, als Jack the Ripper sie meuchelt. Es ist Ende und Höhepunkt einer beispiellosen Tragödie, der Verfallsgeschichte dieser von Anfang an schon verlorenen jungen Frau. Sie wechselt die Liebhaber und Ehemänner wie andere Leute Socken, schwankt ständig zwischen Traurigkeit und Lebenssucht. Jeder Mann kennt sie unter einem anderen Namen, wie Richard Wagners Kundry scheint sie jedem das zu bieten, was er sich sehnlichst wünscht. Oft wird Lulu als sexy Vamp dargestellt oder als psychotische Grenzgängerin. Der südafrikanische Künstler und Regisseur William Kentridge hingegen zeigt sie als simples, irgendwie sogar biederes Mädchen, das in einen Strudel aus Männerlust und Lebensfrust gerät. Kentridge, den das Amsterdamer Eye Filmmuseum gerade mit einer Ausstellung ehrt, ist vor allem für seine Trickfilmarbeiten und Zeichnungen bekannt. Auf der Bühne sieht man gemorphte Figuren, rasch sich verändernde Gesichter, Zeitungsschnipsel, Avantgarde-Kunst der 1920er- und 1930er-Jahre. Mal taucht Kurt Weill im Hintergrund auf, dann blinzelt ein Sigmund-Freud-Verschnitt mit seinen mächtigen Kreideaugen. Auch zwei lebende Skulpturen gibt es, eine verrückte, zeitweise strippende Pianistin mit Bubikopf und einen grotesk verrenkten Diener, der gern mit dem Serviertablett herumläuft - und Jack the Ripper die Mordwaffe reicht. Immer wieder schafft Kentrigde neue Räume aus Formen und Licht, mal wird alles gnadenlos grell, dann wieder geheimnisvoll düster und diffus. Während der von Lothar Zagrosek klangsinnlich duftig dirigierten Zwischenspiele erlebt man eine Art Making-of, Kentridges Hand erscheint und verändert mit wenigen Bewegungen die ganze Bühne, fügt hier schraffierte Flächen hinzu, übermalt Porträts dort. In diesen ungemein eindrücklichen Räumen agieren die Protagonisten eher zurückhaltend. Mojca Erdmann etwa zeigt Lulu als ein Geschöpf, in dem es brodelt, das aber seine Gefühle, seine Wut nicht konstant nach außen trägt, wie man es bei anderen Aufführungen oft gesehen hat. Sie singt präzise bis in die Spitzen ihrer Partie. Aus der Männerriege stechen Franz Grundhebers Schigolch und Gerhard Siegel als Prinz, Kammerdiener und Marquis heraus. Jennifer Larmore gibt die lesbische Gräfin Geschwitz, die Leib und Vermögen für Lulu opfert, szenisch und vokal als Ausnahmeerscheinung. Lothar Zagrosek gelingt mit dem Royal Concertgebouw Orchester eine wirklich exemplarische Interpretation der äußerst komplizierten, mit unzähligen Stilen und formalen Prinzipien gespickten Partitur. Nach den beiden von Alban Berg vollendeten Aufzügen folgt der von Friedrich Cerha aus dem Particell rekonstruierte oder - wie manche meinen - doch eher neu komponierte Schlussakt. Viele Situationen und Bilder dieses konzentrierten, vom Publikum ausführlich gefeierten Abends bleiben haften. Die Premiere fand zur Eröffnung des renommierten Holland Festival statt, später wandert die Produktion weiter nach New York und London.
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Kultur
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Türkischer Sicherheitsexperte: "Armee muss die Herzen gewinnen" Die PKK hat den Krieg in die Städte getragen, sagt Sicherheitsexperte Metin Gürçan. Doch Ankara hat diesen Konflikt nicht verstanden. STANDARD: Wie sieht die militärische Lage in den kurdischen Städten im Südosten der Türkei aus? Wer kämpft hier wie gegen wen? Gürçan: Das hier ist eine ganz neue Art der militärischen Auseinandersetzung. Noch vor drei Jahren wurde der Kampf zwischen der Türkei und der PKK auf dem Land ausgetragen. Jetzt ist es ein Krieg in den Städten, und zwar in diesem Ausmaß zum ersten Mal in den drei Jahrzehnten des Konflikts. Von einem physischen Terrain hat sich der Konflikt auf ein von Menschen bewohntes Terrain bewegt. Die PKK nutzt diesen neuen Raum aus, der türkische Sicherheitsapparat dagegen hat ihn noch nicht völlig verstanden. STANDARD: Wie kommen Sie zu dieser Einschätzung? Gürçan: Die türkische Armee hat sehr schnell militärisch auf diese neue Situation geantwortet, ohne die Dynamik und die Besonderheiten dieser Art von Konflikt zu untersuchen. Das ist mein kritischer Einwand. Ankara versucht eine Art Belagerungsstrategie in diesen Städten, um den Willen der PKK-Kämpfer zu brechen und jener Zivilisten, die sie unterstützen. Daraus ist nun ein psychologischer Krieg geworden. Doch wer zahlt dafür den höchsten Preis? Die Zivilbevölkerung. Die sozialen und wirtschaftlichen Kosten dieses Städtekriegs sind hoch. Die PKK, die diese Form des Kriegs aus ihrem Kampf gegen den IS (Terrormiliz Islamischer Staat, Anm.) in Syrien und dem Irak kennt, nutzt das aus. Ankara wiederum scheint diese Kosten nicht voll abschätzen zu können. STANDARD: Wie sollte denn die Armee Ihrer Meinung nach mit den Bewaffneten in den Städten umgehen? Gürçan: Die Entscheidungsträger in Ankara militarisieren diesen Konflikt. Sie haben einen Hammer in die Hand genommen und betrachten die Gräben und Barrikaden, die von der PKK In den Städten errichtet wurden, als Nägel, die man einschlagen muss. Das ist eine kinetische Herangehensweise. Besser wäre es, um die Gräben herumzugehen und die Gründe für ihre Existenz zu verstehen. In diesen Konfliktzonen ist jeder Zweite unter 30 Jahre alt. Die Arbeitslosigkeit ist enorm. Diese Jugend in den Städten lebt in der zweiten oder dritten Generation in Ghettos von Familien, die in den 1990er-Jahren gezwungen wurden, ihre Dörfer zu verlassen. Dies sind junge Menschen, die sich entfremdet fühlen. Die PKK versteht diese Dynamik und nutzt sie für sich aus. Ankara dagegen sieht alles unter dem Paradigma von Terrorismus und Terrorabwehr. Das ist ein wichtiges Paradigma, aber nicht eines, das die Ursachen dieses Konflikts zur Gänze erklärt. STANDARD: Sollte die türkische Armee dann versuchen, was die Amerikaner im Irak und in Afghanistan versuchten: die Herzen der Zivilbevölkerung gewinnen? Gürçan: Richtig. Denn wie wird jetzt der Erfolg der Militäroperationen gemessen? Die Zahlen von getöteten Kämpfern der PKK und der YDG-H (Jugendorganisation der Kurdistan Arbeiterpartei PKK, Anm.) sollen der Bevölkerung zeigen, dass der Konflikt gewonnen wird. Ich halte das für ein ungeeignetes Mittel, um Erfolg oder Scheitern zu messen. Besser wäre es, sich auf die Zivilisten zu konzentrieren, die in diesen Konfliktzonen festsitzen. Deren Herzen muss man gewinnen, um auch diesen Konflikt zu gewinnen. Das große Problem in Ankara, das ich sehe, ist die fehlende Strategie. Was kommt nach einem militärischen Sieg? Wie wird ein solcher Sieg in einen dauerhaften politischen Erfolg umgelegt? Hier gibt es viele Fragezeichen. Wir haben uns so auf den Sieg konzentriert, dass wir Gefahr laufen, den Frieden zu verpassen. STANDARD: Können Armee und Polizei denn diesen Städtekrieg überhaupt gewinnen? Gürçan: Sie können das. Aber die Frage ist, was danach kommt. Ist der militärische Sieg genug? STANDARD: In wie vielen Städten im Südosten wird jetzt gekämpft? Gürçan: Derzeit geht es um 18 Stadtzentren. In rund 50 Stadtvierteln wird gekämpft, vor allem in der Provinz Diyarbakir, in der strategisch wichtigen Stadt Çizre, in Silopi, Nusaybin, zum Teil in Silvan und in Yüksekova. 1,5 Millionen Menschen sind davon betroffen nach Angaben der türkischen Polizei, 300.000 Menschen sind wegen der Kämpfe geflüchtet. STANDARD: Welche Waffen hat die kurdische Seite? Gürçan: Maschinengewehre und RPG-7-Panzerbüchsen. Ein wichtiger Punkt. Die PKK hat nicht nur den Konflikt in die Städte verlegt, sie hat Minderjährigen Waffen gegeben, mit denen sie die Armee zu Überreaktionen provoziert.
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International
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Chelsea plant Stadion-Neubau Neue Arena soll 60.000 Zuschauern Platz bieten London – Der englische Fußball-Meister Chelsea plant einen Neubau seines Stadions Stamford Bridge. Die neue Arena am Nordufer der Themse soll 60.000 Personen Platz bieten. Ein diesbezüglicher Planungsantrag sei bereits bei den zuständigen Behörden eingereicht worden, gab der Club aus London am Dienstag bekannt. Das aktuelle Stadion fasst 41.600 Zuschauer. Es wurde bereits 1877 eröffnet. (APA, 1.12.2015)
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Sport
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Nostalgie und Politik in "Fuller House" auf Netflix Das Spin-off der US-Sitcom startet am Freitag mit 13 Folgen Los Gatos / Wien – Pure Nostalgie stellt sich ein, wenn die Titelmelodie zu Full House ertönt und die glückliche Familie Tanner auf einer Wiese in San Francisco zusammen ihren Picknickkorb auspackt. Der Wiedereinstieg in die Welt der Tanners erfolgt sanft mit dem vertrauten Vorspann, den einige TV-Zuschauer vielleicht noch aus den Jahren 1987 bis 1995 kennen. Das Spin-off der US-amerikanischen Sitcom verlangte nur eine kleine Komparation und nennt sich nun Fuller House. Die 13 neuen Episoden starten am Freitag auf Netflix. Zwanzig Jahre sind vergangen, seit die damaligen Jungstars Candace Cameron (D. J.), Jodie Sweetin (Stephanie) und Ashley sowie Mary-Kate Olsen (Michelle) ihre letzte Folge des damaligen Serienhits abgedreht haben. Nun sind sie erwachsen geworden und dominieren die Neuauflage – ausgenommen die Olsen-Zwillinge, die inzwischen ihr eigenes Imperium durch Selbstvermarktung aufgebaut haben und auf eine Rolle in Fuller House verzichteten. Drehbuchautor, Produzent und Serienschöpfer Jeff Franklin konzentriert sich beim Spin-off vor allem auf die jüngere Generation und wickelt die Handlung der Serie um das aktuelle Leben der Tanner-Töchter: Im Grunde haben wir das Konzept einfach umgedreht: ‚Lasst uns drei Frauen nehmen, die drei Jungs großziehen, statt drei Männer, die sich um drei kleine Mädchen kümmern‘, erklärt Franklin. Die frühere Nachbarin und beste Freundin der ältesten Tochter Kimmy Gibbler erhält in ihrer Rolle eine Aufwertung und darf nun als Hauptfigur in das alte Haus der Familie mit einziehen, um das Frauentrio komplett zu bekommen. Was den Vater Danny (Bob Saget) und die beiden Onkel Jesse und Joey (John Stamos, Dave Coulier) betrifft, ziehen sie sich mit der ersten Episode aus dem Leben der Kinder zurück und sind nur noch gelegentlich in Gastauftritten zu sehen. Um der Serie eine politische Note und Aktualität zu verpassen, sticheln einige Gags gegen den republikanischen Präsidentschaftsbewerber Donald Trump, der auch in The Tonight Show von Jimmy Fallon zusammen mit dem Fuller House-Cast ordentlich gefoppt wird: Im alten Kinderzimmer von Michelle versammelt sich die Familie, um Trump zu trösten, da dieser nicht schlafen kann, und beweisen mitunter viel Selbstironie bezüglich ihres Spin-offs.
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Etat
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Österreich zwölftreichstes Land der Welt Innerhalb der EU liegt Österreich laut einem WEF-Ranking auf Rang zwei, weltweit an der Spitze ist der Wüstenstaat Katar Das World Economic Forum listet in einer neuen Studie Österreich als zwölftreichstes Land der Erde. Reichstes Land ist demnach Katar, Luxemburg folgt vor Singapur, Norwegen und Brunei auf Rang zwei. Ärmste Länder der Welt sind die Demokratische Republik Kongo, Simbabwe und Burundi. Das Ranking ergibt sich aus dem Vergleich des Bruttoinlandsprodukts (BIP) pro Kopf über die Jahre 2009 bis 2013, gewichtet mit dem Preisniveau in dem jeweiligen Land. Österreichs zwölfter Platz bedeutet, dass der durchschnittliche Österreicher die zwölfthöchste Kaufkraft unter den Durchschnittsbürgern der Erde besitzt. Das BIP pro Kopf betrug im Jahr 2013 in Österreich 43.344,79 US-Dollar, umgerechnet 39.192 Euro. Indikator mit Schwächen Dass die Kaufkraft des durchschnittlichen Staatsbürgers ein guter Indikator für den Wohlstandsvergleich ist, darf bezweifelt werden. Weist ein kleines Land mit großem BIP eine extrem ungleiche Verteilung auf, erscheint der Durchschnittsbürger in der Statistik als viel reicher, als es der Großteil der Bevölkerung in Wirklichkeit ist. In Katar ist das der Fall. Auch das gute Ranking Luxemburgs muss mit Vorsicht genossen werden. Luxemburg beschäftigt viele Menschen, die gleich hinter der Grenze in Deutschland oder Frankreich leben. Dadurch ergibt sich für Luxemburg ein BIP pro Kopf von 79.593,91 US-Dollar – fast doppelt so viel wie im zweitreichsten EU-Land, Österreich.
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Wirtschaft
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Internet spottet über Time-Cover zu Virtual Reality "The Daily Dot": "Viele enttäuscht von der lachhaften Art und Weise, wie VR porträtiert wird" Das Internet kennt keine Gnade. Vor allem nicht, wenn es um schlechte Photoshop-Montagen geht. Dies zu spüren bekamen in den vergangenen Tagen die Redakteure des Magazins Time sowie dessen Cover-Star Palmer Luckey. Dieser ziert das Titelblatt der aktuellen Ausgabe zum Thema Virtual Reality mit einer engelhaften Pose vor dem Hintergrund einer idyllischen Strandaufnahme. In dem dazugehörigen Artikel ergründen die Journalisten des Magazins, weshalb VR Spaß macht und, weshalb es die Welt verändern wird. Ob beabsichtigt oder nicht: Es dauerte nicht lange, bis das Cover auf Blogportalen und in sozialen Medien die Runde machte und zur Vorlage teils witziger und kreativer Memes wurde. Nicht nur private Personen, auch Branchenleute, Medien wie The Daily Dot und Spielhersteller wie Square Enix hatten ihren Spaß an Luckeys Pose. Got 2 copies for no particular reason :D pic.twitter.com/N6kXXAp4Ux Während die Herausgeber des Time Magazine mit einer Sammlung einiger der besten Memes bewiesen, dass man über sich selbst lachen kann, sorgten das Cover und zumindest die Einleitung des Artikels an anderer Stelle für ernste Kritik. Denn sowohl bildlich als auch im Text wird der 22-jährige Oculus VR-Mitbegründer nicht gerade vorteilhaft porträtiert: The Daily Dot sieht darin eine Verunglimpfung sowohl Luckeys als auch des neuen Mediums VR. Viele Leute sind enttäuscht von der lachhaften Art und Weise, wie VR auf dem Cover und im Artikel porträtiert wird, schreibt die Seite. Danke, Time, für die Propagierung eines überholten Stereotyps eines Silicon-Valley-Nerds. Für die britische Videospielseite Eurogamer, die das Cover ebenfalls als peinlich für Virtual Reality, Oculus und Palmer Luckey erachtet, spiegele der verpatzte Photoshop allerdings auch eines der Probleme von VR wider. Mit der Schaffung eines der schlechtesten Photoshops des Jahres, hat Time auch unbeabsichtigt eines der großen Probleme von Virtual Reality auf den Kopf getroffen: Es wird niemals cool sein, so Autor Wesley Yin-Poole. Eine Aussage, mit der die populäre Gaming-Seite für viele LeserInnen allerdings über das Ziel hinausschießt. Sollte sich VR nur deshalb nicht durchsetzen, weil Menschen sich mehr Gedanken darüber machen, wie sie beim VR-Erlebnis aussehen als über den Spaß an dem Medium selbst, wäre das ein trauriges Zeichen für die Oberflächlichkeit unserer Spezies, so der Tenor der Kommentare im Eurogamer-Forum.
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Web
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Arsenal in Piräus gehörig unter Druck Team von Arsene Wenger kämpft in Griechenland um die Serie. Chelseas Krisentruppe gegen Porto gefordert – Gute Ausgangslage für ÖFB-Teamspieler Dragovic mit Kiew Mit Arsenal steht am Mittwoch (20.45 Uhr) zum Abschluss der Gruppenspiele der Fußball-Champions-League ein Dauergast in der K.o.-Phase schwer unter Druck. Die Londoner müssen beim direkten Konkurrenten Olympiakos Piräus unbedingt gewinnen, um ihre tolle Serie zu verlängern: 15 Mal in Folge schafften die Gunners zuletzt den Aufstieg aus der Gruppenphase der Königsklasse. Insgesamt noch fünf Tickets werden am Mittwoch für die nächste Bewerbsphase vergeben – auf eines davon hofft ÖFB-Teamverteidiger Aleksandar Dragovic mit Dynamo Kiew im Heimspiel gegen Tel Aviv (live Puls 4). Mit dem CL-Gewinner 2012, Chelsea, dem FC Valencia, Bayer Leverkusen und AS Roma müssen prominente Namen noch zittern. Arsenals (6 Punkte/9:10 Tore) Ausgangslage vor der Partie beim Zweiten der Gruppe F ist alles andere als optimal. Olympiakos (9/6:10) könnte sich sogar eine 0:1-oder 1:2-Niederlage leisten. Arsenal muss nach dem peinlichen 2:3 aus dem Hinspiel bei einem Sieg mit einem Tor Unterschied mindestens drei Treffer erzielen. Auch jeder Sieg mit zwei Toren Differenz würde reichen. Für Arsenal geht es auch darum, sich zum 16. Mal in Folge für die K.o.-Phase der Königsklasse zu qualifizieren. Es ist ein sehr wichtiges Spiel für uns, sagte Coach Arsene Wenger. Stürmer Joel Campbell ergänzte: Es ist die wichtigste Partie in dieser Saison. Eine Art Cupfinale. Der Costa Ricaner, der in der vergangenen Saison auf Leihbasis in Piräus spielte, traf am vergangenen Wochenende beim 3:1 gegen Sunderland und profitiert derzeit vom Verletzungspech der Nord-Londoner. Sieben Profis, darunter Stars wie Alexis Sanchez oder Santi Cazorla, fallen aus. Sorge bereitet den Gunners auch die Heimstärke von Olympiakos. Sieben der jüngsten acht Champions-League-Heimspiele gewann der griechische Titelträger im Karaiskakis-Stadion. Nur der FC Bayern konnte dort im September 2015 gewinnen (3:0). Die restlichen sieben Gegner, darunter Juventus Turin oder Atletico Madrid, wurden im Hexenkessel von Piräus besiegt. Auch Arsenal kassierte bei seinen drei Königsklassen-Auftritten in Piräus drei Pleiten. Eine deutlich bessere Ausgangslage besitzt der zweite Londoner Club, Chelsea (10 Punkte), mit Trainer Jose Mourinho. Der Portugiese trifft mit dem FC Porto (10) auf seinen früheren Club (live ORF eins) und würde mit einem Sieg Gruppenerster werden. Bei einem Unentschieden in London und einem Erfolg von Dynamo Kiew (8) gegen das punktlose Maccabi Tel Aviv wäre Chelsea hinter den Ukrainern Zweiter. Klingt absolut machbar, ist gemessen an den aktuellen Leistungen der Londoner aber alles andere als ein sicherer Tip. Platz 14 in der Premier League spricht Bände, das jüngste 0:1 gegen Bournemouth ließ die Alarmglocken nach drei Pflichtspielen ohne Niederlage wieder aufschrillen. Im Falle eines Weiterkommens könnte daher vor allem Mourinho durchatmen. Denn sollte sich der Krisenclub aus der Königsklasse verabschieden, könnte auch Chelsea-Eigentümer Roman Abramowitsch endgültig die Geduld mit dem 52-Jährigen verlieren. Dragovic und Kiew kann Mourinhos Schicksal ebenso egal sein wie das Ergebnis in London. In jedem Fall muss ein Heimsieg gegen die Israelis her. Im Idealfall trennen sich Chelsea und Porto mit einem Remis, das Trio hätte dann jeweils elf Punkte. Und weil alle drei aus den direkten Duellen 5 Punkte hätten, würde die Tordifferenz aus den Spielen untereinander über die Platzierung entscheiden: Dynamo wäre in diesem Fall sogar Gruppensieger. In Gruppe E matchen sich das angeschlagene Leverkusen, Roma (beide je 5 Punkte) und BATE Borisow (4) noch um den Platz in der K.o.-Phase. Der souveräne Gruppensieger und Titelverteidiger Barca tritt bei Leverkusen an und schont dabei die Stammkräfte Gerard Pique und Andres Iniesta, Dani Alves ist gesperrt. Auch Neymar wird fehlen. Der Brasilianer zog sich im Abschlusstraining eine Leistenzerrung im linken Bein zu. Zuvor hatte Cheftrainer Luis Enrique den Einsatz von Lionel Messi offen gelassen. Ich will erst mit meinen Spielern sprechen, sagte Enrique. Er signalisierte aber, dass Messi wahrscheinlich in der Startelf des Titelverteidigers stehen wird. In Gruppe H ist St. Petersburg fix Erster, kommt es zum Fernduell um Platz zwei, Gent (7 Punkte) gegen Valencia (6). Die Belgier empfangen die Russen, Valencia hat das abgeschlagene Schlusslicht Olympique Lyon zu Gast.
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Sport
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Erdogan: Medien sollten Kritik nicht mit Beleidigung verwechseln Türkischer Präsident im CNN-Interview: "Führe keinen Krieg gegen die Medien" Ankara/Washington – Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die Medien bei aller Kritik zu einem fairen Umgang mit der Politik aufgefordert. Wir sollten Kritik nicht mit Beleidigungen und Diffamierung verwechseln, sagte der Staatschef im Interview mit dem Sender CNN am Donnerstag (Ortszeit). Es müsse Grenzen geben, auch für Satire. Es sei nicht in Ordnung, ein Thema in einer Karikatur bis zur Unkenntlichkeit zu verbiegen, sagte Erdogan in der CNN-Sendung Amanpour. Es sei nur natürlich, dass er in so einer Situation Rechtsanwälte einsetze, um zu seinem Recht zu kommen. In Deutschland hatte das NDR-Fernsehmagazin extra 3 am 17. März einen satirischen Beitrag über Erdogan ausgestrahlt, der auf YouTube mittlerweile fast fünf Millionen Mal angeklickt wurde. Der Beitrag des Satire-Magazins mit der Musik von Nenas Hit Irgendwie, irgendwo, irgendwann enthält Textzeilen, wie Ein Journalist, der irgendwas verfasst, was Erdogan nicht passt, ist morgen schon im Knast. Der türkische Präsident reagierte erbost, der deutsche Botschafter in Ankara wurde einbestellt. Im Interview mit der CNN-Journalistin Christiane Amanpour betonte Erdogan, dass er keinen Krieg gegen die Medien führe. Wir haben nie etwas getan, um die Medienfreiheit einzuschränken. Die türkische Regierung habe viel Geduld gezeigt.
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Etat
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Viele Tote nach Selbstmordanschlag in irakischer Stadt Ramadi Provinzhauptstadt erst Ende Dezember von IS zurückerobert Ramadi – Ein Selbstmordattentäter hat bei einem Anschlag in der irakischen Provinzhauptstadt Ramadi mindestens 18 Soldaten mit in den Tod gerissen. Ramadi war erst Ende Dezember aus den Händen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) befreit worden. Mindestens ein mit Sprengstoff beladenes Auto sei an einem Armeestandort im Norden Ramadis explodiert, sagte ein Befehlshaber der Deutschen Presse-Agentur. Zudem seien viele Einsatzkräfte verletzt worden, einige dieser befänden sich in einem kritischen Zustand. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. Irakische Regierungstruppen hatten die Provinzhauptstadt westlich von Bagdad vor fünf Wochen für befreit erklärt.
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International
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Brandserie in Salzburger Wohnhaus: Frau festgenommen 40-jährige zu einem Feuer geständig, zu restlichen Fällen aber nicht Salzburg – Nach einer Brandserie in einem Wohnhaus im Salzburger Stadtteil Gnigl ist eine 40-jährige Frau festgenommen und in die Justizanstalt eingeliefert worden. Sie sei zu einem Feuer – jenem vom Donnerstag – geständig, zu den übrigen aber nicht, so die Salzburger Polizei am Samstag . Mit Details halten sich die Kriminalisten aber unter Hinweis auf laufende Ermittlungen noch bedeckt. Die Salzburger Nachrichten (SN) hatten in ihrer Samstag-Ausgabe von einer Festnahme berichtet. Die Frau sei beim vorerst letzten Brand am Donnerstag mit einer Überwachungskamera überführt worden. Es hat Überwachungsmaßnahmen gegeben, hieß es dazu von der Salzburger Polizei. Sie konzentrierte sich bei ihren Ermittlungen vor allem auf die Hausbewohner und ihr Umfeld. Laut SN leben von den anfangs zehn Bewohnern derzeit nur noch sechs in dem heruntergekommenen Gebäude. Seit Mitte März hat es in dem Wohnhaus zehnmal gebrannt. So wurden beispielsweise Müllsäcke oder Matratzen in einem leer stehenden Raum angezündet. Laut Polizei wurde in keinem einzigen Fall ein Brandbeschleuniger verwendet. Auch die Zimmer blieben nach den Bränden bewohnbar, der Sachschaden dürfte sich in Grenzen gehalten haben. Verletzt wurde bisher niemand, allerdings mussten zuletzt einige Bewohner mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung zur Kontrolle ins Krankenhaus gebracht werden. Dort wurde aber Entwarnung gegeben.
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Panorama
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Ungarn verstärkt nach Idomeni-Räumung Zaun zu Serbien Die ungarische Regierung verzeichnet seit der Schließung des griechischen Lagers laut eigenen Angaben mehr Grenzübertritte Szeged – Nach der Räumung des griechischen Flüchtlingslagers Idomeni an der mazedonischen Grenze hat Ungarn mit der Verstärkung seiner Grenzanlagen zu Serbien begonnen. Einige Flüchtlinge hätten sich trotz der Grenzschließungen auf der Balkanroute auf den Weg gemacht, teilte die ungarische Regierung am Montag mit. Nach der Schließung des Flüchtlingslagers Idomeni hat sich die Zahl der Migranten, die versuchen, den ungarischen Grenzzaun zu überwinden, erhöht, sagte der Berater des ungarischen Regierungschefs Viktor Orbán, György Bakondi, dem Radiosender Kossuth. Während vor der Schließung 70 bis 90 Menschen illegal die Grenze überquert hätten, seien es nun 100 bis 150, sagte Bakondi. Der Stacheldrahtzaun sei nicht ausreichend und werde durch permanente Absperrungen ersetzt. Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP sah am Montag auf der serbischen Seite der Grenze 200 bis 250 Menschen, die auf die Einreise nach Ungarn warteten. Im vergangenen Sommer war Ungarn ein wichtiges Transitland für Flüchtlinge, die nach Deutschland und in andere west- und nordeuropäische Länder weiterreisen wollten. Als Konsequenz daraus beschloss die Regierung in Budapest im Herbst, die Grenzen nach Kroatien und Serbien abzuriegeln. Auch andere Balkanstaaten ließen keine Flüchtlinge mehr passieren, weshalb im griechischen Flüchtlingslager Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze monatelang tausende Flüchtlinge festsaßen. Wegen der unhaltbaren Zustände in dem Lager wurde es von der griechischen Polizei vergangene Woche geräumt und die Bewohner in feste Unterkünfte gebracht. Einige Flüchtlinge verließen das Lager jedoch auf eigene Faust und entgingen so der Kontrolle der Behörden.
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Panorama
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IHS sieht fette Jahre in weiter Ferne Österreich wächst weiterhin langsamer als die Eurozone, Entspannung am Arbeitsmarkt ist damit weit und breit nicht in Sicht Wien/Athen – In Österreich bleibt mittelfristig vieles wie es ist. Aus ökonomischer Sicht kein Grund zum Jubeln, wie Helmut Hofer, Experte am Institut für Höhere Studien (IHS) lapidar konstatiert. In der neuen mittelfristigen Konjunkturprognose von 2015 bis 2019 sieht das IHS für Österreich ein Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 1,6 Prozent pro Jahr voraus. In der Eurozone soll es im Vergleichszeitraum bei immerhin 1,8 Prozent liegen. Verglichen mit der Mittelfrist-Progrnose aus dem Vorjahr wurde damit die Erwartung für Österreich noch einmal gestutzt – und zwar um einen Viertelprozentpunkt. Einen kleinen Lichtblick gibt es aber doch. Mit den 1,6 Prozent fällt das Wachstum immerhin um rund 0,4 Prozentpunkte stärker aus, als im Schnitt der vergangenen fünf Jahre. Die Beschleunigung erfolgt nach Einschätzung des IHS schrittweise – auf einen Turbo wartet Österreich vergeblich: Ausgehend von 0,7 Prozent und 1,8 Prozent in den Jahren 2015 und 2015 erwartet das IHS für den restlichen Prognosezeitraum bis 2019 jeweils Wachstumsraten von gut 1,75 Prozent. 2017 werden wir wohl an der Zwei-Prozent-Marke kratzen, hofft Hofer. Keine Entspannung am Arbeitsmarkt Für den Arbeitsmarkt bedeutet dieser Ausblick keine Entspannung: Er bleibt ein großes Problemfeld, so Hofer. Das Beschäftigungswachstum verortet er bei einem Prozent. Weil aber weiterhin mehr Arbeitskräfte auf den Arbeitsmarkt strömen als neue Jobs entstehen, bleibt auch die Arbeitslosigkeit hoch, und das über Jahre. Optimistisch gerechnet – also vorausgesetzt die die Konjunktur beschleunigt sich im prognostizierten Ausmaß – geht die Quote im Jahr 2019 nur auf 8,75 Prozent zurück. Nächstes Jahr rechnet das IHS gar mit 9,1 Prozent. Für Österreich hält der IHS-Forscher nun – wie andere auch – ein Offensivprogramm zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes für angesagt. Es liege viel am Tisch, werde viel diskutiert, aber hierzulande dauert alles zu lange. Die Steuerreform sei der erste Schritt gewesen. Insgesamt hält Hofer nun aber mehr Flexibilität für notwendig vielleicht auch bei der Arbeitszeit, wenn auch eine generelle Arbeitszeitverkürzung nicht besonders sinnvoll sei – vor allem nicht mit vollem Lohnausgleich, denn das mache den Faktor Arbeit teurer. Und ein Bündel an weiteren Schritten – mehr oder weniger bekannt. Stärkung der Grundlagenforschung, Senkung der Lohnnebenkosten, Ausbau der frühkindlichen Förderung. Viele der Arbeitslosen hätten nur einen Pflichtschulabschluss. Das ist wie vor zwanzig Jahren – erschreckend. Chinas Wachstum geht zurück Der IHS-Prognose liegt die Annahme einer moderaten Belebung der Weltkonjunktur zugrunde. Das IHS geht hier davon aus, dass das Wachstum im Gegensatz zur jüngeren Vergangenheit im Prognosezeitraum von den Industriestaaten getragen wird. Die Dynamik in den Schwellenländern werde sich hingegen abschwächen. Die US-Wirtschaft befinde sich weiter auf einem stabilen Wachstumspfad und sollte im Prognosezeitraum ein Durchschnittswachstum von 2,5 Prozent erreichen. In China dürfte sich die Tendenz zur Verlangsamung des Wachstums fortsetzen – auf ein Plus von rund 6,25 Prozent. Das IHS geht beim Rohölpreis von im Schnitt 70 US-Dollar je Barrel aus. Hinsichtlich des Euro-Dollar-Wechselkurses wird ein Wert von 1,10 unterstellt. Mit der Länge des Prognosezeitraums steigen die Prognoseunsicherheiten. Die Weltwirtschaft bleibe anfällig für Störungen durch geopolitische Entwicklungen und Turbulenzen an den Finanzmärkten. Eine Verschärfung der politischen Krisen wie zwischen der Ukraine und Russland, im Irak oder Syrien könnte die Entwicklung des Welthandels bremsen und wohl auch zu einer Erhöhung der Energiepreise führen. Die konjunkturellen Auswirkungen eines Staatsbankrotts Griechenlands auf die übrigen Euroländer werden wegen institutioneller Reformen wie der Bankenunion eher gering eingeschätzt. Allerdings würde ein Ausscheiden Griechenlands aus der Währungsunion die Unsicherheiten auf den Finanzmärkten erhöhen und könnte die Erholung in den Peripheriestaaten der Eurozone wegen höherer Risikoaufschläge belasten.
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Wirtschaft
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UN-Sicherheitsrat verurteilt nordkoreanische Raketentests Die Tests verletzen UN-Resolutionen und bedrohen die regionale und internationale Sicherheit, heißt es New York – Der UN-Sicherheitsrat hat am Freitag die jüngsten nordkoreanischen Raketentests verurteilt. Die 15-Mitglieder des Rats seien tief besorgt über die Starts, hieß es in einer Erklärung. Diese verletzten UN-Resolutionen und bedrohten die regionale und internationale Sicherheit. Nordkorea hatte nach südkoreanischen und US-Angaben vom Freitag eine ballistische Rakete getestet. Seit 2006 sind UN-Sanktionen gegen das Land in Kraft. Sie wurden in diesem Monat als Reaktion auf neue Atom- und Raketentests weiter verschärft. Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un hat erklärt, sein Land müsse in der Lage sein, einen atomaren Erstschlag auszuführen.
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International
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Australier kämpfte mit Schraubenschlüsseln gegen Krokodile 72-Jähriger überlebte schwer geschockt und ausgetrocknet – Freund bei Angriff auf Boot ertrunken Sydney – Mit Schraubenschlüsseln und Zündkerzen hat ein Hobby-Fischer in Australien eine Gruppe von Krokodilen in Schach gehalten. Seinem Freund konnte er aber nicht das Leben retten, berichtete die Lokalzeitung Northern Terirtory News am Mittwoch. Beim Krebsfang in der Nähe der nordaustralischen Stadt Darwin wurde das kleine Motorboot der beiden Männer von einem Salzwasserkrokodil zum Kentern gebracht. Während sein Freund unter Wasser gefangen war und ertrank, versuchte der 72-jährige Überlebende, das Boot an Land zu ziehen, blieb aber dann bis zur Hüfte im Schlamm stecken, wie einer seiner Retter später erzählte. Voller Panik bemerkte der Mann demnach, dass drei bis vier Krokodile ihn stetig umkreisten. Er bewarf sie mit Zündkerzen und hielt sie mit Hilfe von Schraubenschlüsseln auf Abstand, bis es ihm schließlich gelang, sich in die Mangroven am Ufer zu retten. Dort harrte er drei Stunden lang aus, dann hörten andere Krebsfischer seine Hilferufe und retteten ihn. Die Flugrettungsorganisation CareFlight brachte den Mann in ein Krankenhaus ins rund 40 Kilometer entfernte Darwin. Der 72-Jährige stehe unter einem schweren Schock und sei nach dem stundenlangen Warten in praller Sonne völlig ausgetrocknet, sagte der CareFlight-Vertreter Ian Badham dem Sender ABC. Im Norden Australiens leben viele Krokodile, immer wieder greifen sie auch Menschen an. Im Durchschnitt werden dabei zwei Menschen pro Jahr getötet.
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Panorama
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"Der ÖSV lebt noch im letzten Jahrhundert" Frauenfeindlichkeit, Lügen und Intrigen im ÖSV? Gibt es, sagt Kilian Albrecht, Ex-Rennläufer und Manager von US-Star Mikaela Shiffrin Wien – Der Vorarlberger Kilian Albrecht hatte einst seine liebe Not mit dem Österreichischen Skiverband, der ÖSV stimmte einem Nationenwechsel des Slalomfahrers nur widerwillig zu. Heute ist der 42-Jährige als Manager von Olympiasiegerin Mikaela Shiffrin und Schladming-Triumphator Alexander Choroshilov tätig. Und macht sich auch seine Gedanken zur Situation rund um Gesamtweltcupsiegerin Anna Fenninger. STANDARD: Ist so ein Riss, wie er zwischen Fenninger und dem ÖSV entstanden ist, überhaupt noch zu kitten? Albrecht: Das ist sicher schwer. Das Problem ist, dass das Misstrauen nicht kleiner geworden ist und der Karren ziemlich verfahren ist. Ich glaube aber, dass es dem Präsidenten eher wurscht ist, Anna ist eine Frau. Und bei Schröcksnadel zählen in erster Linie die Männer. STANDARD: Kann oder soll eine Athletin, die ein derartiges Misstrauen gegen den Verband hegt, überhaupt noch für den ÖSV fahren? Albrecht: Sagen wir so, es wird wohl die einzige Möglichkeit sein, für Österreich zu fahren. Der ÖSV könnte ihr die Lizenz geben und sie als unabhängige Athletin fahren lassen. Bode Miller ist so Gesamtweltcupsieger geworden. Ich denke nicht, dass der ÖSV einer Athletin wie ihr das Startrecht verwehren kann. Außer er will sich mit einer Schadenersatzklage in Millionenhöhe auseinandersetzen. STANDARD: Nicht eingehaltene Versprechen, Lügen und Frauenfeindlichkeit. Fenninger fährt harte Geschütze auf. Ist das dem ÖSV alles zuzutrauen? Albrecht: Ich habe es selber erlebt. Ich war eh nur noch knapp unter den Top 30 der Welt, und es war ihnen nicht zu blöd, ausländische Botschafter anzurufen, um zu verhindern, dass ich einen Pass kriege. Was Frauen betrifft, ist es ein offenes Geheimnis, dass Frauen nur gelegen kommen, wenn die Herren grad mal nicht so gut sind und sie die Medaillenbilanz auffetten können. STANDARD: Das klingt alles etwas rückständig. Albrecht: Der ÖSV lebt noch im letzten Jahrhundert. Eine Frau darf niemals so viel wie ein Mann verdienen, das geht ja gar nicht. Ich denke, es geht hier nicht nur um die Mercedes-Kampagne. In Wahrheit geht es darum, dass ein kleines Mädchen den Mut hat, dem Herrn Schröcksnadel zu widersprechen. Und das in einem Umfeld voller Jasager. STANDARD: Der Verband ist ob der für Mercedes werbenden Fenninger erzürnt, man schneidet lieber mit. Angesichts der Ausbildungskosten auch irgendwo verständlich, oder? Albrecht: Ach, immer diese Ausbildungskosten. Irgendwann sind die doch amortisiert. Dann ist der Sportler für den Verband eine reine Cashcow. Im Fall von Fenninger war dieser Punkt schnell erreicht. Was sie den Verband gekostet hat, ist ja marginal im Vergleich zu dem, was sie über die Jahre geleistet hat. STANDARD: Und was ist mit den zur Verfügung gestellten Trainingsbedingungen? Albrecht: Ein Trainingsumfeld bieten, also bitteschön, das ist ja wohl die Aufgabe des Verbandes. Der Verband kriegt ja auch genug Förderungen und Sponsorengelder. Und die gibt es nur wegen der Topathleten. STANDARD: Es heißt aber oft, die Voraussetzungen seien in Österreich optimal. Muss man dafür nicht auch die Kehrseite in Kauf nehmen? Albrecht: Die anderen Nationen haben längst aufgeholt. Wenn ich mir ansehe, wie Alexander Choroschilow Slalom trainiert, kann ich Ihnen sagen, dem fehlt es an überhaupt nichts. Alles ist auf ihn abgestimmt, die Trainer gehen auf ihn ein, er hat ein optimal abgestimmtes Programm. Das Gleiche gilt im Übrigen für Mikaela Shiffrin. STANDARD: Ist das in Österreich nicht so? Albrecht: Für die Topleute schon, aber nicht für alle. Wenn ich zurückdenke, habe ich zehn Jahre dieselben Trainer gehabt und nur zu ganz wenigen einen Draht gefunden. Ich war nur die Nummer drei oder vier im Slalomteam, da sind die anderen wichtiger. Was aber auch irgendwie verständlich ist. STANDARD: Haben Sie jemals versucht, das zu ändern? Albrecht: Ich wollte nur ein paar Tage mit Dietmar Thöni trainieren, da war gleich ein großer Aufruhr. Wir sind eh die Besten, was brauchst du jemand anderen? Motto: Wenn es dir nicht passt, kannst du gehen. Aber Freigabe geben wir dir keine, und schriftlich kriegst du auch nichts. Diese Politik ist im ÖSV die Regel. STANDARD: Werden Athleten im ÖSV gezielt ruhig gehalten? Albrecht: Ich kann mich an Medienschulungen erinnern, die waren unglaublich. Hauptthema: Was kann ich am Wochenende im Interview sagen, um am Montag keine Probleme mit Hans Pum oder anderen Offiziellen beim ÖSV zu bekommen. STANDARD: Sie sind dann für Bulgarien angetreten. Wurde Ihnen zuvor auch eine Stehzeit angedroht? Albrecht: Man wollte mich ein ganzes Jahr warten lassen, es wurde auf Zeit gespielt. Ich habe mir einen Anwalt genommen, dann wurde eine Vereinbarung gefunden. Da musste ich bereits hinten im Feld starten. Aber ich war ja nur eine kleine, unbedeutende Nummer. STANDARD: Warum gibt sich der ÖSV in Trainerfragen traditionell stur? Albrecht: Weil man Grundsätzliches nicht verstehen will: Der Skisport ist kein Teamsport, der Skisport ist ein Einzelsport. Jeder muss schauen, wie er selbst weiterkommt. Mit einem Trainer muss die Chemie passen. STANDARD: Man spricht oft von Knebelverträgen im ÖSV. Ist dieses Wort angebracht? Albrecht: Das sind sicher Knebelverträge. Das Vertragswerk wurde noch nie angefochten, aber es sind einige Punkte drinnen, die so sicher nicht halten würden. STANDARD: Wäre ein Rechtsstreit zwischen dem ÖSV und Fenninger also gar keine schlechte Sache? Albrecht: Das gehört alles schon längst geregelt. Wo bleiben die Persönlichkeitsrechte? Kann man die einem Sportler einfach abnehmen? Was muss der Athlet alles für den Verband machen? Und was darf er sich ansonsten erlauben? STANDARD: Warum hat sich noch kein Sportler gegen die Unklarheiten aufgelehnt? Albrecht: Weil bisher alle gemeint haben, dass es ohnehin nichts bringen würde. Weil es zu lange dauert, die Gerichtsmühlen mahlen langsam. Alle haben unter Druck unterschrieben. Spielt man nicht mit, bekommt man vom Verband keine Lizenz. Der Athlet ist der Letzte in der Nahrungskette. STANDARD: Arbeitet der ÖSV als einziger Verband mit solchen Methoden? Albrecht: Viele Punkte werden von der FIS vorgegeben. Die FIS ist aber nichts anderes als die Vereinigung der nationalen Verbände. Die Verbände reden sich wiederum auf die FIS aus. Ein lustiges Spiel. STANDARD: Sind die Verbände also einer wie der andere? Albrecht: Viele Verbände sind grundsätzlich nicht einfach. Sie vergessen gerne, dass es ohne Sportler keinen Verband gäbe. Ohne Athleten können sich die Verbände im Ziel selber feiern. Das wäre ganz schön einsam. STANDARD: Wer ist nun eigentlich der Gewinner in der Causa Fenninger? Albrecht: Im Moment Mercedes. Wäre ich dort der Marketingchef, würde ich eine Flasche Champagner aufmachen.
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Sport
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Apple-Chef Cook: "Warum sollte man noch einen PC kaufen?" Tim Cook sieht das neue iPad Pro als Ersatz für traditionelle Computer In Kürze wird Apple sein bisher größtes Tablet auf den Markt bringen. Das iPad Pro bringt es auf stolze 12,9 Zoll Display-Diagonale, hat ein Display mit sehr hoher Auflösung und unterstützt Apples neuen Eingabe- und Zeichenstift, den der Konzern schlicht Apple Pen getauft hat. Beobachter attestierten dem Gerät, für welches ein Tastatur-Dock angeboten wird, erstaunliche Ähnlichkeiten zu Microsofts Surface. Und so wie Microsoft das Surface als Ersatz für Tablet und Notebook sieht, betrachtet auch Apple das iPad Pro als Alternative für traditionelle Rechner. Firmenchef Tim Cook sieht in einem Interview mit dem britischen Telegraph das Ende des PCs nahen. Seine Einschätzung gibt Cook dabei recht deutlich kund. Warum sollte man noch einen PC kaufen? Wirklich, warum würden Sie einen kaufen?, fragt er – und legt nach. Ja, das iPad Pro ist für viele Menschen ein Ersatz für ein Notebook oder einen Desktoprechner. Sie werden anfangen es zu verwenden und zum Schluss kommen, dass sie daneben nichts anderes als ihr Smartphone brauchen. Dazu will man mit dem Gerät auch Grafiker, Designer und Menschen aus anderen kreativen Berufen für sich gewinnen. Dazu muss das iPad Pro allerdings dem negativen Tablet-Trend trotzen. Schon seit Längerem sinken die Verkaufzahlen der iPads. Ein weiteres Gerät könnte die kleineren Modelle noch stärker in Bedrängnis bringen. Zwischen den seit 2014 auf größeres Format gewachsenen iPhones, dem Zehn-Zoll-iPad und der Pro-Ausgabe könnte insbesondere das iPad Mini praktisch zerrieben werden. Dass mit Kannibalisierung zu rechnen ist, gesteht auch Cook ein. Wer ein großes Smartphone hat, wird wahrscheinlich geringeres Interesse an einem kleinen Tablet haben, schätzt er. Dass die Nachfrage komplett wegbricht, schließt er jedoch aus. Die Kunden würden etwa gerne am Abend im Bett lieber am iPad Mini lesen, als auf ihrem Telefon. Für die Apple Watch kündigt der Firmenchef einen neuen Verkaufsrekord für das laufende Quartal an – wenig überraschend, da hier das Weihnachtsgeschäft hineinfallen wird –, ohne aber konkrete Zahlen zu nennen. Er deutet an, dass es künftig ein Zusatzgerät für die Uhr oder ein eigenständiges Produkt geben könnte, das im medizinischen Bereich zum Einsatz kommen soll. Die Smartwatch selbst will man nicht in dieses Geschäft bringen, da die dafür notwendigen strengen Auflagen und langwierigen Tests der Behörden für schnelle Innovationsschritte hinderlich wären. Zuversichtlich zeigt er sich auch ob der ersten Verkäufe des neuen Apple TV. Die ersten Absatzzahlen seien herausragend, meint Cook – erneut ohne Zahlen preiszugeben. Auch das Interesse der Entwickler sei groß und die Anzahl der Apps, die sich in Umsetzung für die Plattform befänden, deutlich über den Erwartungen. Wir werden das Wohnzimmer komplett verändern, kündigt der Apple-CEO an. Sorgen bereiten ihm neue Gesetze in Großbritannien. Unter der sogenannten Snoopers Charta wären Tech-Firmen und Provider verpflichtet, den Behörden unverschlüsselte Kommunikationsinhalte bereitzustellen, wenn sie dies über einen richterlichen Beschluss verlangen. Ein konkretes Verbot für Verschlüsselung sieht der Gesetzesentwurf zwar nicht vor, jedoch könnte es de facto sichere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung illegalisieren. Davon, die Verschlüsselung für Behördenzugriff zu kompromittieren, hält Cook nichts. Eine Hintertür steht jedem offen. Jeder will Terroristen bekämpfen, jeder will sicher sein. Die Frage ist: Wie? Eine Hintertür aufzusperren kann schwere Konsequenzen nach sich ziehen, erinnert Cook. Schaden würde es vor allen Dingen der Privatsphäre unschuldiger Leute, während Bösewichte ohnehin wüssten, wie sie derlei Maßnahmen umgehen könnten. Vorstöße wie jenen in Großbritannien sieht er allerdings zum Scheitern verurteilt. Zum einen, weil die Welt großflächig vernetzt ist, und zum anderen, weil Verschlüsselung nicht regulierbar und weit verfügbar ist.
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Web
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Moldauische Regierung durch Misstrauensantrag gestürzt Wegen Korruptionsverdachts gegen Premierminister Strelet Chisinau – In der Republik Moldau ist am Donnerstag die pro-europäische Regierung unter Premierminister Valeriu Strelet durch einen Misstrauensantrag gestürzt worden. Die Koalitionsregierung aus Liberaldemokraten (PLDM), Demokraten (PD) und Liberalen war erst seit Ende Juli im Amt. 65 der 101 Parlamentarier in Chisinau stimmten für den Antrag. Somit ist klar, dass auch Mandatare der Regierungsparteien gegen das Strelet-Kabinett votiert hatten. Die PD hatte im Vorfeld Strelets Rücktritt gefordert, was dieser aber verweigerte. Die Opposition hatte den Antrag mit der unzufriedenstellenden Aktivität der Regierung und angeblichen Verwicklungen des Premiers in korrupte Geschäfte begründet. Diese Anschuldigungen bezeichnete Strelet als absurd. Kürzlich war der Ex-Premier und PLDM-Chef Vlad Filat wegen Korruptionsverdachts festgenommen worden, nachdem das Parlament für die Aufhebung seiner Immunität gestimmt hatte. Das Kabinett wird nun aufgelöst. Binnen drei Tagen muss Staatspräsident Nicolae Timofti einen neuen Premierminister mit der Regierungsbildung beauftragen. Sollte diese misslingen, käme es zu vorgezogenen Wahlen.
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International
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Hillary Clinton droht Strafverfahren wegen E-Mail-Affäre Ex-Außenministerin hat jahrelang private Adresse für Dienstliches verwendet UPDATE: Die New York Times, auf deren Berichterstattung unser Artikel fußt, hat inzwischen auf faktische Ungereimtheiten reagiert. Washington – In der Affäre um die E-Mail-Nutzung der früheren US-Außenministerin und demokratischen Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton könnte das Justizministerium nach Informationen der New York Times strafrechtliche Ermittlungen einleiten. Zwei interne Prüfer hätten die Eröffnung eines Verfahrens empfohlen, berichtete die Zeitung in ihrer Freitagsausgabe. Clinton ließ die Vorwürfe von einem Sprecher erneut zurückweisen. Clintons Umgang mit dienstlichen E-Mails während ihrer Zeit als Außenministerin hatte eine Reihe von Fragen aufgeworfen. Anfang März war bekannt geworden, dass die frühere Chefdiplomatin in ihrer Amtszeit von 2009 bis 2013 kein offizielles E-Mail-Konto, sondern ihre private Adresse genutzt hatte. Laut New York Times kamen interne Prüfungen durch das Außenministerium und die Geheimdienste Ende Juni zu dem Schluss, dass Clintons Privataccount hunderte potenziell vertrauliche E-Mails enthalten habe. Die beiden für die Untersuchung zuständigen Generalinspektoren forderten in einem Memo Ermittlungen des Justizministeriums wegen der möglichen falschen Handhabung von Regierungsgeheimnissen, wie die New York Times berichtete. Der zunächst online veröffentlichte Artikel wurde aber nachträglich geändert. In einer ersten Version erweckte die Zeitung den Eindruck, dass Clinton selbst das Ziel von Ermittlungen sein könnte. Später war nur noch von einem Verfahren im Zusammenhang mit dem privaten E-Mail-Konto die Rede. Die frühere Außenministerin bestritt stets, Verschlusssachen über ihre privaten Account verschickt oder empfangen zu haben. In einer Pressekonferenz nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte Clinton erklärt, sie habe aus Bequemlichkeit nur ein E-Mail-Konto geführt. Es gab keine Verletzung der Datensicherheit, beteuerte sie. Am Freitag bekräftigte ein Sprecher, dass Clinton angemessenen Praktiken im Umgang mit vertraulichem Material gefolgt sei. Clinton hatte die Kommunikation über ihre Privatadresse [email protected] nicht auf den Ministeriumsservern sichern lassen. Stattdessen wurden die Daten auf einem Server gespeichert, der in dem Anwesen der Politikerin im Bundesstaat New York steht. Nach ihrer Amtszeit ließ sie nach eigenen Angaben rund 30.000 private Mails löschen, in denen es beispielsweise um die Hochzeit ihrer Tochter, die Beerdigung ihrer Mutter und ihre Yoga-Stunden gegangen sei. Etwa 55.000 Seiten an dienstlichen E-Mails übergab Clinton im vergangenen Dezember zu Archivierungszwecken an das Außenministerium. Angesichts der Kritik an ihrer E-Mail-Nutzung hatte Clinton im März versprochen, ihre Korrespondenz öffentlich zu machen. Das Außenministerium geht die Dokumente derzeit einzeln durch und schwärzt Stellen mit vertraulichen Angaben. Ein erster Satz von 3000 E-Mail-Seiten wurde Ende Juni veröffentlicht. Die große Frage ist, ob Informationen in E-Mails bereits zu dem Zeitpunkt als vertraulich eingestuft waren, als Clinton sie schickte oder empfing. Laut New York Times ist dies nicht klar. Auf jeden Fall seien im Zuge der Überprüfung einige Mailinhalte nachträglich zur Verschlusssache hochgestuft worden. Das Justizministerium hat den Angaben zufolge noch nicht über die Aufnahme von Ermittlungen entschieden. Die Republikaner werfen Clinton Geheimniskrämerei vor und mutmaßen, dass die frühere Außenministerin unliebsame Details ihrer Amtsführung zu verschleiern versucht. Politisch hat die E-Mail-Affäre der 67-Jährigen aber bisher kaum geschadet. Seit der Verkündung ihrer Präsidentschaftsbewerbung im April liegt sie in den Umfragen weit vor der parteiinternen Konkurrenz. Auch im Vergleich mit möglichen republikanischen Gegenkandidaten sehen Meinungsforscher die Demokratin mehrere Prozentpunkte vorn. Beide Parteien bestimmen ab Anfang kommenden Jahres in Vorwahlen ihre Kandidaten, die Präsidentschaftswahl findet im November 2016 statt. Präsident Barack Obama darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten.
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International
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Immer mehr Menschen rutschen in die Pleite Die Zahl der Firmeninsolvenzen ist stark zurückgegangen, anders sieht es bei Privatinsolvenzen aus Wien – Trotz der Pleite der Lebensmittelkette Zielpunkt ist die Zahl der Firmeninsolvenzen heuer stark zurückgegangen. Laut Hochrechnung des KSV 1870 wurden 5.126 insolvente Unternehmen verzeichnet, 5,5 Prozent weniger als 2014. Allerdings sorgte die Zielpunkt-Pleite für mehr betroffene Dienstnehmer: 2015 waren es 21.200, ein Anstieg um 1,4 Prozent. Dieser Anstieg ist dem Insolvenzfall Zielpunkt mit seinen 2.700 Mitarbeitern geschuldet, erklärte der KSV. Sonst wäre die Zahl der durch Pleiten betroffenen Dienstnehmer um elf Prozent gesunken. Immer mehr Privatpleiten Ein anderes Bild zeigt sich bei den Privatkonkursen: Deren Zahl stieg heuer um 5,7 Prozent auf über 8.891 mit Gesamtschulden von 1,144 Milliarden Euro – ein Plus von vier Prozent. Der durchschnittliche Schuldenstand pro Konkurs betrug 128.670 Euro, fast ein Drittel (29 Prozent) der Betroffenen waren ehemalige Selbstständige. Sie hatten im Schnitt Schulden in Höhe von 290.000 Euro. Die Pro-Kopf-Verschuldung echter Privater beträgt laut KSV rund 63.100 Euro. Am stärksten war der Anstieg der privaten Insolvenzverfahren mit 16 Prozent auf 1.069 in Niederösterreich. Absolut die meisten Fälle gab es in Wien: Und zwar 3.849 (+9,7 Prozent). Kärnten blieb gemessen an Verfahren pro Person mit Schuldenproblemen auch 2015 ein Spitzenreiter. In Oberösterreich (-3,4 Prozent), der Steiermark (-6,4 Prozent) und im Burgenland (-10,3 Prozent) kam es zu einem Rückgang der privaten Insolvenzfälle. Für 2016 rechnet der KSV 1870 mit einem neuerlichen leichten Zuwachs, sodass die Marke von 9.000 Verfahren erneut durchbrochen werde. Die größten Pleiten 2015 wurden 2.016 Fälle mangels Vermögens nicht eröffnet. Die Zahl der eröffneten Insolvenzen ging um fünf Prozent auf 3.110 zurück. Die geschätzten Gesamtverbindlichkeiten reduzierten sich um 17 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro. Die größten Pleiten waren heuer abgesehen von Zielpunkt (237 Millionen Euro Passiva) die oberösterreichische Landmaschinenfirma BISO Schrattenecker (68,3 Millionen), Quadracir Beteiligungs GmbH (55,2 Millionen), Hanlo-Firmengruppe (44,3 Millionen), die Bäckereigruppe Pan & Co (40,7 Millionen) und die Wiener Immobilienfirma Rosenthal KG (30 Millionen). Grund zum Jubeln ist der Rückgang der Firmeninsolvenzen aber nicht. Es handelt sich keinesfalls um eine Sommersonne der Konjunktur, sondern um eine Kombination von Stagnation und niedrigen Zinsen, so KSV-Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner. Angesichts der niedrigen Rohstoffpreise und weiter niedriger Zinsen sei auch 2016 kaum mit einem wesentlichen Anstieg der Insolvenzen zu rechnen. Nach Bundesländern betrachtet verzeichneten außer Wien (+1,4 Prozent) alle Länder Rückgänge. Tirol (-27 Prozent) und Vorarlberg (-18 Prozent) profitierten vom Tourismus und einer exportorientierten industriellen Produktion. Auch Oberösterreich und Steiermark zeigen aus ähnlichen Gründen einen Rückgang von jeweils 8,5 Prozent.
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Wirtschaft
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in Data Studio
Clustering of news article titles+subheadings+texts. Clustering of 10 splits on the news article category.
Task category | t2c |
Domains | News, Non-fiction, Written |
Reference | https://tblock.github.io/10kGNAD/ |
How to evaluate on this task
You can evaluate an embedding model on this dataset using the following code:
import mteb
task = mteb.get_task("TenKGnadClusteringP2P.v2")
evaluator = mteb.MTEB([task])
model = mteb.get_model(YOUR_MODEL)
evaluator.run(model)
To learn more about how to run models on mteb
task check out the GitHub repository.
Citation
If you use this dataset, please cite the dataset as well as mteb, as this dataset likely includes additional processing as a part of the MMTEB Contribution.
None
@article{enevoldsen2025mmtebmassivemultilingualtext,
title={MMTEB: Massive Multilingual Text Embedding Benchmark},
author={Kenneth Enevoldsen and Isaac Chung and Imene Kerboua and Márton Kardos and Ashwin Mathur and David Stap and Jay Gala and Wissam Siblini and Dominik Krzemiński and Genta Indra Winata and Saba Sturua and Saiteja Utpala and Mathieu Ciancone and Marion Schaeffer and Gabriel Sequeira and Diganta Misra and Shreeya Dhakal and Jonathan Rystrøm and Roman Solomatin and Ömer Çağatan and Akash Kundu and Martin Bernstorff and Shitao Xiao and Akshita Sukhlecha and Bhavish Pahwa and Rafał Poświata and Kranthi Kiran GV and Shawon Ashraf and Daniel Auras and Björn Plüster and Jan Philipp Harries and Loïc Magne and Isabelle Mohr and Mariya Hendriksen and Dawei Zhu and Hippolyte Gisserot-Boukhlef and Tom Aarsen and Jan Kostkan and Konrad Wojtasik and Taemin Lee and Marek Šuppa and Crystina Zhang and Roberta Rocca and Mohammed Hamdy and Andrianos Michail and John Yang and Manuel Faysse and Aleksei Vatolin and Nandan Thakur and Manan Dey and Dipam Vasani and Pranjal Chitale and Simone Tedeschi and Nguyen Tai and Artem Snegirev and Michael Günther and Mengzhou Xia and Weijia Shi and Xing Han Lù and Jordan Clive and Gayatri Krishnakumar and Anna Maksimova and Silvan Wehrli and Maria Tikhonova and Henil Panchal and Aleksandr Abramov and Malte Ostendorff and Zheng Liu and Simon Clematide and Lester James Miranda and Alena Fenogenova and Guangyu Song and Ruqiya Bin Safi and Wen-Ding Li and Alessia Borghini and Federico Cassano and Hongjin Su and Jimmy Lin and Howard Yen and Lasse Hansen and Sara Hooker and Chenghao Xiao and Vaibhav Adlakha and Orion Weller and Siva Reddy and Niklas Muennighoff},
publisher = {arXiv},
journal={arXiv preprint arXiv:2502.13595},
year={2025},
url={https://arxiv.org/abs/2502.13595},
doi = {10.48550/arXiv.2502.13595},
}
@article{muennighoff2022mteb,
author = {Muennighoff, Niklas and Tazi, Nouamane and Magne, Loïc and Reimers, Nils},
title = {MTEB: Massive Text Embedding Benchmark},
publisher = {arXiv},
journal={arXiv preprint arXiv:2210.07316},
year = {2022}
url = {https://arxiv.org/abs/2210.07316},
doi = {10.48550/ARXIV.2210.07316},
}
Dataset Statistics
Dataset Statistics
The following code contains the descriptive statistics from the task. These can also be obtained using:
import mteb
task = mteb.get_task("TenKGnadClusteringP2P.v2")
desc_stats = task.metadata.descriptive_stats
{}
This dataset card was automatically generated using MTEB
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