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SteamOS vs. Windows 10: PC-Spiele deutlich flotter auf Microsofts Betriebssystem Benchmarks zeigen noch deutliche Performance-Mängel bei SteamOS-Versionen Mit SteamOS will Hersteller Valve basierend auf dem Open-Source-Betriebssystem Linux eine alternative zu Microsofts Windows stellen. Einerseits sei es laut dem Steam-Betreiber eine Möglichkeit, um aus dem Windows-Ökosystem auszubrechen und andererseits versprach das Unternehmen mit einem schlankeren und sparsameren Betriebssystem als Windows auch die Kapazitäten der PC-Hardware effizienter nutzen zu können. Seit Anfang November sind nun die ersten Fertig-PCs mit vorinstalliertem SteamOS, so genannte Steam Machines, erhältlich. Doch wie die Branchenseite Ars Technica meldet, hinkt die neue Plattform dem aktuellen Windows 10 nicht nur bei der Auswahl der unterstützten Games sondern auch bei der Performance noch weit hinterher. Dies ergibt sich aus Benchmarks zu aktuell für Windows 10 und SteamOS erhältlichen Spielen. Beim Open-World-Epos Middle-Earth: Shadow of Mordor etwa falle der Unterschied besonders stark aus. Hier holt Windows 10 bei gleicher Hardware und niedrigen Grafikeinstellungen bis zu 30fps mehr heraus als SteamOS. Bei maximalen Details schrumpft der Vorsprung zwar, allerdings ist Shadow of Mordor hier mit mehr als 30fps unter Windows 10 noch gut spielbar, während unter SteamOS im Schnitt nicht einmal mehr 15fps erreicht werden. Ars Technica betont, dass die gewählte Schnittmenge zu klein ist, um pauschale Aussagen treffen zu können, doch es sei bezeichnend für die derzeitige Situation, dass selbst Valves eigene Games nicht besser unter SteamOS laufen. Bei maximalen Grafik-Settings und einer Auflösung von 2560x1600 liegt Windows 10 beim Shooter Team Fortress 2 mehr als 25fps voran, bei Dota 2 sind es immerhin 10fps. Einzig Left4Dead 2 liegen die Systeme etwa fast gleich auf. In keinem der Benchmarks konnte sich allerdings SteamOS durchsetzen. Für die teils drastischen Unterschiede gibt es gewiss mehrere mögliche Gründe. Vorrangiges Problem dürfte sein, dass Hersteller noch nicht vertraut genug sind mit SteamOS oder nicht mehr Ressourcen in die Optimierung der Spiele investieren. Gleichzeitig ist Windows eine ausgiebig erprobte Plattform für Spielhersteller. Bessere Grafikschnittstellen wie das kommende OpenGL Vulkan könnten künftig helfen, mehr Leistung aus Linux-Systemen wie SteamOS zu holen. Aktuell aber sieht es so aus, als würde man bei grafisch intensiven 3D-Games einen signifikanten Teil an Leistung opfern, wenn man sich für SteamOS statt Windows entscheidet, schließt Ars Technica. Und das angesichts der Tatsache das es für Windows derzeit tausende Spiele gibt, die nicht unter SteamOS zu haben sind – inklusive aktuellen Blockbustern. Die Frage ist letztendlich auch, ob Hersteller jemals mehr Ressourcen in die Optimierung von SteamOS stecken werden, solange Windows von 90 Prozent oder mehr PC-Spielern eingesetzt wird.
Web
"Trend": ÖBB wollen 200 Güterloks kaufen Ausschreibung in den nächsten Wochen – Auftragsvolumen 570 Millionen Euro Wien – Im Laufe der nächsten Wochen schreiben die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) die Beschaffung von 200 neuen Güterverkehrslokomotiven aus, berichtet das Wirtschaftsmagazin trend in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe. Das Auftragsvolumen betrage in Summe 570 Millionen Euro. Damit werde der Plan von ÖBB-Chef Christian Kern umgesetzt, im Güterverkehr international zu wachsen. Schon seit Oktober werden Sondierungsgespräche mit potenziellen Unternehmen geführt, erläuterte ÖBB-Sprecherin Sonja Horner im trend laut Aussendung des Magazins. Wegen des großen Interesses werde erwartet, dass sich alle großen Anbieter beteiligen werden. Anfang 2016 werde der Rahmenvertrag über insgesamt 200 Stück konkret ausgeschrieben, der Zuschlag soll bis Mitte des Jahres 2016 erfolgen. 2016 ist ein Erstabruf von 35 Loks geplant, deren Lieferung in den Jahren 2017/2018 erwartet wird. Das Auftragsvolumen für die ersten 35 Zugmaschinen beläuft sich auf über 100 Millionen Euro, für die 200 Loks in Summe auf rund 570 Millionen Euro.
Wirtschaft
Generali Bank mit neuem Garantieprodukt Beteiligung an den drei größten Finanzmärkten USA, Japan und Europa - Laufzeit drei Jahre
Wirtschaft
Nähe zu NS-Vergangenheit: Salzburg distanziert sich von Preis Gutachten bestätigt Naheverhältnis des Volksmusikers Tobi Reiser zum Nationalsozialismus Salzburg – Seit 2013 ist die Verleihung des Tobi-Reiser-Preises in Salzburg auf Eis gelegt. Historiker haben ein Naheverhältnis des Begründers des Salzburger Adventsingens zum Nationalsozialismus aufgezeigt. Nun liegt ein Gutachten zur Nazivergangenheit des 1974 verstorbenen Volksmusikers vor. Das Land distanziert sich von dem Preis, wie die Salzburger Nachrichten (SN) am Dienstag berichteten. Salzburgs Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne) erklärte, dass der Name Tobi Reiser nicht mehr mit Ehrungen des Landes in Verbindung gebracht werde. Der mit rund 4.000 Euro dotierte Preis für volkskulturelle Sonderleistungen wurde von dem jeweiligen Landeshauptmann beziehungsweise der Landeshauptfrau übergeben. Kein Landespreis Eine Mitarbeiterin von Schellhorn betonte heute, dass der Preis kein Landespreis gewesen sei, sondern des Vereins der Freunde des Salzburger Adventsingens. Die Vergabe liege beim Verein. Dessen Obmann Günther Auer bestätigte, dass der Vorstand des Vereins am 23. Mai darüber diskutieren wird, was nun mit dem Preis, der 1992 ins Leben gerufen wurde, geschieht. Nachdem Historiker die Abschaffung des Tobi-Reiser-Preises gefordert hatten und der Verein der Freunde des Salzburger Adventsingens die Verleihung des Preises vorerst gestoppt hatte, gab das Land Salzburg im Vorjahr ein Gutachten in Auftrag. Der Wiener Historiker und Universitätsprofessor für Zeitgeschichte Oliver Rathkolb nahm dafür auch Reisers Privatarchiv im Salzburg Museum unter die Lupe. Das Gutachten habe das bisherige Bild von Reiser bestätigt, hieß es am Dienstag aus dem Büro des Kulturlandesrates. Nähe eindeutig Der Gutachter kommt zu dem Schluss, dass man im Kontext von Tobi Reiser immer seine Nähe zum Nationalsozialismus erwähnen muss. Er hat nach dem Zweiten Weltkrieg versucht, seine Rolle herunterzuspielen. Aber er war eindeutig NSDAP-Mitglied, sagte Schellhorn zu den SN. Im Jahr 2013 stieß die Südtiroler Volkskundlerin Elsbeth Wallnöfer im Bundesarchiv in Berlin auf einen Personalakt des Reichnährstandes zu Tobias Franz Reiser. Demnach soll sich das spätere Volksmusikidol 1931 beim Motorsturm der NSDAP angemeldet und 1934 beim Juliputsch der Nazis beteiligt haben. Detail am Rande: In der Stadt Salzburg ist eine Straße nach Tobi Reiser benannt.
Inland
Antwort an Stiftungsräte: Wrabetz verteidigt Faymann-Solo im ORF ORF-Chef: "Entscheidung der Redaktion rechtskonform und im Rahmen der Programmrichtlinien" Wien – ORF-Chef Alexander Wrabetz verteidigt den Solo-Auftritt von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) in der ORF-Talk-Sendung Im Zentrum. Das Interview, das Sonntagabend knapp 600.000 Österreicher sahen, hatte in den vergangenen Tagen für heftige Kritik gesorgt. Die Entscheidung, wer in welchem Format zu welchem Thema vom ORF eingeladen wird, ist Angelegenheit der zuständigen Redaktion, so Wrabetz. Der ORF-Generaldirektor reagierte damit auf eine Anfragen-Serie von mehreren ORF-Stiftungsräten, die über das Zustandekommen der umstrittenen Programminitiative Aufklärung gefordert hatten. Die Initiative zur Im Zentrum-Sendung ging von der Hauptabteilung Aktueller Dienst (FD1) aus, antwortete Wrabetz Montagnachmittag in einem der APA vorliegenden Schreiben den Stiftungsräten. Hinter der Abkürzung FD1 steckt die von Chefredakteur Fritz Dittlbacher geleitete Fernsehinformation des ORF. Wrabetz: Die Entscheidung der Redaktion die Sendung in dieser Form durchzuführen war rechtskonform und im Rahmen der Programmrichtlinien. Frau Thurnher führte das Gespräch auf bestem öffentlich-rechtlichem Standard. Das außerordentlich hohe Publikumsinteresse unterstreicht die Plausibilität der redaktionellen Entscheidung. Das politisch umkämpfte Sonderformat landete mit 599.000 Sehern und 28 Prozent Marktanteil deutlich über dem Sendungsschnitt von Im Zentrum, der heuer bisher bei 454.000 Sehern und 22 Prozent Marktanteil lag. ÖVP, FPÖ und Grüne warfen dem ORF im Vorfeld der Übertragung mangelnde Objektivität und Ausgewogenheit vor. Die ÖVP ortete gar Bestellfernsehen im Auftrag der SPÖ und ließ durchblicken, dass man ORF-General Wrabetz bei der Wahl der neuen ORF-Führung im Sommer nicht unterstützen werde. Mehrere ORF-Stiftungsräte quer durch die politischen Lager forderten von Wrabetz in thematisch abgestimmten Anfragen Infos zur Causa. Die Einladung Faymanns begründete der SPÖ-nahe ORF-Chef mit der in ihrer Tragweite bedeutendsten Sitzung des Europäischen Rates der letzten Jahre. Erstmals seit dem EU-Beitritt ist das Verhalten des österreichischen Bundeskanzlers maßgeblich für eine Richtungsänderung der Politik auf europäischer Ebene ausschlaggebend. Erstmals besteht in einer wesentlichen europäischen Frage keine Übereinstimmung mit der Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Die Position des Bundeskanzlers unterscheidet sich maßgeblich von jener, die die österreichische Bundesregierung noch vor der Jahreswende vertreten hatte. Die Entscheidungen des Europäischen Rates haben substanzielle Auswirkungen auf die tatsächliche Entwicklung in Europa, auf Wahlauseinandersetzungen und die Sicherheitslage auf dem Kontinent. In dieser Situation entspreche es dem Informationsauftrag des ORF den Vertreter Österreichs im Europäischen Rat zu den beiden Gipfeln und der österreichischen Politik intensiv, objektiv und kritisch zu befragen, erklärte Wrabetz. Ebenso plausibel ist es, so wie in zahlreichen anderen europäischen Ländern (zuletzt Anne Will in Deutschland), eine spezielle Ausgabe eines bestehenden Informationsformates zu wählen. Das außerordentliche hohe Publikumsinteresse zeigt, dass die redaktionelle Entscheidung, in einer speziellen Situation mit einem besonderen Informationsangebot zu reagieren, richtig war. Ein ausführliches Interview unmittelbar nach Abschluss des letztwöchigen EU-Gipfels sei im Sinne eines Fernsehschemas nicht planbar gewesen, weil EU-Gipfel für gewöhnlich open end sind, schrieb Wrabetz an die Vertreter des obersten ORF-Gremiums. Die Meinungsvielfalt der österreichischen Bundesregierung im Hinblick auf die Ergebnisse des EU-Gipfels wird durch die aktuelle Berichterstattung und diverse Studio-Einladungen sichergestellt, meinte der ORF-Chef weiter. Wrabetz verwies etwa auf die jüngsten Besuche von Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) bei Im Zentrum und in der ZiB2 sowie von Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) und EU-Kommissar Johannes Hahn (ÖVP) ebenfalls in der ZiB2. Kurz steht laut Wrabetz am Dienstag darüber hinaus auch in der Sondersendung Österreich-Report um 20.15 Uhr für ein Interview zur Verfügung. Wrabetz: Das substanzielle Übergewicht von Vertretern der Volkspartei ergibt sich aus den Funktionen Außenminister, EU-Kommissar, sowie Vizekanzler und Parteivorsitzender. Die Oppositionsparteien und Organisationen der Zivilgesellschaft kamen zum Thema Flüchtlinge in den ORF-Medien von Anfang Februar bis Mitte März 593 Mal vor. Die EU-Gipfel und ihre Auswirkungen werden in den Medien des ORF zweifellos auch in den kommenden Wochen eine wichtige Rolle spielen und sowohl Vertretern der Zivilgesellschaft, der Opposition als auch der unterschiedlichen Strömungen in der Bundesregierung ausreichend Gelegenheit zur Stellungnahme geben, sodass insgesamt die Darstellung der Meinungsvielfalt zu diesem Thema umfassend gewährleistet wird.
Etat
Hoheneder wechselt von Leipzig zu Paderborn Zweijahresvertrag für Oberösterreicher bei Bundesliga-Absteiger Paderborn - Niklas Hoheneder ist von RB Leipzig zum deutschen Fußball-Bundesliga-Absteiger SC Paderborn 07 gewechselt. Der 28-jährige Innenverteidiger unterschrieb einen Zweijahresvertrag, wie der Club am Montag auf seiner Webseite bekanntgab. Niklas ist ein erfahrener Innenverteidiger, der uns mit seinen Qualitäten weiterhelfen wird, freute sich Paderborn-Trainer Markus Gellhaus. Er bringt in punkto Größe, Schnelligkeit und Athletik sehr gute Voraussetzungen mit, betonte Gellhaus, der erst vor wenigen Tagen den zu Schalke 04 abgewanderten Andre Breitenreiter als Trainer beerbt hat. Hoheneder begann seine Karriere in Linz und fand über Sparta Prag und Austria Wien den Weg nach Deutschland. Vom Karlsruher SC ging er zu RasenBallsport Leipzig, wo er seit Jänner 2012 unter Vertrag stand. Hoheneder, der in Paderborn als kopfballstarker Innenverteidiger mit dem Gardemaß von 1,90 Meter vorgestellt wurde, absolvierte bisher 56 Zweitliga-Spiele, in denen er zwei Tore erzielte. (APA, 15.6.2015)
Sport
Flüchtlinge: Slowenien begrenzt Einreise, Österreich präsentiert neue Maßnahmen Innenministerin Mikl-Leitner und Verteidigungsminister Doskozil besuchen am Dienstag Grenze bei Spielfeld – Auch Serbien droht mit Grenzschließung Ljubljana – Slowenien wird die Einreise von Flüchtlingen ab sofort begrenzen. Das teilte das slowenische Innenministerium am Sonntag mit und erklärte, es geschehe mit Blick auf einen von Österreich angekündigten gleichen Schritt. Kroatien sei über die Pläne informiert worden, hieß es aus dem slowenischen Innenministerium. Nähere Angaben machte die Regierung zunächst nicht. Laut dem slowenischen Fernsehen sollen ab Montag weniger Flüchtlinge einreisen dürfen, sodass täglich nur noch tausend Menschen die Grenze nach Österreich passieren würden. Österreich werde demnach Wirtschaftsflüchtlingen an der Grenze den Übertritt verweigern, betroffen seien die Kärntner Grenzübergänge Lavamünd, Bleiburg und Karawankentunnel. Auch das kroatische Staatsfernsehen berichtete über anstehende verschärfte Grenzkontrollen in Österreich in dieser Woche. Ein Sprecher des österreichischen Innenministeriums sagte auf Anfrage des STANDARD, dass man das Vorhaben Sloweniens und die kolportierten Maßnahmen Österreichs, auf die sich Slowenien beruft, derzeit nicht erläutern könne. Am Dienstag sollen jedenfalls weitere Pläne zur Sicherung der Südgrenze präsentiert werden. Es wird Schritt für Schritt die Bremse eingelegt, sagte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), die sich gemeinsam mit Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) am Dienstag ein Bild vom neuen Grenzmanagement im steirischen Spielfeld machen will. Der Dominoeffekt entlang der Balkanroute entwickelt sich planmäßig, sagte die Innenministerin über die bisherigen Maßnahmen. Man müsse zum Kern des Asylrechts zurückkommen. Was wir derzeit erleben, hat ja nur wenig mit Schutzsuche zu tun, sondern mit der Suche nach dem wirtschaftlich attraktivsten Land. Es sei wichtig, dass jedes Land schrittweise seine Gangart an der Grenze verschärft – und dass wir das abgestimmt machen. Dabei ist es einsatztaktisch von wesentlicher Bedeutung, dass die einzelnen Verschärfungen zum richtigen Zeitpunkt kommuniziert werden, so Mikl-Leitner. Unterdessen drohte auch Serbiens Außenminister Ivica Dačić, die Grenzen zu schließen. Serbien sehe sich dazu gezwungen, sollten auch andere Staaten entlang der Flüchtlingsroute das tun. Wir sind besorgt wegen einer fehlenden einheitlichen Politik der Europäischen Union, sagte Dačić am Montag. Wenn nach der Ankündigung Österreichs, heuer nur 37.500 Flüchtlinge aufnehmen zu wollen, auch Slowenien und Kroatien nachziehen, wäre Serbien gezwungen, seine Grenzen ebenfalls zu schließen. Wir haben keine Möglichkeit, so viele Menschen bei uns aufzunehmen, erklärte er. Wenig von Grenzschließungen hält Italiens Außenminister Paolo Gentiloni. Er warnte vor negativen Auswirkungen solcher Entscheidungen einzelner EU-Mitgliedsstaaten: Einseitige Beschlüsse einzelner EU-Länder würden in Europa einen schweren Schaden anrichten, sagte Gentiloni nach Angaben italienischer Medien. Man kann gemeinsam über Kontrollen und über die Notwendigkeit diskutieren, diesen oder jenen Aspekt des europäischen Sicherheitssystems zu stärken. Einseitige Beschlüsse würden jedoch die Stabilität des gemeinsamen europäischen Gebäudes gefährden, an dem wir jahrzehntelang gebaut haben. Der Schritt Sloweniens fällt in die Woche des Nato-Einsatzes gegen Schlepper in der Ägäis und eines EU-Gipfels, in dessen Vorfeld es bereits zu Widersprüchen zwischen Frankreich und Deutschland gekommen ist. Der französische Premier Manuel Valls lehnt eine Aufnahme weiterer Flüchtlinge kategorisch ab. Frankreich hat sich engagiert, 30.000 Flüchtlinge aufzunehmen. Dazu sind wir bereit, aber nicht zu mehr, sagte er am Samstag. Valls stellte auch klar, dass er ein dauerhaftes System zur Umverteilung von Flüchtlingen innerhalb Europas ablehne. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hingegen will keine grundsätzliche Obergrenze, sondern mittelfristig einen Teil der in der Türkei ankommenden Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien auf EU-Staaten verteilen. Dafür soll die Türkei die unkontrollierte Weiterreise Richtung EU durch bessere Grenzkontrollen unterbinden. Mit dieser Begründung hat die Türkei per 10. Februar auch die Visa-Bestimmungen für Iraker verschärft. Für sie würden keine Visa mehr an der Grenze ausgestellt, teilte die türkische Botschaft in Bagdad am Sonntag mit. Reisende müssten sich jetzt bereits in Bagdad oder Erbil um eine Einreiseerlaubnis bemühen. Für Iraker, die ein gültiges Visum für einen Schengen-Staat oder die USA hätten, gelte das nicht. Tausende Iraker hielten sich illegal in der Türkei auf, um in den Westen zu gelangen, begründete Botschafter Faruk Kaymakcı die Änderungen. Außerdem gebe es eine beträchtliche Zahl mutmaßlicher Anhänger der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) im Land. Dennoch hieß es in einem Entwurf für die EU-Gipfelerklärung, die Migrationsströme aus der Türkei nach Griechenland und damit in die EU seien weiterhin viel zu hoch. Es seien von der Türkei bei der Umsetzung des Aktionsplans mit der EU trotz erster Schritte weitere entschiedene Anstrengungen von türkischer Seite notwendig. Die Türkei habe beispielsweise Fortschritte beim Zugang von Flüchtlingen zum Arbeitsmarkt und beim Datenaustausch mit der EU gemacht, heißt es in dem Entwurf, der am morgigen Dienstag von den EU-Außenministern noch behandelt wird. Um der Migrationsströme Herr zu werden und gegen Schmuggler und deren Netzwerke vorzugehen, wird auch die NATO-Unterstützung angeführt. Der EU-Gipfel findet am Donnerstag und Freitag statt, noch rechtzeitig davor will Griechenland vier der geplanten fünf Hotspots zur Registrierung von Flüchtlingen in Betrieb nehmen. Die Zentren auf den Inseln Lesbos, Chios, Leros und Samos sollten bis Mittwoch eröffnet werden, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Montag aus griechischen Regierungskreisen. Eigentlich hätte die Eröffnung bereits im vergangenen Jahr erfolgen sollen. Noch vor dem Treffen wird am Donnerstag auf Initiative Österreichs ein sogenannter Mini-Gipfel der Willigen stattfinden. Ab 12 Uhr tagen auf Einladung von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) zum zweiten Mal in dieser Konstellation die Länderchefs der von der Balkanroute am meisten betroffenen Staaten. Neben Deutschland sind auch Frankreich, Schweden, Belgien, Luxemburg, die Niederlande, Finnland, Portugal, Slowenien und Griechenland vertreten. Dieser Vorgipfel, bei dem auch der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu sowie EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und der EU-Parlamentspräsident Martin Schulz vertreten sein werden, soll vor allem dazu dienen, die immer noch hohen Flüchtlingszahlen aus der Türkei einzudämmen, hieß es am Montag in EU-Ratskreisen. Bereits am Montag treffen sich die Staatsspitzen der vier Visegrád-Staaten – Tschechien, Polen, Slowakei und Ungarn – sowie Mazedoniens und Bulgariens in Prag, um über eine gemeinsame Linie in der Flüchtlingsfrage zu diskutieren. Sie lehnen die Quoten zur Verteilung von Asylsuchenden ebenfalls ab und fordern einen verstärkten Schutz der EU-Außengrenze. So hat Ungarn im Vorfeld der Tagung der griechischen Regierung mangelnde Grenzsicherung vorgeworfen. Griechenland habe überhaupt nicht versucht, die Menschenmassen aufzuhalten, sagte der Staatssekretär für EU-Fragen, Gergely Pröhle, am Montag im deutschen RBB-Inforadio. Ungarn habe schon vor einem halben Jahr den Schutz der EU-Außengrenzen und eine Finanzierung vorgeschlagen. Als Schwachsinn bezeichnete Pröhle Vorstellungen, mitteleuropäische Staaten, die gegen die Flüchtlingsverteilung seien, mit Sanktionen zu belegen. Dann müssten auch Frankreich EU-Mittel gestrichen werden, das eine ähnliche Position vertrete. Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn hat die Visegrád-Staaten davor gewarnt, in der Flüchtlingskrise zu einem Verein von Abtrünnigen gegenüber der notwendigen Solidarität innerhalb der EU zu werden. Der russische Regierungschef Dmitri Medwedew bezeichnete indes die Flüchtlingspolitik der EU als kolossalen Fehler, der die europäische Identität bedrohe und rechten Parteien nutze. Mir scheint, dass die Europäische Union zur Geisel ihrer unausgewogenen Migrationspolitik geworden ist, sagte er dem US-Magazin Time. Der serbische Präsident Tomislav Nikolić äußerte sich am Montag trotz der Kritik seines Außenministers an der fehlenden einheitlichen EU-Politik überraschend lobend über die Politik der deutschen Kanzlerin Angela Merkel in der Flüchtlingskrise. Merkel habe die Last auf sich genommen, um die Werte zu erfüllen, auf denen die Europäische Union aufbaut, sagte Nikolic der Zeitung Danas. Sie sei eine bewundernswerte Frau.
Panorama
Zeidler: "Das Ergebnis zählt immer" Peter Zeidler (Salzburg-Trainer): Das Ergebnis zählt immer, wir haben drei Punkte. Mit der Leistung bin ich aber nicht zufrieden. Wir haben die Kontrolle abgegeben in der zweiten Halbzeit, der Ausgleich war nicht unverdient. Ich bin froh, dass die Länderspielpausen zu Ende sind, dass wir noch besser trainieren können. Franco Foda (Sturm-Graz-Trainer): Wir haben sehr gut gespielt, aber trotzdem wieder verloren. Es war mehr drinnen, ein Remis wäre gerechter gewesen. In der ersten Hälfte hätten wir schon nach drei Minuten in Führung gehen müssen. Der Ballbesitz war relativ ausgeglichen, auch die Torchancen. Salzburg war aber im letzten Drittel cleverer, hat die Chancen besser genützt. Das war der Unterschied. Wir haben nach dem 1:1 etwas unklug agiert, Räume hergegeben, waren etwas zu offen, zu euphorisch, aber wir wollten unbedingt gewinnen. Das ist uns leider nicht gelungen. Wenn wir so auftreten wie heute, werden wir auch auswärts bald wieder gewinnen. Jonatan Soriano (Salzburg-Doppel-Torschütze): Wir haben verdient gewonnen. Sturm ist eine starke Mannschaft. Heute müssen wir sehr zufrieden sein. Es war sehr wichtig, heute zu gewinnen. Vielleicht ist 3:1 zu viel, aber wir haben die drei Punkte. Ivica Vastic (Mattersburg-Trainer): Rapid hat mit dem Weitschusstor einen tollen Start gehabt und die Chancen eiskalt genutzt. Rapid war in allen Belangen besser. Ich bin nicht zufrieden mit der ersten Hälfte, dem Ergebnis und der Leistung sowieso. Nach dem 0:5 war es schwierig, die Mannschaft irgendwie davon zu überzeugen, dass noch etwas möglich ist. Die zweite Hälfte war ein bisschen besser, da hat die Mannschaft Charakter gezeigt. Zoran Barisic (Rapid-Trainer): Es war ein tolles Spiel meiner Mannschaft, sie hat fast alles umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Es war ein Riesenvorteil, dass wir schnell in Führung gegangen sind, das hat die Sache wesentlich leichter gemacht. Es war schön anzusehen, wie wir in der Offensive kombiniert haben. Nach der Länderspielpause waren die Spieler wieder frisch und agil. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie auch unter Druck gut spielen kann. Thorsten Fink (Austria-Wien-Trainer): Wir haben gewusst, dass es schwierig wird, die Admira hat hervorragend gespielt. Wir können besser spielen, gerade im Ballbesitz haben wir nicht immer das gemacht, was ich wollte. Auch wenn wir Möglichkeiten auf das 2:0 gehabt haben, wäre das nicht gerecht gewesen. Von daher müssen wir mit dem Punkt auch zufrieden sein. Ernst Baumeister (Admira-Wacker-Mödling-Trainer): Im Großen und Ganzen geht das Ergebnis in Ordnung. Wenn man in der 93. Minute den Ausgleich erzielt, ist das natürlich glücklich, aber vom Spielverlauf her ist es ein gerechtes Remis. Paul Gludovatz (Ried-Trainer): Wenn man in drei Heimspielen nur einen Punkt macht, dann kommt das in unserer Körpersprache in der ersten Halbzeit zum Tragen. Grödig war eine echte Herausforderung, mit ihren schnellen Spielern haben sie uns wehgetan. Der Start in die letzten fünf Spiele (des Jahres) ist geglückt, mehr nicht. Wenn wir nach dem 12. Dezember (letztes Spiel 2015 gegen den WAC) dieselbe Optik haben wie jetzt, dann haben wir das Ziel erreicht. Peter Schöttel (Grödig-Trainer): Ich war mit unserem Spiel in der ersten Halbzeit zufrieden. Wir haben eine ganz gute Leistung gezeigt, aber verabsäumt, in Führung zu gehen. In der zweiten Halbzeit ist uns das nicht mehr so gelungen, Ried hatte die eine oder andere Chance. Es ist wenig überraschend, dass ein Tor das Spiel entschieden hat. Aufgrund der zweiten Halbzeit und weil sie einmal ins Tor getroffen haben, ist der Sieg verdient. Ried ist auswärts immer ein schwerer Gegner, das war mit allen meinen Mannschaften so. Wir hätten die Gelegenheit gehabt, einen großen Abstand zwischen uns und den Gegnern im Abstiegskampf zu legen, diese Gelegenheit haben wir verpasst. Damir Canadi (Altach-Trainer): Wir haben schwer ins Spiel gefunden. Ich wollte die Mannschaft mit dem System von zuletzt weiterspielen lassen. Wir wussten, es wird ein enges, aber umso wichtigeres Spiel für uns. Wir hatten nach dem 1:1 mehr Spielanteile. Die Mannschaft hat nicht nur gegen einen aggressiven Gegner dagegengehalten, sondern spielerisch durchaus einige Lichtblicke gezeigt. Der Sieg ist verdient, wir sind sehr, sehr froh. Die Tabelle interessiert mich weiter nicht. Dietmar Kühbauer (WAC-Trainer): Wir haben eigentlich ganz gut begonnen, waren dann aber über die Seite nicht so effektiv, wie ich es mir gewünscht hätte. Beim 0:1 waren wir in Überzahl, das darf einfach nicht passieren. Dann sind wir zurückgekommen. Wobei der Out-Ball definitiv nicht für uns zu geben gewesen wäre. Nach dem 1:1 haben wir leider zu wenig nach vorne getan. Es ist traurig und ärgerlich. Vor allem, weil heute mehr drinnen gewesen wäre. Zum 20. Auswärtsspiel in Folge ohne Sieg: Diese Serie ist eine Kopfsache. Im Fußball zählen Punkte, uns fehlt einfach dieses eine Tor mehr. Ich will diese Serie aber nicht schönreden.
Sport
Immer mehr Anzeigen wegen Übergriffen in Köln – Zahl der Täter unbekannt Frauen sollen zu Silvester sexuell belästigt und bestohlen worden sein, Polizei räumt Fehleinschätzung am Neujahrsmorgen ein. Was bisher über die Vorfälle bekannt ist Bis Montag sind laut Kölner Polizei rund 60 Anzeigen wegen verschiedener Straftatbestände in der Silvesternacht eingegangen, bis Dienstagmittag ist die Zahl auf 90 gewachsen und mit Stand Mittwochvormittag liegt sie bei über 100. Die Exekutive ging davon aus, dass es wegen der Medienberichte weitere Anzeigen geben werde. Etwa drei Viertel der Anzeigen betreffen sexuelle Belästigung, der Rest Eigentumsdelikte. In einem Fall wurde eine Vergewaltigung angezeigt. Über mögliche Motive hielt die Polizei in einer Aussendung vom 2. Jänner fest: Die Verdächtigen versuchten durch gezieltes Anfassen der Frauen von der eigentlichen Tat abzulenken – dem Diebstahl von Wertgegenständen. Insbesondere Geldbörsen und Mobiltelefone wurden entwendet. In einigen Fällen gingen die Männer jedoch weiter und berührten die meist von auswärts kommenden Frauen unsittlich. Am 1. Jänner war von derartigen Übergriffen noch nichts bekannt – zumindest offiziell nicht: Unter dem Titel Ausgelassene Stimmung – Feiern weitgehend friedlich schrieb die Pressestelle der Kölner Polizei noch: Kurz vor Mitternacht musste der Bahnhofsvorplatz im Bereich des Treppenaufgangs zum Dom durch Uniformierte geräumt werden. Um eine Massenpanik durch Zünden von pyrotechnischer Munition bei den circa 1000 Feiernden zu verhindern, begannen die Beamten kurzfristig die Platzfläche zu räumen. Trotz der ungeplanten Feierpause gestaltete sich die Einsatzlage entspannt – auch weil die Polizei sich an neuralgischen Orten gut aufgestellt und präsent zeigte. Dass diese Aussendung inhaltlich nicht gedeckt war, gestanden Vertreter der Polizei bei einer Pressekonferenz am Dienstag ein. Man habe die Lage falsch eingeschätzt: Das war ein Fehler, sagt der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers. Bei der Pressekonferenz wiederholte Albers die bisher bekannten Angaben zu den Tätern. Wie schon deutsche Medien am Montag berichteten, hätten alle Zeugen übereinstimmend ausgesagt, dass die mutmaßlichen Täter Männer seien, die dem Aussehen nach aus dem arabischen oder nordafrikanischen Raum stammen könnten und zwischen 15 und 35 Jahre alt sein. Der Polizeipräsident forderte zudem alle Opfer und Zeugen auf, sich bei der Kölner Polizei zu melden. Sonntagfrüh gingen laut einer Pressemitteilung bei der Polizei telefonisch Hinweise ein, dass eine Gruppe Männer am Hauptbahnhof Frauen bedrängt und ein Mobiltelefon entwendet habe. Die fünf Verdächtigen im Alter von 18 bis 24 Jahren wurden festgenommen. Die Polizei ermittelt nun, ob sie für Taten aus der Silvesternacht in Betracht kommen. Es ist bisher unklar, wie viele mutmaßliche Täter es gibt. Die Polizei spricht laut Medienberichten davon, dass sich zu Silvester rund 1.000 Männer auf dem Kölner Bahnhofsvorplatz versammelt hätten. Tagesschau.de berichtet, dass die für die Vorfälle eingerichtete Ermittlungsgruppe Neujahr unter anderem ermitteln soll, ob sich die Männer – etwa über soziale Netzwerke – organisiert hatten. Aus der Menschenmenge hätten sich Gruppen mehrerer Männer gebildet, die gezielt Frauen umzingelt, bedrängt und ausgeraubt hätten. Insgesamt sollen etwa 40 Männer an den Übergriffen beteiligt gewesen sein, meldet tagesschau.de unter Berufung auf die Polizei. In einer Pressemitteilung der Kölner Polizei vom Sonntag ist von Tätergruppen in der Größe von zwei bis 20 Personen die Rede. Sie hätten das Getümmel rund um den Dom genutzt, um Straftaten zu begehen. Der Bundesvorsitzende der Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, sagte dem Radiosender NDR Info, es handle sich nicht um organisierte Kriminalität, aber um eine Absprache der Täter, die die Masse der Menschen nutzen, die Dunkelheit und den Überraschungseffekt, um nach vollzogener Tat wieder unerkannt zu entkommen. Auch bei der Pressekonferenz am Dienstagnachmittag sagte der Polizeipräsident Albers: Es gibt keine 1.000 Täter. Aus der Menge von rund 1.000 Menschen hätten sich Gruppen von Tätern herausgebildet. Eine konkrete Zahl könne er zu diesem Zeitpunkt noch nicht nennen. Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass in der Silvesternacht 143 Polizeibeamte aus dem Stadtgebiet zum Hauptbahnhof hinzugezogen wurden. Außerdem seien 70 Bundespolizisten vor Ort gewesen, darunter Spezialeinheiten. Die Lage sei unübersichtlich gewesen. Die Polizei habe von den Vorfällen erst erfahren, als zwischen 1 Uhr und 1.30 Uhr die ersten Anzeigen erstattet wurden. Die Menschenmenge – gegen 21 Uhr hätten sich bereits 400 bis 500 Personen versammelt – sei enthemmt gewesen, sagte Wolfgang Wurm, Präsident der Bundespolizei St. Augustin, dem Kölner Stadt-Anzeiger. Die Gruppe sei auf mehr als 1.000 Menschen angewachsen. Als Raketen und Böller in die Menge geworfen wurden, sei der Bahnhofsvorplatz gegen 0.15 Uhr gesperrt worden. Dass niemand festgenommen wurde, erklärte die Polizei dem Stadt-Anzeiger damit, dass sich die Taten innerhalb einer großen Menschenmenge abgespielt hätten. Etliche Männer seien zur Feststellung der Identität aufs Wachzimmer mitgenommen worden. Einige Verdächtige sollen sich aber etwa in der Menge weggeduckt oder sich andere Jacken übergezogen haben. Kölns parteilose Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die die Taten als ungeheuerlich bezeichnete, berief kurzfristig eine Krisensitzung mit den Spitzen der Kölner und der Bundespolizei sowie dem Stadtdirektorat und dem städtischen Ordnungsamt ein. Mit Ergebnissen war nicht vor dem Abend zu rechnen. Wir können nicht tolerieren, dass hier ein rechtsfreier Raum entsteht, sagte Reker dem Stadt-Anzeiger. Die Polizei sei dringend gefordert. Im Vorfeld des Treffens nannte Reker etwa eine Ausweitung der Videoüberwachung. Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) sagte, es sei notwendig, dass die Kölner Polizei konsequent ermittelt und zur Abschreckung Präsenz zeigt. Das ist eine völlig neue Dimension der Gewalt. So etwas kennen wir bisher nicht, sagte Arnold Plickert, der Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft. Auch der deutsche Justizminister Heiko Maas forderte Konsequenzen. Alle Täter müssen konsequent zur Rechenschaft gezogen werden, twitterte der SPD-Politiker am Dienstag. Man muss mit den Mitteln, die das Recht vorgibt, gegen die Täter vorgehen, sagte Maas am Dienstag in Berlin. Dabei spiele die Herkunft der Verdächtigen keine Rolle. Vor dem Gesetz seien alle gleich. Das ist offenbar eine völlig neue Dimension organisierter Kriminalität, so Maas. Die abscheulichen Übergriffe auf Frauen werden wir nicht hinnehmen. Alle Täter müssen konsequent zur Rechenschaft gezogen werden. #Silvester Deutschlands Innenminister Thomas de Maiziere (CDU) verurteilte die Übergriffe als abscheulich und nicht hinnehmbar. Die offensichtliche Beteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund an den Taten dürfe laut de Maiziere aber nicht dazu führen, dass nun Flüchtlinge gleich welcher Herkunft, die bei uns Schutz vor Verfolgung suchen, unter einen Generalverdacht gestellt werden In Deutschland wird auch in Hamburg ermittelt. An der Reeperbahn sollen einige Frauen systematisch bedrängt und im Intimbereich angegriffen worden sein; bei der Polizei wurden zehn Fälle von Raub, räuberischem Diebstahl oder sexueller Belästigung angezeigt. Aus anderen deutschen oder europäischen Städten gab es keine Berichte über Geschehnisse wie in Köln. In Wien habe man weder auf dem Silvesterpfad noch andernorts derartige Vorfälle registriert, es könne sich in Köln um ein örtliches Phänomen handeln, sagte Roman Hahslinger, Sprecher der Wiener Polizei, zum STANDARD. Inkriminierte Straftaten wie zu Silvester in Köln seien in Wien nur in früheren Zeiten aus Diskotheken oder Lokalen bekannt gewesen. Medien sind bei Berichten über Straftaten auf Presseaussendungen der Polizei angewiesen, wenn sich nicht mutmaßliche Opfer von sich aus an sie wenden. Die Kölner Polizei verschickte eine erste solche Aussendung am frühen Abend des 2. Jänner, nachdem sich die Anzeigen am Neujahrstag gehäuft hatten. Erste Meldungen wurden online in Lokalmedien am 2. und 3. Jänner veröffentlicht, die meisten überregionalen deutschen Tageszeitungen hatten Berichte in der ersten Ausgabe des neuen Jahres – die allerdings erst am Montag, dem 4. Jänner erschien. Im Lauf dieses Tages wurden schließlich auch Nachrichtenagenturen und internationale Medien darauf aufmerksam.
Panorama
Deutsche Milchbauern müssen fette Strafe zahlen Niedersachsens Agrarminister fordert Schaffung von EU-"Milchtopf" Osnabrück – Das letzte Jahr der Milchquote kommt die deutschen Bauern einem Zeitungsbericht zufolge teuer zu stehen. Wegen Überlieferung in Höhe von 1,11 Millionen Tonnen seien Strafzahlungen in Höhe von 309 Millionen Euro angefallen, berichtete die Neue Osnabrücker Zeitung am Samstag unter Berufung auf das deutsche Landwirtschaftsministerium. Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer (Grüne) forderte im Gespräch mit dem Blatt, die Sonderabgabe in Millionenhöhe in einen Milchtopf fließen zu lassen. Meyers Ansicht nach befindet sich derzeit zu viel Milch auf dem Markt, was den Preis ins Bodenlose treibe. Bauern, die jetzt freiwillig die Milchmenge reduzierten, sollten dafür Ausgleichszahlungen aus dem Topf der EU erhalten. Meyer warf der Bundesregierung vor, sie unternehme zu wenig, um die Bauern in der derzeitigen Tiefpreisphase zu unterstützen. Die Milchquoten waren 1984 eingeführt worden, um auf die Überproduktion von Milchprodukten, die sogenannten Milchseen und Butterberge, zu reagieren. Die Quote begrenzte die Mengen der zu produzierenden Kuhmilch in den EU-Staaten. Das System endete im März.
Wirtschaft
Polizei bewacht Botschaft mit Assange nicht mehr dauerhaft in Uniform Britische Behörden stärken aber Undercover-Einsatz gegen geflohenen Wikileaks-Gründer Die britische Polizei steht nicht mehr rund um die Uhr Wache vor der Botschaft Ecuadors in London, wo sich Wikileaks-Gründer Julian Assanges aufhält. Dafür werde eine verdeckte Operation gestärkt, teilte Scotland Yard am Montag mit. Die dauerhafte Präsenz sei nicht länger angemessen. Der 44-Jährige, gegen den wegen Vorwürfen wegen sexueller Übergriffe in Schweden Haftbefehl besteht, lebt seit Juni 2012 in der Botschaft. Assange bestreitet die Taten und fürchtet nach eigenen Angaben die Auslieferung in die USA wegen der Enthüllungen der Plattform Wikileaks. Die Wache soll britische Steuerzahler umgerechnet mehr als 16 Millionen Euro gekostet haben.
Web
Chefredakteur Stefan Aust baut WeltN24 um Print, Online und TV sollen effizienter zusammenarbeiten – Bis zu 50 Posten fallen weg Berlin – WeltN24-Chefredakteur Stefan Aust hat für die Redaktionen weitreichende Reformpläne. Vor allem sollen Print, Online und TV effizienter zusammenarbeiten. Aust stellte sein neues Konzept am Mittwoch der Redaktion vor, wie eine Sprecherin des Verlags bestätigte. Ein zentrales Ziel ist demnach, Kapazitäten zu bündeln und das Ineinandergreifen der verschiedenen Mediengattungen zu verbessern. Es gehe darum, voneinander zu profitieren, statt miteinander zu konkurrieren, sagte Aust dem Mediendienst Meedia.de. Mit den Reformplänen verbunden ist der Wegfall von bis zu 50 Stellen, bestätigte die Sprecherin. Betriebsbedingte Kündigungen sollen jedoch möglichst vermieden werden. Zu WeltN24 gehören sowohl die Zeitungsredaktionen von Welt und Welt am Sonntag, die Onliner sowie der Nachrichtensender N24. Der frühere Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust ist seit acht Wochen neuer Chefredakteur von WeltN24.
Etat
Flamingo-Küken in Schönbrunn geschlüpft Im Wiener Tiergarten Schönbrunn sind bisher 19 Flamingo-Küken geschlüpft. Weiterer Nachwuchs wird erwartet, da noch einige Eier bebrütet werden Der Tiergarten Schönbrunn freut sich über 19 frisch geschlüpfte Flamingo-Küken – und es könnten durchaus noch mehr werden, da weitere Eier bebrütet werden. Derzeit sehen die Kleinen ihren Eltern nicht ähnlich, sie sind nämlich noch grau, so eine Aussendung des Wiener Zoos am Dienstag. Im Freiland sind die Kleinen mit diesem unauffälligen Federkleid besser vor Feinden geschützt. In rund drei Jahren leuchten ihre Federn aber genauso rosa wie die ihrer Eltern, weiß Tiergartendirektorin Dagmar Schratter. Im Freiland sorgen Krebse, die von den Flamingos aus dem Wasser gefiltert werden, für das rosa Gefieder. Im Zoo enthält das Futter einen speziellen Farbstoff. Rosa Flamingos haben ein durchaus großes Verbreitungsgebiet. In Europa wird ihr Bestand auf rund 20.000 Brutpaare geschätzt. Der Großteil lebt in der Camargue in Frankreich. Schönbrunn züchtet diese Vogelart seit Jahren erfolgreich. Die ersten Küken sind heuer am 7. Juni geschlüpft.
Panorama
"Project Cars 2" angekündigt: Offroad-Rennen und Koop-Karriere Rennspielfortsetzung verspricht bisher größte Auswahl an Rennstrecken Slightly Mad Studios hat die Entwicklung von Project Cars 2 angekündigt. Die Fortsetzung des im Mai erschienenen Rennspiels soll laut dem Hersteller zahlreiche Neuerungen wie Offroad-Bewerbe bringen und wie das Original über Crowd-Funding finanziert werden. Umgesetzt wird Project Cars 2 für Windows, Steam OS, PlayStation 4 und Xbox One. Ein Veröffentlichungszeitraum wurde nicht bekanntgegeben. Das Studio verspricht für den zweiten Teil die bisher größte Auswahl an Rennstrecken mit 50 unterschiedlichen Locations und mehr als 200 Kursen inklusive lockeren Bodenbelegen wie Schotter, Schlamm und Schnee. Dynamische Tag/Nacht-Wechsel und Wetterveränderungen werde es wieder geben. Insgesamt werden acht verschiedene Rennkategorien zur Wahl stehen. Dazu gehören Rallycross, Hillclimbs und Bergpässe. Mehr als 200 verschiedene Autos bei über 40 unterschiedlichen Fahrzeugklassen samt Konzeptautos und verbannten Rennautos soll der Fuhrpark umfassen. Der Karriere werde diesmal zu zweit gespielt werden können. Dies bedeutet, dass man sich entweder bei den Rennen abwechseln kann oder der zweite Spieler die Rolle des Kopiloten, Spotter oder zweiter Teamfahrer einnehmen kann. Sofern man online ist, könne man künftig nicht nur Multiplayer-Rennen absolvieren, sondern auch bei den Einzelspielerherausforderungen gegen menschliche Gegner antreten, die den Platz von Computergegnern einnehmen. Für ambitionierte Rennspieler soll es ein Matchmakingsystem kommen, dass Fahrer nach Können und Verhalten zusammenwürfelt. Zudem werde man eigene Rennligen veranstalten, Live-Übertragungen abhalten und auch eine Zuschauerfunktion aktivieren können. Jeder Spieler wird überdies einen eigenen, individualisierbaren Testkurs erhalten, um seine Autos probefahren zu können und andere Spieler einzuladen und im Zuge der Project CARS Academy über die Funktionalität der Boliden zu lernen.
Web
Netzsperren: T-Mobile und Kabelplus blockieren "Pirate Bay" Provider wurden von Rechteinhabern aufgefordert, die Seiten mit Netzsperren zu versehen T-Mobile und Kabelplus-Kunden können (ohne Umwege) nicht mehr auf die beliebteste Torrent-Seite weltweit gelangen: Nach einer einstweiligen Verfügung blockieren die Provider seit wenigen Tagen mehrere Torrent- und Piraterie-Webseiten. T-Mobile-Jurist Markus Wolfger bestätigt die Blockade im Firmenblog, er spricht von einer für unsere Kunden und auch für uns weiterhin sehr unbefriedigenden Situation. Kabelplus bestätigte die Sperre gegenüber der Futurezone. Wer die Adresse einer gesperrten Webseite eingibt, gelangt auf eine Infoseite des Providers. Laut Futurezone steckt für Nutzer hinter der aktuellen Lösung von Kabelplus auch ein Sicherheitsrisiko, da diese Zertifikate des Providers akzeptieren müssen. Damit wäre es einfach, die Verschlüsselung der Nutzer aufzubrechen. Kabelplus betont allerdings, dass das Akzeptieren der Zertifikate keinerlei Auswirkungen auf andere Seiten, die der User besucht habe. Zum Einsatz kommen sogenannte DNS-Sperren, die relativ leicht umgangen werden können. Netzsperren sind in Österreich seit über sechs Monaten in Betrieb. Ausgelöst wurden die Webseiten-Blockaden durch Klagen mehrere Filmproduzenten. Der Oberste Gerichtshof (OGH) hatte daraufhin entschieden, dass Zugangsvermittler, also Provider, in Ausnahmefällen Netzsperren einrichten müssen. Als eine der ersten Websites traf es kinox.to, das Nutzern das Streaming von Piraterie-Inhalten erlaubt hatte. Netzsperren gelten politisch als heikel, da durch sie ein Zensurmechanismus installiert wird.
Web
Van der Bellen ist Wett-Präsident Mit Bundespräsident Lugner könnte man reich werden Wien – Für die Zocker ist der Ausgang der Bundespräsidentenwahl klar: Norbert Hofer (FPÖ) und Alexander Van der Bellen (Grüne) kommen morgen, Sonntag, in die Stichwahl – und Van der Bellen zieht beim zweiten Wahlgang am 22. Mai in die Hofburg ein. Richtig reich werden könnte man, würde Richard Lugner Bundespräsident: Darauf stehen Quoten von 1:1.000. Nicht viel zu holen ist mit der – doch viel realistischeren – Wette darauf, dass Van der Bellen und Hofer im ersten Wahlgang vorne liegen: Nur 1,20 Euro bekäme man für einen Wetteinsatz von einem Euro bei Bet-at-home.com und 1,55 Euro bei Interwetten. Schon etwas höher ist die Gewinnerwartung, setzt man auf Irmgard Griss: 2,86 pro Einsatz gäbe es bei Bet-at-home für Griss-Hofer und Griss-Van der Bellen, 5,50 bzw. 5,00 bei Interwetten. Geht man die angesichts der Umfragen wagemutige Wette ein, dass diese Wahl so ausgeht wie die bisherigen zwölf, hat man eine weitaus höhere Gewinnerwartung: Kommen – entgegen allen Prognosen – die Kandidaten der Regierungsparteien, Rudolf Hundstorfer (SPÖ) und Andreas Khol (ÖVP) in die Stichwahl, gibt es 250 bis 275 für einen eingesetzten Euro. Hundstorfers Chancen für den Einzug in die Stichwahl werden in den Wettquoten etwas besser erachtet als Khols. Theoretisch das meiste Geld machen können Wettspieler, die auf die Stichwahl-Paarung Khol/Richard Lugner setzen: Käme es dazu, bekäme man bei Bet-at-home 10.000 pro Einsatz. Auch auf den Ausgang der Stichwahl am 22. Mai kann man schon bei drei Anbietern setzen, und die Spieler sind sich da ganz einig: Van der Bellen zieht in die Hofburg ein. Die Gewinnerwartung für eine Wette auf den Ex-Grünen-Chef ist mit 1,50 (Bet-at-home und bwin) bzw. 1,85 (Interwetten) bei allen Anbietern die deutlich geringste. 3,0 bis 4,0 beträgt sie für Hofer, 5,50 bis 6,50 für Griss, 12,00 bis 51,00 für Hundstorfer und 30,0 bis 101,0 für Khol. Ganz weit abgeschlagen ist Lugner: 1:750 bis 1:1.001 sind die Quoten für die Wette, dass der Baumeister Österreichs nächstes Staatsoberhaupt wird.
Inland
Fiat-Chrysler und Google basteln an selbstfahrendem Minivan Die beiden Konzerne schmieden eine Allianz, um das selbstfahrende Auto zu kreieren und Straßenbahn und Autobus zu ersetzen Neue Nahrung für die seit Monaten kursierenden Spekulationen: Fiat Chrysler Automobiles (FCA) will mit dem Internet-Konzern Google zusammenarbeiten. Es geht um selbstfahrende Autos, konkret um die Konstruktion eines Minivans. Autonome Minivans könnten in Zukunft attraktiver sein als Straßenbahnen und Busse, wirbt Google. Und FCA könnte in diesem Bereich, mit seiner reichen Erfahrung an Minivans der geeignete Partner des US-Technologieriesen sein. Offensichtlich sucht Google, vom Kongress wegen Umwelt-und Sicherheitsauflagen in die Enge getrieben, eine möglichst vielfältige Allianz an kooperativen Pkw-Firmen. Von Ford über Volvo bis zu FCA. Es ist ebenso offensichtlich, dass FCA nach monatelanger Partnersuche, nun endlich seinen Wunsch erfüllt sieht. Giuseppe Berta, Fiat-Chrysler-Experte und Professor an der Mailänder Bocconi-Universität, kommentiert die Allianz positiv. Für FCA bedeute dies ein klares Signal an Vitalität, für Google ein Signal, dass die Zeit des kleinen Google-Zweisitzers vorbei ist. Die Alternative zum öffentlichen Bus wird zwar noch Jahre an Fortentwicklung und an Sicherheitsinvestitionen benötigen, aber sie nimmt Gestalt an. Der Turiner Autobauer wird und kann sich aber nicht mit der Google Allianz begnügen. Zunächst müssen rund sechs Milliarden Euro an Schulden abgebaut werden, um FCA salonfähig zu machen. Marchionne meinte, dass vor 2018 nicht von einer Auto-Ehe zu sprechen sei, auch wenn er weiterhin die Augen offenhalte und mit allen spreche, die Interesse zeigen. Zur Auswahl stehen nicht mehr viele Partner. Zweifellos wäre Toyota heiratsfähig. Die Japaner haben am meisten in die Zukunft investiert und sind am fortschrittlichsten, sagt Berta zum STANDARD. Aber sie sind noch nie eine Allianz eingegangen und werden sie vermutlich auch in Zukunft nicht eingehen. Die beiden US-Autogiganten GM und Ford haben abgewunken. Die Franzosen zeigen wenig Interesse. Einzig VW scheint nicht abgeneigt. Allerdings müssen die Wolfsburger ihr Dieselgate-Problem lösen. Doch Fiat Chrysler hat Zeit, meint der Professor.
Wirtschaft
Koschischek: Die Entdeckung der Schnelligkeit Vor wenigen Monaten wollte die Wienerin ihre Karriere beenden, dann wechselte sie den Trainer, schwamm das Olympia-Limit, erstaunte sich damit selbst. Der Spaß ist zurück, die Laufbahn verlängert Kasan/Wien – Markus Rogan, Mirna Jukic, Dinko Jukic, Maxim Podoprigora, Fabienne Nadarajah. Österreich brachte in den vergangenen Jahren viele erfolgreiche Schwimmer und Schwimmerinnen hervor. Birgit Koschischek war Teil dieses erfolgreichen Teams. Eine Medaille bei internationalen Wettkämpfen schaffte sie aber nie. Ihr bestes Ergebnis: Platz fünf über 100 m Delfin bei der Kurzbahn-EM 2012 in Chartres. Nach den Rücktritten von Rogan, Mirna Jukic, Podoprigora und der Auszeit Dinko Jukics infolge seiner Querelen mit dem Verband, steht Österreichs Schwimmteam nicht mehr ganz so gut da. In Lisa Zaiser (20), EM-Dritte über 200 m Lagen in Berlin 2014, hat es aber wieder eine große Hoffnungsträgerin. Und Koschischek? Ist auch noch dabei. Dass die Wienerin stets im Hintergrund ihrer Teamkollegen stand, störte sie nie. Ich war nie jemand, der sich ins Rampenlicht gedrängt hat, sagt sie. Ich mache das für mich. Im Februar hatte sie eigentlich genug vom Schwimmsport, wollte ihre Karriere beenden. Der Wechsel nach Graz zu Startrainer Dirk Lange hatte sich für Koschischek nicht ausgezahlt. Es hat zwischenmenschlich nicht mehr gepasst. Ich musste die Reißleine ziehen. Die 28-Jährige ging Anfang des Jahres zurück nach Wien zu ihrem ehemaligen Trainer Walter Bär. Abtrainieren hätte sie sowieso müssen. Also schwamm Koschischek weiter, weniger Umfänge. Täglich morgens zwei Stunden im Wiener Stadthallenbad. Und plötzlich lief es wieder richtig gut. Koschischek, Studentin der Sportwissenschaften, trat Mitte Juli bei der Universiade in Gwangju (Südkorea) an. Die 50 m Kraul schaffte sie im Vorlauf in 25,20 Sekunden. Damit knackte sie, als vierte österreichische Schwimmerin, das Limit für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro. Im Finale, die Bestätigung: 25,17 Sekunden. Nur die Medaille verfehlte sie als Vierte knapp. Ihre Leistungen überraschten sie selbst. Das Karriereende war vorerst vom Tisch. Das nächste Großereignis steht an: die WM in Kasan. Die Schwimmbewerbe steigen ab Sonntag. Koschischek startet über 50 und 100 m Kraul. Ich will meine Leistung abrufen. Ein Semifinaleinzug würde mich freuen. Über ihre ursprüngliche Lieblingsstrecke 100 m Delfin tritt sie in Russland nicht an. Bei Lange sei sie kaum Delfin geschwommen. In Graz fühlte sie sich nicht gut betreut. Wir haben alles intensiv gemacht. Wir hatten keine Trainingssteuerung. Jetzt achtet sie mehr auf die Regeneration. Auf ihre Finanzen muss Koschischek auch achten. Wichtige Einnahmequellen sind ihr abhandengekommen. Koschischek wird nicht mehr im Rahmen des Förderprogramms des Sportministeriums Team Rot-Weiß-Rot, und auch nicht mehr von der Sporthilfe unterstützt. Sie hat noch ihren Sponsor Ströck und die Unterstützung des Bundesheeres. Koschischek: Mir ist die Hälfte weggefallen. Der finanziell klamme Verband kann da kaum aushelfen. Auch Extraleistungen wie Trainingslager gäbe es nicht. Koschischek: Das war aber früher auch nicht besser. Die Verbandsquerelen verfolgt sie aus den Medien, belasten sie nicht. Koschischek konzentriert sich auf ihr Studium und aufs Schwimmen. Sie hat den Spaß wiedergefunden. Ich mag es meinen Körper einem gewissen Limit auszusetzen. Und was ist mit einer Medaille? Koschischek lacht. Darüber denke ich gar nicht nach. Es ist schwierig.
Sport
Dreier-Rekord für Stephen Curry Zudem erzielte der Warriors-Point-Guard über 50 Punkte in einem Spiel USA/Orlando (Florida) – Stephen Curry hat den 130:114-Sieg der Golden State Warriors bei Orlando Magic zu einer One-Man-Show gemacht. Der MVP (wertvollster Spieler) erzielte am Donnerstag (Ortszeit) 51 Punkte und stellte nebenbei einen Dreierrekord auf: Curry versenkte in 128 Spielen der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA nacheinander mindestens einen Distanzwurf. Zuvor hatte Kyle Korver von den Atlanta Hawks die Bestmarke mit 127 Spielen in Serie mit mindestens einem Dreier innegehabt. Es ist etwas Besonderes, einen Rekord zu brechen, meinte der Point Guard, der auch baby-faced Assassin genannt wird. Er lobte den übertrumpften Rivalen: Kyle ist ein großartiger Schütze, er hatte die Marke gesetzt, also Respekt vor ihm. Der Lohn für Currys Gala-Auftritt: Es war der 52. Saisonsieg der Warriors, nur fünfmal verließ der Titelverteidiger in der bisherigen Saison als Verlierer das Parkett. Vor allem auch dank Curry. Die Bestmarke als Zeichen der Konstanz überraschte den 27-Jährigen selbst: Ich dachte nicht, dass das möglich sein würde. Zehn seiner 15 Drei-Punkte-Versuche landeten im Korb. (APA/dpa, 26.2.2016) Ergebnisse vom Donnerstag: Portland Trail Blazers – Houston Rockets 105:119Orlando Magic – Golden State Warriors 114:130 Boston Celtics – Milwaukee Bucks 112:107New Orleans Pelicans – Oklahoma City Thunder 123:119Phoenix Suns – Brooklyn Nets 106:116Utah Jazz – San Antonio Spurs 78:96
Sport
"Friends"-Star Matt LeBlanc wird Beiwagerl bei "Top Gear" US-Schauspieler wird erster nichtbritische Moderator der Kultsendung London – Friends-Schauspieler Matt LeBlanc (48) wird an der Seite von Chris Evans (49) die Neuauflage der britischen Kult-Autoshow Top Gear moderieren. Der US-Darsteller wird damit der erste nichtbritische Moderator in der fast 40-jährigen Geschichte der Sendung, wie die BBC am Donnerstag mitteilte. Als Autonarr und Riesenfan von Top Gear, bin ich geehrt und aufgeregt, wurde LeBlanc zitiert.
Etat
Armutsforscher Angus Deaton erhält Wirtschaftsnobelpreis Der britische Ökonom widmet sich der Frage, wie Armut entsteht und wie sie am besten zu bekämpfen ist Stockholm – Der britische Ökonom Angus Deaton, der derzeit an der Princeton University in den USA lehrt, ist am Montag in Stockholm als Wirtschaftsnobelpreisträger des Jahres 2015 verkündet worden. Der 1945 in Edinburgh geborene Deaton studierte Ökonomie an der Cambridge University und promovierte dort 1974. 2009 wurde er zum Präsidenten der American Economic Association gewählt. Deatons Forschungsinteressen sind Gesundheits- und Entwicklungsökonomie sowie die Befragung und das mikroökonomische Verhalten von Haushalten. Deaton erhält den Preis für seine Analyse von Konsum, Armut und Wohlfahrt, sagte Göran Hansson, Generalsekretär der Nobel-Akademie. Der diesjährige Preis handelt von Konsum im Großen und Kleinen. Um Politik so zu gestalten, dass sie für Wohlstand sorge und Armut senke, müsse man zunächst die individullen Konsumentscheidungen der Menschen verstehen, so Hansson in seiner Würdigung. Mehr als jeder andere habe Deaton zu diesem Verständnis beigetragen. Deaton nutzte für seine Ergebnisse die Befragung von Haushalten in Entwicklungsländern. Mithilfe von Daten zu den Konsumausgaben habe er Lebensstandard und Armut berechnet, erklärte die Akademie. Der Brite lehrt seit 30 Jahren in Princeton und hat einen herausragenden Ruf in der Wachstums- und der Glücksforschung. Eine der Fragen, die er stellte, lautet: Warum gibt es heute noch extreme Armut auf der Welt? Seine These: Es fehlt nicht am Geld, sondern daran, dass es sinnvoll eingesetzt wird. Armutsbekämpfung auf dem falschen Weg In seinem 2013 erschienen Buch The Great Escape unternimmt Deaton einen Streifzug durch die Menschheitsgeschichte von Wachstum und Gesundheit und stellt die Frage, wie Armut überhaupt entsteht und wie einige Leute reicher werden als andere. Er sieht die Menschheitsgeschichte als eine Flucht aus Armut und Krankheit. Dass die Reichen den Armen mehr Geld abgeben, könne die Probleme nicht beheben, glaubt Deaton. Deshalb sieht er die Armutsbekämpfung auf dem falschen Weg. Am wichtigsten sei, nicht im Weg zu stehen und die Armen sich selbst helfen zu lassen. Viel zu oft richte Entwicklungshilfe mehr Schaden an, als sie nutze. Den reichen Ländern habe schließlich auch niemand Vorschriften darüber gemacht, wie sie sich zu entwickeln hätten. Konkret hieße das: Produkte aus Entwicklungsländern leichter ins Land, lassen, weniger Zölle erheben. Die Industrieländer könnten auch ihren Pharmafirmen Anreize geben, um wirksame Mittel gegen Armutskrankheiten wie Malaria und Tuberkulose zu entwickeln. Geld direkt in die armen Länder zu schicken sei der falsche Weg. Länder mit guter Politik könnten ihre Armut selbst bekämpfen, Ländern mit schlechter Politik helfe auch das Geld nicht. Preis der Reichsbank Die Auszeichnung geht, anders als die klassischen Nobelpreise, nicht auf das Testament von Alfred Nobel (1833–1896) zurück. Den Preis stiftete die schwedische Reichsbank erst 1968. Der auch wegen der nachträglichen Stiftung umstrittene Wirtschaftspreis wird von der Nobel-Stiftung offiziell nicht als Nobelpreis eingestuft. Er heißt daher Preis der Reichsbank Schwedens für die ökonomische Wissenschaft zum Andenken an Alfred Nobel. Verliehen wird die mit acht Millionen schwedischen Kronen (rund 860.000 Euro) dotierte Auszeichnung gemeinsam mit den anderen Nobelpreisen am 10. Dezember, dem Todestag Nobels. Die Vergabe des Preises an den Briten Deaton setzt eine mit dem Franzosen Jean Tirole im Vorjahr soeben erst begonnene Tradition fort. Denn zumeist geht der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften an einen US-Forscher.
Wirtschaft
Architekturbiennale 2016: Formen des Miteinanderlebens Österreichs Beitrag zur Architekturbiennale 2016 wird konkrete Lösungen für die Unterbringung von Flüchtlingen präsentieren Wien – Orte für Menschen – unter diesem Titel wird der österreichische Beitrag zur 15. Internationalen Architekturbiennale in Venedig 2016 (28. 5. bis 27. 11.) stehen. Dies gaben der Bundesminister für Kunst und Kultur Josef Ostermayer, die Biennale-Kommissärin Elke Delugan-Meissl (DMAA Delugan Meissl Architekten) und die Kokuratorin Sabine Dreher vom Büro Liquid Frontiers am Montag bekannt. Ähnlich wie der deutsche Pavillon, der unter dem Titel Making Heimat stehen wird, nimmt sich Österreichs Beitrag des akuten Themas der Unterbringung von Flüchtlingen an. Zu diesem Ziel wurden drei Standorte in Wien ausgewählt, an denen in den nächsten Monaten konkrete Konzepte für Flüchtlinge entwickelt werden sollen. Die Ergebnisse werden dann im Hoffmann-Pavillon in den Giardini ausgestellt. Über den Anlassfall hinaus wollen wir über Leerstände und temporäre Nutzungen nachdenken und Formen des Miteinanderlebens entwickeln, erklärte Elke Delugan-Meissl. Die Architektur sehen wir als prädestinierte Disziplin für diese Aufgabe. Sie bietet seit jeher Schutz und ermöglicht soziale Interaktionen. Das Thema Flüchtlinge beschäftigt uns derzeit in allen Bereichen, sowohl politisch als auch kulturell, ergänzte Ostermayer. Die große Herausforderung ist, Ordnung und Menschlichkeit sicherzustellen und für diese Menschen Quartiere zu schaffen. Drei Teams werden sich gemeinsam mit NGOs jeweils eines Standorts annehmen: Die Architekturbüros Caramel und the next enterprise sowie die Designer Eoos. Ich habe diese Teams ausgewählt, weil ihre Arbeit eine starke Haltung aufweist und weil sie schnell auf eine Aufgabe reagieren können, so Elke Delugan-Meissl. Um welche Standorte es sich handelt, soll noch eine Überraschung bleiben. Diese stünden jedoch praktisch fest und unterschieden sich sowohl in ihrer Größe als auch in ihrer Lage in Wien. Es soll dabei explizit nicht nur um Lösungen für Flüchtlinge gehen, sondern generell um Menschen, die in prekären Verhältnissen leben, so Kuratorin Sabine Dreher. Wie die Ausstellung konkret aussehen soll, wird zurzeit erarbeitet. Heimo Zobernigs Installation für die vergangene Kunstbiennale soll aber auf jeden Fall erhalten bleiben, so die Kuratoren. Das vom Ministerium jährlich zur Verfügung gestellte Biennale-Budget von 400.000 Euro wurde durch private Sponsoren aufgestockt. Die Architekturbiennale, die 2016 vom chilenischen Architekten Alejandro Aravena geleitet wird, steht unter dem dramatisch aufgeladenen Motto Reporting from the Front und soll, im bewussten Gegensatz zu Rem Koolhaas kühl-analytischer Fundamentals-Biennale 2014, konkrete architektonische Lösungen für akute Herausforderungen zeigen.
Kultur
Asylstreit: SPÖ und ÖVP offenbar bei Obergrenze einig Bei Gipfel am Mittwoch dürfte ein Richtwert von 120.000 beschlossen werden Wien – In Vorbereitung des Asylgipfels am Mittwoch soll sich die Bundesregierung auf eine Obergrenze bei der Aufnahme von Flüchtlingen geeinigt haben, berichten Krone und Kurier. Auch der APA wurde bestätigt, dass man sich auf eine Obergrenze oder einen Richtwert geeinigt habe. ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner wollte am Abend im ORF-Report eine Einigung noch nicht bestätigen, dementierte aber auch nicht. Laut den Medienberichten will sich die Regierung künftig an der Bevölkerungszahl orientieren. Maximal 1,5 Prozent der Bevölkerung sollen in den nächsten Jahren Flüchtlinge sein, was aktuell zwischen 120.000 und 130.000 bedeuten würde. Kolportiert ist eine Verteilung auf drei oder vier Jahre, dies ergebe eine Summe von 30.000 bis 40.000 Flüchtlinge jährlich, die noch zusätzlich aufgenommen werden könnten. Orientierung für EU Unklar ist aber, ob diese Zahl tatsächlich rechtlich verankert werden soll. Mitterlehner meinte nur: Es wird eine Art Obergrenze geben, auch zur Orientierung für die EU. Man könne nicht mehr in der Dynamik Flüchtlinge aufnehmen. Das verursacht qualitative, quantitative und kulturelle Probleme. Auf den Einwand, dass eine Obergrenze völkerrechtlich nicht möglich sei, wie das zuletzt auch der Präsident des Europäischen Gerichtshofs deponiert hatte, antwortete Mitterlehner: Das ist eine qualifizierte, aber persönliche Meinung. Antworten, was bei Überschreiten der Obergrenze passieren soll, konnte Mitterlehner jedenfalls nicht geben. Das kläre man gerade rechtlich ab, verwies er auf in Auftrag gegebene Gutachten. Er könne sich aber vorstellen, dass diese Flüchtlinge in die von der EU geplanten Hotspots zurückgeschoben werden, und dort ihr Asylverfahren abwarten müssten. 36.000 entschiedene Fälle Die Chancen, in Österreich Asyl zu erhalten, waren im Vorjahr jedenfalls groß. Schon in der ersten Instanz wurden von den mehr als 36.000 entschiedenen Anträgen knapp 14.000 positiv bewertet. Dazu wurde noch rund 2.200 Personen subsidiärer Schutz gewährt, geht aus der Jahresbilanz des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl hervor, die am Dienstag präsentiert wurde. Freilich wurde die erstinstanzliche Behörde vom Flüchtlingsstrom, der gesamt 90.000 Anträge mit sich brachte, auch gehörig unter Druck gesetzt. Der Leiter des Bundesamts, Wolfgang Taucher, fasste das Dilemma so zusammen: Wir haben mit einem Drittel mehr Personal doppelt so viele Entscheidungen getroffen, allerdings gab es dreimal so viele Anträge. Damit ist auch mittlerweile ein gehöriger Rückstau von zu bearbeitenden Anträgen entstanden. Laut Taucher sind es 60.000 Fälle. Trotz 500 neuer Mitarbeiter im Bundesamt wird die durchschnittliche Verfahrensdauer in erster Instanz von 6,3 Monaten nicht zu halten sein. In der Flüchtlingsfrage setzt nun auch die SPÖ stärker auf die Devise, die Zahl der nach Österreich kommenden Menschen möglichst gering zu halten. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) betonte im Ministerrat, dass man an den Grenzen schärfer kontrollieren müsse. Jene Menschen, die bereits an der Grenze angeben, keinen Asylantrag in Österreich stellen zu wollen, könnten laut Faymann künftig verstärkt nach Slowenien oder Italien zurückgeschoben werden. Das könnte auch Flüchtlinge betreffen, die sich nicht ausweisen können oder schon an der Grenze angeben, dass sie etwa nach Schweden oder Deutschland weiterreisen möchten. Um die Kontrollen zu bewältigen, wird die Zahl der an der Grenze zu Slowenien stationierten Bundesheersoldaten von 300 auf 500 aufgestockt. Dennoch seien Grenzkontrollen nur die Notlösung, so Faymann. Uns fehlt ein gemeinsames europäisches Asylrecht. Das will auch Außenminister Sebastian Kurz von der ÖVP, der seinen Wunsch nach Obergrenzen auch im ZDF-Heute-Journal deponierte. Er glaubt, dass solche Höchstzahlen in Deutschland, Österreich oder Schweden auch zum Einziehen von Obergrenzen in Griechenland führen könnten. Die Folge laut Kurz: Flüchtlinge in Krisenregionen würden sich dann erst gar nicht auf den Weg nach Europa machen, da sie wüssten, dass es keine Möglichkeit der Weiterreise gebe. Auch Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) betonte am Dienstag, dass die EU ihre Aufgabe wahrnehmen müsse. Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl versucht indes mit einer Petition Druck für eine Obergrenze von 100.000 Flüchtlingen zu machen. Bis Dienstagmittag hatten mehr als 18.000 Menschen die Petition unterzeichnet. Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (VP) wiederum droht, das Asylabkommen mit dem Bund zu kündigen, sollte die Regierung den Flüchtlingsstrom nicht einbremsen. Die Geschäftsgrundlage für die 15a-Vereinbarung habe sich geändert, der Bund nehme seine Aufgabe, die Grenzen zu schützen, nicht wahr. In Vorarlberg könne man 2016 maximal 1.000 zusätzliche Quartiere schaffen. Mehr ist nicht möglich, dann droht Obdachlosigkeit. Wallner warnt die Bundesregierung davor, die Belastbarkeit auszutesten. Die Vorarlberger Grünen, Wallners Regierungspartner, wollen hingegen die Vereinbarung neu verhandeln und mehr Geld für Integrationsmaßnahmen erhalten.
Panorama
Gericht: "Bild" durfte Hassposter mit Namen und Foto abdrucken Betroffene hatte sich juristisch gegen Outing gewehrt und auf Unterlassung geklagt Mit einer spektakulären Aktion gegen Hass im Netz sorgte vergangenen Oktober die deutsche Bild-Zeitung für Aufsehen. Die Redaktion wählte zahlreiche vermeintliche Hasskommentare auf Facebook aus und druckte diese mit vollem Namen und Profilbild ab. Herr Staatsanwalt, übernehmen Sie, titelte das Blatt dazu. An der Aktion gab es heftige Kritik: So wurde moniert, dass die Bild selbst mit zahlreichen fremdenfeindlichen Schlagzeilen für die aggressive Stimmung gesorgt hatte. Außerdem war den Betroffenen kein Raum für eine Stellungnahme eingeräumt worden, obwohl sie vor einem Millionenpublikum als Hetzer dargestellt wurden. Dagegen wollte nun eine Betroffene juristisch vorgehen. Sie war mit folgendem Kommentar in der Zeitung erschienen: Wie die Tiere und noch schlimmer, alles rennt zum gutgefüllten Futternapf, mal sehen wo Sie (sic!) hin rennen, wenn unser Napf leer gefressen ist????. Zusätzlich druckte die Bild das Profilfoto der Verfasserin ab. Sie sah dadurch ihre Rechte verletzt. Laut der Anwaltskanzlei Wilde Beuger Solmecke lehnte das Landgericht München nun eine einstweilige Verfügung ab. Das Gericht argumentierte, dass die Nachricht der Klägerin ohnehin für alle sichtbar gewesen sei, da sie keinerlei Privatsphäre-Einstellungen aktiviert hatte. Jeder Internetnutzer habe die Möglichkeit, das Profilbild zu betrachten. Eine identifizierende Berichterstattung dürfe Medienunternehmen dann nicht untersagt werden, berichtet die Anwaltskanzlei WBS. Zuvor hatte der deutsche Presserat entschieden, dass Berichte von Huffington Post und Bild, in denen vermeintliche Hassposter öffentlich geoutet wurden, nicht gegen den Pressekodex verstoßen.
Web
Von Google bis Snowden: Unterstützung für Apple im Streit mit FBI Entwicklung eines iOS-Updates, um Entschlüsselung zu vereinfachen, wäre gefährlicher Präzedenzfall Können Gerichte ein Unternehmen dazu zwingen, Software zu entwickeln, um die Sicherheit der eigenen Geräte zu unterwandern? Eine Frage, die sich zu einer der zentralen Auseinandersetzungen über Datensicherheit und Privatsphäre entwickeln könnte. Hat ein US-Gericht doch vor kurzem exakt dieses von Apple gefordert. Der iPhone-Hersteller hat sich bereits am Mittwoch mit deutlichen Worten gegen jegliche solche Bestrebungen gestemmt und bekommt nun zumindest aus der eigenen Branche Unterstützung für diesen Standpunkt. In einer Reihe von Tweets bedankt sich Google CEO Sundar Pichai bei seinem Apple-Gegenüber Tim Cook für seine klaren Worte. Hier drohe ein beunruhigender Präzendenzfall, stimmt Pichai der Einschätzung des Apple-Chefs zu. Dieser hatte davor gewarnt, dass bei einer solchen Rechtsauslegung Softwarehersteller künftig routinemäßig dazu gezwungen werden könnten, Software zu entwickeln, um ihre eigenen Nutzer für Behörden und Geheimdienste auszuspionieren. 1/5 Important post by @tim_cook. Forcing companies to enable hacking could compromise users’ privacy 4/5 But that’s wholly different than requiring companies to enable hacking of customer devices & data. Could be a troubling precedent Einige Stunden zuvor hatte Edward Snowden Google öffentlich zu einer Stellungnahme aufgefordert. Das sei die wichtigste Auseinandersetzung rund um Technologie der Dekade, insofern könne man hierzu nicht schweigen, betonte der NSA-Whistleblower. This is the most important tech case in a decade. Silence means @google picked a side, but its not the publics. https://t.co/mi5irJcr25 Das sieht offenbar auch Whatsapp-Gründer Jan Koum so: In einem Posting auf Facebook betont er, wie wichtig diese Auseinandersetzung sei. Man dürfe solch einen Präzedenzfall nicht zulassen, hier stünden die Freiheit als Ganzes auf dem Spiel. Whatsapp hat in den letzten Monaten selbst Bekanntschaft mit Gerichten gemacht. So wurde der Service zwei Tage lang in Brasilien vollständig blockiert, nachdem sich der Softwareanbieter geweigert hatte, einer richterlichen Anordnung Folge zu leisten Wenig überraschend gibt es auch von der US-Bürgerrechtsorganisation EFF Unterstützung für Apple. Diese kündigt an, Apple mit einer schriftlichen Eingabe zum Verfahren direkt im Kampf gegen die aktuelle Anordnung unterstützen zu wollen. Microsoft Ohne direkte Bezugnahme auf den aktuellen Fall hat sich auch Microsoft zu Wort gemeldet. In einem Statement für die Reform Government Surveillance betont der Softwarehersteller, dass man zwar bereit sei, mit den Behörden zusammenarbeiten, Backdoors aber eine Gefährdung der Sicherheit aller Nutzer darstellen. Das Gericht hat angeordnet, dass Apple ein eigenes Firmware-Update für ein beschlagnahmtes iPhone 5c entwickeln soll, das zentrale Sicherheitsmaßnahmen bei der Passworteingabe deaktiviert. Vor allem geht es dabei um eine Funktion, die nach zehn Fehlversuchen automatisch alle Daten auf dem Gerät löscht, sowie um erzwungene Wartezeiten zwischen zwei Passworteingaben. Damit bliebe nur mehr der Passcode selbst als Schutz, der sich durch automatisiertes Ausprobieren innerhalb weniger Minuten knacken lassen sollte. Im konkreten Fall geht es um das Smartphone eines der Täter des Terroranschlags in San Bernardino, bei dem 14 Personen ums Leben gekommen sind. Das FBI betont dabei, dass das betreffende, die Sicherheit schwächende iOS-Update nur für dieses eine Gerät gedacht ist, es sich also um einen Ausnahmefall handle. Das bezweifeln allerdings Sicherheitsexperten und Privacy-Verfechter. Zwar sei es durchaus denkbar, ein Update kryptografisch auf ein Gerät zu beschränken, lasse sich Apple aber auf dieses Spiel ein, würden schon bald zahlreiche ähnliche gerichtliche Anordnungen eintrudeln. Und diese auch von anderen Ländern, in denen Apple aktiv ist. Über einen Einzelfall würde hier also die Büchse der Pandora geöffnet, mit verheerenden Auswirkungen auf die gesamte IT-Sicherheit. Sollte es tatsächlich die Absicht des FBI sein, auf diesem Weg schleichend Hintertüren in Software einzuführen, so geht man dabei fraglos sehr geschickt vor. Der konkrete Fall ist in der öffentlichen Diskussion stark emotional aufgeladen, der Spin von der vermeintlichen Ausnahme dürfte den Druck auf Apple weiter erhöhen. Das zeigt sich auch schon daran, dass diese Behauptung mittlerweile auch vom Weißen Haus direkt so übernommen wurde. Die Auseinandersetzung um effektive Verschlüsselung dürfte also erst an ihrem Anfang stehen.
Web
Neuerlich Attacken auf Stolpersteine in Wiener Neustadt Wieder Beschädigung durch Säure, Fälle in Graz bleiben unaufgeklärt Wiener Neustadt/Graz – Blaue Verfärbungen auf den Stolpersteinen, die zur Erinnerung vor ehemaligen Wohnsitzen oder Arbeitsstätten von NS-Opfern in den Gehsteig eingelassen wurden, wurden im Februar 2015 zuerst in Graz entdeckt, wenig später auch in Wiener Neustadt. Die Verfärbungen stellten sich als gezielte Säureattentate heraus. Nun ist es in Wiener Neustadt im Jänner abermals zu solchen Beschädigungen gekommen. Die beiden Steine mit der blauen Verfärbung liegen diesmal in der Innenstadt von Wiener Neustadt: Am Neuklosterplatz und am Hauptplatz, sagt Manuela Weinkirn vom Landesamt für Verfassungsschutz dem STANDARD. Erhebungen laufen noch, auch die genaue Art der Säure sei noch nicht identifiziert. Die Täter in Graz bleiben auch nach fast einem Jahr unbekannt – wobei die Hoffnung, diese jemals zu fassen, schwindet. Die Wahrscheinlichkeit, eine solche Straftat aufklären zu können, wird mit der Zeitspanne, die vergeht, immer geringer, sagt Leo Josefus, steirischer Polizeisprecher, dem STANDARD. Neue Hinweise gebe es keine. Man könne einzig darauf hoffen, den oder die Täter bei einer neuerlichen Attacke zu erwischen – oder dass in der Szene einer den anderen verrät. In Graz waren acht Stolpersteine betroffen. In Salzburg wurden zwei junge Männer Anfang 2015 unter anderem für das Beschmieren von Stolpersteinen zu Haftstrafen verurteilt. (Colette M. Schmidt, 13.1.2016)
Panorama
Pilz wirft Doskozil "populistischen Unfug" vor Grüner Sicherheitssprecher hält Grundwehrdiener für Grenzeinsatz "vollkommen ungeeignet" und Bundesheer-Einsatz in Griechenland für "Schnapsidee" Wien – Gerade eineinhalb Wochen im Amt, muss sich der neue Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) schon harsche Kritik vom Grünen Sicherheitssprecher Peter Pilz anhören: Grundwehrdiener wären für einen Flüchtlingseinsatz an der Grenze völlig ungeeignet, die Überlegung, das Bundesheer nach Griechenland zu schicken, sei eine Schnapsidee, schimpfte Pilz am Freitag bei einer Pressekonferenz. Überhaupt ist Pilz mit der Performance der Regierung in der Flüchtlingskrise alles andere als zufrieden: Wie ein Blick auf die Daten des World Food Programme zeige, habe Deutschland heuer schon fast 120 Millionen US-Dollar locker gemacht, aber Österreich null – immer dasselbe. Hilfe vor Ort sei das wichtigste, betonte Pilz, und das System der jordanischen staatlichen Flüchtlingshilfe sei längst an den Kapazitätsgrenzen angelangt. Tausende versuchten, nach Europa zu kommen, weil sie vor Hunger flüchten. Flaschen und Pfand Die Flaschen in der Bundesregierung wüssten das seit Jahren, Ansagen, man müsse vor Ort helfen, seien aber leeres Geschwätz, wetterte Pilz. Die Regierung sollte dem WFP zumindest 27 Cent überweisen, findet der Grüne Abgeordnete: Das ist das Flaschenpfand für Kurz, das Flaschenpfand für Doskozil und das Flaschenpfand für Mikl-Leitner. Neben Außenminister Sebastian Kurz und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (beide ÖVP) schoss er sich besonders auf den neuen Chef des Bundesheers ein: Eine temporäre Verlängerung des Grundwehrdienstes zur Bewältigung der Flüchtlingskrise hält Pilz für Quatsch. Es sei überhaupt völlig sinnlos, Grundwehrdiener an die Grenze zu stellen, lernten diese doch ohnehin nur Kloputzen, Erdäpfelschälen und Offiziere bedienen. Im Bundesheer heißt es, dass es sich um Planungsvarianten handle, die aus heutiger Sicht nicht notwendig sind, da man den Einsatz auch mit Berufssoldaten noch aufstocken könnte. Nationaler Sicherheitsrat Auch Doskozils Überlegung, Bundesheer-Angehörige zur Sicherung der EU-Außengrenze nach Griechenland schicken, findet bei Pilz keinen Anklang. Ich halte das alles für groben populistischen Unfug, weshalb er den Nationalen Sicherheitsrat einberufen lassen werde, erklärte der Abgeordnete. Dort will er auch angebliche österreichische Waffenlieferungen in Kriegsgebiete thematisieren. Weiteres Thema werde ein vernünftiger Grenzschutz sein, wo sich Pilz eine ordentliche Registrierung der Ankömmlinge inklusive Fingerabdrücken wünscht. Die Kritik des Grünen Sicherheitssprechers reichte auch über die Landesgrenzen hinaus: Er sei dafür, auch beim Budget der EU anzusetzen, um Österreich zu entlasten. Man müsse Warschau und Budapest klarmachen, dass es nicht in Stein gemeißelt sei, dass sie Budget aus unserem Steuergeld bekommen und wir alle Flüchtlinge.
Inland
Nun auch Zivilklage gegen mordverdächtigen Rap-Mogul "Suge" Knight Entschädigungsklage richtet sich auch gegen Dr. Dre und Ice Cube Los Angeles - Nach der Mordanklage gegen Marion Suge Knight droht dem US-Rap-Mogul sowie den Rapstars Dr. Dre und Ice Cube nun ein Zivilprozess wegen des gewaltsamen Todes eines 55-Jährigen. Wie aus Gerichtsakten hervorgeht, reichte die Familie des Opfers Terry Carter am Mittwochabend (Ortszeit) eine Entschädigungsklage ein, die sich unter anderem gegen Knight, Dr. Dre, Ice Cube und die Filmproduktionsfirma Universal Studios richtet. Eine konkrete Entschädigungsforderung nannte Carters Witwe Lillian nicht. Dr. Dre und Ice Cube waren ebenso wie Universal an der Produktion eines Dokumentarfilms über eine Rappergruppe beteiligt. Lillian Carter wirft ihnen laut Gerichtsakten vor, dass sie wussten oder (...) hätten wissen müssen, dass Suge ein gewalttätiges Individuum sei. Knight wird zur Last gelegt, im Jänner bei einem Streit auf einem Parkplatz den 55-jährigen Terry Carter überfahren und den 51-jährigen Cle Sloan bei dem Manöver verletzt zu haben. Knights Anwälte plädieren auf Selbstverteidigung. In dem Strafprozess droht Knight lebenslange Haft. Anfang der 90er Jahre hatte Knight gemeinsam mit dem Dr. Dre die Plattenfirma Death Row Records gegründet, die Rappern wie Snoop Dogg und Tupac Shakur zu Ruhm verhalf. Bei der Polizei ist Suge kein unbeschriebenes Blatt: Im Jahr 1992 saß er im Gefängnis, nachdem er gegen Bewährungsauflagen verstoßen und in Las Vegas einen Gangrivalen niedergeschlagen hatte. Vier Jahre später landete er erneut wegen Verstoßes gegen Bewährungsauflagen hinter Gittern, 2003 kam er wegen einer Schlägerei in Hollywood für zehn Monate in Haft. (APA/AFP)
Panorama
Spaniens Parlament stimmt über Wahl von Sanchez ab Abstimmung am späten Mittwochabend geplant Madrid – Das spanische Parlament debattiert am Mittwoch ab 9 Uhr über das Regierungsprogramm des Sozialisten Pedro Sanchez. Am späten Abend sollen die Abgeordneten über die Wahl von Sanchez zum Ministerpräsidenten abstimmen. Der 44-Jährige benötigt dann die absolute Mehrheit, um den Konservativen Mariano Rajoy von der Macht zu verdrängen. Es gilt als praktisch ausgeschlossen, dass der Sozialist genügend Stimmen erhalten wird. Bei einem Scheitern wird es an diesem Freitag eine zweite Abstimmung geben, bei der die einfache Mehrheit ausreicht. Sanchez hatte bei der Vorstellung seines Programms versprochen, im Falle seiner Wahl zum Regierungschef einen politischen Wandel einzuleiten und auf Dialog und Verständigung zu setzen.
International
Nova Rock 2016: Neue Bands bestätigt, darunter Cypress Hill und Garbage Festival von 9. bis 12. Juni in Nickelsdorf Nickelsdorf – Rund 100 Bands sollen es insgesamt werden. Am Mittwoch wurden die Auftritte von Cypress Hill und Puscifer, das elektronisch gefärbte Nebenprojekt von Tool-Sänger Maynard James Keenan, fixiert. Weiters bestätigt: die Indie-Bands Garbage und Editors. Eher ruhigere Töne dürfte Singer-Songwriter Tom Odell anschlagen, während We Came As Romans, Periphery oder Zebrahead ihre Duftmarken zwischen Metalcore und Punkrock setzen. Ein gitarrentechnisches Highlight erwartet die Festivalbesucher beim Auftritt von Gary Clark Jr., der sich auf seinem jüngsten Album The Story of Sonny Boy Slim auch souligen Ausflügen nicht abgeneigt zeigte. Diesjährige weitere heimische Acts sind unter anderem Krautschädl, Bloodsucking Zombies From Outer Space und A Caustic Fate. Schon bisher standen Kapazunder wie Red Hot Chili Peppers, Korn, Deftones, Alice Cooper oder The Offspring fest. Dass aber auch heimische Acts für ordentlichen Publikumsandrang sorgen können, werden nicht zuletzt Wanda sowie Seiler und Speer auf den Pannonia Fields unter Beweis stellen.
Kultur
Bulgarische Nahrung für den Krieg in Syrien Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und die USA haben Millionen Dollar in die bulgarische Waffenproduktion investiert. Das Ziel der Transaktionen: Der Krieg in Syrien sollte Munition bekommen Im Oktober vergangenen Jahres fiel erstmals auf, dass Jumbojets vom Typ Boeing 747, als saudi-arabische Frachtflugzeuge gekennzeichnet, am Flughafen Sofia landeten. Das war insofern bemerkenswert, als noch nie zuvor ein saudisches Frachtflugzeug auf Bulgariens Hauptstadtflughafen gelandet war. Aufgefallen ist diese Neuerung Stephan Gagow, einem langjährigen Planespotter aus Bulgarien. Die Frequenz der Flüge nahm so stark zu, dass Gagow einen Thread in einem einschlägigen Onlineforum eröffnete, den er mit den Worten die reguläre Route betitelte. Beobachter posteten, dass sie die Flugzeuge zweimal gegen Ende Oktober landen gesehen hätten, einmal im November, viermal im Dezember und jeweils einmal im März und Mai des Jahres 2014. Das riesige Flugzeug sei voll beladen aus Dschidda gekommen und in die saudische, etwa 100 Kilometer von der jordanischen Grenze entfernte Stadt Tabuk geflogen, berichteten die Planespotter, die Online-Flugtrackingtools benutzen. Gagows Schätzungen zufolge nahmen die Flugzeuge jedes Mal zwischen 60 und 80 Tonnen in Kisten verpackte Fracht an Bord. Er habe nicht erkennen können, was in den Kisten war, schrieb er, aber sie seien offensichtlich sehr schwer gewesen. Als die saudischen Flüge aufhörten, kamen plötzlich Frachtflugzeuge aus Abu Dhabi. Maschinen vom Typ Airbus A330F und Boeing 777F mit der Aufschrift Etihad Cargo landeten zwischen Ende Juni und Mitte August 2015 fünfmal in Sofia. Erst kürzlich, am 19. Oktober, flog ein Airbus 330F von Etihad Cargo von Abu Dhabi nach Burgas in Bulgarien und anschließend zum Luftwaffenstützpunkt Al-Dhafra, einem Militärflugplatz südlich der emiratischen Hauptstadt. Es dürfte sich um ausgedehnte Waffenlieferungen gehandelt haben. Laut dem jährlichen bulgarischen Rüstungsexportbericht (siehe Grafik), der im August 2015 – unter weitgehender Nichtbeachtung der Medien – veröffentlicht wurde, hat die Regierung 2014 den Verkauf von Waffen und militärischer Ausrüstung im Wert von über 85 Millionen Euro an Saudi-Arabien bewilligt. Von der bulgarischen Regierung erfuhr BIRN, das am Balkan tätige Investigative Reporting Network, dass in diesem Jahr auch der Verkauf von Waffen an die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) genehmigt wurde. Bulgarien produziert und lagert in erster Linie Waffen sowjetischer Bauart. Laut Analysten ist es unwahrscheinlich, dass Saudi-Arabien oder die VAE diese für ihre eigenen Streitkräfte erwerben, da sie selbst moderne westliche Waffen verwenden. Es sei deshalb, so die Experten, wesentlich plausibler, dass sie das Kriegsmaterial für lokale Truppen, die sie in Syrien und im Jemen unterstützen, gekauft hätten, wo Waffen sowjetischer Bauart weitverbreitet sind. Ein ehemaliger bulgarischer Militäroffizier mit guten Verbindungen erzählte, dass die saudischen Anschaffungen in den von den Planespottern gesichteten Flugzeugen transportiert worden und für syrische Oppositionsgruppen bestimmt waren. 2014 kauften auch die USA im Rahmen eines mittlerweile eingestellten 500-Millionen-Dollar-Programms Waffen aus Bulgarien für die Ausbildung und Ausrüstung syrischer Oppositionsstreitkräfte. Während der Zeit des Kommunismus baute Bulgarien, ein Land mit nur sieben Millionen Einwohnern, eine gewaltige Waffenindustrie auf, in der 110.000 Menschen Beschäftigung fanden und die pro Jahr bis zu 1,5 Milliarden Dollar (1,3 Milliarden Euro) in harter Währung eintrug. Das Regime erwarb sowjetische Technologie zur Herstellung von Kleinwaffen und Munition. Für sein 100.000 Mann starkes Militär und die Möglichkeit einer allgemeinen Mobilmachung häufte es ein riesiges Arsenal an. Nikolaj Nikolow blickt prüfend durch seine große Brille und erwähnt beiläufig, dass er an einem Tisch mit Carlos gesessen sei, dem berüchtigten marxistischen Terroristen, der vor 40 Jahren in Wien den Opec-Überfall mit drei Toten organisiert hatte. Nikolow, ein Pseudonym zum Schutz seiner Identität, handelt seit mehr als 25 Jahren mit Waffen. Alle schneiden mit, sagt er, auch Regierungsbeamte und Zwischenhändler. Die Provisionen sind ein Mehrfaches des Waffendeals wert. Wenn etwas zehn Millionen kostet, beläuft sich der Endpreis auf 35 Millionen. In einem kleinen Café in der Innenstadt von Sofia, wo er sich gerne zur Abwicklung seiner Geschäfte trifft, raucht Nikolow eine Zigarette nach der anderen und erinnert sich. Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes 1989 ging die Waffenproduktion in Bulgarien erheblich zurück. Die offiziellen Rüstungsexporte betrugen 2006 nur mehr 111 Millionen Euro. Doch dann erholten sich die Verkaufszahlen wieder und waren Regierungsinformationen zufolge bis 2014 auf 403 Millionen Euro gestiegen. Die meisten Waffenexporte gab es während der Jugoslawienkriege, das meiste ging nach Serbien und Albanien, berichtet Nikolow. Damals besaßen wir Arsenale im Wert von Milliarden, jetzt haben wir nur noch ein paar Hundert Millionen. Obwohl Produktion und Verkauf heute nur noch einen Bruchteil dessen ausmachen, was vor 1989 umgesetzt wurde, ist der Handel mit Waffen in Bulgarien nach wie vor ein äußerst lukratives Geschäft. Es ist immer noch rentabler als Drogenschmuggel, sagt Nikolow. Saudi-Arabien war in den vergangenen Jahren kein besonders wichtiger Kunde für bulgarische Waffenfirmen gewesen. Das änderte sich jedoch 2014. Laut dem Bericht der bulgarischen Regierung wurden im vergangenen Jahr Verkäufe von Rüstungsgütern und militärischer Ausrüstung im Wert von 85,5 Millionen Euro nach Saudi-Arabien genehmigt – darunter Munition im Wert von 65,4 Millionen Euro, Großkaliberwaffen im Wert von 12,5 Millionen Euro und Kleinkaliberwaffen im Wert von fünf Millionen Euro. Ende 2014 beliefen sich die Exportverträge bulgarischer Rüstungsunternehmen mit dem Golfstaat auf 28,9 Millionen Euro. Bulgariens Wirtschaftsministerium, das den Handel mit Waffen überwacht, erklärte in einer Stellungnahme gegenüber BIRN, dass die Verträge Kleinwaffen sowie leichte und schwere Waffen umfassten. Ben Moores, Chefanalyst für Verteidigung beim Beratungsunternehmen IHS Janes, glaubt, dass solche Waffen wahrscheinlich nach Syrien oder in den Jemen geliefert werden. Das saudische Militär sei mit leichten Maschinengewehren belgischer Herstellung bewaffnet und verwende keine SPG-9, sagt Moores. Diese Waffen kommen aus Bulgarien, werden offenbar aber weiterverkauft. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass diese Waffen vom saudischen Militär verwendet werden, sie werden jedoch häufig im Jemen, im Irak und in Syrien eingesetzt, sagte er. Saudi-Arabien ist ein wichtiger Unterstützer der gegen den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad kämpfenden Truppen. Riad finanzierte den Massenankauf von Infanteriewaffen aus Kroatien für syrische Oppositionsstreitkräfte, berichtete die New York Times 2013 unter Berufung auf amerikanische und westliche über die Käufe informierte Quellen. In einem BBC-Interview Ende Oktober 2015 gab der saudische Außenminister Adel al-Jubeir offen zu, dass Riad die syrischen Oppositionskämpfer mit Waffen beliefert habe. Wir müssen zu einer Veränderung der Kräfteverhältnisse am Boden beitragen, erklärte er. Einige der nach Saudi-Arabien transportierten Waffen könnten auch im Jemen gelandet sein. Saudi-Arabien begann seine Militärintervention im Jemen Ende März, um die gegenüber dem im Exil lebenden Präsidenten Abd-Rabbu Mansur Hadi loyalen Truppen zu unterstützen. Im Gegensatz zu Saudi-Arabien hatten die Vereinigten Arabischen Emirate bereits in jüngerer Vergangenheit Waffen von Bulgarien gekauft. Laut einer von WikiLeaks veröffentlichten diplomatischen Depesche der US-amerikanischen Botschaft in Sofia haben die Emirate 2010 den Kauf von zehntausenden Sturmgewehren, 100.000 hochexplosiven Ladungen, Panzerabwehrwaffen und Munition für die damalige Regierung im Jemen finanziert. In der Depesche hieß es außerdem, dass Bulgarien die US-Botschaft bei potenziell umstrittenen Waffengeschäften zurate ziehe. Die Botschaft verweigerte auf Anfrage des Recherchenetzwerks BIRN die Auskunft darüber, ob sie Kenntnis darüber habe, ob andere Länder bulgarische Waffen für den Einsatz in Syrien kauften. 2015 habe die bulgarische Regierung den Export von Munition, Feuerwaffen und Rüstungsgütern in die Emirate genehmigt, gab das Wirtschaftsministerium Auskunft, Mengen und Beträge nennt man keine. Am 6. Juni 2015 zwang eine tödliche Explosion auf einem Waffentestgelände in Bulgarien die USA dazu, einzuräumen, dass man im Zuge der Bemühungen, die syrischen Oppositionskämpfer zu unterstützen, Waffen in Bulgarien gekauft hatte. Ein amerikanischer Lieferant, der 41-jährige Navy-Veteran Francis Norwillo, starb durch die Explosion einer Granate beim Laden eines RPG-7-Raketenwerfers. Zwei weitere US-Bürger und zwei Bulgaren wurden ebenfalls verletzt. Die Amerikaner hätten für eine US-Firma namens Purple Shovel gearbeitet, die vom US-Militär beauftragt worden war, die Ausbildung und Ausrüstung von Oppositionskämpfern in Syrien zu unterstützen, erklärte die US-Botschaft in einem knappen Statement. Die drei Unternehmer führten zur Zeit des Unfalls eine Einschulung für die Mitarbeiter einer anderen Firma durch, erklärte die Botschaft und verweigerte jeden weiteren Kommentar zu dem Thema. Einer Beschaffungsdatenbank der US-Regierung zufolge erteilte das Kommando für Spezialoperationen (SOCOM), das für die Militäraktionen des US-Militärs zur Unterstützung der syrischen Kämpfer verantwortlich war, Purple Shovel im Dezember 2014 einen Auftrag im Wert von über 26,7 Millionen Dollar (24,6 Millionen Euro) zur Lieferung von ausländischen Waffen und Munition. Laut Datenbank stammen diese aus Bulgarien. Purple Shovel, eine Firma mit Sitz in Sterling (Virginia), wollte sich weder zu dem Vorfall noch zu dem Vertrag mit SOCOM äußern. Aus der US-Beschaffungsdatenbank geht außerdem hervor, dass SOCOM auch einem anderen US-Unternehmen, UDC USA, einen Auftrag im Wert von über 32.000 Dollar (28.200 Euro) zur Lieferung von Munition aus Bulgarien erteilt hat. Der Vertrag wurde am selben Tag unterzeichnet wie der Deal mit Purple Shovel und weist dieselbe Solicitation ID auf – die bei einer schriftlichen Ausschreibung verwendete Kennzahl zur Erfüllung eines Vertrags. Auf die Frage, ob der Vertrag für das US-Einsatzkommando zur Bewaffnung der syrischen Kämpfer gewesen sei, erklärte Firmenchef Matthew Herring gegenüber BIRN am Telefon: Nein, wir hatten damit nichts zu tun, und es ist uns sicher nicht gestattet, darüber zu sprechen. Die militärischen Anstrengungen der USA, Streitkräfte auszubilden und auszurüsten, um die militanten IS-Kämpfer in Syrien zu bekämpfen, wurden von den Mitgliedern des US-Kongresses als wirkungslos kritisiert. Am 9. Oktober 2015 erklärte die Obama-Regierung, man werde dieses Programm beenden. Ein verdecktes CIA-Programm zur Bewaffnung von Syrern, die die Truppen Assads bekämpfen, blieb bestehen. An einem heißen Morgen Ende Juli unterhielt sich ein Dutzend syrischer Oppositionsführer im Anschluss an ein Koordinationstreffen in einem Café eines Boutiquehotels nahe dem Taksim-Platz im Zentrum Istanbuls. Sie bereiteten ihren Aufbruch in die südliche Türkei und ihre Rückkehr an die vorderste Front in Nordsyrien vor. Einer der Männer erklärte, dass die Lieferung von Waffen an Oppositionsstreitkräfte über zwei militärische Operationsräume erfolge – einen in der Türkei und einen in Jordanien. Alle drei sagten, dass sie Waffen aus dem Operationsraum in der Türkei – den sie abgekürzt MOM nannten – erhalten hätten, darunter AK-47-Gewehre, RPG-7-Panzerbüchsen und SPG-9-Geschütze. Auf die Frage, ob sie bulgarische Waffen erhalten hätten, meinte einer: Alle Waffen in Syrien sind russische Modelle. Sowohl das Regime als auch die Revolutionskräfte verwenden sie. Sie können aus Bulgarien, der Ukraine oder der Tschechischen Republik stammen, aber wir wissen nicht genau, wo sie hergestellt wurden. Nachdem ihm erklärt wurde, dass auf bulgarischen Waffen manchmal die in zwei Kreise eingeschriebene Zahl zehn zu finden sei, schickte ein Kommandant von seinem Mobiltelefon eine Whatsapp-Nachricht an einen Kämpfer seiner Einheit in Syrien, der drei Fotos von Waffen zurückschickte. Auf zweien war das Symbol zu sehen. Der Kommandant erklärte, die Waffen seien im Westen der Provinz Aleppo zum Einsatz gekommen. Ein Waffenexperte, der nicht genannt werden wollte, identifizierte diese zwei Waffen später als eine Panzerbüchse und ein PK-Maschinengewehr. Bulgarien versorgte über viele Jahre sowohl die syrischen als auch die irakischen Armeen, weshalb manche Waffen aus den bestehenden Arsenalen dieser Länder stammen könnten. Es gibt aber auch Berichte, wonach den syrischen Rebellengruppen überschüssiges Material aus Bulgarien zur Verfügung gestellt wurde. Ebenso wie Saudi-Arabien und die USA ist auch die Türkei stark in die Unterstützung der Oppositionsgruppen in Syrien involviert. Nihat Ozcan, ein Militäroffizier im Ruhestand und Analyst für die Economic Policy Research Foundation of Turkey (Türkische Forschungsstiftung für Wirtschaftspolitik), sagt, dass Staaten, die die syrische Opposition unterstützen, auch die Türkei als Transitroute benützen, um Waffen nach Syrien zu schaffen. Ein syrischer Mitarbeiter einer Hilfsorganisation mit Kenntnissen über die moderaten Anti-Assad-Kämpfer in den Provinzen Idlib und Aleppo sagt, dass von ausländischen Staaten erworbene Waffen über den militärischen Operationsraum zu den Oppositionskräften transportiert werden. Die Waffen würden an die türkisch-syrische Grenze geliefert, wo sie von syrischen Kämpfern übernommen würden, erzählte er in einem Interview in der türkischen Stadt Gaziantep nahe der Grenze. Das bestätigen mehrere syrische Oppositionsquellen: Die militärischen Operationsräume in der Türkei und in Jordanien würden von einer Gruppe westlicher und arabischer Länder unterstützt, darunter die Vereinigten Staaten, Saudi-Arabien und die VAE sowie die Türkei und Jordanien selbst. (Mariya Petkova, Übersetzung: Barbara Maya, 21.1.2016)
International
Eagles of Death Metal: In Dornbirn wird wieder gebeidelrockt Die Band um den schnauzbärtigen Sänger Jesse Hughes spielt live im Conrad Sohm Die breitbeinige Pose des Gitarrenrockers zu überhöhen, dem hat sich Sänger und Gitarrist Jesse Hughes verschrieben. Derart übertrieben ist sein Bühnengehabe, dass es eigentlich nur als Parodie verstanden werden kann. Jetzt kommt er mit seiner Band Eagles Of Death Metal für ein Konzert nach Dornbirn, ins Conrad Sohm. Hughes ist ein Freund von Josh Homme (Kyuss, Queens Of The Stone Age ...). 1998 trafen sie sich in ihrer Heimatstadt, dem kalifornischen Palm Desert. Das war die Geburtsstunde der Eagles Of Death Metal, die mit Todesblei nichts zu tun haben. Kein Knurr- und Grunzalarm also, denn schon mit dem Debütalbum Peace Love Death Metal bewies das von etlichen Kumpeln verstärkte Duo seinen Hang zu eingängigem Garagen- und Glamrock sowie zu verhatschten Lo-Fi-Boogie- und Hardrock-Stampfern. Hemdsärmelig vorgetragen von Hughes, der mit seinem Riesenschnauzer – gemeint ist hier keine Hunderasse, sondern der mächtige Pornobalken, den der Zeremonienmeister der White-Trash-Geschmackssicherheit neben der verspiegelten Sonnenbrille immer im Gesicht trägt – die Fahne des hedonistischen Beidelrocks hochhält. Live gibt es wohl bereits Vorboten von der neuen, für Oktober angekündigten Platte Zipper Down (samt Duran-Duran-Cover Save A Prayer ), auf der Hughes und Homme wieder gemeinsame Sache machen. Heute wird Homme allerdings leider fehlen. (dog, 6.7.2015)
Kultur
Handelslehrlinge lernen Nerven bewahren Die Sozialpartner stellen den Lehrberuf auf neue Beine, auch weil Kunden selbstbewusster und ungeduldiger sind. Grüßen spielt immer noch eine wichtige Rolle Wien – Kunden haben weniger Zeit, dafür mehr Rechte und kennen diese auch. Durchaus selbstbewusst, manchmal aber auch ungeduldig, machen sie sie im Handel geltend. Nicht jeder Beschäftigte ist dank seines Naturells dafür gewappnet, dem mit Geduld und Professionalität zu begegnen. Ein Grund für Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter, die Lehrlingsausbildung im Einzelhandel dahingehend zu reformieren. Worum es geht, formuliert GPA-djp-Gewerkschafter Manfred Wolf so: Kommt der Kunde mit einem Umtauschwunsch und sagt: Was haben Sie mir da verkauft?, ist das potenziell eine Konfliktsituation. Diese so zu lösen, dass der Kunde wiederkommt, sei Teil des Jobs sagt Jörg Schielin, Chef der privaten Berufsschule des Lebensmittelriesen Spar. Erstmals ist deswegen persönliche und soziale Kompetenz – inklusive Konfliktlösungsfähigkeit – Teil der Ausbildung. Für 5000 Lehrlinge, die 2015 ihre Ausbildung begonnen haben, ist das neue Regelwerk schon in Kraft. Anstelle der bisher geforderten Projektarbeit müssen die Lehrlinge bei der Abschlussprüfung künftig starke Nerven zeigen und den berüchtigten lästigen – im Fachjargon herausfordernden – Kunden mit profundem Detailwissen zur Seite stehen, ohne ungeduldig Dazustoßende zu vergraulen. Am Ende gehe es darum, sich dort zu verstärken, wo man seine Vorteile im Kampf gegen die digitale Konkurrenz sieht: Im persönlichen Gespräch erklärt WKÖ-Spartengeschäftsführer René Tritscher das sozialpartnerschaftlich erarbeitete Konzept. Auch neue Ausbildungsbetriebe und Lehrlinge wolle man gewinnen. Denn zum Teil gebe es ein Nachwuchsproblem. Die Höhe der Lehrlingsentschädigung (958 Euro im dritten Lehrjahr) lässt Tritscher als potenzielle Eintrittshürde für den Nachwuchs nicht gelten. Viele Betriebe zahlen Prämien, manche übernehmen die Kosten für den Führerschein oder für ein Moped. Vielmehr gelte es die Karrieremöglichkeiten in der Branche aufzuzeigen. Was die Reform des Handels-KVs betrifft, so sei man noch mitten in den Gesprächen. Auch das Thema Digitalisierung wolle man erst in einem nächsten Schritt angehen. Ohnedies seien alte Tugenden wie Grüßen nicht zu unterschätzen ergänzt Gewerkschafter Wolf: Das wirkt am besten gegen Ladendiebstahl, weil der Kunde da gleich einmal merkt, dass er hier wahrgenommen wird. (Regina Bruckner, 27.2.2016)
Wirtschaft
1,5 Millionen Menschen 2015 illegal nach Europa Die EU-Kommission präsentiert Vorschläge zur besseren Absicherung der EU-Außengrenzen. 2015 wird nach ihren Berechnungen ein Rekordjahr in puncto illegale Migration: 1,5 Millionen Menschen werden erwartet – mehr als in den sechs Jahren davor In den Jahren 2009 bis 2014 sind insgesamt 813.000 Menschen illegal in die Europäische Union gekommen bzw. haben die Grenze in ein Mitgliedsland illegal überschritten. Allein 2015 dürften es nun in nur einem Jahr fast doppelt so viele sein wie in den sechs Jahren zuvor. Das geht aus einem Bericht der EU-Kommission an den Ministerrat und das Europäische Parlament hervor, der heute, Dienstag, präsentiert wird. Zwischen Jänner und November wurden beinahe 1,5 Millionen illegale Grenzübertritte festgestellt, heißt es in dem 10-seitigen Dokument, das dem Standard vorliegt, was einem Allzeithoch von illegalen Ankünften gleichkommt. Legale Einreisen sind dabei nicht eingerechnet, auch eine Unterscheidung zwischen Migranten und echten Kriegsflüchtlingen wird nicht vorgenommen. Die zuständigen Kommissare Frans Timmermans (Vizepräsident, Grundrechte) und Dimitris Avramopoulos (Sicherheit) halten in ihrer Einleitung lapidar fest, dass Drittstaatsangehörige in der Lage waren, die externen Grenzen illegal zu überschreiten und dann ihre Reise durch Europa fortsetzen konnten, ohne identifiziert, registriert und sonst wie einem Sicherheitscheck unterworfen zu werden. Dieses Ausmaß an Sekundärbewegungen habe die Einheitlichkeit des Schengen-Systems infrage gestellt. Das Papier enthält, wie berichtet, einen Vorschlag, wie man die Kontrolle der EU-Außengrenzen durch Einführung einer EU-Küstenwache und eines -Grenzschutzes mit eigenen Beamten verstärken solle. 1500 Grenzbeamte sollten das am Ende sein, welche von der Kommission beziehungsweise dem EU-Innenministerrat direkt gesteuert würden. Das bisherige System habe sich als völlig unzureichend erwiesen, um eine wirksame und integrierte Grenzsicherung zu garantieren. Die EU-Grenzschutztruppe soll in enger Kooperation mit nationalen Behörden wirken, würde aber auch direkt in nationalen Kompetenzen eingreifen können – bisher Sache der Mitgliedsstaaten. Sollten EU-Länder – so wie seit Monaten Griechenland – nicht in der Lage sein, die EU-Außengrenzen zu sichern, dann würde eine rasche Eingreiftruppe aushelfen. Nicht nur deshalb und wegen der überraschend hohen Zahl an illegalen Grenzübertritten (bisher war man offiziell von unter einer Million ausgegangen) dürfte der Vorschlag bei den EU-Innenministern für Aufregung sorgen. Die neue polnische Regierung der nationalkonservativen PiS-Partei gab noch vor der offiziellen Präsentation der Kommission bekannt, dass sie derartige Eingriffe in Hoheitsrechte nicht akzeptieren werde, sagte Außenminister Witold Waszczykowski. Österreichs Außenminister Sebastian Kurz hingegen meinte am Rande des EU-Außenministerrats in Brüssel, er würde solche Eingriffe befürworten: Das ist absolut der richtige Weg, wir brauchen dringend Grenzsicherheit an den EU-Außengrenzen. Der Vorschlag ist auch deshalb so brisant, als diese Woche nicht nur der reguläre EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs stattfindet, der vermutlich ganz im Zeichen Flüchtlingskrise stehen wird. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat beim CDU-Parteitag angekündigt, dass man für eine deutliche Abnahme des Flüchtlingsstroms sorgen will. Davor gibt es – unter Vorsitz von Bundeskanzler Werner Faymann – ein Treffen der Regierungschefs von zehn willigen Staaten, die freiwillig für eine bessere Aufteilung von Flüchtlingen in der Union sorgen sollen. Dazu gehören die Benelux-Länder, Deutschland, Schweden Finnland, vermutlich Frankreich, die sich mit der Türkei (Premierminister Ahmed Davutoglu kommt) und Griechenland zusammentun wollen. Wegen zahlreicher Blockaden einzelner Länder kommt das Quotenmodell der EU-Kommission nicht vom Fleck. Kurz sagte, es sei wichtig, dass der Bundeskanzler und Österreich da eine wichtige Rolle einnehmen, humanitäre Hilfe vor Ort sei entscheidend. Er könne auch der Idee etwas abgewinnen, dass man Zehntausende Flüchtlinge aus der Türkei auf legalem Weg aufnimmt, wenn damit Ordnung in den illegalen Zustrom gebracht werde. Für konkrete Beschlüsse sei es aber noch zu früh. Mit Davutoglu sollen jedenfalls erste konkrete Maßnahmen des vor zwei Wochen beschlossenen EU-Türkei-Pakets besprochen werden, zur baldigen Umsetzung. Quasi im Vorgriff auf verbesserte Verhältnisse wurde Montag ein weiteres Verhandlungskapitel (Wirtschaft & Währung) bei den Beitrittsgesprächen eröffnet. Noch wichtiger: Die EU startete Montag konkret auch die 2014 eingeleiteten Beitrittsverhandlungen mit Serbien. Zwei Kapitel wurden zur Verhandlung eröffnet. Nach den Worten des österreichischen Außenministers sei dies ein wichtiger Beitrag zur Stabilisierung auf dem Westbalkan. Serbiens Premierminister Aleksandar Vucic sprach vom 14. Dezember als dem revolutionärsten Tag in der neueren serbischen Geschichte.(Thomas Mayer aus Brüssel, 14.12.2015)
Panorama
Seat, SAP und Samsung wollen Parkplatz-Suche vereinfachen Mobile World Congress beginnt am Montag Die VW-Tochter Seat will gemeinsam mit Samsung und SAP die Parkplatz-Suche im vernetzten Auto vereinfachen. Die Unternehmen stellen zur Mobilfunk-Messe Mobile World Congress in Barcelona ein System vor, bei dem man über eine App entsprechend ausgerüstete Parkplätze reservieren und auch bezahlen kann. Der deutsche Software-Anbieter SAP verarbeitet dabei die Daten in seiner Cloud, und Samsung stellt seinen Bezahldienst zur Verfügung. Seat kündigte am Samstag auch die nächste Version seines digitalen Autoschlüssels im Smartphone an. Damit kann der Zugang zum Auto zum Beispiel über das Netz für eine bestimmte Zeit an andere Personen übertragen werden. Später soll man dabei für diesen Zeitraum auch das Auto auf eine Höchstgeschwindigkeit oder eine wirtschaftliche Fahrweise einstellen können. Der Mobile World Congress, das wichtigste Treffen der Mobilfunk-Industrie, beginnt am Montag und läuft bis Donnerstag.
Web
Verwertungsrechte: West gegen West OGH-Urteil beendet Disput um Rechte des 2012 verstorbenen Künstlers Wien – Dass nach dem Tod eines Künstlers um Finanzielles gestritten wird, ist nicht ungewöhnlich. Zumal die rechtmäßigen Erben fortan etwa auch durch Verwertungsrechte finanziell profitieren. Im Falle des 2012 verstorbenen Franz West hatten sich darob schnell die Fronten verhärtet und landeten die Parteien 2013 vor Gericht. Auf der einen Seite das 2000 gegründete Archiv Franz West, ein gemeinnütziger Verein, der sich als ökonomisch unabhängige und wissenschaftliche Institution sieht, wie es Vereinspräsident Edelbert Köb formuliert. Auf der anderen Seite jene Privatstiftung, die Franz West kurz vor seinem Tod gründete. Aus steuerlichen Gründen hatte der Künstler eine solche schon länger geplant, so Anwalt Ernst Ploil, langjähriger Berater Wests und Vorstandsmitglied der Stiftung. Der Zweck selbiger sei die wissenschaftliche und ökonomische Verwaltung des OEuvres, die Begünstigten Wests Kinder. Zusammengefasst sollten seine Nachfahren zwar Erlöse erhalten, sich aber nicht in die Tätigkeit der Stiftung einmischen. Dies war dann auch der Familie ein Dorn im Auge, die gleichfalls vor Gericht zog. Dieses Verfahren ist noch anhängig, in einem anderen traf der Oberste Gerichtshof (OGH) Ende März zugunsten des Archivs eine Entscheidung, die Ende vergangener Woche schriftlich erging. Demnach sei die Vermögensübertragung an die Privatstiftung unwirksam, da es einer sogenannten Annahmebestätigung bedurft hätte. Der Stiftungsvorstand zeigt sich auf STANDARD-Anfrage überrascht, da dieser Sachverhalt bei den Verhandlungen nie thematisiert worden sei. Dazu habe West im Beisein eines Notars einen Ordner mit seiner Werkdokumentation übergeben, und man habe das Vermögen folglich körperlich angenommen. Das OGH-Urteil hat jedenfalls weitreichende Folgen: Denn es überträgt dem Archiv auch rückwirkend sämtliche Bildrechte und Rechte an der Produktion der auf dem internationalen Kunstmarkt stark gefragten Möbelwerke und entzieht der Stiftung damit jedwede Grundlage des Stiftungszweckes. Die Stiftung zieht dem Vernehmen nach nun den Gang an den Europäischen Gerichtshof in Erwägung.
Kultur
"I Got Rhythm: Kunst und Jazz seit 1920": Zur swingenden Bildkunst Die Schau im Kunstmuseum Stuttgart versucht die Beziehungen, Affinitäten und Inspirationen zwischen dem synkopenstarken Musikstil und der bildenden Kunst aufzuzeigen I got rhythm, I got music, I got my man – who could ask for anything more? George Gershwins sattsam bekannter Song I Got Rhythm (mit Lyrics seines Bruders Ira) gibt der Schau im Kunstmuseum Stuttgart den Titel. Damals, 1930, war Jazz bereits ein Weltphänomen. Mit dem Ersten Weltkrieg waren Tänze wie Shimmy, Foxtrott, Ragtime, Cakewalk nach Europa geschwappt, 1917 gab es die ersten Schellackplatten. Doch Jazz, in Storyville, dem Rotlichtviertel von New Orleans, entstanden und Mischprodukt vieler Einflüsse, war Rhythmus. Urkraft. Befreiung. Für den Berliner Maler George Grosz etwa, der, da war Dada gerade da, 1918 auf Berliner Bühnen wilde Jazzperformances darbot. Schon 1917 hatte er jubiliert: Amerika! Zukunft! Fehlte eins noch: Jazz! Die Kuratoren Ulrike Groos, Sven Beckstette und Michael Müller wollen das fast einhundertjährige Assoziations- und Inspirationsnetz zwischen Jazz und Kunst großflächig aufzeigen. Das hat großen Reiz. Die annoncierte Zahl von 280 Exponaten relativiert sich allerdings rasch, wird doch auch jedes (der nicht wenigen) LP-Plattencover gezählt. Die über drei Etagen verteilte Ausstellung ist – dreigeteilt, was jetzt nicht übermäßig originell anmutet und zusätzlich auch so manches Problem mit sich bringt. Denn im Lauf des Stiegensteigens im Glaskubus in Stuttgarts Zentrum schwächt sich im chronologischen Parcours so manche historische Querverbindung doch merklich ab. Stark ist der Auftakt über Jazz und Kunst von etwa 1920 bis 1940 mit Arbeiten von Franz Kline, Henri Matisse, Ernst Ludwig Kirchner, Raoul Dufy, Kees van Dongen, Otto Dix, Jean Dubuffet, Francis Picabia und vom Wiener Carry Hauser. Unleugbar, Jazz war anregend. Er war hot, schnell, wild, Bewegung, Gefühl, Impuls – ganz wie die junge Kunst. Inklusive rassistischer Exotismen, was das Josephine Baker gewidmete Kabinett aufreizend aufzeigt und was Kara Walker 1998 im Scherenschnitt Consume kritisch reflektierte. Der Mittelteil will den Bebop Dizzy Gillespies, Charlie Parkers, Thelonious Monks und dessen Spiegelung von 1945 bis in die 1960er bei Romare Bearden, Josef Albers, Pollock, Warhol, Joe Overstreet vorführen. Künstlerisch arg dünn fällt dies aber aus. Wurde Jazz doch in den USA damals durch Pop, Rock und Funk zurückgedrängt, galt er doch bald als elitär. Und war europäischer denn je zuvor. Im obersten Stockwerk, gewidmet der Zeit ab 1980, ist nicht nur die Hängung übersichtlich. Nachrangiges von A. R. Penck, Albert Oehlen, Jean-Michel Basquiat, Albert Henning ist neben den naiven Gemälden Ernie Barnes zu sehen; dazu eine Hommage an Joachim-Ernst Berendt eingerichtet, ab 1947 erster Jazzredakteur Deutschlands, mit Ausschnitten aus seiner TV-Jazzserie, die er in den 1960er- und 1970er-Jahren realisierte. Bizarres Manko: Manfred Eichers ziemlich bekanntes Label ECM und dessen markante Cover-Art fehlen gänzlich. Erst Stan Douglas in einem weißen Kubus gezeigte Videoprojektion Luanda-Kinshasa von 2013, im Entstehungsjahr bereits in der Douglas-Retrospektive in München zu sehen, bringt dann tatsächlich wieder Rhythmus und fulminante Energie in die Schau: Es hat ja der kanadische Künstler doch das von 1949 bis 1982 existierende, durch dort aufgenommene Alben wie Dylans Highway 61 Revisited oder Miles Davis Kind of Blue zur Legende gewordene, auch von Glenn Gould hochgeschätzte CBS 30th Street Studio in Manhattan nachgebaut: Der grandios vielseitige Pianist Jason Moran stellte eine zehnköpfige Band zusammen, darunter die beeindruckend alle vor sich hertreibende, mit einer absurden Perücke ausstaffierte Kimberly Thompson an den Drums. Douglas hat Band, Toningenieure und Zuschauer stilecht à la frühe Siebziger knallbunt eingekleidet und beim Jammen gefilmt. Mitreißend improvisieren Musiker über Motive von Miles Davis Fusion-Album On The Corner von 1972. Diese sechs Stunden und eine Minute lange, extrem kurzweilige Session allein lohnt den Besuch. Who could ask for anything more? (Alexander Kluy, 3.11.2015)
Kultur
Nigeria: Amnesty-Vorwürfe gegen Generäle und Paramilitärs Gefangene verhungert und ermordet - Menschenrechtler fordern Verfahren gegen Militärs Abuja/Wien – Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat scharfe Kritik am Vorgehen der Armee in Nigeria geübt. Diese würde abscheuliche Kriegsverbrechen begehen, heißt es in einem am Mittwoch in Abuja veröffentlichten Bericht. Darin werden rechtliche Schritte gegen hochrangige Mitglieder des Militärs gefordert. Die Verantwortlichen der Gräueltaten müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Der Tod von laut Amnesty mehr als 8.000 Menschen, die in Militärgewahrsam qualvoll verendeten, zu Tode gefoltert oder rechtswidrig getötet wurden, muss vollumfänglich untersucht werden, betonte die Organisation in einer Aussendung. Die mögliche strafrechtliche Verantwortung entlang der Kommandokette reiche bis in höchste militärische Ränge. Amnesty International nennt namentlich neun hochrangige Mitglieder der nigerianischen Armee, gegen die Untersuchungen eingeleitet werden müssten. Der Bericht basiert auf jahrelangen Recherchen und der Analyse interner Militärberichte und -korrespondenzen sowie auf mehr als 400 Interviews, die Amnesty International mit Betroffenen, Augenzeugen und hochrangigen Mitgliedern der nigerianischen Sicherheitskräfte geführt hat. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation starben seit 2011 mindestens 7.000 Männer und Burschen in Militärgewahrsam. Weitere 1.200 Häftlinge wurden seit 2012 rechtswidrig getötet. Auch Frauen und Kinder wurden festgenommen, der jüngste Terrorverdächtige war neun Jahre alt. In vielen Fällen erschossen die Militärs Gefangene, die keine Gefahr mehr darstellten. Zahlreiche extralegale Hinrichtungen fanden laut Amnesty in Haftanstalten statt, manche Verdächtige wurden aber auch direkt nach ihrer Festnahme getötet, indem man ihnen die Kehle durchschnitt oder sie erschoss. Amnesty kritisiert, dass Gefangene in überfüllten Räumlichkeiten festgehalten werden und kaum Nahrung erhalten: so seien in den Kasernen von Giwa und Damaturu Gefangene verhungert, weil sie nur eine Handvoll Reis am Tag erhalten hätten. Zeugen berichten von ausgezehrten Körpern und trockenen Lippen, die ihnen an Leichen aufgefallen seien. Ein hochrangiger Offizier bestätigte, dass in Giwa Gefangene verhungert seien. Die wenigsten bei Militäroperationen gegen Boko Haram Verhafteten werden vor Gericht gestellt. Seit 2010 wurden lediglich 24 Verfahren abgeschlossen, in denen knapp über hundert Personen angeklagt waren. Den Ermittlern liegen Dokumente des nigerianischen Militärs vor, in denen die Todesfälle dokumentiert sind. So liest man in einem Bericht aus dem Jahr 2013: 9. März: 7 Boko-Haram-Terroristen nach kurzer Krankheit verstorben. 11. März: 7 Boko-Haram-Terroristen nach kurzer Krankheit verstorben. 12. März: 8 Boko-Haram-Terroristen nach kurzer Krankheit verstorben. Schwere Vorwürfe erheben die Menschenrechtler auch gegen Angehörige der paramilitärischen Civilian Joint Task Force. Die 2013 ins Leben gerufene Miliz unterstützt das Militär bei der Suche nach mutmaßlichen Boko-Haram-Mitgliedern. Amnesty verfügt über Dokumente, die Übergriffe der Paramilitärs gegen Gefangene belegen. Nigeria kämpft seit Jahren gegen die islamistische Terrorgruppe Boko Haram, die seit 2010 immer wieder Anschläge – vor allem im Norden des bevölkerungsreichsten afrikanischen Landes verübt. Ein im April dieses Jahres veröffentlichter Amnesty-Bericht wirft Boko Haram Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Die Grausamkeit der Boko Haram-Milizen können keine Entschuldigung für schwere Kriegsverbrechen sein, die Verantwortlichen müssten bestraft werden, forderte auch der Generalsekretär von Amnesty International Österreich, Heinz Patzelt. (red/APA, 3.6.2015)
International
Match mit Hot: Auch Bob und Yesss mit mehr LTE-Datenvolumen 4G-Kombitarif des A1-Discounters um 1.000 Megabyte aufgestockt – Discounter-Duell setzt sich fort Am Donnerstag hat der Mobilfunk-Discounter Hot das monatliche Datenguthaben seines Hot fix LTE-Tarifs von fünf auf sechs Gigabyte erweitert, was den Tarif in Sachen Preis-/Leistung attraktiver machen soll. Nun haben Bob, und Yesss, die Konkurrenten unter dem Dach der A1, nachgezogen und setzen die seit Monaten praktizierte Rivalität damit fort. Wie das Unternehmen bekannt gibt, erhält auch das superbob LTE-Paket ein Upgrade. Statt 5.000 MB an Datenvolumen stehen nun 6.000 MB zur Verfügung. Die maximale Downloadgeschwindigkeit liegt, wie beim Hot-Angebot, bei 50 Megabit pro Sekunde. Bei den restlichen Freieinheiten ist der Bob-Tarif bei gleichem Monatspreis von 16,90 Euro sogar etwas besser ausgestattet, als das Hofer-Pendant. Statt 1.000 Freieinheiten, die der Kunde selbst auf Gesprächsminuten und SMS aufteilen kann, stehen hier sowohl 1.000 Minuten als auch 1.000 Textnachrichten zur Verfügung. Die Änderungen bei superbob LTE greifen laut A1 ab sofort. Bestehende Kunden können online über das Mein bob-Portal oder per Anruf an die Serviceline wechseln. Kurz nachdem die Tarifänderung für Bob bekannt gegeben wurde, hat man auch für Yesss entsprechende Änderungen bekannt gegeben. Yesss complete LTE bietet nun sechs statt fünf GB Datenvolumen und wie gehabt 1.000 frei auf SMS und Telefonie aufteilbare Nutzungseinheiten für 16,99 Euro monatlich. Die neuen Konditionen sind ab 21. März gültig. Bob und Yesss gehörten zu jenen Anbietern, die infolge der Übernahme des einstigen vierten Netzbetreibers Orange durch 3 eine deutliche Erhöhung der Tarife vornahmen. Laut der Regulierungsbehörde RTR waren die Preise für Mobilfunkangebote zwischen 2011 und 2014 besonders nach der Marktkonsolidierung stark gestiegen. Als Folge dieser Erkenntnis kündigte man an, keine weiteren Übernahmen mehr zulassen zu wollen. Erst der Start von verschiedenen virtuellen Providern, der sich auch aus den Übernahme-Auflagen durch die RTR ergab, stoppte die Preisspirale nach oben. Insbesondere die Anfang 2015 gestartet Hofer Telekom, die das A1-Angebot Yesss beim Discount-Supermarkt ablöste, setzte die Preise wieder unter Druck. Nach eigenen Angaben konnte Hot bis Jahresende über eine halbe Million Kunden gewinnen. Ein Großteil davon soll von A1-Angeboten gewechselt sein. Eine Entwicklung, die man dort mittlerweile erkannt hat und seitdem auch auf jede Änderung bei Hot sehr schnell reagiert. Im Februar 2015 hielt man mit dem neuen superbob-Tarif gegen das im T-Mobile Netz operierende Hot-Angebot. Im Sommer brachte die nunmehr über die Rewe-Gruppe (Billa, Penny, Merkur) vermarktete A1-Discount-Schiene Yesss ebenfalls Tarife auf den Markt, die auf direkte Konkurrenz abzielten. Als Hot im vergangenen Oktober die Einführung eines LTE-Angebots ankündigte, kam man dem Konkurrenten sogar knapp zuvor. Von den Hot-Erfolgen gelernt haben auch andere Anbieter, die mittlerweile um die Kundengunst kämpfen. UPC Mobile hat nach unspektakulärem Start seine Tarife mittlerweile gesenkt. Und auch Anbieter wie Spusu sowie der 3-Discounter Eety haben günstige Kombitarife im Programm, bieten aber derzeit noch keinen LTE-Zugang an. (gpi, 18.03.2016) Update, 11:10 Uhr: Auch bei Yesss wurde der LTE-Kombitarif angepasst. Der Artikel wurde entsprechend aktualisiert.
Web
Gold in schwarzen Scheiben Das Sammeln von Schallplatten kann eine runde Sache sein, mit der sich durchaus Geld verdienen lässt Wien – Männer lieben runde Formen. Fußbälle zum Beispiel. Oder Schallplatten. Jene runden, schwarzen Scheiben aus Vinyl, mit einem Mittelloch und Rillen, von denen ihre Liebhaber schwärmen, dass sie der beste Tonträger aller Zeiten sind. Oder haben Sie jetzt vielleicht an etwas anderes gedacht? Jedenfalls, wo immer es Schallplatten zu kaufen gibt, ob in einschlägigen Geschäften oder auf Flohmärkten, sind es überwiegend Männer, die hingebungsvoll Hülle um Hülle durch ihre Finger gleiten lassen, auf der Suche nach der einen, der besonderen Platte, die sie, aus welchen Gründen auch immer, in Verzückung setzt. Anfang der 1990er-Jahre (von der CD-Industrie) totgesagt, ist die Nachfrage nach Vinylschallplatten heute wieder quietschlebendig. Vor allem junge Menschen kaufen sich ihre Musikfavoriten wieder in gepresster Form. Als Sylvia Voller-Benedikt mit ihrem Mann Andreas vor gut zehn Jahren ihren Laden Recordbag in Wien-Mariahilf aufsperrte, kamen auf eine verkaufte Platte fünf verkaufte CDs, heute ist es umgekehrt. Retro-Sound Die Musiklabels bedienen den Wunsch nach Retro-Sound scheibenweise in hohen Stückzahlen, der höhere Preis wird mit Downloadcode und/oder zusätzlicher CD versüßt. Es ist halt ein prickelndes Erlebnis, wenn man eine Platte vorsichtig aus der Hülle nimmt und das erste Mal auflegt, beschreibt Voller den Reiz des analogen Tonträgers. Und viele, die damit einmal angefangen haben, können nicht erklären, warum sie mit dem Sammeln nicht mehr aufhören mögen – oder können. Ich selbst bin ein großer David-Bowie-Fan und platzmäßig eigentlich am Limit, sagt sie, doch lege ich mir dasselbe Album noch mal zu, wenn es ein anderes Cover ziert. Es sind halt alle kleine Gesamtkunstwerke. Bei manchen Leuten geht die Liebe zur Vinylscheibe so weit, dass sie bereit sind, richtig viel Kohle dafür auszugeben. Den bisherigen Rekord von 300.000 Dollar (rund 265.000 Euro) spielte im Jänner dieses Jahres die erste Platte von Elvis Presley ein, die bei einer Versteigerung diverser Memorabilien des Rock-n-Roll-Stars im Graceland-Museum unter den Hammer kam. Der hüftschwingende Musiker habe sie 1953 als Geschenk für seine Mutter aufgenommen, teilten die Organisatoren mit. Die Familie habe damals aber keinen Plattenspieler besessen. 150.000 Dollar für Lennon-LP Bis dahin galt die LP Double Fantasy von John Lennon und Yoko Ono aus dem Besitz von Mark Chapman, der den Ex-Beatle ermordete und zuvor diese Schallplatte noch von ihm signieren ließ, als teuerstes Stück. Sie wurde 1999 bei einer Auktion für 150.000 Dollar an einen unbekannten Bieter verkauft. Es ist bei Schallplatten wie bei anderen Dingen auch: Die Nachfrage bestimmt den Preis, weiß Jean Marc Teuchtler von Wiens wohl traditionsreichstem Secondhandplattenladen. Besitze ich eine Scheibe, die zwar selten sein mag, aber niemand interessiert, wird sie niemand kaufen. Fundgrube für Sammler Seit 1948 versteht die Familie Teuchtler in nunmehr dritter Generation ihr Geschäft als Fundgrube für Sammler. Die meisten eingefleischten Sammler sind an Erstpressungen interessiert, berichtet er. Für diese können denn auch oft hohe Erlöse erzielt werden. Das Erkennen von Originalpressungen gilt aber selbst unter Fachleuten als Wissenschaft für sich. Bei manchen Labels kann man die Bestellnummer als Anhaltspunkt heranziehen, bei anderen muss man auf die Matrizennummer achten oder erhält Aufschluss über die Labelumbrüche. Nur jahrelange Beobachtungen des Marktes führen da zu einer Art von Erkenntnis. Wichtig ist auf jeden Fall der Zustand der Platte und des Covers, betont Teuchtler. Je tadelloser, optisch und akustisch, umso mehr Geld kostet oder bringt das gute Stück. Die Bezeichnung Mint gilt dabei nach den international anerkannten Oldie-Qualitätsstufen als Topbewertung. Platten mit der nächsten darunterliegenden Stufe Very good sind gleich um ein Viertel weniger wertvoll. Preisvergleich Um ein Gefühl für Preise und Wertsteigerungen zu gewinnen, kommt man nicht umhin, einschlägige Kataloge zu studieren, wie sie etwa auf Plattformen wie plattensammeln.de angeboten werden. Einen interessanten Einblick in die Preisentwicklung von auf Ebay versteigerten Scheiben gewährt die Seite popsike.com. Ratings der Nutzer geben darüber hinaus Aufschluss, ob der erzielte Preis ein guter Deal für den Verkäufer oder den Käufer war. Den realistischen Marktwert einer Schallplatte zu bestimmen ist in Abgrenzung zum ideellen Wert, der eben sehr individuell ist, generell aber nicht einfach. Das erfolgreiche Sammeln von Schallplatten kann mit Extremsport gleichgesetzt werden, eine Herausforderung zwischen Nervenkitzel und Wertorientierung. Wer es nicht ganz so sportlich braucht, aber doch einmal ein Gefühl von Sammelleidenschaft erspüren möchte, sollte es mit Schlangestehen probieren – am Record Store Day. Jährlich am dritten Samstag im April werden im Fachhandel eigens für diesen Tag produzierte Singles in limitierter Auflage verkauft. Da sind wirkliche Schmankerln dabei, verrät Voller-Benedikt. Schon am Tag danach schnellen die Preise dafür in Internetplattformen in die Höhe. Da werden für 13,90 Euro gekaufte Scheiben dann mitunter für 50 und mehr Euro angeboten, hat die Recordbag-Inhaberin beobachtet. Die Jagd als Sucht Für manche wird die Jagd nach Vinyltonträgern allerdings zur veritablen Sucht. Wie etwa für den Brasilianer Zero Freitas. Der 63-jährige Busunternehmer besitzt wohl die größte Sammlung der Welt, die er über Jahrzehnte ohne System zusammengetragen hat. Über den Daumen gepeilt, sollen es derzeit fünf Millionen Stück sein. Warum er wie verrückt sammelt, das hat er nach eigenen Worten in vier Jahrzehnten Psychotherapie herauszufinden versucht. Vergeblich. Um vielleicht doch seine innere Ruhe zu finden, lässt er seit ein paar Jahren von einem Dutzend Studenten eine Datenbank mit Interpreten, Titeln, Jahreszahlen, Plattenfirmen oder Coverfotos seiner Sammelstücke erstellen, um sie als eine Art Bibliothek mit dem Rest der Welt teilen zu können. An guten Tagen schaffen Freitas Helferlein einem Tagesspiegel-Bericht zufolge 500 Platten. Bleibt es bei dem Rhythmus, wird es noch ein Vierteljahrhundert dauern, bis alles verzeichnet ist.
Wirtschaft
Fund in Stuttgart-21-Baustelle erweist sich als bronzezeitlich Gebeine stammen von einer jungen Frau aus dem 16. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung Stuttgart – Die im Juli in einer Baugrube für das Bahnprojekt Stuttgart 21 entdeckten Gebeine konnten mittlerweile zugeordnet werden: Sie stammen von einer Frau aus der Bronzezeit. Sie sei etwa 17 bis 19 Jahre alt, grazilen Körperbaus und knapp über 1,60 Meter groß gewesen, teilte das Regierungspräsidium Stuttgart mit. Archäologen datierten das vier Meter unter der heutigen Oberfläche gefundene Grab auf die Ältere Bronzezeit (etwa 1560 vor unserer Zeitrechnung). Wie die Frau ums Leben kam, ist vorerst noch unklar. Das Skelett sei leider nur unvollständig, hieß es zu den bisherigen Erkenntnissen. Zudem seien Tierknochen identifiziert worden, weitere menschliche Skelette wurden nicht gefunden. Zuerst waren die Wissenschaftler davon ausgegangen, drei Gräber entdeckt zu haben. Untersuchungen zeigten allerdings, dass es sich doch nur um ein Einzelgrab handelt. Mitarbeiter des Landesamts für Denkmalpflege hatten die Knochen Ende Juli in der S21-Baugrube gefunden. Seit mehr als einem Jahr begleitet das Amt den Erdaushub für den umstrittenen Neubau des Hauptbahnhofs. In den Baufeldern stießen sie öfter auf Funde aus römischer Zeit, aus der Völkerwanderung und auch aus der Renaissance. (APA, red, 16. 10. 2015)
Wissenschaft
Thiem schlägt Federer und verzichtet auf Rio Die Schweizer Tennislegende muss sich dem aufstrebenden Österreicher im Foro Italico geschlagen geben. Olympia lässt Thiem aus Rom – Die gute Nachricht: Dominic Thiem spielt weiter in Rom. Die schlechte Nachricht: Dominic Thiem spielt nicht in Rio. Ich spiele nicht bei Olympia, erklärte Thiem auf der offiziellen Pressekonferenz nach dem Achtelfinalmatch beim ATP-Masters-1000-Turnier in Rom. Für seinen Verzicht, der nicht komplett überraschend kommt, gebe es viele Gründe. Er wollte diese vorerst nicht ausführen. Für seinen Erfolg gegen den großen Roger Federer im Achtelfinale von Rom gab es auch viele Gründe: 75:63 Punkte, 2:1 Breaks, 13:34 unerzwungene Fehler. Mit 7:6 (4), 6:4 setzte sich der Niederösterreicher, 22 Jahre alt, Weltranglistenposition 15, gegen den Schweizer, 34 Jahre alt, Weltranglistenposition zwei, durch. Es war keine Sensation, aber einen Federer zu schlagen, das ist natürlich schon etwas. Thiem hatte am Donnerstag zum zweiten Mal gegen den 17-fachen Gewinner von Grand-Slam-Turnieren gespielt, zum ersten Mal gewonnen. Also sagte Österreichs Nummer eins: Ich bin sehr glücklich, im Viertelfinale zu stehen. Ebendort trifft Thiem heute auf Kei Nishikori, 26 Jahre alt, Weltranglistenposition sechs. Die bisher einzige Begegnung mit dem Japaner verlor der Österreicher im Vorjahr in Halle auf Rasen (6:7, 5:7). Er ist ein sehr solider Spieler, macht wenige Fehler und viel Druck. Das wird bestimmt sehr schwer. Einfach war auch das Match gegen Federer nicht. Thiem: Es war alles andere als ein einfaches Match. Federer war nicht 100-prozentig fit, entschied erst kurz vor der Partie, dass er überhaupt antreten würde. Thiem: Er hat aber trotzdem noch immer extrem gut gespielt. Federer war angeschlagen Federer hatte seit einer Ende Jänner erlittenen Meniskus-Blessur und -Operation vor der Partie gegen Thiem nur vier Matches bestritten, Rom ist seit damals sein erst zweites Turnier nach Monte Carlo, wo der Schweizer Mitte April im Viertelfinale an Jo-Wilfried Tsonga scheiterte. Zudem leidet der Basler aktuell an Rückenproblemen, die ihn vor allem beim Aufschlag beeinträchtigen. Thiem: Ich habe versucht, dass ich meine Leistung bringe und ihn viel bewege wegen seiner körperlichen Probleme. Es war sicher einfacher für mich, dass er nicht voll serviert hat, dadurch habe ich mehr Zeit beim Return gehabt. Thiem steht zum zweiten Mal im Viertelfinale eines Masters-1000-Turniers. Im Halbfinale war er noch nie. Das wäre schon etwas. Bei Olympischen Spielen war er auch noch nie. Thiem belässt es vorerst dabei. Über die Gründe will er vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt berichten, aber nicht heute. Während Federer sich in Rio seinen großen Traum vom Einzel-Olympiasieg doch noch erfüllen will, wird Thiem bei dem ebenfalls auf Hartplatz stattfindenden Turnier in Los Cabos (Mexiko, 8. bis 14. August) antreten. Thiem hätte die Olympia-Teilnahme über seine Weltranglistenplatzierung sicher gehabt. Die gute Nachricht: Im Tennis zählen die Grand-Slam-Turniere auch ziemlich viel. Jenes in Paris beginnt am 22. Mai. Aber vorerst ist Rom.
Sport
Fuzzman: Spuren menschlicher Schwachstellen Mit Grenzgängen zwischen Schlager und Subversion zählen Fuzzman und die Singin' Rebels zu den besten Bands des Landes. Jetzt gibt es ein neues Album, neue Hemden und eine Österreichtour Wien – Landläufig herrscht Konsens darüber, dass der menschliche Körper Winkel aufweist, die Sonnenstrahlen nicht ohne erheblichen, das Ansehen einer Person nicht gerade hebenden Aufwand erreichen. Schon das Einbeziehen der fernen Sonne für so ein all zu nahes Dunkel verdeutlicht unsere Schamhaftigkeit. Wiewohl wir sie alle haben, sprechen wir nicht gerne über diese Stellen. In diese Tabuzone wagen sich aus dem gesellschaftlich anerkannten Bereich nur der deutsche Schlager und Proktologen. In dieser Reihenfolge. Die Schamlosigkeit des Schlagers überwindet selbst diese Grenze. Schlager bedeutet Härte, im Geben wie im Nehmen. Herwig Zamernik kokettiert als Fuzzman mit dem Fach. Und er interpretiert es mehrdeutig. Im Verband mit den Singin Rebels besingt der Kärntner Musiker und Produzent die kleinen und großen Dinge des Lebens. Die Liebe, Enttäuschungen, den Damenschwips, die Anbahnung zwischen den Geschlechtern, mögliche und unmögliche Leute. Eben hat Fuzzman mit den Rebels ein neues Album veröffentlicht und ist damit ab heute auf Österreichtournee. Darauf befindet sich das Lied Die Sonne und das Glück. Zu Fünf-Uhr-Tee-Groove singt Fuzzman in schmeichelndem Idiom Texte wie Weil dir die liebe Sonne aus dem Arsch scheint / hältst du ihn hin / und leuchtest mir den Weg ins Glück. Im Gepasche einer Carmen-Nebel-Show würden diese Zeilen wahrscheinlich gar nicht auffallen, zumal die vier Herren so adrett gekleidet sind. Erst wer genau hinschaut, erkennt auf den bunten Hemden und den reinweiß wirkenden Hosen Spuren menschlicher Schwachstellen: Flecken verschiedener Provenienz, geplatzte Nähte, Fadenscheiniges. Vom Geruch ganz zu schweigen. So ist es auch mit der Musik von Fuzzman. Er spielt eine Art Subversionsschlager. Immer knapp neben der Spur betrachtet er vermeintlich harmlose Themen gerne leicht verdreht. Mit falschem Lächeln serviert er echte Frechheiten. Das kennt man aus der Politik, ist aber in Fuzzmans Fall schöne Kunst, weil sie, im Gegensatz zur Politik, ohne betrügerische Absicht dargebracht wird. Wir sind hier im Unterhaltungsfach, und dorthin flieht man vor der Wirklichkeit. In der Scheinwelt des Schlagers empfangen elende Alleinunterhalter ihre dankbaren Opfer, und dort lehnt auch Fuzzman an der Bar. Man hat ihm irrtümlich Einlass gewährt. Irgendwie entspricht er ja. In dieser Begegnungszone empfängt er sexy Signale und gesteht seinerseits, ich möchte sexy sein mit dir. Er begibt sich auf Grenzgänge zwischen Gefühlen und Floskeln, die die Rebels mit wimmernder Orgel und billigen Rhythmen begleiten. Die Ergebnisse dieser Ausflüge zählen zum Originellsten, das Österreich musikalisch zu bieten hat. Zamernik balanciert am Abgrund. Dabei tänzelt er hin und wieder ins ernste Fach und schiebt eine Ballade wie Strassenhund aus dem Handgelenk. Dort kolonivitst die Orgel zwar beträchtlich, aber natürlich zählt auch in diesem Fall die Kunst des Zitats. Mit großer Verve setzt sich diese Band zwischen die Stühle. Manche Lieder klingen wie Indie-Hits, sind aber zu raffiniert für die einfach gestrickte Klientel. In anderen überschreitet Fuzzman für den Flow des Songs die Sprachgrenzen und verfällt für ein paar Zeilen ins Englische. Lässig, locker. Ein cooler Hund, dem seine Band immer dann einen zärtlichen Rempler gibt, wenn er Gefahr läuft, berechenbar zu werden. Das passiert selten. Mit der Band Wanda und dem Nino aus Wien spielen Fuzzman und die Singin Rebels im Herbst auf einem Kreuzfahrtschiff im Mittelmeer. Fuzzman und seine Rebellen werden sie alle in die Tasche stecken. Die Mitstreiter und das Publikum.
Kultur
Warum Menschen schwache Anführer sind Transdisziplinäre Studie zeigt: Menschliche Gesellschaften neigen weniger zu Machtkonzentration als Rudel anderer Säugetiere Wien/Oakland – Es dauerte nicht lange, bis nach der Vertreibung des Bauern Jones in Animal Farm eine andere Spezies eine Gewaltherrschaft errichtete. In George Orwells Parabel sind es die Schweine, die sich zu den Führern der anderen Tiere machen – mit ähnlichen und teils schlimmeren Methoden als der Mensch. Im Gegensatz zu Orwell ist in der Wissenschaft bisher angenommen worden, dass Führerschaft unter Menschen anders und weit komplexer funktioniert als im Tierreich. In einer transdisziplinären Studie zeigen Forscher nun im Fachblatt Trends in Ecology & Evolution, dass menschliche Führer sehr ähnlich agieren wie tierische – aber weniger zu Machtkonzentration neigen. Untersucht wurden Muster von Führerschaft in Gruppen von Säugetieren – neben acht menschlichen Gemeinschaften wie den Inuit oder dem Stamm der Tsimane in Bolivien, wurden dabei etwa Afrikanische Elefanten, Tüpfelhyänen und Meerkatzen empirisch erforscht. Indem wir vergleichbare Maße entwickelt haben, konnten wir mehr Ähnlichkeiten zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Führern enthüllen als bisher angenommen, sagt Jennifer Smith, Assistenzprofessorin am Mills College in Oakland (Kalifornien), die Erstautorin der Studie. Kooperation unter Artgenossen ist im Tierreich häufig anzutreffen: Schimpansen reisen gemeinsam, Kapuzineraffen unterstützen einander bei Kämpfen, Tüpfelhyänen beim Jagen. Doch bislang war nicht bekannt, wie es Anführern gelingt, diese kollektiven Aktionen zu fördern. Um das herauszufinden, haben sich Biologen, Anthropologen, Mathematiker und Psychologen am National Institute for Mathematical and Biological Synthesis an der Universität Tennessee in Knoxville zu einer Gruppe zusammengeschlossen. Erfahrung oder Vererbung In vier Bereichen wurde Führerschaft untersucht: Bewegung, Futterbeschaffung, Konfliktmediation in der Gruppe und Interaktion zwischen verschiedenen Gruppen. Eine der Fragen dabei war, ob die Fähigkeit zu führen durch Erfahrung erworben oder geerbt wird. Wie sich herausstellte, ist meist Ersteres der Fall: Individuen werden zu Führern, indem sie Erfahrung gewinnen. Allerdings gibt es ein paar bemerkenswerte Ausnahmen: Unter Tüpfelhyänen wird Führerschaft vererbt, ebenso vereinzelt bei indigenen Völkern – wobei die genauen Gründe dafür noch zu erforschen sind. Im Vergleich zu anderen Spezies stellten sich Menschen als weniger führungsstark denn erwartet heraus: Die Anführer unter den Säugetieren haben häufig mehr Macht über die Gruppe, die Führerschaft bei Hyänen oder Elefanten etwa ist deutlich konzentrierter als beim Menschen. Ein Grund dafür könnte laut Smith das Faktum sein, dass Menschen dazu tendieren, spezialisiertere Rollen in einer Gesellschaft einzunehmen, als dies bei Tieren der Fall ist. Selbst bei den am wenigsten komplexen menschlichen Gemeinschaften ist das Ausmaß an kollektiven Handlungen größer und vermutlich entscheidender für das Überleben und die Fortpflanzung als in den meisten Säugetiergemeinschaften, sagt die Biologin Smith. Weiters machen es die menschlichen kognitiven Fähigkeiten für Planung und Kommunikation einfacher, Lösungen für kollektive Probleme zu finden. Die Mitglieder profitieren enorm von Zusammenarbeit, Zwang ist daher nicht notwendig, Menschen zu motivieren, ihren Anführern zu folgen – sie arbeiten mitunter auch freiwillig zusammen.
Wissenschaft
Syrer flüchten über Polarkreis nach Norwegen Laut Medienbericht nehmen fünf bis 20 Flüchtlinge jeden Monat diese Route London/Oslo – Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien benutzen laut einem britischen Zeitungsbericht auch eine Route von ihrer Heimat aus über den Polarkreis nach Europa. Vom hohen Norden Russlands aus ließen sie sich mit russischen Autos nach Norwegen bringen, berichtete der Guardian am Montag unter Berufung auf die norwegische Polizei. Der Grenzübertritt rund 4.000 Kilometer von Syrien entfernt sei legal. Dem Bericht zufolge suchen jeden Monat zwischen fünf und 20 Flüchtlinge, meist Syrer, den Weg über den Polarkreis. Es ist eine relativ neue Sache, es hat vielleicht so vor einem halben Jahr angefangen, zitiert die Zeitung den Polizeibeamten Thomas Pettersen aus dem nordnorwegischen Örtchen Kirkenes. Die Polizei bringe die Neuankömmlinge dann mit dem Flugzeug in die Hauptstadt Oslo. Nach Informationen einer Lokalzeitung wurden 2015 bisher 133 Flüchtlinge in Kirkenes gezählt. Norwegen ist nicht Mitglied in der Europäischen Union, nimmt aber am gemeinsamen Verzicht auf Grenzkontrollen (Schengener Abkommen) in Europa teil.
Panorama
Russland: Wikipedia wurde wegen eines Drogenartikels gesperrt Behörde forderte Internetprovider auf, einzelnen Artikel zu sperren – Update: Sperre aufgehoben Die russische Kommunikationsaufsichtsbehörde Roskomnadsor hat die Sperre einer Wikipedia-Seite angeordnet. Grund dafür war ein Artikel über eine Haschisch-Art. Alle Internetprovider wurden aufgefordert, den Zugang zur russischen Version des Artikels für ihre Kunden zu blockieren, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Laut Wikipedia ist es aufgrund der Umsetzung mit einer sicheren HTTPS-Verbindung nicht möglich, nur einzelne Seiten zu blockieren. Deshalb wurde das gesamte Portal für Nutzer in Russland gesperrt. Wikimedia Russland, die Organisation hinter der lokalen Version des Portals, hatte sich zuvor geweigert, einen Artikel über die Haschisch-Variante Charas zu entfernen, in dem auch die Herstellung der Droge erklärt worden sein soll. Im Juni hatte ein Gericht entschieden, dass der Eintrag verbotene Informationen über Drogen enthalte. Eine Bearbeitung und ein Verschieben des Artikels auf eine andere Adresse seien zunächst nicht ausreichend gewesen. In Russland sind seit 2012 Seiten mit Inhalten wie Kinderpornografie, Drogenmissbrauch oder Suizid-Informationen verboten. Die Regierung argumentiert damit, dass man Kinder vor schädlichen Inhalten im Internet schützen wolle. Kritiker halten dagegen, dass durch diese Zensur auch legitime Inhalte unzugänglich werden. Nach Angaben von Wikimedia ist die Seite in der Nacht auf Dienstag bei ersten Providern blockiert worden. Nachdem der Beitrag über Charas, das aus Cannabis-Harz gefertigt wird, nochmals überarbeitet wurde, ließ sich Wikipedia in Russland nun wieder aufrufen. Die Drogenbehörde habe die Änderungen überprüft und grünes Licht gegeben, teilte die Medienaufsicht Roskomnadsor mit. Die Nachricht, dass die Seite über Charas wieder von der schwarzen Liste genommen und der Zugang zu Wikipedia damit wieder frei wurde, sei überraschend eingegangen, schrieb Wikipedias Russland-Chef Stas Kozlovsky auf Twitter.
Web
Sobotka: "Wir unterstützen Renzis Flüchtlingsplan" Innenminister begrüßt in Rom Italiens Vorschlag für "Hotspots auf See" – Sobotka will keine Mauer am Brenner Rom/Wien – Österreich will den Plan von Italiens Premier Matteo Renzi zu Stabilisierungsmaßnahmen in den Herkunftsländern der Flüchtlinge fördern. Wir unterstützen alle Anstrengungen Roms für eine Lösung der Flüchtlingsproblematik durch eine engere Zusammenarbeit mit Libyen und den Maghreb-Ländern, sagte Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) am Donnerstag in Rom. Auch Italiens Vorschlag, Hotspots auf See einzurichten, um die Flüchtlinge vor ihrer Landung zu registrieren, werde Österreich unterstützen, erklärte Sobotka nach seinem Treffen mit Innenminister Angelino Alfano. Sobotka lobte Italiens Anstrengungen, bei der Registrierung der Flüchtlinge alle EU-Standards zu erfüllen. Österreich sei bestrebt, eine effiziente Polizeikooperation und einen Informationsaustausch auf gegenseitiger Basis zu fördern. Wir werden täglich mit unseren Verbindungsoffizieren Zahlen über die Migrantenströme vergleichen, so Sobotka. Solange es keine gemeinsame EU-Flüchtlingspolitik gebe, sei Österreich jedoch gezwungen, Vorbeugungsmaßnahmen zu ergreifen. Am Brenner sei aber weder eine Mauer noch eine Grenzsperre geplant, man habe lediglich Vorbereitungen für strengere Kontrollen ergriffen. Österreich und Italien wollen in der EU gemeinsam Druck für effizientere Kontrollen an den Außengrenzen machen. Zugleich wollen sie sich für mehr Effizienz bei der Umverteilung der Flüchtlinge einsetzen, die sich laut Sobotka noch in der Anfangsphase befindet. Wir brauchen Mechanismen, um die Migrantenströme automatisch zu verteilen. Wir wollen auch die Visegrad-Staaten überzeugen, im solidarischen Sinne zu handeln, berichtete der Minister. Damit kein Land in der EU zu Einzelmaßnahmen genötigt wird und damit es zu keinem Alleingang der einzelnen Länder kommt, ist eine europäische Lösung der Flüchtlingsproblematik unser gemeinsames Ziel.
Panorama
Video: Was war die erste Online-Bestellung? Der Online-Handel ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken – ein Rückblick Etwas mit wenigen Mausklicken einfach online zu bestellen ist für uns mittlerweile zur Normalität geworden. Von Nahrungsmitteln bis zu Kleidung oder gar Medikamente – immer mehr Dinge werden im Netz bestellt. Doch wie sehen eigentlich die Anfänge des Online-Handels aus und was war überhaupt das erste Produkt, das online bestellt wurde? Shopify, ein Software-Hersteller für Online-Versandhäuser hat die Antwort darauf. Und nein, es ist nicht Pizza oder Marihuana.
Web
Grazer Opernintendantin: "Die Menschen nehmen Anteil" Nora Schmid über die Zusammenarbeit mit Musikchef Dirk Kaftan STANDARD: Gerd Bacher hat den ORF als eine Orgel bezeichnet, auf der er nur allzu gern spielte. Ist die Grazer Oper für Sie etwas Ähnliches, ein riesiges Instrument zum Ausdruck Ihres künstlerischen Gestaltungswillens? Schmid: Ich würde es eher als ein Orchester bezeichnen. Ich bin teamorientiert, nehme Impulse aus meinem Orchester auf und treffe dann Entscheidungen, wohin es gehen soll. STANDARD: Eine Ihrer wichtigsten Entscheidungen ist die Erstellung eines Spielplans. Worauf haben Sie hier geachtet? Schmid: Mir war es wichtig, die Hörgewohnheiten der Stadt zu erkunden. Daraufhin habe ich mir überlegt, was für dieses Haus interessant sein könnte, neu zu zeigen. Gleichzeitig wollte ich in meiner ersten Spielzeit Dinge aufgreifen, in denen sich die Grazer Musikgeschichte spiegelt. Franz Schrekers Oper Der ferne Klang ist hier 1924 erstmals in Österreich aufgeführt worden. Nach dem schwerblütigen Fernen Klang wollte ich mit Rossinis Il barbiere di Siviglia eine temporeiche musikalische Komödie präsentieren. STANDARD: Mit Richard Heubergers Operette Der Opernball steht im November ein Werk eines gebürtigen Grazers auf dem Spielplan. Schmid: Genau. Dann haben wir auch mit dem Schubert-Ballettabend für Und der Himmel so weit eine Graz-Verbindung. Schubert hat hier glückliche Zeiten verbracht und wollte auch eine Oper für Graz komponieren. Der Abend bleibt aber nicht bei ihm stehen: Die Komponistin Isabel Mundry hat von uns einen Kompositionsauftrag bekommen und wird Teile der Musik schreiben. STANDARD: Das Werk mit dem stärksten Bezug zur Gegenwart ist Die griechische Passion von Martinu mit ihrer Flüchtlingsthematik. Haben Sie bei der Auswahl dieses Stückes geahnt, wie aktuell dieser Stoff werden könnte? Schmid: Der Umgang mit dem Fremden, die Angst vor Verlust, vor dem Unbekannten – das ist ein Urthema der Menschheit. Dass sich die Lage dermaßen zuspitzen wird, wussten wir zum Zeitpunkt der Entscheidung vor zwei Jahren natürlich noch nicht. Schön bei dem Stück ist, dass es nicht Partei ergreift, sondern die Problematik differenziert schildert und von allen Seiten betrachtet. STANDARD: Sie präsentieren in Ihrer ersten Spielzeit neue Regiekräfte. Schmid: Es gab in den letzten zehn, fünfzehn Jahren viele Regisseure, die oft wiedergekommen sind. Und da fand ich es einfach spannend, den Fächer weiter zu öffnen und neue Regieteams nach Graz zu bringen, die teilweise international schon sehr angesehen sind. STANDARD:: Wie kommen Sie mit Musikchef Dirk Kaftan klar? Schmid: Kaftan ist ein Dirigent, der das Theater liebt. Ein Glücksfall, denn er wurde bestellt, bevor klar wurde, dass ich Intendantin werde. Wir haben aber gleich gemerkt, dass wir viele gemeinsame Ideen haben. STANDARD: Wie ist die finanzielle Situation? Schmid: Unser Etat ist für die nächsten fünf Jahre gedeckelt. Das ist nicht optimal, wenn man etwa an die steigenden Fixkosten denkt, aber es beschert uns eine Planungssicherheit für einen längeren Zeithorizont. STANDARD: Sie sind in Bern groß geworden und leben jetzt in Graz. Gibt es Gemeinsamkeiten? Schmid: Beides sind nicht die größten Städte, man kommt schnell miteinander ins Gespräch. Ich werde hier in Graz fast jeden Tag angesprochen, in der Apotheke, auf dem Markt, beim Bäcker. Das ist in einer größeren Stadt sicher nicht so, und ich finde es wundervoll, dass die Menschen an unserer Arbeit so Anteil nehmen! (Stefan Ender, 24.10.2015)
Kultur
Ukraine: "Es müssen politische Entscheidungen fallen" OSZE-Sonderbeauftragter Sajdik: Auf der Sicherheitsseite hapert es – Schwer, Vertrauen zu schaffen STANDARD: Beinahe täglich wird gegen die Waffenruhe in der Ostukraine verstoßen. Der vereinbarte Abzug der schweren Waffen verläuft schleppend. Es gibt keinerlei Fortschritte in der Kontaktgruppe, was die geplanten Wahlen in der Region betrifft. Der russische Außenminister Lawrow sieht den gesamten Prozess in einer Sackgasse. Wie würden Sie die derzeitige Situation in der Ukraine beschreiben? Sajdik: Es ist natürlich gefährlich, wenn man Herrn Minister Lawrow widerspricht, aber als Sackgasse würde ich es nicht bezeichnen. Und ich habe auch aus der derzeitigen Zusammenarbeit mit den Russen nicht den Eindruck, dass sie sich selber in einer Sackgasse sehen. Es ist richtig, dass unsere Fortschritte langsam sind. Aber in diesen politischen Prozessen geschieht vieles, das man nicht unmittelbar messen kann. Es gibt Fortschritte dadurch, dass man nun schon seit sieben Monaten beinahe wöchentlich miteinander spricht und die Positionen der jeweils anderen Seite sehr gut kennt. Daraus lassen sich zumindest Gemeinsamkeiten erkennen. Wir sind noch nicht an dem Punkt angelangt, an dem man das Gemeinsame und das Trennende festlegen könnte. Aber durch diesen langen Gesprächsprozess ist schon ein großes Stück des Weges gemacht. Irgendwann muss dieser Weg auf die politische Ebene führen und dort müssen dann die Entscheidungen fallen. STANDARD: Viele Analysten sagen, dass die zweite Minsker Vereinbarung für die russische Seite gut ist, weil sie den Status quo zementiert. Auch der Westen sei damit einverstanden, weil es keine Kämpfe und Toten mehr gibt. Nur die Ukraine selbst sei mit dem Papier unzufrieden. Kann man auf dieser Basis überhaupt den Weg zu einer politischen Lösung des Konfliktes finden? Sajdik: Faktum ist, dass Minsk II genau heute (Freitag, Anm.) ein Jahr alt wird. Wenn sie die Situation heute mit der vor einem Jahr vergleichen, dann erscheinen die Stimmen, die Minsk kritisieren, insofern als nicht fair, weil sie diese Erinnerung ausklammern. Das vergangene Jahr hat dazu beigetragen, dass sich die Ukraine politisch und wirtschaftlich stabilisieren konnte. Und Minsk hat dazu einen Löwenanteil beigetragen. STANDARD: Die politische Gesprächsfrequenz hat seit Jahresbeginn wieder deutlich zugenommen. Wie interpretieren sie das? Sajdik: Die Präsidenten Obama und Putin haben telefoniert. Die Außenminister Lawrow und Kerry miteinander gesprochen. Die diplomatischen Berater von Bundeskanzlerin Merkel und Präsident Hollande sind nach Kiew gereist. Das Thema Donbass ist in der internationalen politischen Agenda top. Das zeigt, dass es in diesem Prozess sehr bald darum geht, Entscheidungen zu treffen. Die Vorarbeiten dafür gedeihen, sodass diese auch in absehbarer Zeit tatsächlich getroffen werden können. Das ist der Hintergrund für diese Aktivitäten. STANDARD: Heißt das, dass es nun ernst wird etwa was die Vorarbeiten für die Wahlen im Donbass betrifft? Sajdik: Es ist zu hoffen. Aber zu erwarten, dass Entscheidungen auf der Ebene der Experten getroffen werden könnten, wäre naiv. Politische Kompromisse müssen geschlossen werden. Und mit gutem Willen ist das auch machbar. Ohne die Sicherheitsseite allerdings, ohne einen wirklichen Waffenstillstand, ohne verifizierbaren Waffenabzug wird kein Vertrauen geschaffen. Und da hapert es noch immer. Angesichts der täglichen Vorfälle an der Kontaktlinie sind alle Seiten in der Schuld, weil es auch darum geht, festzustellen, ob sie in der Lage sind, ihre eigenen Leute an der Front zu kontrollieren oder nicht. STANDARD: Ist eine politische Lösung mit den Sanktionen gegen Russland möglich oder müssen diese zuerst weg? Sajdik: Die Sanktionsperiode läuft bis Juli. In großen Konturen ist eine politische Lösung bis dahin möglich. Wenn ich das nicht glaubte, müsste ich ja sofort aufhören zu arbeiten (lacht).
International
TGV bei Testfahrt entgleist: Mindestens elf Tote in Frankreich Mehrere Kinder offenbar ohne Genehmigung an Bord – Möglicherweise zu hohes Tempo Straßburg – Beim bisher schwersten Unglück des Hochgeschwindigkeitszugs TGV in Frankreich sind elf Menschen getötet worden. Ein verletzter Passagier sei im Krankenhaus gestorben, sagte Alexandre Chevrier von der Staatsanwaltschaft Straßburg. Die Ursache des Unfalls war auch am Montag noch unklar. Ebenso, ob bei der Testfahrt tatsächlich Kinder von Bahnmitarbeitern an Bord waren. Es gebe eine große Zahl von Verletzten, sagte Chevrier laut der Zeitung Dernieres Nouvelles dAlsace. Vier Menschen befanden sich demnach in Lebensgefahr. Die Bahngesellschaft SNCF hatte zuvor zehn Tote und 37 Verletzte bestätigt. Unter den Verletzten befinden sich laut der Nachrichtenagentur AFP auch Kinder. Der Zug war am Samstag bei einer Testfahrt auf einer neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke im Elsass entgleist, zwei Triebwagen und sechs Waggons stürzten von einer Brücke in den Rhein-Marne-Kanal. Die regionale Nachrichtenseite France Bleu Alsace hatte gemeldet, mindestens ein Kind sei getötet worden. Das wurde zunächst nicht offiziell bestätigt. Die Behörden der Präfektur gingen von überhöhter Geschwindigkeit als Ursache aus. Der Zug soll an der Kanalbrücke nördlich von Straßburg nahe Eckwersheim mit mehr als 350 km/h unterwegs gewesen sein, berichteten Lokalmedien. Ein Zusammenhang mit den Anschlägen in Paris vom Freitag wurde vorerst ausgeschlossen. Pepy wollte die Vermutungen zunächst nicht bestätigen: Derzeit ist der Unfall unerklärbar. Auch die genaue Zahl der Menschen im Zug wurde zunächst nicht bekannt. Nach ersten Angaben der Bahngesellschaft sollen es etwa 50 gewesen sein. Der Unfall war ein schwerer Schock, sagte SNCF-Chef Guillaume Pepy. Es sei das erste tödliche Unglück mit einem TGV, seit die Schnellzüge 1981 ihren Dienst aufnahmen. Der Bahnchef betonte, dass sich ein solcher Unfall im Normalbetrieb nicht ereignen könne – es gebe automatische Sicherheitssysteme, die bei Testfahrten nicht aktiv seien. Die Fahrtenschreiber des TGV würden noch untersucht. Das Unglück ereignete sich auf einer neuen Strecke, die im April 2016 in Betrieb gehen sollte. Als Folge des Unglücks könne eine Verschiebung dieses Termins nicht ausgeschlossen werden, berichtete AFP unter Berufung auf die Bahngesellschaft. Die TGV-Schnellverbindung zwischen Straßburg und Paris soll dann nur noch eine Stunde und etwa 50 Minuten dauern. Zurzeit sind es etwa zwei Stunden und 20 Minuten.
Panorama
Stadt Wien lehnt Entwurf zur Asylnovelle ab Stadträtin sieht keinen Notstand, die im Gesetzesentwurf angeführten Anwendungsfälle würden EU-rechtlichen Vorgaben widersprechen Wien – Die Wiener Stadtregierung spricht sich in ihrer Stellungnahme zur Novelle des Asylgesetzes gegen die geplanten Notstandsrechte der Bundesregierung aus. Zwar würden keine generellen Vorbehalte gegenüber Regelungen bestehen, die der öffentlichen Sicherheit und inneren Ordnung aufgrund einer konkreten Flüchtlingssituation dienen. Diese dürften aber im Unterschied zum vorliegenden Entwurf nur als ultima ratio ausgestaltet sein. Am Donnerstag endete die Begutachtungsfrist zu dem bereits im Vorfeld stark kritisierten Gesetzesentwurf. In der Wiener Stellungnahme, die dem STANDARD vorliegt, kritisiert die Stadt die in den Erläuterungen zum Gesetzesentwurf angeführten Gründe, die eine Notverordnung zulassen. Hier würden die Ereignisse des vergangenen Jahres bereits als Anwendungsfall für den Erlass einer Notstandsverordnung der Bundesregierung beschrieben, heißt es darin. Dadurch werde die Annahme zugelassen, dass die Voraussetzungen für die Außerkraftsetzung bereits erfüllt seien. Davon könne aber laut der Stadt keine Rede sein. Das Erlassen einer Verordnung in der jetzigen Situation würde dem Sachlichkeitsgebot des Gleichheitssatzes sowie den unionsrechtlichen Vorgaben widersprechen. Dazu komme, dass nach der ständigen Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs die Gefährdung der öffentlichen Ordnung eine tatsächliche und erhebliche Gefahr voraussetze, die ein Grundinteresse der Gesellschaft berührt. Die Erläuterungen der Bundesregierung ließen den Schluss zu, dass bereits ein Notstand vorliege. Es handelt sich um eine extreme Verschärfung, die die Grundpfeiler der Menschenrechte aushebelt, sagt die grüne Menschenrechtssprecherin und Gemeinderätin Faika El-Nagashi zu dem Gesetzesentwurf. Es gebe einen Konsens, dass derzeit kein Notstand vorliege. Die in den Erläuterungen beschriebenen Situationen hätten keine Elemente des Notstands. Die aktuelle Situation sei eine massive Herausforderung für die EU, die Arbeitsmarktsituation in Österreich ein ernstzunehmendes Problem. Diesem müsse man aber ohne Notstandsgesetz begegnen. Wien etwa habe das durch die Novelle der Bauordnung gemacht. Abgesehen von der Frage, wann überhaupt ein Notstand vorliege, würden im Gesetzesentwurf auch die näheren Ausführungen zur Gültigkeitsdauer der Verordnung fehlen, heißt es in der Wiener Stellungnahme. Diese seien im Hinblick auf die weitreichende Auswirkung der Notstandsverordnungen aber unbedingt notwendig, um eine verhältnismäßige Vorgangsweise zu begründen. Ich erwarte, dass die Wiener Stellungnahme Berücksichtigung findet, sagt Sonja Wehsely (SPÖ) zum STANDARD. Die Sozialstadträtin hatte sich bereits in den vergangenen Wochen gegen die Asylnovelle ausgesprochen. Ich bin stark davon überzeugt, dass derzeit weder die öffentliche Sicherheit gefährdet ist, noch dass das droht, erklärte Wehsely im STANDARD-Interview. Heftige Kritik an den geplanten Verschärfungen des Asylgesetzes kam auch von den Flüchtlingsorganisationen. Das UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR warnt in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme davor, den Zugang zu Asylverfahren drastisch einzuschränken. Denn Österreich stehe vor einer maßgeblichen Richtungsentscheidung. Wenn die geplante Gesetzesänderung in dieser Form beschlossen wird, wäre dies eine Abkehr einer jahrzehntelang gelebten Praxis mit massiven Auswirkungen auf den Flüchtlingsschutz, sagte Christoph Pinter, Leiter von UNHCR Österreich. Dass mittels Notstandsverordnung Schutzsuchende künftig per Schnellverfahren an der Grenze und ohne Einleitung eines Asylverfahrens in die Nachbarländer zurückgeschickt werden können, würde besonders schutzbedürftige Gruppen treffen. Der Gesetzesentwurf liefert keine stichhaltige Begründung für das Vorliegen einer derartigen Gefährdung, sagt Caritas-Generalsekretär Bernd Wachter. Das Asyl- und Grundversorgungssystem in Österreich ist sicherlich gefordert, aber solange etwa ein Drittel der Gemeinden keine Flüchtlinge unterbringt, kann nicht von einer Gefährdung gesprochen werden. Als eine Abschaffung des Asylrechts bezeichnet Michael Chalupka, Direktor der Diakonie Österreich, die Verschärfungen. Tritt die Notstandsverordnung in Kraft, würde die Situation für alleinreisende Flüchtlingskinder besonders dramatisch werden. Ihnen wird keine Vertretung mehr beigestellt. Sie werden buchstäblich völlig schutz- und hilflos an der Grenze im Regen stehen gelassen, heißt es von der Diakonie. Für den Samariterbund bräuchte es zumindest einen Kriterienkatalog, nach dem sich das Vorliegen eines Notstands bestimme, gesetzlich verankert und so präzisiert, dass die Bestimmungen nur in wirklichen Notsituationen zum Tragen kommen, sagt Samariterbund-Bundesgeschäftsführer Reinhard Hundsmüller.
Panorama
"vivace": Mit Brusthaar und Doppeldildos Die Galerie Steinek versammelt feministisch motivierte Arbeiten von vier internationalen Künstlerinnen Gäbe es einen Preis für Wiener Galerien, die sich mit feministischen Themen befassen, die Galerie Steinek hätte ihn längst erhalten: Zum einen gibt es dort ein Bemühen um eine gleichberechtigte Vertretung und Präsentation von Künstlerinnen (u. a. Dorothy Iannone, Ilse Haider, Carol Rama); zum anderen werden in regelmäßigen Abständen jene Themen verhandelt, um die sich die feministische Debatte seit den 1960er-Jahren dreht. In der aktuellen Präsentation vivace (frz. für lebendig, ausdauernd) wurden einmal mehr vier Künstlerinnen versammelt, die sich auf sehr kritische, selbstbewusste, aber auch ironische Weise mit Körper, Identität und Sexualität beschäftigen. Neben Arbeiten der Wienerin Renate Bertlmann, der deutschen Künstlerin Gloria Friedmann und der in Prag geborenen Jana Sterbak zeigt man etwa auch Werke von Natalia LL, die in Polen zu den Ikonen der feministischen Kunst zählt. Durchaus vergleichbar mit Valie Export irritierte auch sie das Publikum mit ihren Aktionen. In der Ausstellung wird etwa ihre Fotoarbeit Post Consumer Art präsentiert: eine Porträtserie von 1975, in der die 1937 geborene Künstlerin mit halboffenem Mund den Gesichtsausdruck einer Frau bei einem Blowjob imitiert. Unerhört wirkt die Darstellung aber nicht nur wegen des pornografisch anmutenden Sujets; mutig war vor allem die darin angelegte Zweideutigkeit: Einerseits stellt sie weibliches Begehren aus, andererseits formuliert sie Kritik an konsumistischer Pornokultur. Von Natalia LL, die bis heute ungebrochen aktiv ist, ist überdies eine Farbfotoserie aus den späten 1970ern zu sehen. In Animal Art, einer performativ angelegten Reihe, liegt die Künstlerin in Pelze gehüllt auf einem Sofa. Einmal mehr geht es ihr hier um weibliche Sexualität, damit verbundene Assoziationen sowie den (reiferen) weiblichen Körper. Dass dieser gesellschaftlichen Zurichtungen unterliegt, ist auch in Distraction (1992) von Jana Sterbak (geb. 1955) Thema. In einer Vitrine liegen ein Unterhemd, auf dem Brusthaare zu sehen sind, sowie ein wie eine Zwangsjacke geschnittenes Herrenjackett. Die Objekte waren Utensilien einer Performance, in der es ebenso um Rollenzuschreibungen wie um geschlechtsspezifische Normierungen ging. Während Sterbak die 1990er-Jahre repräsentiert, stimmt Gloria Friedmann (geb. 1950) auf die 1980er-Jahre ein. Von ihr ist eine Serie von später in poppigen 80er-Farben nachkolorierten Schwarz-Weiß-Fotos zu sehen. Fernseher und Requisiten wie Vorhänge oder Hula-Hoop-Reifen sind Teil ihrer grandiosen Selbstinszenierungen, in denen es um das Vermessen des eigenen nackten Körpers, aber auch um die Herstellung eines weiblichen Erfahrungsraums geht. Seit mehr als 40 Jahren ist auch Renate Bertlmann (geb. 1943) mit all diesen Themen befasst. Bislang leider etwas unterbeleuchtet (die Sammlung Verbund widmet ihr 2016 jedoch eine Retrospektive), ist die scharfe Kritikerin der patriarchalen Gesellschaft nun allerdings in der Schau The World Goes Pop in der Tate Modern vertreten – eine tolle Auszeichnung. In Wien ist neben älteren Zeichnungen ihre Kaktus-Installation (1999) zu sehen. Mit Dildos besetzt, ist diese zwar sehr plakativ, aber hinsichtlich des Phallozentrismus schlichtweg unmissverständlich.
Kultur
Philippinische MILF-Rebellen geben Waffen ab Auftakt zur Abrüstung in Anwesenheit von Präsident Benigno Aquino Manila - Im Rahmen eines Friedensvertrages haben die muslimischen Rebellen auf den Philippinen die ersten 75 Gewehre an die Regierung abgegeben. Der Auftakt zur Abrüstung am Dienstag hat das Ziel, 145 Kämpfer der Moro Islamischen Befreiungsfront (MILF) außer Dienst zu stellen. Sie sollen im Gegenzug unter anderem Finanzhilfe der Regierung erhalten, um in ein ziviles Leben zurückzufinden. An der Übergabe der Waffen rund 900 Kilometer südlich von Manila nahmen Präsident Benigno Aquino und weitere Regierungsvertreter teil. Ein MILF-Sprecher wies darauf hin, dass die Abgabe der Waffen nicht gleichbedeutend sei mit einer Aufgabe der Rebellen, sondern Teil eines Normalisierungsprozesses. Nach 17 Jahren Verhandlungen hatten die Regierung und Rebellen der Moro Islamischen Befreiungsfront im März 2014 Frieden geschlossen.
International
EU-Kommission leitet Prüfverfahren gegen McDonald's ein Vestager: Doppelbesteuerungsabkommen dürfen nicht als Rechtfertigung für doppelte Nichtbesteuerung genutzt werden Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
Wirtschaft
Hypo Tirol hält an Italien-Plan fest Manager Kronthaler hält trotz Schwierigkeiten an Vision fest Wien – Hannes Kronthaler, Manager des österreichischen Volleyball-Meisters Hypo Tirol, will das Projekt , an der italienischen Meisterschaft teilzunehmen, fortführen. Es stimmt, dass das Regulativ so ist, dass der Verband in Italien ausländischen Vereinen die Teilnahme nicht erlaubt. Die italienische Liga will uns, braucht aber die Zustimmung des österreichischen Verbandes, dann will sie mit dem eigenen verhandeln, sagte Kronthaler. Er werde deshalb mit dem österreichischen Verband reden und habe schon um einen Termin angesucht. Bereits im Oktober hatte Kronthaler in der Tiroler Tageszeitung gesagt, dass er Hypo in der Saison 2016/17 antreten lassen wolle. Das Gesamtprodukt Volleyball stagniere in Österreich. Da gehe ich lieber nach Italien und erhöhe den Attraktivitätspegel, meinte Kronthaler. In Österreichs Liga wolle man aber trotzdem weiterhin präsent sein. Verbands-Präsident Peter Kleinmann zeigte sich über Kronthalers Einschätzung bezüglich der Lage des Volleyballs in Österreich wenig erfreut: Hannes Kronthaler verwechselt Hypo Tirol mit Volleyball. Hypo Tirol stagniert international, der Volleyballsport geht aufwärts. Der wiederum bleibt bei seiner Meinung: Seit der EM, die große Auswirkungen bringen hätte sollen, stagniert Volleyball.
Sport
Quotenregelung für österreichische Regisseurinnen? Die ARD-Tochter Degeto hat sich verpflichtet, ab August einer Quotenregelung zu folgen, die für die Gleichstellung von Regisseurinnen sorgen soll In mindestens 20 Prozent der Filme, die die ARD-Tochter Degeto produziert oder mitfinanziert, sollen ab Mitte August Frauen Regie führen. Degeto-Chefin Christine Strobl folgt mit dieser Selbstverpflichtung der Forderung von Pro Quote Regie. Die Vereinigung von Regisseurinnen hatte im vergangenen Jahr eine Quotenregelung gefordert, um den weiblichen Filmschaffenden mehr Gehör und ökonomische Gleichstellung zu verschaffen. Pro Quote Regie kritisiert, dass, während rund 50 Prozent der Regie-Studierenden weiblich seien, der Anteil der Regisseurinnen bei Fernsehfilmen nur bei 13 bis 15 Prozent liege. In Österreich sieht die Situation ähnlich aus, auch hier wird von unterschiedlichen Seiten Handlungsbedarf angemahnt. Aber wie soll dieser aussehen? Ist die Einführung der Quotenregelung auch für die österreichische Film- und Fernsehlandschaft sinnvoll? Diskutieren Sie im Forum.
Etat
Kabelbetreiber drehen 2016 analoges Fernsehsignal komplett ab Abschaltung beginnt im Frühjahr 2016 – Branche informiert Kunden im Internet und mit Werbespot – Betroffene brauchen entweder geeigneten Fernseher oder Zusatzbox Die Kabelnetzbetreiber drehen 2016 das analoge Empfangssignal komplett ab. Für alle Betroffenen bleiben die Schirme dann schwarz. Damit das so gut wie nicht vorkommt, wird der Fachverband der Telekom- und Rundfunkunternehmen in der Wirtschaftskammer (WKO) voraussichtlich nächste Woche eine Info-Webseite einrichten, auch ein TV-Spot ist geplant. Die Abschaltung soll im Frühjahr 2016 beginnen. Wie viele Österreicherinnen und Österreicher nach wie vor über analoges Kabel fernsehen, ist schwer zu sagen. Laut RTR waren es Ende 2011 noch 70 Prozent der Kabelhaushalte, 2014 noch rund ein Drittel. Gemäß Teletest empfingen Ende 2014 rund 12 Prozent aller österreichischen TV-Seher ihre Programme via analogem Kabel. Auf Basis von rund drei Millionen österreichischen Fernsehhaushalten wären es einige Hunderttausend. Beim Wiener Kabelnetzbetreiber UPC gibt es mit UPC Mini ein Produkt, das derzeit sowohl analoges als auch digitales Signal bietet. Wie da das Verhältnis ist, weiß UPC nur aus Umfragen. Die firmeninternen Schätzungen werden aber nicht bekannt geben. Es ist anzunehmen, dass viele, vor allem langjährige Kabelkunden, nicht wissen, dass sie noch analog fernsehen. Für sie fielen bei UPC in ganz Wien schon 2014 acht Sender weg, darunter Arte und CNN. Nun werden sie 2016 – sofern sie weiter fernsehen wollen – zum Umstieg gezwungen. Analoges Kabelfernsehen gilt seit längerem als Auslaufmodell, dennoch ging die Digitalisierung im Gegensatz und Antenne und Satellit langsamer vonstatten. Fernsehen über Satellit und Antenne wird bereits seit 2013 nicht mehr analog, sondern ausschließlich digital ausgestrahlt. Antennenfernsehen erlebt unter dem neuen, digitalen Standard DVB-T2 eine Renaissance. Die ORF-Sendetechniktochter ORS, an der auch Raiffeisen beteiligt ist, bietet mit simpliTV ein Konkurrenzangebot zu Kabel und Satellit. UPC, Österreichs größter Kabelbetreiber, empfiehlt seinen betroffenen Kunden, bereits jetzt auf digital umzusteigen. Die Kunden würden aber ohnehin rechtzeitig über die weitere Vorgehensweise informiert. Jene Sender, die in Zukunft analog nicht mehr verfügbar sein werden, stehen weiterhin digital und unverschlüsselt zur Verfügung, erklärte eine UPC-Sprecherin der APA. Wir stehen mit den Hausverwaltungen direkt in Kontakt, die wiederum die Bewohner informieren, auch wenn sie nicht UPC-Kunden sind. Aus Sicht der Kabelnetzbetreiber bietet die Umstellung Vorteile. Man könne mehr TV-Kanäle in besserer Qualität anbieten, außerdem würden Kapazitäten für mehr HD-Programme und schnelleres Internet frei. Einen Nachteil gibt es aber: Für den Digital-Empfang ist entweder ein geeigneter Fernseher mit eingebautem DVB-C-Tuner oder eine zusätzliche Box notwendig.
Web
Kein Schwammerl für den Schani in Wien Vier Bezirke haben sich zusammengetan, um die Heizungen aus den Gastgärten zu verbannen Wien – Nach der Inneren Stadt ziehen jetzt weitere Wiener Bezirke gegen die Beheizung von Schanigärten ins Feld. Die Heizschwammerln, die auch bei einer Ausweitung der Gastgartenöffnungszeiten auf das ganze Jahr ein wohligwarmes Sitzen im Freien ermöglichen sollen, werden über die Parteigrenzen hinweg abgelehnt. Rot, Schwarz und Grün haben sich zusammen getan, um die Heizungen aus ihren Bezirken zu verbannen. Konkret sind es die Bezirksvorsteher von Neubau, Thomas Blimlinger (Grüne), der Josefstadt, Veronika Mickel-Göttfert (ÖVP), und vom Alsergrund, Martina Malyar (SPÖ), die ihre Schanigärten heizfrei halten wollen. Mickel-Göttfert erklärte am Dienstag, dass allein in den drei Bezirken rund 500 Schanigärten liegen würden. Würden diese in den kalten Monaten beheizt, würde sich der Energieverbrauch jährlich mit jenem von 750 Haushalten decken. Dies könne Mickel-Göttfert aus Gründen des Umweltschutzes nicht unterstützen. Insgesamt sprechen sich damit nun bereits vier Bezirke gegen die Vorschläge von Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) aus. Sie präsentierte vier Varianten zur Lockerung der Winterschließung von Schanigärten – jede davon würde die Außenheizungen zumindestens erlauben. In unserem Bezirk kann ich mir das nicht vorstellen. Am Alsergrund wollen wir nicht die Luft heizen, sagte Malyar. Auch, dass die Heizschwammerln an höhere Abgaben gekoppelt wären, würde nichts nützen. Dafür sehe ich keinen Grund, sagte Malyar. Dies sei in Zeiten des Klimawandels nicht zeitgemäß. Die Gäste ihrer Bezirks-Gastgärten sollen sich lieber mit Decken und einem heißen Getränk aufwärmen. In der Arktis, bei den Inuits, gibt es ja auch keine Heizschwammerln. Blimlinger sagte, man solle sich auf die Klimaziele der Pariser Klimakonferenz konzentrieren. Ein Außenbetrieb ohne Heizung wäre ein kleiner Beitrag dazu. Unter den verschiedenen Varianten – das Aufstellen von Stehtischen, von Tischen und Sesseln vor einem Lokal, die Kürzung der Wintersperre von drei auf zwei Monate, oder die ganzjährige Öffnungsmöglichkeit für Gastgärten – haben die Bezirke unterschiedliche Präferenzen. Mickel-Göttfert will eine Mischung. So vielfältig die Gastonomie ist, so vielfältig sollten auch dieLösungen sein. Blimlinger tendiert für die zweite Variante: Wirte sollen Tische und Stühle während der Wintermonate an der Hausmauer aufgestellen können – mit einer Breite von maximal einem Meter. Im Neunten ist noch keine Entscheidung gefallen. Malyar tendiert in dieselbe Richtung wie Blimlinger. Allerdings könnte sie sich auch die am engsten geregelte Möglichkeit vorstellen: Einzelne Tische, die ohne Sitzmöglichkeit vor dem Lokal stehen. Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) sagte hingegen, er sei prinzipiell offen für Heizschwammerl. Gasbetriebene Wärmequellen lehnt er aber ab. Die Arbeiterkammer steht einer mögliche Winteröffnung der Wiener Schanigärten ablehnend gegenüber. Diese bedeute, dass es keine Saisonpause für die Anrainer gebe und eine enorme Energieverschwendung durch Heizpilze zu erwarten sei, warnte der Leiter der AK-Abteilung Kommunalpolitik, Thomas Ritt. Er forderte, den Wildwuchs in Sachen Gastgärten generell einzudämmen. Wien braucht seine Schanigärten. Aber Wien braucht auch eine klare und für alle Beteiligten faire Regelung, wie viele Tische am Gehsteig auch für die Nicht-Gäste und Anwohnerinnen und Anwohner zumutbar sind, befand Ritt. Schanigärten würden derzeit schon bei geringer Auslastung wild im Stadtgebiet wuchern. Dabei werde im wachsenden Wien der Platz auch für andere Zwecke gebraucht, also etwa für nichtkommerzielle Ruhezonen, Parkflächen oder einfach freie Gehsteige. Bei den Schanigärten sei die Grenze der Belastbarkeit erreicht: Bis 23 Uhr am Abend muss genug sein. Er sprach sich für klare Regeln aus, wo und wie viele Schanigärten Wien brauche. Dabei sei es auch sinnvoll, über den Preis eine faire Regulierung zu erreichen. Der öffentliche Raum werde zu günstig angeboten, kritisierte der AK-Vertreter. So koste etwa ein Quadratmeter am Graben 7,50 Euro. In Zürich lägen die Preise in vergleichbaren Lagen bei fast 62 Euro. Die Stadt ist Lebensraum und muss es auch bleiben, so Ritt: Wien muss deshalb darauf achten, dass die Wienerinnen und Wiener auch im Sommer mit ihren Schanigärten leben können. Die AK setze sich deshalb dafür ein, die Schanigarten-Saison zwischen März und November zu belassen und auch die Tages-Öffnungszeiten nicht weiter auszuweiten, hieß es.
Panorama
Politiker gibt 35.000 Dollar aus, um Troll zu enttarnen Nach mehreren Gerichtsprozessen musste der identifizierte Urheber des Postings zurücktreten Ein US-amerikanischer Lokalpolitiker namens Bill Hadley hat mehr als 35.000 Dollar ausgegeben, um den Urheber eines Kommentars identifizieren zu können. Hadley war von dem Troll im Forum einer Lokalzeitung mit einem Pädophilen verglichen worden: Schaut, was er für einen Ausblick auf die Grundschule hat. Hadley wollte diese Unterstellung nicht auf sich sitzen lassen und den Nutzer zur Verantwortung ziehen. Dieses Unterfangen führte zu mehreren Gerichtsprozessen: So musste Hadley zuerst den Betreiber des Forums, den Journal Standard, auf Herausgabe der IP-Adresse klagen. Anschließend musste er dieses Prozedere bei Provider Comcast wiederholen, was sich bis zum Höchstgericht des US-Bundesstaats Illinois zog. Doch ohne ein juristisches Unterfangen wäre die Identifikation unmöglich gewesen: Stephenson County – der Distrikt, in dem Hadley antritt – hat mehr als 37.000 Einwohner. Die Frage, ob IT-Konzerne und Medieneigentümer die IP-Adressen ihrer Nutzer herausgeben müssen, ist schwierig zu beantworten. In den USA gibt es keine einheitliche Linie von Gerichten. Im Fall Hadley entschied das Gericht zur Veröffentlichung des IP-Adresseneigentümers. Kurioserweise handelte es sich um einen Staatsanwalt namens Frank Cook, der Hadley als Päderast beschimpft haben soll. Er ist mittlerweile zurückgetreten, ein Zivilprozess läuft. Ob Hadley von ihm mehr als die bisher ausgegebenen 35.000 Dollar erhält, ist fraglich.
Web
Die fitteste Fiedel: Geigen aus Sicht der Evolutionstheorie Mit einem Gedankenspiel führen US-amerikanische Forscher vor Augen, dass auch in der Lebenswelt des Menschen Prozesse ablaufen können, die denen in der Natur gleichkommen Iowa City / Wien – In der Biologie sind die Verhältnisse klar: Das weltanschaulich geprägte Konzept vom Intelligent Design ist mit den Wirkungsmechanismen der Evolution grundsätzlich unvereinbar. Ironischerweise lässt sich dafür die Evolutionstheorie auf Gebiete anwenden, in denen eindeutig Intelligenz und Design schöpferisch tätig werden. Wie man sich das vorzustellen hat, demonstrieren US-Forscher anhand einer Spezies, die sich erst vor einem halben Jahrtausend aus ihren unmittelbaren Vorläufern entwickelt und seitdem auf alle Kontinente ausgebreitet hat: Violina vulgaris, die Gemeine Geige – heimisch in jedem Orchestergraben weltweit. Im vergangenen Jahr haben sich zwei Studien unabhängig voneinander mit der Entwicklung der Geigenmorphologie befasst – etwa was die Form der sogenannten F-Löcher in der Decke oder die Länge des Geigenhalses betrifft. Diese Arbeiten implizierten, dass hier Prozesse analog zum evolutionären Ausleseverfahren in der Natur wirksam wurden. Es lag eine gemeinsame Grundform in – je nach Geigenbauerwerkstätte – zahlreichen kleinen Zufallsvariationen vor, aus denen sich schließlich die perfekte Geige herausschälte. Kurz gesagt also durch Versuch und Irrtum, nicht durch den Geniestreich eines Meistergeigenbauers mit ausgetüfteltem Konzept. Im Journal of Experimental Psychology reichen Forscher um Edward Wasserman von der University of Iowa nun auch das Selektionskriterium der Geigen-Evolution nach: Gemäß Thorndikes Gesetz der Auswirkung machten Geigenbauer einfach mit den Varianten weiter, auf die sie die positivsten Käuferreaktionen erhielten, verwarfen die übrigen und gaben das Erfolgsrezept weiter. Wasserman sieht das Gedankenspiel auch auf andere menschliche Erfindungen übertragbar und betont, dass es eine andere Perspektive eröffne: Die künstliche Welt unterscheide sich letztlich gar nicht so sehr von der sie umgebenden natürlichen.
Wissenschaft
Internationaler Schlag gegen Schlepper: Festnahmen auch in Wien Netzwerk schmuggelte seit mindestens vier Jahren mehrere tausend Personen. Weitere Festnahmen in Österreich bereits im April Wien – Eine international agierende Schlepperbande hat nach Angaben von Europol seit mindestens vier Jahren mehrere tausend Menschen auf der Balkanroute nach Österreich und in weitere EU-Staaten geschmuggelt. Im Rahmen der Operation Mahmoud wurden am Mittwoch in mehreren Ländern Haftbefehle akkordiert umgesetzt, zwei davon in Wien. Der Hauptorganisator und somit ein Kopf der kriminellen Organisation sei in Großbritannien verhaftet worden, berichtete Europol. Bei den in Wien in Polizeigewahrsam genommenen Verdächtigen handelt es sich laut Bundeskriminalamt um eine staatenlose Person aus Palästina und einen Syrer. Sie sollen der mittleren Führungsebene der Gruppe angehören, sagte Behördensprecherin Silvia Strasser. Bereits im April wurden im Rahmen der Operation zwei Syrer, zwei Personen aus Palästina und ein Algerier in Österreich festgenommen, insgesamt liegt die Zahl der in Österreich Festgenommenen damit bei sieben.
Panorama
Griechenland: Rechte sucht den Tsipras-Herausforderer Karamanlis-Clan oder Mitsotakis-Clan: Stichwahl um den Parteivorsitz bei Griechenlands konservativer Nea Dimokratia Alt gegen eigentlich auch Alt heißt die Wahl, vor der die Nea Dimokratia steht, Griechenlands konservative Partei und die derzeit wichtigste Oppositionskraft im Land: Evangelis Meimarakis und Kyriakos Mitsotakis stehen einander am 10. Jänner in einer Stichwahl von Parteibasis und -sympathisanten, die sich dazu einschreiben können, gegenüber. Meimarakis ist 62 und seit vier Jahrzehnten Parteipolitiker, Mitsotakis ist 47, aber ein Spross der Mitsotakis-Dynastie: Der Vater war Premier (1991–1993), Abgeordneter von 1946 an und das große Gegengewicht zur Karamanlis-Dynastie in der Nea Dimokratia; die Schwester, Dora Bakoyannis, Athener Bürgermeisterin, Außenministerin und erfolglose Kandidatin für den Parteivorsitz vor fünf Jahren. Mit der Wahl eines neuen Parteichefs im Jänner dürfte ein halbes Jahr Politikpause in der Nea Dimokratia zu Ende gehen. Antonis Samaras war im Juli zurückgetreten, nachdem das Nein-Lager den Volksentscheid über ein Kreditabkommen mit Griechenlands Gläubigern klar gewonnen hatte. (Zwei Wochen später willigte der amtierende Premier Alexis Tsipras in ein drittes Kreditabkommen ein.) Auf Samaras folgte übergangsweise Meimarakis als Parteivorsitzender. Auch er verlor bei der vorgezogenen Parlamentswahl im September gegen Tsipras und die linksgerichtete Syriza, obwohl ihm im Vorfeld recht gute Chancen eingeräumt worden waren. Meimarakis ruhiges, väterliches Auftreten erschien den Griechen solider als der sprunghafte, populistische Tsipras. Doch der gewann am Ende deutlich. Denn für viele im Land ist Meimarakis, ein früherer Innenminister, der Inbegriff des alten politischen Establishments, das Griechenland in den Bankrott getrieben hat. Auch Kyriakos Mitsotakis trägt die Last des Establishments. Wird er aber zum neuen Chef der Nea Dimokratia gewählt, stünden einander in der griechischen Politik erstmals wieder zwei relativ junge Kontrahenten gegenüber. Mitsotakis, der neben seinem Politikerleben zumindest Berufserfahrung als Unternehmensberater und Analyst gesammelt hat, könnte leichter neben dem 41-jährigen Tsipras bestehen, glauben politische Beobachter in Athen. Meimarakis erreichte vergangenen Sonntag gleichwohl zwölf Prozent mehr als sein jüngerer Rivale in einem Feld von vier Bewerbern. In der Partei hat Meimarakis den Rückhalt des Karamanlis-Clans um den früheren Premier Kostas Karamanlis, der in der Parlamentsfraktion immer noch die Fäden zieht. Der künftige Chef der Nea Dimokratia wird gleich gefordert sein. Dass Tsipras seine Koalition mit den Rechtspopulisten der Unabhängigen Griechen (Anel) über die nächsten Sparmaßnahmen, insbesondere die anstehenden neuerlichen Pensionskürzungen, hinwegretten kann, wird bezweifelt. Die Koalition hat nur noch drei Stimmen Mehrheit. Das Kreditabkommen selbst scheint nicht gefährdet, weil es im Parlament eine parteienübergreifende große Mehrheit dafür gibt. Doch eine Erweiterung der Koalition, vielleicht unter Einbeziehung der Zentristenunion (Enosi Kentroon) von Vassilis Leventis, ist denkbar. Wieder einmal Neuwahlen in Griechenland nach einem neuerlichen Zusammenprall mit den Gläubigern sind ebenfalls möglich.
International
Wiener schlug Weltmeister: Mensur-Mania in Blackpool Mensur Suljović sorgte bei World Matchplay der Dartsspieler für die Riesensensation und schaffte es nach einem Sieg gegen Gary Anderson bis ins Viertelfinale Ein Wiener hat die Dartswelt in Staunen versetzt. Mensur The Gentle Suljović hat beim World Matchplay im englischen Blackpool für eine Riesensensation gesorgt und den amtierenden Weltmeister Gary Anderson mit 13:9 geschlagen. Der 43-Jährige steht damit als erster deutschsprachiger Spieler in einem Viertelfinale der World Matchplay, des wichtigsten PDC-Turniers nach der WM. Neben zumindest 25.000 Euro Preisgeld darf sich Suljović auch über einen großen Sprung in der PDC Order of Merit freuen. In der Weltrangliste zuletzt kontinuierlich im Vormarsch, wird der Wiener ab der kommenden Woche erstmals in den Top 30 aufscheinen – unabhängig vom weiteren Verlauf des Turniers. The Gentle ist damit auch der erste deutschsprachige Akteur überhaupt, dem der Sprung unter die besten 30 gelingt. Gary ist einer der besten Spieler der Welt, und ich habe noch nie gegen ihn gespielt, deshalb war ich sehr nervös, sagte Suljović über seinen Erfolg gegen den Schotten. Ich hätte nie gedacht, dass ich ihn schlage. Ich wollte schon den Rückflug nach Österreich buchen. Gegen Anderson lieferte er eine tadellose Partie ab und ließ sich nie aus der Ruhe bringen. Dem aktuellen Weltranglistendritten hingegen machte die unorthodoxe Spielweise des Wieners zu schaffen, er fand nicht die richtige Taktik. Er habe mehr Zeit damit verbracht, hinter ihm zu stehen, als Dart zu spielen, sagte Anderson nach der Niederlage. Suljović, bei dessen Auftritten Live is Life von Opus erklingt, erspielte sich einen 8:4-Vorsprung, baute diesen auf 12:8 aus, konnte jedoch nicht verhindern, dass Anderson auf 12:9 herankam und noch einmal Hoffnung schöpfte. Schlussendlich verwertete der Wiener aber seinen siebenten Matchdart. Suljović hatte in der ersten Runde den Engländer Terry The Bull Jenkins ausgeschaltet und bekommt es nun am Freitag mit James The Machine Wade (ab 22 Uhr, live auf Sport 1) zu tun. Gegen den Lokalmatador hatte er bei der WM 2011 seinen bisher größten Erfolg gefeiert, als er als erster deutschsprachiger Spieler in ein WM-Achtelfinale einzog. Will man Suljović einmal live vor Ort auf die Finger schauen, hätte man beim European Darts Matchplay (18. bis 20. September) in der Olympiahalle Innsbruck eine gute Gelegenheit dazu.
Sport
Bill Murray spielt in "Ghostbusters"-Fortsetzung mit Neuauflage mit weiblichem Geisterjäger-Team Hollywood – Komiker Bill Murray (64) spielt nach einem Bericht des Magazins Variety in der geplanten Ghostbusters-Fortsetzung mit. Details zur Rolle des Schauspielers (Und täglich grüßt das Murmeltier) seien bisher unklar, schrieb das Branchenblatt online. Auch Dan Aykroyd (63) hat angekündigt, wieder mit von der Partie zu sein. Der Film soll 2016 ins Kino kommen. Die Fortsetzung der beiden legendären Science-Fiction-Komödien aus den 80ern – Ghostbusters – Die Geisterjäger von 1984 und Ghostbusters II aus dem Jahr 1989 -, in denen Murray und Blues Brothers-Star Aykroyd die Hauptrollen hatten, soll sich um ein Geisterjäger-Team aus Frauen drehen. Gedreht wird aktuell in New York. Neben der weiblichen Starbesetzung um Kristen Wiig, Melissa McCarthy, Leslie Jones und Kate McKinnon spielt auch Thor-Darsteller Chris Hemsworth in der Geisterkomödie mit. Er soll laut dem Hollywood Reporter den Rezeptionisten der Damenriege spielen.
Kultur
Nordkoreanischer Soldat flieht über Landesgrenze nach Südkorea Übertritte wegen schwer gesicherter Grenze selten Seoul – Einem nordkoreanischen Soldaten ist die Flucht nach Südkorea über die schwer gesicherte Landesgrenze gelungen. Wie das südkoreanische Verteidigungsministerium am Montag mitteilte, passierte der junge Soldat in der Früh (Ortszeit) in Hwacheon nordöstlich von Seoul die Grenze und ergab sich dort südkoreanischen Grenzschützern. Der Mann habe den Willen, überzulaufen, sagte ein Ministeriumssprecher. Die Behörden leiteten zunächst Ermittlungen ein und erklärten, zu gegebener Zeit würden weitere Informationen veröffentlicht. Hunderte Nordkoreaner fliehen jedes Jahr aus ihrer isolierten kommunistischen Heimat vor Armut und Unterdrückung, es ist jedoch selten, dass sie die schwer bewachte und von Stacheldraht gesäumte Landesgrenze nach Südkorea wählen. Zehntausende Soldaten sichern auf beiden Seiten die Grenze. Die meisten Nordkoreaner fliehen über die etwas durchlässigere Grenze nach China und reisen dann weiter, mitunter nach Südkorea. Im vergangenen Jahr gelang zwei Nordkoreanern die Flucht über die Seegrenze im Gelben Meer.
International
Unruhe bei Intel: Zwei Topmanager gehen Nach Neubesetzung auf übergeordneter Ebene Beim Halbleiterriesen Intel gehen zwei Topmanager, die für wichtige Säulen des Geschäfts zuständig waren. Kirk Skaugen verantwortete mit PC-Chips das traditionell wichtigste Standbein. Er habe sich entschlossen, Intel für den nächsten Karriereschritt zu verlassen, so das Unternehmen in einem Brief an Mitarbeiter, berichteten u. a. der Finanzdienst Bloomberg und das Wall Street Journal am Montag. Es geht auch Doug Davis, der das Geschäft mit Chips für das sogenannte Internet der Dinge beaufsichtigte. Intel sieht in der Vernetzung von Alltagstechnik und Maschinen eine große Wachstumschance in Zeiten sinkender PC-Verkäufe. Die Abgänge dürften mit einem Neuzugang bei Intel zusammenhängen. Ein bisheriger Manager des Konkurrenten Qualcomm, Venkata Renduchintala, wechselte zu Intel und wurde auf dem Posten eines Präsidenten zum Vorgesetzten der beiden Spartenchefs. Eine Intel-Sprecherin deutete selbst eine Verbindung an: Dem Konzern sei bewusst, dass bei Neubesetzungen bisherige Führungsfiguren ihre Pläne und Ziele neu bewerten, sagte sie dem Wall Street Journal.
Web
Costa Concordia: Anwälte Schettinos beantragen Berufung Anwälte beklagen gravierende Fehler und fordern Freispruch ihres Mandanten Grosseto – Drei Tage nach der Staatsanwaltschaft der toskanischen Stadt Grosseto haben jetzt auch die Anwälte des ehemaligen Kapitäns des 2012 havarierte Kreuzfahrtschiffs Costa Concordia, Francesco Schettino, Berufung gegen die Verurteilung ihres Mandanten eingereicht. Schettino war zu 16 Jahren und einem Monat verurteilt worden. Sein Anwalt Saverio Senese klagte am Donnerstag über gravierende Fehler. Senese forderte den Freispruch seines Mandanten, denn der Kapitän habe mit seinem Annäherungsmanöver vor der Insel Giglio eine noch größere Katastrophe verhindert. Ich bin überzeugt, dass das ein Fehlurteil war. Ich habe einen Freispruch beantragt, sagte Senese. Anders sieht dies die Staatsanwaltschaft. Die über Schettino verhängte Strafe entspreche nicht den gravierenden Vorwürfen gegen den Kapitän, die aus der Urteilsbegründung hervorgehen, hatte die Oberstaatsanwältin von Grosseto, Maria Navarro, gesagt. Schettino trägt nach Meinung des Gerichts für den Tod der 32 Menschen an Bord des Kreuzfahrtschiffes die Verantwortung. Die Opfer hätte es nicht gegeben, wenn der Kapitän das Rettungsmanöver mit Sachverstand und Sorgfalt ausgeführt hätte, heißt es in der Begründung für das Urteil. Weil er gegen seine Verurteilung Berufung eingelegt hatte, ist Schettino noch auf freiem Fuß. Er war der einzige Angeklagte in dem im Juli 2013 begonnenen Prozess um die Havarie, bei der vor der toskanischen Insel Giglio 32 Personen ums Leben gekommen waren. An Bord der Costa Concordia befanden sich auch 77 Österreicher, die sich retten konnten. Schettino, der nach dem Unglück fast sechs Monate unter Hausarrest verbracht hatte, wurden mehrfache fahrlässige Tötung, das vorzeitige Verlassen des Schiffes während der Evakuierungsaktion, die Verursachung von Umweltschäden und falsche Angaben an die Behörden vorgeworfen. Das Gericht lehnte den Antrag der Staatsanwaltschaft auf Inhaftierung des Kapitäns wegen Fluchtgefahr ab.
Panorama
Jugendliche schossen auf Wiener Linienbus Verletzt wurde niemand, die Suche nach den Tätern läuft. Verwendet wurde möglicherweise eine Gaspistole Wien – In Wien-Liesing ist Mittwochabend ein Linienbus beschossen worden. Verdächtigt werden Jugendliche, die vom Fahrer und den 13 Fahrgästen gesehen wurden. Sie dürften den Bus verpasst haben, worauf einer der etwa 15- bis 16-Jährigen eine Faustfeuerwaffe zog und mehrere Schüsse abgab. Verletzt wurde niemand, die Suche nach den Verdächtigen läuft, berichtete die Polizei. Der Bus war kurz nach 18 Uhr unterwegs, als mehrere Kugeln die Heckscheibe durchlöcherten. Laut einem Mitarbeiter der Firma Gschwindl, die die Buslinie 60A im Auftrag der Wiener Linien betreibt, hielt der Lenker den Bus sofort an, als er die Einschüsse hörte. Zusätzlich nahm er Schreie von den Fahrgästen wahr. Es schießt jemand auf uns, soll eine Person gerufen haben. Während der Lenker die Fahrgäste beruhigte, liefen die Jugendlichen davon. Laut Polizei berichteten einige Mitfahrende, dass eine Gruppe von etwa fünf Jugendlichen dem Bus nach dem Verlassen der Station nachgelaufen war. Einer der Burschen soll dann auf den Bus geschossen haben. Die Einsatzkräfte stellten im Bus zwei 4,5 Millimeter große Metallkugeln sicher, insgesamt war die Scheibe viermal durchlöchert worden. Zur Waffe wird noch ermittelt. Angaben der Polizei zufolge könnte es sich um eine Gaspistole handeln. Konkrete Hinweise auf die Täter gibt es trotz der Personenbeschreibungen der Fahrgäste und des Lenkers derzeit nicht.
Panorama
Oscars: Niedrigste US-Einschaltquoten seit acht Jahren Zweitschlechtester Wert seit Messung 1974 Hollywood – Mit 34,3 Millionen Zuschauern bei der 88. Oscar-Verleihung muss der US-Sender ABC die niedrigste Einschaltquote für die Gala seit acht Jahren verkraften. Das Marktforschungsinstitut Nielsen ermittelte demnach den zweitschlechtesten Wert für die TV-Übertragung der Preisvergabe seit Messung 1974. Den Negativrekord hält weiter das Jahr 2008, als lediglich 32 Millionen Amerikaner einschalteten. Unklar ist, ob die Debatte um die erneut rein weiße Nominierungsliste in den Schauspielsparten und der damit verbundene Protest und Boykottaufruf durch Pastor Al Sharpton dafür verantwortlich ist. Schon im Vorjahr musste ABC mit 36,6 Millionen Zusehern bei der von Neil Patrick Harris moderierten Verleihung einen Rückgang von 18 Prozent gegenüber 2014 hinnehmen. Der mit Spannung erwartete, von Kritikern gefeierte Eröffnungsmonolog des afroamerikanischen Komikers Chris Rock sowie der erste Oscar für Leonardo DiCaprio konnten den Abstieg jedenfalls nicht verhindern. Der Favoritensieg von DiCaprio als bester Hauptdarsteller bei seiner fünften Schauspiel-Nominierung war immerhin laut Twitter der am meisten getweetete Oscar-Moment der Geschichte. 440.000 Tweets wurden pro Minute zu dem Thema abgesetzt; insgesamt 24,2 Mio. Tweets drehten sich im Laufe der Nacht um die Gala. Im ORF waren zwischen drei und sechs Uhr morgens durchschnittlich 52.000 Menschen vor den Fernsehern dabei (Marktanteil 19 Prozent).
Etat
"Alpine Klangskulptur": Schweizer Künstler arbeiten an Echoarchiv Alpinisten oder Hüttenwarte sollen mithilfe einer App den Aufbau von Echotopos unterstützen – Neue Echos sollen verifiziert und mit Spezialmikrophonen aufgezeichnet werden Bern – Den ganz eigenen Klang der Berge will ein Schweizer Künstlerkollektiv einfangen: Die in Basel beheimatete Gruppe Idee und Klang versucht aktuell, ein Archiv von Schweizer Echos anzulegen. Gelingen soll dies mittels einer App, mit der Alpinisten, Hüttenwarte oder Wanderer Echos aufnehmen und auf die Seite www.echotopos.ch hochladen können. Dort werden sie mittels GPS auf einer Karte verzeichnet. Auch eine spätere Eingabe am Computer sei möglich, wie auf der Internetseite mitgeteilt wird. Ist ein neues Echo gemeldet, wollen die Soundspezialisten von Idee und Klang dieses verifizieren, den Klang mit Spezialmikrophonen aufzeichnen und den Ort foto- und videografisch erfassen. Dann wird das Echo mit Bild und Ton sowie einer Wegbeschreibung online gestellt. Im Echo begegnen wir uns selbst und auch einem Stück authentischer Heimat, heißt es bei Echotopos. Weiters ist dort auch zu erfahren, wie ein Echo entsteht, wie es sich physikalisch verhält, was zu beachten ist, wenn man selbst ein Echo erhalten will oder wie das Wetter ein Echo beeinflusst. Auch andere akustische Phänomene, wie sie etwa bei Staumauern oder in Tunnels entstehen, sollen erfasst werden. Bergkirchen oder das Glockengeläut auf Kuhweiden sollen ebenso im Archiv einen Platz finden. Das Projekt steht unter der künstlerischen Leitung des Musikers, Sängers und Jodlers Christian Zehnder vom Duo Stimmhorn. Die Klangkünstler von Idee und Klang wollen damit den Klangraum von Alpen und Jura vermessen und schließlich eine alpine Klangskulptur erschaffen.
Kultur
Rundfunkgebühr: Neue Fragen, neue Streitfälle A1 TV als Mittelding zwischen Internet und Kabel. Und: Warum müssen Offliner für ORF On zahlen?, fragen Medienjuristen Wien – Eine ewige Streitfrage zu den Rundfunkgebühren hat der Verwaltungsgerichtshof geklärt: Computer am Breitbandnetz können zwar Radio- und Fernsehprogramme empfangen, sind aber kein Rundfunkempfangsgerät. Doch die nächsten Gebührenfragen warten schon. Die Höchstrichter schließen aus EU-Richtlinien und österreichischen Gesetzen: Internetbasiertes Livestreaming von TV-Kanälen ist durchaus Fernsehprogramm, es erfüllt aber nicht den Begriff des Rundfunks – an den der Verwaltungsgerichtshof die Gebührenpflicht knüpft. Rundfunk wird ausgestrahlt, über Antenne, über Satellit oder Kabelnetz. Das regt die juristische Fantasie an für die nächsten Streitfälle: A1 TV verbreitet zeitgleich Programme, basiert aber auf dem Internetprotokoll. Zugleich unterliegt A1 TV gleichen Vorgaben wie Kabelnetze – auch dort müssen österreichische Programme eingespeist werden, vor allem jene des ORF, und der ORF muss seine Programme dafür zur Verfügung stellen. Die Fantasie sehr sachkundiger Rundfunkjuristen reicht weiter – etwa zur Frage: Ist es womöglich unsachlich, dass auch Menschen, die keinen Internetzugang haben, die volle Rundfunkgebühr zahlen – und damit auch die Onlineangebote des ORF mitfinanzieren? Laut Austrian Internet Monitor über das erste Quartal 2015 nutzen 84 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher das Internet. Es gibt sie noch, die Offliner.
Etat
Alle "Tribes"-Spiele als Gratis-Download veröffentlicht Sechs Titel zum Jubiläum herunterladbar – inklusive "Earthsiege"-Titel aus 1994 und 1996 Gute Neuigkeiten für Action-Freunde. Hi-rez Studios, die Entwickler der Tribes-Reihe haben sämtliche Titel des Franchise anlässlich seines 21-jährigen Jubiläums kostenlos zum Download verfügung gestellt. Die Games können über die Website Tribes Universe bezogen werden und liegen je nach Titel entweder als ISO-Image oder ZIP-Archiv vor. Das Angebot umfasst auch die Mech-Games Earthsiege und Earthsiege 2. Die Oldies wurden in den Jahren 1994 und 1996 veröffentlicht. Auch schon 17 Jahre alt ist Starsiege: Tribes aus 1998. Der Shooter trug erstmals den ab dann verwendeten Tribes-Namenszug. Die sechs Games werden von Tribes 2 (2001), Tribes: Aerial Assault (2002) und Tribes: Vengeance (2004) komplettiert. Gelistet wird auch das 2012 veröffentlichte Tribes: Ascend. Allerdings handelt es sich dabei um einen Free2Play-Titel, der ohnehin seit Erscheinen gratis spielbar ist.
Web
"Room": Eingesperrt in der Zweisamkeit Lenny Abrahamsons Filmdrama erkundet eine Mutter-Sohn-Beziehung unter den erschwerten Bedingungen der Gefangenschaft. Hauptdarstellerin Brie Larson wurde für ihre Darstellung mit einem Oscar ausgezeichnet Wien – Die Welt reicht nur so weit, wie man sehen kann. Für den fünfjährigen Jack (Jacob Tremblay) und seine Mutter Joy (Brie Larson) beschränkt sie sich auf wenige Quadratmeter. Ein Fenster geht oben hinaus. An einem so eng bemessenen Ort sind selbst ein Stuhl, ein Herd, das Klo oder ein Waschbecken nicht nur Dinge mit Funktionen, sondern verfügen über Persönlichkeit. Guten Morgen, Pflanze! Was außerhalb der vier Wände liegt, ist für den kleinen Buben nicht existent. Unwirklich wie alles, was er aus dem Fernseher kennt. Lenny Abrahamsons Room beschreibt kein theoretisches Szenario, wie man nach dieser Beschreibung vielleicht meinen könnte, sondern ein Gewaltverbrechen, das an den Fall F. denken lässt. Nach dem Bestseller der Kanadierin Emma Donoghue, die ihr Buch selbst adaptiert hat, lotet der Film das Miteinander einer Mutter und eines Kindes in einer Ausnahmesituation aus. Dei beiden formen eine Einheit auf allerengstem Raum. Dass sie überhaupt weiterleben können und so etwas wie einen Alltag haben, liegt daran, dass sie füreinander die ganze Welt bedeuten. Jack hat niemals einen anderen Ort gesehen, so viel wird im Film schon zu dem Zeitpunkt klar, als es um seine Geburtstagsfeier geht. Warum dem so ist, erzählt der irische Filmemacher jedoch nicht als Thriller, der spannungsvoll zu einer Offenbarung strebt, sondern als entrückte, schiefe Normalität innerhalb eines Albtraumsettings. Der Täter lässt in Room nicht lange auf sich warten. Jede Nacht besucht er seine kleine Familie. Dann muss Jack in den Schrank und sieht von dort nur Schemen durch die Jalousien. Während das Buch über die Sprache eine subjektive Wahrnehmung ausgestalten kann – es ist als Ich-Erzählung des Buben verfasst -, muss der Film notgedrungen eine objektivere Position einnehmen. Die Verschiebung ist auch im Vergleich zu Markus Schleinzers Michael aufschlussreich, der sich nüchtern-protokollarisch des Verhältnisses von Entführer und Opfer annahm. In Room liegt der Angelpunkt dagegen eindeutig im emotionellen Bereich: in einer alles Böse überstrahlenden Innigkeit, die auch durch gelegentliche Verzweiflungs- und Wutanfälle nicht erschüttert werden kann. Die äußere Bedrohung hat das Band zwischen den beiden nur noch gefestigt. Die Musik ist an manchen Stellen mit ihrem Nachdruck schon zu viel. Abrahamsons Ausrichtung verlegt den Akzent auf den schauspielerische Bereich, dem sein Film Kraft und Dringlichkeit verdankt. Brie Larson hat schon in dem US-Independent-Film Short Term 12 in der Rolle einer Sozialarbeiterin gezeigt, dass sie sich auf kämpferische Charaktere versteht. Als Ma erklimmt sie nun noch größere Höhen an Intensität, ohne in den stilleren Momenten zu enttäuschen – es ist eine Arbeitsrolle, die für Auszeichnungen wie den Oscar wie gemacht erscheint. Besonders faszinierend ist es jedoch, dem jungen Jacob Tremblay zuzusehen, wie er sich an die plötzliche Verwandlung seiner vertrauten Umwelt anpasst. Room spielt nämlich nicht nur in einem einzigen Raum, sondern lebt wesentlich davon, zwei sehr unterschiedliche Teile aufeinander zu beziehen. Der Clou daran ist, dass keine Freiheit grenzenlos ist: Sie weist das Erfordernis menschlichen Austauschs auf, eine Herausforderung, die man erst bewältigen muss. Zu zweit, so seltsam das sein mag, war es für Jack und Joy einfacher, da sie weniger Menschen beurteilt haben. Abrahamson macht dieses Gefälle auch visuell deutlich: Das Gefängnis filmt er in Breitwandbildern, in denen der Raum zwischen den Körpern ganz flach wird. Die Außenwelt dagegen wirkt viel zu groß. Eine zu hell ausgeleuchtete Welt, in der man fast schon zu viel sehen kann.
Kultur
Wien-Wahl: Stenzel entscheidet über Antritt Aufregung über Terminkollision mit FPÖ: Strache informiert zur selben Zeit am selben Ort über freiheitliche Wien-Liste Wien – Lange hat Ursula Stenzel ihre Entscheidung hinausgezögert. Am Dienstagvormittag wird die von der ÖVP geschasste Bezirksvorsteherin im Ersten Bezirk bekanntgeben, ob sie erneut zur Wien-Wahl antritt – oder sich von der politischen Bühne verabschiedet. Beobachter rechnen mit einer Kandidatur mit eigener Liste. Die Einladung zur Pressekonferenz lässt diese, aber auch eine andere Schlussfolgerung zu: Thema: Begegnungszone Innere Stadt & Wien-Wahl 2015. Rein organisatorisch stellt ein Antritt mit eigener Liste keine riesige Hürde dar: Bis 4. September, 13 Uhr, braucht Stenzel 50 Unterstützungserklärungen von Anrainern. Der Kostenbeitrag für die Kandidatur im Bezirk beträgt 72,67 Euro. Tritt Stenzel an, könnte die ÖVP bei der Wahl am 11. Oktober den Bezirksvorsteherposten in der an Einwohnern armen, aber an Prestige reichen City verlieren. Entsprechende Angebote der Stadt-ÖVP, sie nach ihrer Ausbootung wieder ins Boot zu holen, schlugen nach Angaben von ÖVP-Politikern fehl. Seit Wochen habe es zwischen Stenzel und der Parteispitze keinen direkten Kontakt mehr gegeben. Für Aufregung sorgte am Montag die Tatsache, dass neben Stenzel auch die FPÖ mit Heinz-Christian Strache zu einem Pressegespräch in die Sky-Bar lud. Beide Termine finden um 9.30 Uhr und im gleichen Stockwerk statt. Dass Stenzel zur FPÖ überlaufen könnte, wurde von den Freiheitlichen dementiert. Die Terminkollision sei reiner Zufall, heißt es auf STANDARD-Anfrage aus dem Büro von Strache.
Inland
"Batman: Arkham Knight": Hersteller wusste offenbar seit Monaten von den PC-Problemen Insider erheben schwere Anschuldigungen gegen Warner Bros. Warner Bros. wusste offenbar schon seit einigen Monaten über den mangelhaften Zustand der PC-Version von Batman: Arkham Knight Bescheid und entschied sich dennoch, das Spiel zu veröffentlichen. Dies sollen zumindest gleich mehrere mit der Produktion vertraute Quellen der Branchenseite Kotaku verraten haben. Einige davon seien direkt an der Qualitätssicherung beteiligt gewesen. Dabei hätte der Herausgeber einen klaren Fokus auf die Konsolenfassungen für PS4 und XBO gelegt. Von 100 QA-Testern seien lediglich zehn auf die PC-Portierung angesetzt worden. Batman: Arkham Knight für PC war zum Marktstart derart fehlerhaft, dass Herausgeber Warner Bros. sie aufgrund massenhafter Kundenbeschwerden vorläufig wieder aus dem Handel nehmen musste. Wir entschuldigen uns bei all jenen, die Probleme mit Batman: Arkham Knight auf PC verzeichnen. Wir nehmen diese Beschwerden sehr ernst und haben uns deshalb dazu entschieden, den Verkauf der PC-Version einzustellen, um die Probleme zu bereinigen und unseren Qualitätsstandards zu entsprechen, hieß es damals in einer offiziellen Stellungnahme. Laut dem Insider-Bericht scheint der Hersteller allerdings weniger Rücksicht auf potenzielle Probleme für PC-Kunden genommen zu haben. Es ist ganz schön unverschämt von Warner Bros. so zu tun, als hätten sie keine Ahnung gehabt, dass (das Spiel) sich in einem derart schlechten Zustand befand, sagt einer der Tester. Es war seit Monaten so und alle Probleme, die wir jetzt sehen, waren schon vor fast einem Jahr die gleichen. Dass Warner Bros. die ursprünglich für Ende 2014 vorgesehene Veröffentlichung auf Junis 2015 verschieben musste, scheint auch auf Schwierigkeiten mit der Konsolenentwicklung zu tun gehabt zu haben. Für Monate war es unmöglich, es auf den Konsolen zum Laufen zu bringen. Die Anstrengungen hätten sich schlussendlich zumindest für die Konsolenfassung gelohnt: Auf PS4 und XBO ist Batman: Arkham Knight bisher vielfach für seine Produktionsqualitäten gelobt worden. Dass die Probleme der PC-Version nicht mehr vor dem Marktstart bereinigt werden konnten, sei dem Umfang des Spiels zuzuschreiben. Manche unserer Tester machten mehr als 100 Bugs pro Tag aus, so ein Insider gegenüber Kotaku. Die Entwickler haben gerichtet, was sie konnten, doch sie mussten gleichzeitig das Spiel fertigstellen, weshalb alles sehr schleppend voran ging. Korrumpiert wurde die Fehlerbereinigung schließlich auch dadurch, dass das gesamte Game bei einer Auflösung von 720p von den QA-Testern geprüft wurde. Dadurch seien Performanceprobleme bei höheren Auflösungen erst gar nicht aufgefallen. Dass die wenigen für die PC-Fassung bestellten Tester überfordert waren, sei offensichtlich gewesen. Dennoch hatte sich Warner Bros. aus Angst vor Leaks dagegen entschieden, zusätzlich externe Tester hinzu zu ziehen. Es ist unterdessen nicht das erste Mal, dass Warner einen mangelhaften PC-Port veröffentlicht hat. Schon bei Batman: Arkham Origins monierten PC-Spieler zahlreiche technische Fehler.
Web
"Rust": Geschlechterzwang sorgt für Spieleransturm Trotz heftiger Reaktionen auf willkürliche Geschlechterzuteilung gab es Anstieg bei Verkaufszahlen Seit kurzer Zeit können sich Spieler das Geschlecht in dem Survival-Game Rust nicht mehr selbst aussuchen. Bei der Charaktererstellung wird es ihnen ebenso wie Hautfarbe oder sogar Penislänge basierend auf ihrer Steam-ID zugeteilt, ohne dass sich Änderungen durch den Spieler vornehmen lassen können. Obwohl es nach der Änderung extreme Reaktionen von verärgerten Usern gab, scheinen diese nur von einem kleinen Teil der Fanbase gekommen zu sein. Denn neben der Anzahl der Verkäufe stieg auch die Zahl der aktiven Spieler stark an. Größtenteils dürfte die Änderung gut bei den Spielern angekommen sein oder sie zumindest neugierig gemacht haben. Denn wie Entwickler Garry Newman auf Twitter verkündete, stiegen die Verkäufe mit der Einführung der aufgezwungenen Geschlechtermodelle um 74 Prozent. Bei Linux-Versionen stieg die Anzahl sogar von vier auf sieben Verkäufe pro Tag. Rust sales grew 74% when we added female models with forced gender pic.twitter.com/oOo10gTVc2 Newman meint, dass dieser Anstieg kein Zufall wäre und von bisherigen Tendenzen abweicht. Außerdem hätte sich auch die Anzahl der auf den Servern aktiven Spieler stark erhöht, was er für ein noch wichtigeres Zeichen hält. @garrynewman More importantly, player counts have also grown - which is the opposite of what many said would happen. pic.twitter.com/cbdJ6u5rHF Newman ortet daher Unterstützung für den Geschlechterzwang, obwohl er eingesteht, dass diese Zuwächse natürlich zu einem großen Teil durch die Medienaufmerksamkeit zustande gekommen seien. Als die Änderung unlängst eingeführt wurde, hatte es erboste Reaktionen von Spielern gegeben, die mit einem nicht selbst gewählten Geschlecht ihres Charakters Probleme hatten. Dabei meldeten sich vor allem Männer, die es als Problem sahen, als Frau spielen zu müssen, aber auch Frauen, die die weiblichen Geschlechtermodelle nicht nutzen konnten, zu Wort.
Web
Steuerriegel für Künstler, Sportler und Vorstände Steuersparmodelle von Künstlern, Sportlern und anderen Berufsgruppen über Zwischen-GmbHs werden gekippt Wien – Finanzminister Hans Jörg Schelling will eine weitere steuerliche Lücke schließen. Künstlern, Sportlern, Wissenschaftern, Schriftstellern und Vorständen und Geschäftsführern werden Einkünfte künftig auch dann persönlich zugerechnet, wenn sie die Leistungen über eine Kapitalgesellschaft erbringen. Das hat zur Folge, dass die Personen der Einkommensteuer unterliegen und Sozialbeiträge abführen müssen. Während der Plan laut Finanzministerium nur eine gesetzliche Verankerung der bisherigen Praxis der Steuerbehörden darstellt, sehen das andere Berufsgruppen anders. Die Versagung der GmbH für bestimmte Berufsgruppen ist verfassungsrechtlich bedenklich, hält die Kammer der Wirtschaftstreuhänder fest. Die Diskriminierung sei sachlich nicht gerechtfertigt. Konsequent weitergedacht könnte man dann gleich höhere Steuertarife für bestimmte Branchen erstellen, von denen man (aus ideologischen Gründen) eine höhere Abgabenleistung einfordert, meint die Kammer in ihrer Stellungnahme. Ganz ähnlich sehen das die Rechtsanwälte und die Wirtschaftskammer. Das Finanzministerium sah sich nach einem Erkenntnis des Verwaltungsgerichtshofs zum Handeln veranlasst. Das Höchstgericht hatte im Vorjahr die per Einkommensteuerrichtlinie erlassenen Regelungen als zu eng angesehen. Sukkus: Es kann sehr wohl außersteuerliche Gründe geben, die die Zwischenschaltung einer GmbH rechtfertigen können. Anders ausgedrückt: Wenn kein steuerlicher Missbrauch vorliegt, muss die Konstruktion anerkannt werden. Anlassfall war ein Vertrag, laut dem die Geschäftsführer einer GmbH von einer anderen Gesellschaft zur Verfügung gestellt werden. Der VwGH hat dabei keine endgültige Entscheidung gefällt, sondern nur die Leitplanken eingeschlagen. Im konkreten Fall muss das Bundesfinanzgericht prüfen, ob ein Missbrauch oder Scheingeschäft vorliegt. Am Rande erwähnt sei, dass die Causa Karl-Heinz Grasser in seinem Finanzstrafverfahren in die Hände spielen könnte. Der Ex-Finanzminister hat seine Meinl-Provisionen über zahlreiche Zwischengesellschaften und Stiftungen eingestreift. Höchstpersönliche Leistungen seien das, schlussfolgert die Finanz, und somit von Grasser direkt zu versteuern. Der frühere Politiker erachtet den VwGH-Spruch hingegen als Rückenwind für seine Argumentation. Kein Problem hat der Steuerrechtsexperte Werner Doralt mit dem Entwurf. Es stehe dem Gesetzgeber frei, derartige Regelungen vorzunehmen, sagt er zum Standard. Es dirigiert ja auch nicht die Harnoncourt GmbH, sondern Nikolaus Harnoncourt. (Der laut Firmenbuch keine Gesellschaft innehat.) (Andreas Schnauder, 12.11.2015)
Wirtschaft
Peugeot fährt in die schwarzen Zahlen Der französische Autobauer macht seit Jahren wieder einen Gewinn. In China wächst der Absatz aber nur mehr langsam Paris – Peugeot hat in der ersten Jahreshälfte erstmals seit vier Jahren wieder einen Gewinn eingefahren. Damit ist der Konzern bei der Sanierung seinen selbst gesteckten Zielen voraus. Wie die Franzosen am Mittwoch mitteilten, sorgten der schwache Euro und gesunkene Rohstoffkosten für Rückenwind. Allerdings werde das Geschäftsumfeld rauer. In China rechnet der VW-Rivale nur noch mit einem Wachstum von drei Prozent. Das Unternehmen erzielte in den ersten sechs Monaten einen Nettogewinn von 571 Millionen Euro, nachdem zuvor noch ein Minus von 114 Millionen in den Büchern gestanden hatte. Der Umsatz legte in dem Zeitraum um 6,9 Prozent auf 28,9 Milliarden Euro zu. Die Aktien gewannen zu Handelsbeginn fast fünf Prozent. Peugeot ist traditionell stark abhängig vom europäischen Markt und hatte zuletzt von der wieder anziehenden Nachfrage in Europa profitiert. Die Krise des europäischen Automarktes überlebte Peugeot dank einer Kapitalerhöhung, die den französischen Staat und den chinesischen Hersteller Dongfeng zu Großaktionären machten.
Wirtschaft
Landeshauptmann-Wahl mit Nebengeräuschen Hermann Schützenhöfer wird am Dienstag zum Landeshauptmann gewählt - "Es gibt nur eine Abstimmung" Graz - Ganz verdaut ist die Sache noch immer nicht. Der politische Winkelzug des Franz Voves, seinem ÖVP-Stellvertreter Hermann Schützenhöfer die gesamte nächste Legislaturperiode als Landeshauptmann zu überlassen, sorgt nach wie vor für angeregte Diskussionen in der SPÖ. Zumal jetzt auch ventiliert wird, der nunmehrige Ex-SPÖ-Landeshauptmann habe auch mit einem gewissen Rachegedanken gehandelt, weil die Funktionäre im Wahlkampf für ihn nicht wie erwünscht gerannt seien. Jedenfalls: Trotz anhaltender Irritationen in der SPÖ dürfte einer Wahl von Hermann Schützenhöfer morgen, Dienstag, zum neuen Landeshauptmann nichts im Wege stehen. Grüne, KPÖ und wohl auch die FPÖ werden die neue Regierung zwar nicht wählen, SPÖ und ÖVP verfügen jedoch zusammen über 29 Abgeordnete. 25 Stimmen sind für die Wahl notwendig, da sich der neue Landtag aus 48 statt bisher 56 Abgeordneten zusammengesetzt. Brisant hätte es vielleicht werden können, wenn Schützenhöfer ad personam zur Wahl gestanden wäre. Dann hätte womöglich der eine oder andere SPÖ-Abgeordneter in geheimer Wahl seinen Unmut über den Verlust des Landeshauptmannes geäußert. Mit der Abschaffung des Proporzes wurde aber auch Geschäftsordnung geändert und so werden nun der ÖVP-Landeshauptmann sein SPÖ-Stellvertreter Michael Schickhofer sowie alle Regierungsmitglieder von SPÖ und ÖVP en bloc gewählt. Es gibt nur eine Abstimmung, sagt Landtagsdirektor Maximilian Weiss. Für die politische Galerie wird interessant sein, ob vielleicht einer oder zwei aus der SPÖ-Landtagsriege die Zustimmung zur neuen Regierung verweigern. So wie die Grünen. Klubchef Lambert Schönleitner: Weder die Art und Weise, wie die Regierung Schützenhöfer-Schickhofer zustande gekommen ist, noch das schwarzrote Regierungsprogramm rechtfertigen einen grünen Vertrauensvorschuss. Ein Nein kommt auch von der KPÖ, wegen der Erfahrungen in der letzten Periode, heißt es. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir dieser Regierung wählen, sagt auch Noch-FPÖ-Klubchef Hannes Amesbauer. Ihn löst FPÖ-Spitzenkandidat Mario Kunasek ab.
Inland
4 Zoll, 420 Euro: Chinesischer Mobilfunker verrät iPhone 7c Interne Daten aus Präsentation heizen Gerüchte um kleines iPhone wieder an Dass Apple mit einem kleinen, günstigen iPhone die Smartphone-Verkäufe ankurbeln (und viele Kunden sehr glücklich) machen könnte, steht außer Frage. Ein Blick auf aktuelle Flaggschiffmjodelle unterschiedlichster Hersteller zeigt, dass Größe über alles geht – dabei wollen viele Nutzer ein kleines Gerät, das locker in Hosen- oder Handtaschen passt. Seit dem iPhone 5c sind mittlerweile mehr als zwei Jahre vergangen, ein kleines iPhone in den nächsten Monate gilt als sicher. Der chinesische (staatliche) Mobilfunker China Mobile hat nun die Gerüchteküche ordentlich zum Dampfen gebracht: Auf einer internen Folie nennt der Telekomkonzern ein iPhone 7c, das nächsten April in den Handel kommen soll. Dazu soll ein Mitarbeiter von Zulieferer Foxonn berichtet haben, dass der Verkaufspreis des rund vier Zoll großen iPhones umgerechnet 420 Euro betragen soll. Vorgestellt soll das Gerät gemeinsam mit einer Apple Watch 2 werden, womöglich im März. China Mobile ist der erste große Mobilfunker weltweit, der offiziell von einem iPhone 7c spricht. Warum das kleinere iPhone – bleibt es bei diesem Gerätenamen – schon zur nächsten, siebten Generation gezählt wird, ist allerdings unklar. Allerdings könnte durch diesen Marketingeffekt ein zusätzlicher Verkaufsboom eintreten.
Web
Wichtiger Al-Kaida-Kommandeur im Jemen getötet Neun Tote bei zwei Angriffen Aden – Bei einem US-Drohnenangriff im Süden des Jemen ist ein wichtiger Al-Kaida-Kommandant nach Angaben seiner Familie getötet worden. Ein Angehöriger sagte am Donnerstag, Jalal Belaidi, alias Abu Hamza, sei bei dem Angriff in der Gegend von Maraqesha in der Provinz Abyane zusammen mit zwei seiner Leibwächter getötet worden. Belaidi war ein wichtiger Kommandant von Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (Aqap). Bei einem zweiten US-Drohnenangriff in der Provinz Shabwa am Mittwochabend wurden sechs Al-Kaida-Kämpfer getötet, wie ein Vertreter der Sicherheitskräfte bekannt gab. Demnach feuerte das unbemannte Flugzeug eine Rakete auf ein Fahrzeug in der Gegend von Rodhum ab. Die US-Streitkräfte sind die einzigen, die in der Region über Drohnen verfügen. Berichte über Angriffe werden vom Pentagon aber nicht bestätigt. Al-Kaida hatte in den vergangenen Monaten den Konflikt zwischen den Regierungstruppen und den schiitischen Houthi-Rebellen genutzt, um seine Macht im Süden des Landes auszuweiten. Die islamistischen Rebellengruppen eroberten erst vor wenigen Tagen die Stadt Assan in der Provinz Schabwa. Sie kontrollieren zudem die Provinzhauptstadt Sinjibar in Abyane und die nahegelegene Stadt Jaar.
International
Nationalbank: Investoren bleiben Österreich fern Passive Direktinvestitionen sind laut OeNB heuer im ersten Halbjahr mit nur 2,9 Milliarden Euro "äußerst schwach" Wien – Das Interesse von Investoren an Österreich ist heuer im ersten Halbjahr gesunken. Mit nur 2,9 Mrd. Euro hätten sich die passiven Direktinvestitionen äußerst schwach entwickelt, teilte die Oesterreichische Nationalbank heute, Dienstag, mit. Ausländische Investoren zogen laut OeNB rund 150 Mio. Euro an Eigenkapital ab – ein Vorgang der im ersten Halbjahr 2014 zum ersten Mal aufgetreten sei. Auch das Volumen konzerninterner Kredite wurde den Angaben zufolge um 300 Mio. Euro zurückgefahren. Das positive Gesamtergebnis beruht daher ausschließlich auf einem Verzicht auf Gewinnausschüttungen, so die OeNB. Ausländische Investoren hätten heuer zwischen Jänner und Juni weniger als 2 Mrd. Euro an Dividenden bekommen – um 1 Mrd. Euro weniger als im Vergleichszeitraum 2014 und weniger als die Hälfte des ersten Halbjahres 2013. Die aktiven Direktinvestitionen österreichischer Investoren beliefen sich heuer in den ersten sechs Monaten auf 6,4 Mrd. Euro. Dieser relativ hohe Wert sei jedoch vorwiegend Ausdruck weitreichender Restrukturierungs- und Sanierungsmaßnahmen des österreichischen Bankensektors in Ost- und Südosteuropa, betonte die Nationalbank. Als größten Einzelfall nannte die OeNB die Bank Austria, die ihren Anteil an der rumänischen Vollbank-Tochter Tiriac von 50,6 auf rund 96 Prozent fast verdoppelt habe. Gleichzeitig habe der Bank Eigenkapital zugeschossen werden müssen, um deren Verkauf zu ermöglichen. Von den 6,4 Mrd. Euro an aktiven Direktinvestitionen entfielen 2,5 Mrd. Euro auf Eigenkapital und jeweils knapp 2 Mrd. Euro auf die Gewährung konzerninterner Kredite bzw. auf reinvestierte Gewinne. Deren Höhe sei die Folge auffallend geringer Dividendenausschüttungen. Seit 2011 wurden im ersten Halbjahr laut OeNB stets rund 5,5 Mrd. Euro ausgeschüttet, heuer waren es aber weniger als 4 Mrd. Euro.
Wirtschaft
Verwirrung um Raketentest im Iran Verteidigungsminister dementiert Angaben eines Kommandanten – Politischer Machtkampf möglich Teheran – Verwirrung um einen Raketentest im Iran: Verteidigungsminister Hussein Dehghan hat Angaben dementiert, es sei eine verbesserte Version einer Mittelstreckenrakete getestet worden. Solch einen Test haben wir nicht vorgenommen, sagte der Minister am Montagabend der Nachrichtenagentur Isna. Den Test hatte die Nachrichtenagentur Tasnim zuvor nach Angaben eines hochrangigen Armeekommandanten gemeldet. Ali Abdullah hatte Tasnim mitgeteilt, dass die vor zwei Wochen getestete Rakete eine Reichweite von 2000 Kilometern habe und noch treffgenauer als die Vorgängermodelle sei. Die Raketentests sind nach Einschätzung aller Fraktionen im Iran legitim und mit Blick auf militärische Drohungen Israels und der USA sogar notwendig. Der moderate Präsident Hassan Rohani will deshalb aber nicht die durch das Atomabkommen verbesserten Beziehungen mit dem Westen aufs Spiel setzen. Die Raketentests könnten auch den wirtschaftlichen Aufschwung mittels ausländischer Investitionen gefährden, den Rohani versprochen hat. Den Hardlinern und einigen Generälen im Land käme dies hingegen gelegen. Zuletzt hatte es immer wieder Meldungen gegeben, wonach sich seit den Parlamentswahlen im Iran der Machtkampf zwischen den beiden Lagern zugespitzt hätte. Diese hatten die Reformer um Rohani hoch gewonnen. Angaben zu Raketentests können im Iran meistens nicht unabhängig überprüft werden, da sie alle ohne neutrale Beobachter stattfinden. Im Westen bestand immer die Sorge, der Iran könnte mit seinen Shahab-3-Raketen, die eine Reichweite von 2000 Kilometern haben sollen, seinen Erzfeind Israel angreifen. Präsident Rohani betonte jedoch mehrfach, der Iran wolle gegen kein Land in der Region vorgehen und das Militärpotenzial diene nur der Verteidigung. Die Befürchtungen nahmen nach der Umsetzung des Atomabkommens Mitte Jänner zwischen dem Iran und dem Westen zwar ab. Trotzdem gab es im März erneut heftige Diskussionen: Auf zwei der von den Revolutionsgarden getesteten Mittelstreckenraketen stand auf Hebräisch Israel muss ausradiert werden.
International
Der Jailbreak für iOS 8.3 ist da Neue Version von TaiG veröffentlicht – Derzeit noch Probleme mit Cydia Substrate, Update soll folgen Allen Bemühungen von Apple zum Trotz: Auch die aktuellste Version des mobilen Betriebssystems wurde nun wieder geknackt. Die chinesische Entwicklergruppe TaiG hat eine erste Version ihres Jailbreak-Tools für iOS 8.3 veröffentlicht. Wie gewohnt lassen sich damit diverse Herstellerbeschränkungen aushebeln, allen voran ermöglicht der Jailbreak die nachträgliche Installation von Programmen jenseits des App Stores. Die neue Version ist wieder untethered, übersteht also auch einen Neustart des Geräts. Schnell nach der Veröffentlichung hat sich gezeigt, dass die aktuelle Ausgabe des Jailbreaks noch Probleme mit Cydia Substrate hat. Die entsprechenden Fehler sollen allerdings mittlerweile behoben worden sein, ein Update für TaiG soll in den kommenden Stunden folgen.
Web
Updates für Surface Book und Pro 4 sollen Probleme beheben Nutzer klagen über zahlreiche Fehler bei den neuen Geräten Microsofts Surface Book hat mit mehreren Fehlern zu kämpfen, etwa Bluescreens oder einem hohen Stromverbrauch im Standby-Modus. Auch das Surface Po 4 wird von Problemen heimgesucht. Das hat dem Konzern unter dem Schlagwort Surfacegate viel Kritik eingebracht. Nun will Microsoft einige Fehler ausbügeln. Das Unternehmen hat Updates für das Surface Book und Pro 4 veröffentlicht, die das Power-Management und Intel-Treiber adressieren. Das kündigte Surface-Chef Panos Panay in einem Blogeintrag an. Die Firmware-Updates werden Nutzern über Windows Update zur Verfügung gestellt. Auf die scharfe Kritik an den Geräten, geht Panay in dem Eintrag allerdings nicht ein. Er schreibt lediglich, dass er Blogs, soziale Medien und Foren lese und für Microsoft das Feedback der Nutzer sehr wichtig sei. Man wolle die Surface-Produkte noch besser machen, heißt es. Weitere Aktualisierungen sollen folgen.
Web
Facebook-Aktion: Auch Bundespräsident gegen Fremdenhass Heinz Fischer nimmt Einladung von Skistar Marcel Hirscher an und richtet einen Appell an Österreichs Politiker Marcel Hirscher hat sich auf Facebook klar gegen Ausländerhass und Hetze ausgesprochen. In einem einminütigen Video erklärt der Skiweltmeister, dass er sich eigentlich nicht zu politischen Themen äußere, hier aber ein Zeichen setzen müsse. Es wird kälter und kälter, obwohl der Winter weit entfernt ist, so Hirscher. Er wolle zeigen, dass Mitgefühl in diesem Land eine breitere Mehrheit als der Hass habe. Darum sage ich: Say loud, say clear, refugees are welcome here, so Hirscher. Der Sportler hatte das Video im Rahmen der #ShowYourFaceChallenge aufgenommen. Dabei nominieren sich Menschen (wie bei der IceBucket Challenge) gegenseitig, ein Zeichen gegen Fremdenhass zu setzen. Hirscher war von Maschek-Kabarettist Peter Hörmanseder nominiert worden, Hirscher selbst möchte nun Videos von Bundespräsident Heinz Fischer, David Alaba sowie seinen Kollegen Aksel Lund Svindal, Felix Neureuther und Anna Fenninger sehen. Leute, ich wurde von Peter Hörmanseder, besser bekannt als eine Teil von Maschek, für die #showyourfacechallenge... Während sich in Deutschland zahlreiche Prominente – etwa das Comedy-Duo Joko und Klaas und der Schauspieler Til Schweiger – gegen Fremdenhass gestellt hatten, war es in Österreich eher ruhig geblieben. Nun scheint aber eine neue Welle der Solidarität durch das Land zu ziehen, an der sich auch Berühmtheiten beteiligen. Bundespräsident Heinz Fischer hat sich bereits in einem Youtube-Video zu Wort gemeldet. Er appelliert darin an die Bürgermeister, schneller und offener zu reagieren: (fsc, 3.9.2015)
Web
St. Pölten schlägt Wacker und ist Tabellenführer SKN überflügelt mit 1:0-Erfolg die Tiroler – Gartler schießt LASK in letzter Minute zu 2:1-Sieg gegen Klagenfurt – Lustenau enttäuscht Wien/Pasching – Der SKN St. Pölten bezwang am Freitagabend im Spitzenspiel der Ersten Liga Wacker Innsbruck mit 1:0 (1:0) und löst die Tiroler damit nach der 22. Runde als Tabellenführer ab. Die Niederösterreicher liegen nun zwei Punkte vor Wacker und deren vier vor dem LASK, der sich zuvor gegen Austria Klagenfurt in letzter Minute mit 2:1 durchgesetzt hatte. In weiteren Partien siegte Kapfenberg in Wiener Neustadt 3:1, Liefering fertige Austria Salzburg 4:0 ab und Austria Lustenau musste sich beim abgeschlagenen Schlusslicht FAC mit einem 1:1 begnügen. Es war das erwartet schwere Spiel, sprach Karl Daxbacher. Und meinte das Gipfeltreffen mit Wacker bei Nieselregen und tiefem Boden in St. Pölten. Nachdem die sechs Spiele dauernde Siegesserie seines Teams in der Vorwoche mit dem 2:4 gegen Austria Lustenau gerissen war, fand man schnell wieder in die Erfolgsspur zurück. Die ersten 30 Minuten in der NV-Arena waren von Mittelfeldgeplänkel ohne wesentliche Highlights geprägt. Für Bewegung sorgte allerdings der Treffer von David Stec, der in der 34. Minute einen Konter über die rechte Seite nach Pass von Manuel Hartl mustergültig vollendete. Nach der Pause setzte St. Pölten die Akzente und drängte auf das zweite Tor. In der 64. Minute vereitelte Wacker-Torhüter Pascal Grünwald aus fünf Metern eine Möglichkeit von Daniel Segovia, der Spanier hätte da für eine Vorentscheidung sorgen können. Die Vorstöße der Tiroler blieben in der zweiten Hälfte zaghaft. Die beste Chance ließ in der 70. Minute Christoph Freitag verstreichen, der nach Vorarbeit von Florian Jamnig knapp rechts vorbeischoss. St. Pölten hielt die offensiv zunehmend ratlosen Gäste auch in der Schlussphase in Schach und brachte die Führung ohne große Probleme über die Zeit. Die Linzer vergaben in der ersten Hälft beste Chancen. Mehrmals fanden die Schwarz-Weißen im starken Klagenfurter Goalie Filip Dmitrovic ihren Meister. Nach der Pause nütze Dominic Pürcher (57.) nach einem Corner eine Unachtsamkeit in der Abwehr des Favoriten und köpfelte die Austria in Führung. Danach spielten die Kärntner befreiter, hinten wie vorne gelang den Gästen plötzlich mehr. Während Klagenfurt noch das eine oder andere Mal gefährlich wurde, lief beim Tabellendritten aus immer weniger zusammen. Man schien am Ende des Lateins. Wie in der Vorwoche gegen Innsbruck stach dann in der Schlussphase erst der eingewechselte Joker Fabiano: In der 84. Minute vollendete der Brasilianer nach einem weiten Pass vom Fünfer zum Ausgleich. Über sechs Minuten ließ Schiedsrichter Christian-Petru Ciochirca dann nachspielen, Imbongo gelang ein mehr als brauchbarer Querpass in den Strafraum – und Goalgetter Gartler machte nach einigen vergebenen Chancen diesmal alles richtig und erzielte den Linzer Siegestreffer. Kapfenberg hingegen feierte gegen Wiener Neustadt den zweiten Sieg in Folge. Großen Anteil am Erfolg hatte Jorge Elias, der per Doppelpack (19., 46.) traf. Mit Joao Victor (61.) trug sich ein weiterer Brasilianer für die Obersteirer in die Schützenliste ein. Der zwischenzeitliche Anschlusstreffer der Niederösterreicher durch Julian Salomon (55.) war zu wenig. Die Lustenauer Austria konnte in Wien die frühe Führung des FAC durch Maximilian Entrup in der 26. Minute vom Elfmeterpunkt ausgleichen. Peter Haring ließ sich die Chance nicht nehmen. Danach hatten die Gäste leichtes Übergewicht, konnten dieses aber nicht in Tore ummünzen. Im Finish hatte gar das Schlusslicht noch die ein oder andere Gelegenheit, es blieb aber beim 1:1. Liefering ging in einem einseitigen Salzburg-Derby unmittelbar vor dem Pausenpfiff durch ein Eigentor von Andreas Bammer in Führung. Smail Prevljak (48., 61.) erhöhte nach Wiederbeginn mit einem Doppelschlag auf 3:0. Für den Schlusspunkt sorgte in der 82. Minute Rapfael Dwamena, der einen haarsträubenden Fehler von Austria-Torhüter Hidajet Hankic ausnütze. (APA, red – 11.3. 2016) Ergebnisse, 22. Runde: SKN St. Pölten – Wacker Innsbruck 1:0 (1:0) NV Arena, SR Lechner. Tor: Stec (34.) LASK Linz – Austria Klagenfurt 2:1 (0:0) Waldstadion Pasching, SR Ciochirca.Tore: Fabiano (84.), Gartler (96.) bzw. Pürcher (57.) SC Wr. Neustadt – Kapfenberger SV 1:3 (0:1) Stadion Wiener Neustadt, SR Jäger. Tore: Salamon (55.) bzw. Jorge Elias (19., 46.), Joao Victor (61.) FC Liefering – Austria Salzburg 4:0 (1:0) Red Bull Arena, SR Gishamer. Tore: Bammer (45+1./Eigentor), Prevljak (48., 61.), Dwamena (82.) FAC – SC Austria Lustenau 1:1 (1:1) FAC-Platz, SR Drachta. Tore: Entrup (12.) bzw. Haring (26./Elfmeter)
Sport
LeBron James führte Cavs nach Frust zum Sieg Superstar zerriss Ärmel des neuen Shirts nach Fehlwurf – Solider Saisonstart: Vierter Sieg im fünften Match New York – Frustriert von seiner schlechten Leistung hat Basketball-Superstar LeBron James am Mittwoch im NBA-Spiel der Cleveland Cavaliers zunächst die kurzen Ärmel seines Shirts aufgerissen, im Finish sein Team aber noch zum Sieg geführt. Elf seiner 23 Punkte erzielte James im vierten Viertel und hatte damit großen Anteil am 96:86-Erfolg über die New York Knicks. James ist kein Freund der engen, kurzärmeligen Shirts, über die er sich schon im März 2014 als Spieler der Miami Heat beklagt hatte. Am Mittwoch ließ er nach einem Fehlwurf seine Enttäuschung am Leibchen aus, das sein Team erstmals verwendete. Ich war einfach sehr frustriert, habe keinen Rhythmus gefunden und das Shirt war das einzige, das greifbar war. Ich konnte ja nichts mit meinem Gesicht machen, sagte James. Im Finish riss er sich selbst am Riemen und brachte sein Team auf die Siegerstraße. Sein erst zweiter erfolgreicher Drei-Punkte-Wurf der Saison bei 17 Versuchen bescherte den Cavs einen 87:79-Vorsprung. Nach dem vierten Erfolg im fünften Match sind die Cavaliers das zweitbeste Team der Eastern Conference hinter dem Toronto Raptors, die mit 103:98 gegen Oklahoma City auch ihr fünftes Spiel gewannen. Im Duell der einzigen zwei unbesiegten Teams im Westen setzten sich die Golden State Warriors mit 112:108 gegen die Los Angeles Clippers durch. Topscorer war Stephen Curry, der mit seinem siebenten erfolgreichen Drei-Punkte-Wurf 1:08 Minuten vor dem Ende auch den Erfolg sicherstellte. (APA, 5.11.2015) Mittwoch-Ergebnisse der National Basketball Association (NBA): Cleveland Cavaliers – New York Knicks 96:86, Golden State Warriors – Los Angeles Clippers 112:108, Oklahoma City Thunder – Toronto Raptors 98:103, Atlanta Hawks – Brooklyn Nets 101:87, Houston Rockets – Orlando Magic 119:114 n.V., Indiana Pacers – Boston Celtics 100:98, Washington Wizards – San Antonio Spurs 102:99, Milwaukee Bucks – Philadelphia 76ers 91:87, Phoenix Suns – Sacramento Kings 118:97, Utah Jazz – Portland Trail Blazers 92:108
Sport
Attacke auf Premier Vučić: EU fordert Untersuchung Mogherini und Ban verurteilten Angriff – Serbischer Premier reagierte gelassen Brüssel – Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini forderte eine Aufklärung des Angriffs auf den serbischen Regierungschef Aleksandar Vučić bei der Gedenkfeier zum 20. Jahrestag des Srebrenica-Völkermordes. Wir erwarten eine volle Untersuchung dieses Zwischenfalls durch die bosnischen Behörden, sagte Mogherini am Samstag. Auch UN-Generalsekretär Ban Ki-moon verurteilte den Vorfall. Dass Vučić, der die historische Entscheidung zur Teilnahme an der Gedenkfeier getroffen habe, diese nach Steinwürfen leicht verletzt verlassen musste, geht gegen den Geist von diesem Tag des Gedenkens, kritisierte Mogherini. Es zeigt, dass wir alle unsere Bemühungen verstärken müssen, den Hass zu überwinden, und Versöhnung in der ganzen Balkan-Region und darüber hinaus betreiben müssen, sagte die EU-Außenpolitikerin. Heute ist ein Tag der Versöhnung, der Würde und der Achtung. Die EU wird Bemühungen in diese Richtung weiter unterstützen. Vučić selbst ragierte gelassen: Meine Hand bleibt weiter ausgestreckt, sagte der Politiker am Samstag in Belgrad nach einer Sondersitzung der Regierung. Der Angriff sei nicht von den Angehörigen der Opfer im Bosnien-Krieg (1992-95) organisiert worden. Bei einer Pressekonferenz in Belgrad rief er erneut zur Versöhnung zwischen Serben und Bosniaken (Muslimen) auf. Der Ministerpräsident machte drei Gruppen von Fußball-Schlachtenbummlern für den Angriff verantwortlich, von welchen eine, die ihn allerdings nur beschimpft hatte, aus Serbien angereist sei. Der Aussage des serbischen Regierungschefs war zu entnehmen, dass der Angriff auf ihn gut organisiert gewesen sei. Beim Verlassen der Gedenkstätte von Potocari flogen Steine und andere Gegenstände gegen Vučić. Seine Brille wurde zerbrochen, er kam aber mit einer verletzten Lippe davon. Man habe Tötet Vučić und Tötet den Tschetnik gerufen, schilderte der Regierungschef bei der Pressekonferenz. Weiter versöhnungsbereit Zur Journalistenfrage, ob es sich um einen Attentatsversuch gehandelt habe, meinte Vučić: Sie wollten mich sicher nicht zum Mittag- oder Abendessen einladen. Meine Hand der Versöhnung mit den Bosniaken bleibt gestreckt, unterstrich Vučić ferner. Wir müssen mit den Bosniaken zusammenleben, sie werden meine Hand der Versöhnung akzeptieren, so der serbische Ministerpräsident. Der Bürgermeister von Srebrenica, Camil Durakovic, entschuldigte sich beim serbischen Ministerpräsidenten für den Angriff in Potocari. Er zeigte sich über den Zwischenfall tief enttäuscht, berichtete die serbische Presseagentur Tanjug. Vučić hat heute die Mutter von Srebrenica, Munira Subasic, umarmt, der Gedenkfeier für die Opfer beigewohnt und sich eine Blume von Srebrenica angesteckt, womit er zu zeigen versuchte, dass er mit unserer Trauer und dem Leiden mitfühlt, wurde Durakovic zitiert. Serbiens Innenminister Nebojsa Stefanovic hat den Zwischenfall als einen skandalösen Akt und als Mordversuch bezeichnet. Bosnien sei nicht dem Mindestmaß an seinen Pflichten im Hinblick auf die Sicherheit des serbischen Regierungschef nachgekommen, sagte Stefanovic. Er hatte am Freitag gewarnt, dass drei Fußballfangruppen, davon eine aus dem südwestserbischen Novi Pazar, bei der Gedenkfeier für Zwischenfälle sorgen dürften. Für die Sicherheit in Potocari war am Samstag die bosnisch-serbische Polizei zuständig. Srebrenica liegt seit dem Kriegsende in der kleineren bosnischen Entität.
International
EU-Regierungschefs planen Wende: "Balkanroute ist geschlossen" Beim EU-Gipfel soll die sofortige Beendigung des illegalen Stroms von Migranten und das Durchwinken bis Deutschland zur obersten Priorität erklärt werden Der EU-Sondergipfel mit der Türkei am Montag in Brüssel und ein anschließendes Treffen der 28 Staats- und Regierungschefs ohne den türkischen Premier Ahmed Davutoglu dürfte eine dramatische Wende in der bisherigen Politik bzw. im Umgang mit den Flüchtlingen und mit Migranten bringen. Das geht zumindest aus einer bisher noch geheimen Erklärung hervor, die Samstagabend zwischen den Regierungszentralen in den Hauptstädten abgestimmt wurde. In dem Papier, das dem STANDARD vorliegt, heißt es wörtlich: Der irreguläre Strom von Migranten entlang der Westbalkanroute geht zu Ende. Diese Route ist ab nun geschlossen. Die Schlusserklärung der EU-28 wird heute in Brüssel im Kreis der EU-Botschafter noch fein abgestimmt. Am Kern der Beschlüsse werde sich aber nichts mehr ändern, heißt es in Diplomatenkreisen. Viele der Maßnahmen, die sofort nach dem Treffen Zug um Zug umgesetzt werden, basieren auf Vereinbarungen, die mit der türkischen Seite abgeschlossen werden sollen. Trotz der Aufregungen um das Vorgehen der türkischen Regierung gegen eine Oppositionszeitung am Freitag, des Sturms der Redaktion durch Polizeieinheiten, geht man in Brüssel davon aus, dass Davutoglu am Montag erscheinen wird und die in den vergangenen Tagen ausgehandelten Agreements dann auch bestätigt werden. Kern dabei wird sein, dass die Türkei ab sofort bei der Kontrolle der EU-Außengrenzen in der Ägäis konstruktiv mitmacht und jene Migranten, die nicht auf Asyl in Europa hoffen können, im Zuge der Rückführung wieder aufnimmt. Geplant ist ein eigenes Rückführungsabkommen EU-Türkei, das ab 1. Juni in Kraft sein soll. Davor wird man auf Basis des bilateralen Abkommens von Griechenland operieren. Wie berichtet, soll auch der Aktionsplan EU-Türkei vorangetrieben werden. Die EU-Staaten verpflichten sich beim Sondergipfel dazu, das Resettlement – die direkte Übersiedlung syrischer Flüchtlinge aus der Türkei in EU-Staaten – zu beginnen. Was nun die Maßnahmen auf dem Gebiet der Union betrifft, beschreibt die Erklärung der Regierungschefs in eindringlichen Worten ein ganzes Bündel von Maßnahmen, die in den kommenden Wochen gesetzt werden sollen. Um die Folgen des Schließens der Balkanroute, den Stau von tausenden einströmenden Flüchtlingen aufzufangen, erklärt sich die EU bereit, das Äußerste zu tun, um Griechenland in diesem schwierigen Moment beizustehen. Es handele sich um eine kollektive Verantwortung der Gemeinschaft, die die schnelle und effiziente Mobilisierung aller verfügbaren Mittel erfordert, aber auch die Beiträge der Mitgliedstaaten. Der von der EU-Kommission vergangene Woche angeworfene Notfallplan für humanitäre Hilfe wird von den Regierungschefs vorbehaltlos unterstützt. Dafür sind 700 Millionen Euro vorgesehen, 300 Millionen im Jahr 2016. Der Ministerrat solle den Plan noch vor dem nächsten EU-Gipfel am 18. März beschließen und auf den Weg bringen, heißt es in der Erklärung. Gemeinsam mit allen bisher beschlossenen Maßnahmen könnten also in den kommenden Monaten gut eine Milliarde Euro von der EU in die Flüchtlingshilfe fließen. Das zweite große Thema ist die Sicherheit. Die EU wird über ihre Grenzschutzbehörde Frontex sofort weitere Beamte nach Griechenland schicken, die an den Grenzen zu Mazedonien und Albanien tätig sein werden. Auch sollen sie dafür sorgen, dass die Erstaufnahmezentren (Hotspots) in Griechenland funktionieren, wo die Flüchtlinge ersterfasst und für die Aufteilung an EU-Staaten vorbereitet werden, wo sie ordentliche Asylverfahren bekommen sollen. Bis 1. April spätestens sollen die EU-Staaten weitere, über bisherige Zusagen hinausgehende Beamte für Frontex zur Verfügung stellen. Europol soll den Kampf gegen Schmuggler verstärken. Beim März-Gipfel in zehn Tagen soll das Fortkommen evaluiert werden. Bis dahin hoffen die Regierungschefs gemäß ihrer Erklärung auch darauf, dass das bisher nicht in Gang gekommene Aufteilungsprogramm von 160.000 Flüchtlingen auf die Mitgliedstaaten funktioniert. Es ist offenbar mit Rücksicht auf unwillige Staaten in Osteuropa geplant, dass nicht alle Länder gleichzeitig mit der Relocation durchstarten müssen. Denn in dem Geheimpapier ist auch die Rede davon, dass manche Staaten aufgefordert sind, freiwillig höhere Quoten von Flüchtlingen anbieten können als vorgesehen. Auf jeden Fall müsse die Last für Griechenland gelindert werden, wenn weiter Migranten ins Land kommen. Schließlich will der EU-Gipfel dafür Sorge tragen, dass es bis Jahresende zu einem Zurück zu Schengen kommt. Bis dahin spätestens sollen gemäß den jüngsten Vorschlägen der EU-Kommission die Kontrollen an den Binnengrenzen, wie sie derzeit in acht Staaten durchgeführt werden, wieder der Vergangenheit angehören.
Panorama
Zuschauerzahl in Bundesliga leicht gestiegen 6.576 kamen im Schnitt, Rapid als Publikumshit – Zuwachs auch in Erster Liga Wien – Die Zuschauerzahl in der Fußball-Bundesliga ist in der abgelaufenen Saison im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. Wie die Liga am Dienstag meldete, betrug der Anstieg 6,7 Prozent. Demnach kamen 1.183.760 Zuschauer in die Stadien, im Schnitt fanden sich 6.576 Besucher pro Partie ein. 2013/14 lag der Schnitt noch bei 6.165 Fans pro Spiel. Die meisten Fans lockten heuer Vizemeister Rapid Wien, Sturm Graz und Meister Red Bull Salzburg in die Stadien. Diese drei Clubs haben mit ihrem Zuschauerschnitt die 10.000er-Marke überschritten. Rapid sogar sehr deutlich, die Hütteldorfer sind mit 16.770 Zuschauern im Schnitt der Publikumsmagnet und liegen damit klar vor Sturm (10.132) und Salzburg (10.013). Die am Ende viertplatzierten Grazer konnten ihrerseits den deutlichsten Zuwachs verzeichnen. Plus 34,6 Prozent kamen im Vergleich zur Vorsaison in die UPC-Arena. Bei Rapid waren es dank eines starken Frühjahres immerhin plus 21,6 Prozent. In der Ersten Liga wurde gar ein Anstieg von 21,1 Prozent verzeichnet. Exakt 354.429 Zuschauer lockten die Zweitligisten in die Stadien. Die meisten Fans hatte dabei Wacker Innsbruck mit durchschnittlich 3.959. Meisterlich ist das Zuschauerplus des SV Mattersburg: Bei einem Schnitt von 3.591 fanden stolze 69,5 Prozent mehr als in der Vorsaison den Weg ins Pappelstadion. Es freut mich, dass wir nach längerer Pause wieder Zuschaueranstiege in beiden Spielklassen verzeichnen können. Sportliche Highlights gepaart mit der passenden Infrastruktur in den Stadien sind entscheidende Faktoren - demnach bin ich positiv gestimmt was die künftigen Entwicklungen angeht, meinte Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer in einer Aussendung. Vom Rekordwert ist die Bundesliga derzeit freilich weit entfernt, dieser liegt seit der Saison 2007/08 bei 9.284 Besuchern/Spiel. Seither war der Besuch kontinuierlich rückläufig. In der Spielzeit 2012/13 waren es 6.821 gewesen, womit die Liga erstmals seit 2005 unter die 7.000er-Marke fiel.
Sport
21.000 Flüchtlinge binnen einer Woche in Griechenland UNHCR: Rhythmus der Ankünfte erhöhte sich zuletzt beständig – Deutschland hebt Flüchtlingsprognose an Berlin/Genf – Neuer Rekordwert in Griechenland: Innerhalb nur einer Woche (8. bis 14. August) haben 20.843 Schutzsuchende das EU-Land erreicht, wie das UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR am Dienstag in Genf mitteilte. Das sind fast halb so viele wie im gesamten Jahr 2014, als 43.500 Flüchtlinge Griechenland erreichten. Der Rhythmus der Ankünfte hat sich in den vergangenen Wochen beständig erhöht, betonte das UNHCR. Das schwer unter der Schuldenkrise leidende Griechenland ist nach UN-Einschätzung durch immer weiter steigende Flüchtlingszahlen überfordert und braucht dringend Unterstützung. Wir warnen seit Monaten, dass die Flüchtlingskrise in Griechenland immer schlimmer wird, sagte der Sprecher des UN-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR, William Spindler. Die Infrastruktur für Aufnahme, Betreuung und Registrierung auf den griechischen Inseln und auf dem Festland muss dringend gestärkt werden, fügte er hinzu. Die UN-Organisation rät der Regierung in Athen, zu diesem Zweck ein Sondergremium zu schaffen, das alle Aktivitäten zur Aufnahme und Unterstützung der Flüchtlinge koordiniert. Dazu sei auch Hilfe von der EU nötig: Europäische Staaten sollten Griechenland dabei unterstützen. Erst vergangene Woche kündigte EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos an, Athen werde weitere Nothilfe bei der EU-Kommission für Asyl beantragen. Außerdem werde Griechenland den Zivilschutz-Mechanismus der EU auslösen. Dadurch sei weitere Unterstützung mit Material und Expertise durch die EU-Staaten in der Ägäis möglich. Die meisten der in den vergangenen Wochen nach Griechenland geflohenen Menschen kamen nach UNHCR-Angaben aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Ein Großteil von ihnen erreichte Griechenland auf dem Seeweg aus der Türkei und kam auf den nahegelegenen Inseln Kos, Lesbos, Samos und Chios an. Viele Flüchtlinge leben oft wochenlang an den Stränden und auf den Straßen, bevor sie schließlich registriert werden und nach Athen weiterreisen können. Die deutsche Bundesregierung wird unterdessen ihre Flüchtlingsprognose voraussichtlich stark anheben. Die neue Vorhersage des zuständigen Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, die Innenminister Thomas de Maizière (CDU) am Mittwoch vorstellen wolle, werde drastisch höher ausfallen als die bisherige, berichtet das Handelsblatt (Dienstag). Demnach könnten in diesem Jahr 650.000, womöglich sogar 750.000 Asylbewerber nach Deutschland kommen. Bisher hatte die deutsche Bundesregierung mit 450.000 gerechnet, schrieb das Blatt unter Berufung auf Regierungskreise.
Panorama
Theaterstück gestürmt: Verfassungsschutz ermittelt gegen Identitäre Die Polizei ermittelt nach den Vorfällen im Audimax der Uni Wien wegen Körperverletzung, Störung einer Versammlung und Sachbeschädigung Nachdem die rechtsextremen Identitären am Donnerstagabend eine Aufführung des Elfriede-Jelinek-Stücks Die Schutzbefohlenen, deren Besetzung zum Großteil aus Flüchtlingen besteht, im Audimax der Universität Wien gestört haben, ermittelt der Verfassungsschutz. Das erfuhr DER STANDARD von einem Sprecher der Wiener Polizei. Die Polizei ermittle gegen acht unbekannte Täter wegen Körperverletzung – unter anderem wegen eines Faustschlags ins Gesicht – sowie gegen vier namentlich bekannte und vier unbekannte Tatverdächtige wegen Störung einer Versammlung, sagt Polizeisprecher Thomas Keiblinger. Zudem liege eine Anzeige wegen Sachbeschädigung vor. Eine Besucherin des Stücks, eine Geflüchtete aus Syrien, befinde sich noch in Spitalsbehandlung, sagte die Regisseurin der Aufführung, Tina Leisch, zum STANDARD. Drei der vier namentlich bekannten Tatverdächtigen seien bei einer Sofortfahndung mit Beteiligung der Wega in der Alser Straße festgehalten worden, so der Polizeisprecher. Die Auswertung eines Videos und Einvernahmen der Opfer könnten zur Ausforschung weiterer Namen führen. Während der Aufführung der mit dem Nestroy-Preis ausgezeichneten Produktion des Kollektivs Die Schweigende Mehrheit hatten 20 bis 30 Identitäre die Bühne gestürmt, Kunstblut verspritzt, ein Transparent entrollt und Flugblätter mit dem Titel Multikulti tötet! ins Publikum geworfen. Die Hochschülerschaft der Uni Wien berichtet zudem in einer Aussendung von Schlägen gegen Besucher des Stücks. Die Identitären, die sich noch am selben Abend in sozialen Medien mit der Aktion brüsteten, dementieren das. Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) verurteilte die Aktion am Freitag. Die gestrige Störaktion an der Universität Wien ist schockierend und reiht sich leider in eine Reihe von Übergriffen dieser Gruppe ein, die zutiefst abzulehnen sind, erklärte Ostermayer. Die verfassungsrechtlich verankerte Freiheit der Kunst und die Meinungsfreiheit sind genauso wie der Schutz von Minderheiten in einer aufgeklärten Demokratie unantastbar. Wer sich hier dagegenstellt, ist ein Feind der Freiheit, der Kunst und der Werte der Aufklärung, auf denen Europa fußt. Als Reaktion wird die Stadt Wien das Ensemble der Schutzbefohlenen zu einer Aufführung im Rathaus einladen. Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) sprächen die Einladung gemeinsam aus, hieß es in einer Aussendung Vassilakous am Freitag. Man setze damit ein klares Zeichen gegen Hetze und Ausgrenzung. Regisseurin Tina Leisch zeigt sich perplex von dem Angriff. In dem Stück geht es ja gerade darum, interkulturelle Konflikte zu verhandeln – wir sagen eben nicht: Flüchtlinge sind da, alles super, so Leisch. Für einige der Darsteller sei der Angriff schockierend gewesen, zwei von ihnen hätten sich danach nicht mehr auf die Bühne getraut. Nach der Unterbrechung wurde die Vorführung in Anwesenheit der Polizei fortgesetzt. Der Obmann der Identitären, Alexander Markovics, droht indes in einer Aussendung mit weiteren Aktionen: Wir werden dafür sorgen, dass es kein friedliches Hinterland mehr für die Multikultis geben wird.
Inland
Jugendliche Straffällige kaum in betreuten WGs statt in U-Haft Junge Straftäter können statt in U-Haft in WGs kommen, doch Jugendrichter sehen Mängel Wien – Rund 90 Jugendliche sind laut Justizministerium österreichweit in Haft. Die Zahl soll sinken. Darauf zielte die Reform des Jugendgerichtsgesetzes ab, dessen überarbeitete Version seit Jahresbeginn in Kraft ist. Richter und Staatsanwälte müssen nun explizit begründen, warum bei Jugendlichen U-Haft verhängt wird (rund die Hälfte der jungen Inhaftierten ist in U-Haft). Maßnahmen wie betreute Wohngemeinschaften und Sozialnetzkonferenzen sollen bevorzugt zum Einsatz kommen. Die Alternative der betreuten WG-Plätze wird, so berichtete Wien heute vor wenigen Tagen, kaum genützt. Insgesamt gibt es 15 spezielle WG-Plätze für junge Straffällige – allerdings wurden laut Justizministerium seit Jänner 2015 erst drei Jugendliche auf so einen Platz verwiesen. Christa Edwards, Obfrau der Fachgruppe Jugendrichter, sagt dazu im STANDARD-Gespräch, dass sehr viele durch das Instrument der Sozialnetzkonferenz aus der U-Haft entlassen werden können. Seit Herbst 2014 gibt es die Option: Dabei erarbeiten straffällig Jugendliche mit Personen ihres Umfelds einen Zukunftsplan und Strategien für dessen Einhaltung. Laut Justizministerium fanden von Anfang Oktober 2014 bis Ende Oktober 2015 bei U-Haft in 125 Fällen Sozialnetzkonferenzen statt. 50 davon hätten in dem Zeitraum mit Entlassung geendet. Bei diesen Fällen gibt es ein Zuhause, in das sie ziehen können, gibt Edwards zu bedenken. Jene, bei denen kein soziales Netz vorhanden ist oder dieses nicht funktioniert, besteht als einzige Haftalternative die betreute WG. Das sind oft schwierige Jugendliche. Gerade diese brauchen dringend eine professionell geschulte Bezugsperson, sagt Edwards. Diese müsse fähig und berechtigt sein, Kontrolle auszuüben. Da braucht es derzeit noch Nachjustierung, was die professionelle Betreuung betrifft, meint Edwards. Monika Schüssler, Geschäftsführerin der Österreichischen JungArbeiterBewegung (ÖJAB) – einer der drei WG-Platz-Anbieter – warnt vor vorschnellen Urteilen. Ich halte jede Bewertung für verfrüht, sagt Schüssler. Zumal bisher sehr wenige Jugendliche zugewiesen wurden. Diese bekämen Betreuung durch Jugendgerichtshilfe, Sozialpädagogen, den Verein Neustart und einen WG-Mitbewohner als Buddy. Jugendrichterin Beate Maschnig sieht hier aber ein System mit zu wenig Aufsicht, zu wenig Kontrolle. Es stelle sich auch die Frage, ob diese Aufgabe einem Mitbewohner zumutbar sei, meint Matschnig. Man werde sich ansehen, wie das läuft und wie groß der tatsächliche Bedarf ist, heißt es im Justizministerium. Der Regelbetrieb laufe erst seit Anfang 2016, ab Jänner 2015 lief die Pilotphase. Jeder Fall sei ein Einzelfall und es brauche je darauf abgestimmte Betreuung. Ziel sei, dass Jugendliche eigenverantwortlich und deliktfrei leben können, sagte die Ministeriumssprecherin. Die Reform des Jugendgerichtsgesetzes erfolgte nach einer Debatte nach einer Vergewaltigung eines 14-Jährigen in U-Haft in Wien, die im Juni 2013 bekannt geworden war. Die damalige Justizministerin Beatrix Karl (ÖVP) suchte nach Alternativen zur Haft Jugendlicher. Unter anderen bot SOS-Kinderdorf damals zwei spezielle Plätze in Jugend-WGs an. Da braucht es Einzelbetreuung und zusätzlich eine Person zur Arbeitsplatzvermittlung, erläutert Geschäftsleiter Clemens Klingan. Insgesamt hätte die NGO 60 Arbeitsstunden pro Jugendlichem pro Woche veranschlagt, mit Kosten von 290 Euro pro Tag und Betreutem. Dem Ministerium sei dies zu teuer gewesen.
Panorama
Klagenfurt: Französischer Supercup soll Fest werden Auch Sicherheitsüberlegungen sprachen für überschaubares Wörthersee-Stadion – Vorzug gegenüber Wien, Porto und Ankara Klagenfurt – Die französische Fußball-Liga (LFP) erhofft sich beim Supercup am 6. August in Klagenfurt ein volles Stadion. Für den Spielort hätten auch Sicherheitsüberlegungen gesprochen. Das Areal rund um das Wörthersee-Stadion sei kompakt und dadurch leichter zu überwachen als andere Arenen, erklärten die LFP-Direktoren Gael Caselli und Mathieu Ficot am Dienstag am Rande einer Pressekonferenz in Klagenfurt. Ein Angebot aus der Türkei etwa, den Supercup in Ankara auszutragen, lehnte die LFP aus politischen und technischen Gründen ab, wie deren Marketingchef Ficot erklärte. Ein weiteres Offert war aus Portugal mit Porto eingegangen. Den Zuschlag erhielt aber Veranstalter International Football Camps Styria (IFCS). Von den zwei angebotenen Optionen in Österreich gaben die Franzosen Kärnten gegenüber Wien den Vorzug. Es war eine schnelle Wahl. Wir haben uns aufgrund der Qualität des Stadions für Klagenfurt entschieden, erklärte Caselli, der in der LFP für internationale Entwicklung zuständig ist. Das Stadion hat keine Laufbahn, es ist kompakter. Dadurch sei auch die Zone rund um das Stadion leichter zu überwachen. Das ist in der aktuellen Situation ein entscheidender Faktor. Duell PSG gegen Monaco möglich Die Terroranschläge von Paris und Brüssel haben Spuren hinterlassen. Auch bei Veranstalter IFCS ist man sich der sensiblen Situation bewusst. In den kommenden drei Wochen werden alle sicherheitsrelevanten Personen ihre Pläne abstimmen, erklärte Sprecher Martin Zwischenberger. Es wird bis August permanent Treffen geben. Es wird alles Menschenmögliche gemacht. Die Überschaubarkeit des Wörthersee-Stadions sei dabei ein Vorteil. Dazu habe für Kärnten gesprochen, dass das Spiel für das Land etwas Besonderes sei, ergänzte Caselli. Es soll ein Fest sein. Wir erwarten ein volles Stadion. Immerhin tritt Meister Paris St. Germain eine Woche vor dem Ligastart gegen den Cupsieger an. Im Cup-Halbfinale trifft PSG auf Lorient, Zweitligist Sochaux auf Olympique Marseille. Sollten sich die Pariser auch diese Trophäe sichern, wartet im Supercup der Ligazweite – derzeit AS Monaco. Der Supercup wird seit 2009 im Ausland ausgetragen. Im Vorjahr war zum zweiten Mal Montreal an der Reihe, davor kamen bereits New York oder Gabuns Hauptstadt Libreville in den Genuss. Klagenfurt ist die erste Station außerhalb Frankreichs in Europa. Das Ereignis sollte auch ein Anschluss an die EURO sein, erklärte Ficot. Das EM-Finale steigt am 10. Juli in St. Denis bei Paris. Auch wegen der geringeren Reisestrapazen war diesmal Europa eine Idee. Zwei, drei Stars an Stelle von Ibrahimovic PSG hat in den vergangenen vier Jahren bereits Trainingscamps in Österreich absolviert. Auch diesmal dürfte das Starensemble vor dem Supercup drei Tage im Land stationiert sein. Davor bestreiten die Pariser zur Saisonvorbereitung bis 30. Juli den International Champions Cup in den USA, treffen dort auf Inter Mailand, Real Madrid und Leicester City. Offen ist, ob Superstar Zlatan Ibrahimovic in Klagenfurt noch dabei ist. Der Schwede pokert um eine Verlängerung seines mit Saisonende auslaufenden Vertrages und könnte Paris im Sommer verlassen. Falls Ibrahimovic abwandert, kann man aber sicher sein, dass sie das mit ein, zwei Superstars ergänzen werden, meinte IFCS-Geschäftsführer Kian Walizadeh, der betonte, dass seine Firma die alleinige finanzielle Verantwortung für die Veranstaltung trage. Kärnten bietet das Stadion. In dem nach einem Bescheid vom Jänner wieder 30.000 Zuschauer zugelassen sind.
Sport
Mann nach Zugunfall in Tirol im Spital gestorben War beim Überqueren der Gleise erfasst worden Kufstein – Jener Mann, der am Mittwoch in Kufstein von einem Zug erfasst und lebensgefährlich verletzt wurde, ist Mittwochabend im Spital gestorben. Er erlag im Krankenhaus Kufstein seinen schweren Verletzungen, teilte ein Polizeisprecher am Donnerstag mit. Der etwa 30-Jährige wollte die Gleise überqueren, um offenbar auf den gegenüberliegenden Bahnsteig zu gelangen. Dabei wurde er gegen 15.00 Uhr von einem einfahrenden Zug erfasst. Der Schwerstverletzte wurde in das Krankenhaus Kufstein eingeliefert. Die genaue Identität des Mannes und der Unfallhergang waren nach wie vor unklar und Gegenstand von Ermittlungen.
Panorama
SpaceX veröffentlicht spektakuläre Aufnahmen der Falcon-9-Landung Ein neues Video zeigt den Start und die erfolgreiche Landung der ersten Raketenstufe im Detail Die Nachricht Ende Dezember war eine Sensation: Der privaten US-Firma SpaceX war es erstmals gelungen, erfolgreich eine Trägerrakete vom Typ Falcon 9 ins All zu schießen und nach ihrem Flug wieder auf dem irdischen Startplatz landen zu lassen. Sechs Monate zuvor war ein solcher Versuch noch spektakulär gescheitert. Für die Raumfahrt gilt der Erfolg als Meilenstein: Denn die Rückkehr benutzter erster Raketenstufen zur Erde könnte eine Wiederverwendung ermöglichen und Raumtransporte so erheblich billiger machen. Nach Expertenansicht könnte SpaceX mit der wiederverwertbaren Rakete aber auch den Grundstein zur kommerziellen Erschließung der bemannten Raumfahrt im öffentlichen Auftrag gelegt haben. Das Unternehmen hat nun – verpackt in ein professionelles PR-Filmchen – bemerkenswerte Aufnahmen des Manövers veröffentlicht, auf denen auch die Landung im Detail zu sehen ist. Unter dem Titel The Falcon has landed findet sich das sehenswerte Video hier: --> Youtube: The Falcon has landed/Recap of Falcon 9 launch and landing (red, 17.01.2016)
Wissenschaft
Flüchtlinge: Einsatzkräfte schrauben Kapazitäten an Grenze in Spielfeld zurück Spielfeld braucht weniger Personal, dafür wird grüne Grenze stärker beobachtet – Auch Heer hat weniger im Assistenzeinsatz – Grenzmanagement für Brenner und Co auf Stand-by Wien/Graz/Klagenfurt – Beim Grenzmanagement in Spielfeld ist der Personalbedarf deutlich gesunken, nachdem die Westbalkanroute für Flüchtlinge de facto keine Option mehr ist. Und so wird die Zahl der Exekutivbeamten dort reduziert, bestätigt das Innenministerium einen Bericht der Kleinen Zeitung vom Donnerstag. Das aber zu Gunsten auch der Überwachung an der grünen Grenze nicht nur im Süden, sagte ein Sprecher zur APA. Zuletzt seien bereits Polizeikontingente (hunderte Beamte) aus anderen Bundesländern aus der Steiermark nach Hause geschickt worden, berichtete der Ministeriumsprecher. Am Grenzübergang in Spielfeld sei der Flüchtlingsstrom zentral kanalisiert worden – jetzt aber versiegt. Deshalb sei dort auch nicht mehr so viel Personal nötig. Dieses wird nun zum Teil in Richtung grüne Grenze geschickt. Zwar verzeichne man dort derzeit keinen merkbaren Anstieg an Einreisen, aber man muss vorbereitet sein, heißt es im BMI. Was den Ausbau weiterer Grenzmanagement-Checkpoints wie Spielfeld betrifft, steht alles auf Stand-by. Die Konzepte für die insgesamt zwölf weiteren Standorte, darunter Brenner und Karawanken-Tunnel, lägen vor. Es geht darum, die entsprechenden Kontrollen rasch aktivieren zu können, wenn sich eine neue Route zeigt. Die Umsetzung obliegt dann laut Ministerium der jeweiligen Landespolizeidirektion. Derzeit allerdings ist keine Route erkennbar, die in dieser Form schon klar die Westbalkanroute der letzten Monate ablösen würde, so der Sprecher. Allerdings säßen ja noch tausende Menschen in der Türkei und in Griechenland mit dem ganz offenkundigen Willen, weiterzukommen in Richtung Österreich und darüber hinaus. Deswegen dienen all diese Maßnahmen der Vorbereitung, wenn sich eine neue Route zeigt. Freilich kommen weiterhin noch Menschen nach Österreich, aber nicht über eine einheitliche Route. Faktisch stellen derzeit alle, die ankommen, auch Asylanträge – im Schnitt 100 pro Tag, diese Zahl bleibt momentan stabil. Auch im Bundesheer hat man die Kapazitäten zurückgefahren. Wir richten uns nach dem Bedarf der Polizei, hielt ein Sprecher des Verteidigungsministeriums fest. Und der ist gesunken, hatte man doch noch vor einem Monat den Assistenzeinsatz um 450 Köpfe auf knapp 1.000 aufgestockt. Nun assistieren – mit Stichtag Donnerstag – rund 850 Soldaten. Nur mehr 50 Leute sind derzeit für Unterstützungsleistungen wie Transport und Verpflegung abgestellt. Das Heer ist aber gerüstet, versichert man im Ministerium: Sollten wieder mehr Flüchtlinge kommen, können wir binnen 48 Stunden sofort einige Kompanien stellen.
Panorama
Rätselhafte Flucht nach Afrika Ein Skelettfund in einer Höhle in Äthiopien weist auf ein mysteriöses Ereignis hin, das vor 3.000 Jahren im Nahen Osten stattfand Cambridge/Wien – Vor rund 60.000 Jahren verließ der Homo sapiens seine afrikanische Wiege, um den Erdball zu erobern. Das lässt sich heute einigermaßen fundiert archäologisch belegen. Nicht alle blieben in der Ferne: In den vergangenen Jahrtausenden dürften einzelne Populationen den Weg zurück in die Urheimat gefunden haben, doch die verfügbare Datenlage dazu ist spärlich. Genetische Hinweise auf solche Rückwanderungen beruhten bislang ausschließlich auf Erbgutproben von modernen Afrikanern. Das änderte sich allerdings, als Archäologen vor drei Jahren in der Mota-Höhle im Süden des äthiopischen Hochlandes die Gebeine eines Mannes entdeckten, der vor rund 4.500 Jahren in der Region gelebt hatte. Das Skelett war außergewöhnlich gut erhalten, und es gelang Forschern um Marcos Gallego Llorente von der University of Cambridge schließlich, aus den Überresten das erste vollständige Genom eines antiken Afrikaners zu rekonstruieren. Der nun im Fachjournal Science präsentierte genetische Schatz öffnete ein bislang einzigartiges Fenster in die Vergangenheit des Kontinents – und er weist auf ein veritables Rätsel hin. Dem DNA-Material fehlten nämlich wesentliche genetische Merkmale, die im Genom moderner Afrikaner in großem Umfang vorhanden sind. Damit untermauert der Fund deutlich, was frühere Studien schon angedeutet hatten: Vor rund 3000 Jahren muss eine große Anzahl von Menschen das heutige Anatolien bzw. den Nahen Osten verlassen haben, um Zuflucht am Horn von Afrika zu finden. Welches zeitlich eng begrenztes Ereignis offenbar eine ganze lokale Bevölkerung dazu getrieben hatte, ihre Heimat zu verlassen, bleibt mysteriös. Andrea Manica, Koautor der Studie: Grob gesprochen umfasste die Zahl der Einwanderer rund 30 Prozent jener Menschen, die zu dieser Zeit am Horn von Afrika gelebt haben – und das ist wirklich erstaunlich. Die Frage ist: Was hat diese Leute zur Flucht veranlasst? Klimatische Veränderungen dürften es nach derzeitigem Wissensstand jedenfalls nicht gewesen sein. Antworten darauf kann auch die genetische Untersuchung des Mota-Mannes nicht liefern. Dafür zeigten weitere Analysen aber etwas anderes: Die Angehörigen dieser umfassenden Auswanderungswelle – die Forscher sprechen vom Eurasischen Rückfluss – waren direkte Nachfahren jener frühneolithischen Bauern, die 4.000 Jahre zuvor die Landwirtschaft in Europa verbreitet hatten. Archäologische Funde belegen darüber hinaus, dass zeitgleich mit der Ankunft der Zuwanderer der Anbau von typischen Getreidesorten aus dem Nahen Osten, darunter Weizen und Gerste, in Ostafrika Verbreitung fand. Für die Wissenschafter liegt daher die Annahme nahe, dass die Einwanderer, ganz so wie ihre Vorfahren, dabei halfen, neue Formen der Landwirtschaft zu etablieren. Und noch etwas Erstaunliches konnten die Forscher beim Vergleich des Mota-Mannes mit heutigen Afrikanern herausfinden: Das genetische Erbe der Menschen aus dem Nahen Osten hat sich offenbar in den folgenden Jahrtausenden über den gesamten Kontinent verteilt. Heute besteht die DNA praktisch jedes Afrikaners zu mindestens sechs Prozent aus jenem Erbgut, das die Einwanderer vor 3.000 Jahren aus Eurasien mitgebracht haben.
Wissenschaft